Unter Satteltramps: Die großen Western 267
Von Jonny Kent
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Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Gnadenlos schleuderte die Sonne seit dem frühen Morgen eine wahre Gluthitze auf die Savanne. Der Mann, der da durch das hügelige Land ritt, hatte den Hut tief in die Stirn gezogen. Starkes Blondhaar wucherte unter der breiten Krempe hervor und wuchs ihm hinten in das schwarze Halstuch. Er hatte ein kantiges, scharfgeschnittenes Gesicht, in dem ein smaragdgrünes Augenpaar stand. Sein Hemd war aus grauem Kattunstoff und vielfach von Schweißstellen durchsetzt. Um die Hüften trug er einen breiten, patronengespickten Waffengurt, der tief über dem linken Oberschenkel einen schweren Remington-Revolver hielt. Enganliegend waren die grauen Levishosen, die unten über die Schäfte seiner hochhackigen Stiefel ausliefen. Schon seit Stunden trottete sein brauner Wallach durch das buschbesetzte unübersichtliche Gelände westwärts. Es war ein weiter Weg, den der Ohioman von den Ufern des Eriesees bis hierher in die Prärie von Kansas hinter sich hatte. Jack Farland suchte einen Job als Cowboy. Man hätte meinen können, daß das leicht in diesem Land sei. Aber das war keineswegs der Fall. In den heißen Sommermonaten war der Bedarf an Weidereitern nicht so groß wie im Frühjahr und im Herbst. Das Büschelgras der Savanne streifte fast die Stiefel des Reiters und ließ seinen gelbgrünen pulvrigen Staub darauf zurück. Farland, der hin und wieder völlig unabsichtlich den Blick über die Silhouette der Hügel streifen ließ, kniff plötzlich die Augen zu schmalen Spalten zusammen. Bis ins Mark erschrak er, und fast hätte er den Wallach zurückgerissen, denn das, was er da gesehen hatte, war sehr wohl dazu angetan, einen einsamen Mann, der durch dieses Land streifte, mit tiefster Beklemmung zu erfüllen. Drüben auf einem der Hügelgrate hielt ein Reiter, der bewegungslos auf seinem Pferd saß. Obgleich Farland den Mann keineswegs erkennen konnte, wußte er doch plötzlich genau, daß es ein Indianer war. Jack Farland hatte wie jeder weiße Mann in diesem Land eine unbewußte Abneigung gegen die Indianer, die sich nicht zuletzt auf die Furcht begründete, die durch die vielen Kämpfe, die zwischen Rot und Weiß stattgefunden hatten, hervorgerufen wurde. Niemals bisher hatte er eine Rothaut zu Gesicht bekommen.
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Unter Satteltramps - Jonny Kent
Die großen Western
– 267–
Unter Satteltramps
Jonny Kent
Gnadenlos schleuderte die Sonne seit dem frühen Morgen eine wahre Gluthitze auf die Savanne.
Der Mann, der da durch das hügelige Land ritt, hatte den Hut tief in die Stirn gezogen. Starkes Blondhaar wucherte unter der breiten Krempe hervor und wuchs ihm hinten in das schwarze Halstuch. Er hatte ein kantiges, scharfgeschnittenes Gesicht, in dem ein smaragdgrünes Augenpaar stand. Sein Hemd war aus grauem Kattunstoff und vielfach von Schweißstellen durchsetzt. Um die Hüften trug er einen breiten, patronengespickten Waffengurt, der tief über dem linken Oberschenkel einen schweren Remington-Revolver hielt. Enganliegend waren die grauen Levishosen, die unten über die Schäfte seiner hochhackigen Stiefel ausliefen.
Schon seit Stunden trottete sein brauner Wallach durch das buschbesetzte unübersichtliche Gelände westwärts.
Es war ein weiter Weg, den der Ohioman von den Ufern des Eriesees bis hierher in die Prärie von Kansas hinter sich hatte. Jack Farland suchte einen Job als Cowboy. Man hätte meinen können, daß das leicht in diesem Land sei. Aber das war keineswegs der Fall. In den heißen Sommermonaten war der Bedarf an Weidereitern nicht so groß wie im Frühjahr und im Herbst.
Das Büschelgras der Savanne streifte fast die Stiefel des Reiters und ließ seinen gelbgrünen pulvrigen Staub darauf zurück. Farland, der hin und wieder völlig unabsichtlich den Blick über die Silhouette der Hügel streifen ließ, kniff plötzlich die Augen zu schmalen Spalten zusammen. Bis ins Mark erschrak er, und fast hätte er den Wallach zurückgerissen, denn das, was er da gesehen hatte, war sehr wohl dazu angetan, einen einsamen Mann, der durch dieses Land streifte, mit tiefster Beklemmung zu erfüllen. Drüben auf einem der Hügelgrate hielt ein Reiter, der bewegungslos auf seinem Pferd saß.
Obgleich Farland den Mann keineswegs erkennen konnte, wußte er doch plötzlich genau, daß es ein Indianer war.
Jack Farland hatte wie jeder weiße Mann in diesem Land eine unbewußte Abneigung gegen die Indianer, die sich nicht zuletzt auf die Furcht begründete, die durch die vielen Kämpfe, die zwischen Rot und Weiß stattgefunden hatten, hervorgerufen wurde. Niemals bisher hatte er eine Rothaut zu Gesicht bekommen. Er hatte sich oft vorgestellt, als er in den Westen aufbrach, wie es wohl sein würde, wenn er zum erstenmal einen Indianer sehen würde. Vorstellungen von geschwungenen Kriegsbeilen, zischenden Pfeilen, pfeifenden Kugeln und gellendem Kriegsgeschrei waren dabei wirr durch seinen Kopf gezogen. Mit der Zeit hatte er alles vergessen, die Vorstellung und auch die Indianer selbst. Er war in den Westen gekommen und hatte nur weiße Männer getroffen, und der Kampf mit ihnen war oft hart gewesen. Niemals zuvor in seinem Leben hatte er in so kurzer Zeit so viele Banditen getroffen, wie auf seinem Ritt nach Kansas.
Nun war da plötzlich ein Indianer.
Farland mußte sich gewaltsam dazu bringen, den Kopf nach vorn zu richten, den Beobachter drüben auf dem Felsgrat nicht merken zu lassen, daß er ihn entdeckt hatte.
Er tastete mit der freien rechten Hand, die er meist beim Reiten herunterhängen ließ, über die Hinterhand des Pferdes, tat, als habe er dort etwas entdeckt, das nicht in Ordnung war, hielt das Pferd an und stieg ab. Dabei hob er den Kopf nicht etwa an, sondern blickte scharf unter der Hutkrempe nach Osten hinüber.
Die Konturen der Hügel, aus deren Nähe er sich nur unmerklich auf seinem Kurs entfernt hatte, schienen plötzlich wie mit gleichmäßig herausragenden Nägeln besetzt zu sein. Aber das waren keine Nägel und auch keine Bäume oder Steine, das waren Menschen.
Indianer! Mann an Mann standen die Roten da und rührten sich nicht.
Der Mann vom Eriesee griff sich unwillkürlich an die Kehle. Dann strich er über den Sattel, so als wäre da Staub wegzuwischen, setzte den linken Fuß in den breiten Steigbügel und zog sich auf den Pferderücken. Im gleichen Trott ritt er weiter. Aber er spürte, daß winzige Schweißperlen unter seinem Hutrand hervorgetreten waren und seine Stirn bedeckten. In Sekundenschnelle war auch sein ganzer Körper schweißgebadet, das Hemd klebte ihm am Leibe. Er wischte sich über die Stirn, preßte den von der Sonne glühendheißen Hemdsärmel auf seine Augen und starrte unverwandt nach Westen.
Ruhig bleiben! Keine Eile zeigen. Im gleichen Trott weiterreiten. Er mußte sich die Formeln, die jeder weiße Mann, der dieses Land betrat, unbewußt lernte, immer wieder vorsprechen. Wer einem Indianer Angst zeigt, hat schon gegen ihn verspielt. Bloß jetzt nicht nach rechts hinübersehen!
Als er hundert Schritt weitergeritten war, vermochte er der Versuchung nicht zu widerstehen und wandte wie unabsichtlich den Kopf nach rechts. Im Augenwinkel hätte er sie sehen müssen.
Aber er sah nichts mehr, gar nichts. Er warf den Schädel förmlich herum und starrte zu den blaßgrünen Hügelrändern hinüber, die ihre Konturen gegen den stahlblauen Kansas-Himmel schoben.
Mit einem Ruck hielt er sein Pferd an, kniff die Augen fest zusammen, riß sie wieder auf und schüttelte dann den Kopf. Er fuhr sich durch das schweißnasse Gesicht, riß das Halstuch herunter und wischte den Schweiß weg, der ihm durch die Brauen in die Augen gedrungen war.
»Damned! Was ist denn das…?« Er sah sich jetzt nach der anderen Seite um, starrte dann wieder zu dem Grat hinüber, der sich über viele Meilen von Südosten nach Nordwesten zog, nahm plötzlich die Zügelleinen mit einem harten Ruck an sich und preßte dem Wallach die Sporen in die Weichen.
Das Tier schoß wie mit einem Panthersprung vorwärts und fiel in einen harten, stoßenden Galopp.
Ich muß von den Hügeln weg, weiter in die Savanne hineinkommen!
Kaum hatte er auch die zweite Hand an die Zügelleinen gebracht, als er eine Entdeckung machte, die ihm das Blut in den Adern stocken ließ. Nicht ganz hundert Schritt von ihm entfernt war zwischen zwei Büschen ein Reiter aufgetaucht.
Ein Indianer!
Reglos wie eine Statue verharrte er zwischen den trockenen Tecca-Sträuchern und blickte dem weißen Mann entgegen.
Farland hatte das Pferd unwillkürlich angehalten und stierte fassungslos zu dem Indianer hinüber. Wie war das möglich? Der Mann konnte auf keinen Fall in dieser kurzen Zeit von den Hügeln herunter in die Talsenke geritten sein, um sich hier zu verbergen. Das bedeutete also, daß er schon vorher hier gewesen sein mußte – und das wiederum bewies nichts anderes, als daß die Indianer hier überall steckten und auf ihn warteten.
Sie haben es auf mich abgesehen! brannte es in seinem Hirn.
Er preßte die Zähne aufeinander und ritt langsam vorwärts. Unmerklich hatte er den Revolver im Halfter gelockert.
Als der Ohioman bis auf zwanzig Schritt an den Reiter herangekommen war, hielt er sein Pferd an.
Die beiden Männer fixierten einander. Jack Farland blickte unverwandt in das Gesicht des Indianers. Es war ein schmales, fast hageres Gesicht, in dem ein tiefbraunes Augenpaar stand. Der Mann hatte scharf nach oben gezogene Brauenbögen und eine leicht gebogene Nase. Farland war erstaunt, wie wenig typisch indianische Merkmale dieses Gesicht da vor ihm aufwies. Es war ein gut gemeißeltes Antlitz, das einem vielleicht vierzigjährigen Mann gehörte.
Farland preßte die Knie zusammen und trieb damit den Wallach weiter vorwärts. Nur etwa neun Schritt trennten ihn jetzt noch von dem Indsman. Auf diese Distanz erst sah man, daß das Gesicht des Indianers von hunderten winziger Falten zerschnitten war, es wirkte jetzt in der Nähe sehr viel älter. Auch sah Farland, daß sich durch das schwarze strähnige Haar viele Silberfäden zogen. Der Mann hatte eine weiße Feder hinten im Haar stecken, deren Spitze schwarz gefärbt war. Eine Kette aus Tierzähnen lag um seinen Hals. Sein Oberkörper steckte in einer Art von Jacke, die aus hellem, gegerbtem Leder bestand. Seine Hosen waren aus dunklerem Leder und ebenso wie die Jackenärmel mit langen Fransen besetzt. Um die Hüften trug er einen Gurt, in dem ein Revolver steckte. Aus unergründlichen Augen blickte der Rote den Weißen an. Plötzlich nahm er sein Pferd herum und ritt langsam zwischen den Tecca-Büschen hindurch nach Norden hinüber, den Hügeln entgegen.
Farland sah ihm mit geweiteten Augen und offenstehendem Mund nach. Als er sich jetzt mit der Linken durchs Gesicht wischte, war sie naß, als hätte er sie in eine Pferdetränke getaucht.
Jetzt keine Hast zeigen! Um keinen Preis. Ganz langsam weiterreiten, so als ob gar nichts wäre!
Es brannte ihm dennoch unter der Haut, und am liebsten hätte er dem Wallach die Sporen in die Weichen getrieben, um ihn zu größter Eile anzutreiben. Aber er ritt in gleichem Tempo weiter. Als er nach einer Weile einen Blick zur Seite riskierte, war der Indianer verschwunden.
»Unheimlich…!« Er blickte sich um, als ob das Wort, das über seine Lippen gekommen war, von jemandem gehört worden sei.
Unangefochten ritt er weiter. Von Minute zu Minute riskierte er unmerklich einen Blick zu den Hügeln hinüber, sucht mit den Augen die Bodenunebenheiten vor sich ab, die Büsche, die Senken und Erhebungen. Aber es geschah nichts. Die roten Männer zeigten sich nicht mehr.
Es war gegen zwei Uhr am Mittag, als er in der Ferne eine Stadt auftauchen sah.
Heftig trieb er den Braunen an. Schaumflocken flogen dem Tier vom Maul und blieben an den Stiefeln des Reiters hängen.