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Todesspur durch Wyoming: U.H. Wilken 3 – Western
Todesspur durch Wyoming: U.H. Wilken 3 – Western
Todesspur durch Wyoming: U.H. Wilken 3 – Western
eBook146 Seiten2 Stunden

Todesspur durch Wyoming: U.H. Wilken 3 – Western

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Über dieses E-Book

U. H. Wilken war einer der ganz großen Autoren, die den Western prägten und entscheidend zum Erfolg dieses Genres beitrugen.
Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten.
U. H. Wilken ist zugleich einer der bestinformierten Autoren und kennt sich genau in der Historie des Wilden Westens aus. Was er schreibt, lässt sich hautnah belegen. Ein Meister seines Fachs, der mit Leidenschaft und Herzblut die großen Geschichten nachzeichnet, die sich in der Gründerzeit ereigneten.

Sie warteten schon gegenüber dem Marshal's Office im tiefen Schatten der Häuser und hielten die Colts bereit. Quietschend schwang die Tür des Office auf, und flackernder Lichtschein fiel auf die Straße. Langsam trat ein Mann aus dem Office und verharrte an der Türschwelle. Schwarz hob er sich vor dem Licht ab, sah die Straße hinauf zum Saloon, wo die erleuchteten Fenster helle Rechtecke in die Schwärze der Nacht zeichneten, atmete tief ein und straffte sich. Hinter ihm im Office schlug die Standuhr die zwölfte Stunde. Er sah nicht die Männer zwischen den Häusern auf der anderen Seite, nicht ihre brutalen und zynisch grinsenden Gesichter, nicht den Hass in ihren Augen. Es war Zeit, durch die Stadt zu gehen wie jede Nacht zur selben Stunde. In dieser Nacht endete der Rundgang des Deputy Marshals vor dem Office, noch bevor er begonnen hatte. Aus dem Dunkel flammten die grellen Mündungsfeuer herüber, peitschten die Schüsse durch die Stille, tobte der Knall die Straße hinauf und stieß gegen die Häuser, ließ die Fensterscheiben klirren und zerflatterte über den Dächern. Torkelnd bewegte sich der Deputy über die Bretter des Gehsteigs, prallte gegen den Dachpfosten und stürzte zurück, lag auf dem Gesicht, und die Radsporen an seinen Stiefeln klingelten wie fernes Geläute. Hart trommelten die Hufe vieler Pferde über den Hinterhof, pochten dumpf davon und erstickten weit draußen auf der Ebene. Von den fernen hohen Bergen kam das Echo der Schüsse schwach zurück. Es war nicht mehr still in der Stadt; Türen klappten, Stimmen wurden laut, und Männer hasteten über die Straße. In einem kleinen Haus am Stadtrand richtete sich ein großer sehniger Mann auf seinem harten Lager auf und horchte hinaus. Mit heftiger Bewegung riss er die Decke zur Seite, schnellte hoch und packte den schweren Waffengurt, legte ihn um und fuhr in die Stiefel hinein, stampfte einige Male und warf sich die lange Lederjacke über. »Daddy«, tönte da eine verschlafene Stimme durch den dunklen Raum, »was ist denn draußen los? Waren das nicht Schüsse gewesen?« »Ja, mein Junge«, antwortete der Mann mit rauer Stimme.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum1. Nov. 2022
ISBN9783740926649
Todesspur durch Wyoming: U.H. Wilken 3 – Western

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    Buchvorschau

    Todesspur durch Wyoming - U.H. Wilken

    U.H. Wilken

    – 3 –

    Todesspur durch Wyoming

    U.H. Wilken

    Sie warteten schon gegenüber dem Marshal’s Office im tiefen Schatten der Häuser und hielten die Colts bereit.

    Und dann war es soweit …

    Quietschend schwang die Tür des Office auf, und flackernder Lichtschein fiel auf die Straße. Langsam trat ein Mann aus dem Office und verharrte an der Türschwelle. Schwarz hob er sich vor dem Licht ab, sah die Straße hinauf zum Saloon, wo die erleuchteten Fenster helle Rechtecke in die Schwärze der Nacht zeichneten, atmete tief ein und straffte sich. Hinter ihm im Office schlug die Standuhr die zwölfte Stunde.

    Er sah nicht die Männer zwischen den Häusern auf der anderen Seite, nicht ihre brutalen und zynisch grinsenden Gesichter, nicht den Hass in ihren Augen.

    Es war Zeit, durch die Stadt zu gehen wie jede Nacht zur selben Stunde.

    In dieser Nacht endete der Rundgang des Deputy Marshals vor dem Office, noch bevor er begonnen hatte.

    Aus dem Dunkel flammten die grellen Mündungsfeuer herüber, peitschten die Schüsse durch die Stille, tobte der Knall die Straße hinauf und stieß gegen die Häuser, ließ die Fensterscheiben klirren und zerflatterte über den Dächern.

    Torkelnd bewegte sich der Deputy über die Bretter des Gehsteigs, prallte gegen den Dachpfosten und stürzte zurück, lag auf dem Gesicht, und die Radsporen an seinen Stiefeln klingelten wie fernes Geläute.

    Hart trommelten die Hufe vieler Pferde über den Hinterhof, pochten dumpf davon und erstickten weit draußen auf der Ebene. Von den fernen hohen Bergen kam das Echo der Schüsse schwach zurück.

    Es war nicht mehr still in der Stadt; Türen klappten, Stimmen wurden laut, und Männer hasteten über die Straße.

    In einem kleinen Haus am Stadtrand richtete sich ein großer sehniger Mann auf seinem harten Lager auf und horchte hinaus. Mit heftiger Bewegung riss er die Decke zur Seite, schnellte hoch und packte den schweren Waffengurt, legte ihn um und fuhr in die Stiefel hinein, stampfte einige Male und warf sich die lange Lederjacke über.

    »Daddy«, tönte da eine verschlafene Stimme durch den dunklen Raum, »was ist denn draußen los? Waren das nicht Schüsse gewesen?«

    »Ja, mein Junge«, antwortete der Mann mit rauer Stimme. »Bleib ruhig liegen, ich bin bald zurück.«

    Schon rannte er aus dem Haus, über den Brettersteig und in die Stadtmitte. Marshal Jock Lonnigan war unterwegs, lief mit langen Beinen und schwappender Lederjacke am Saloon vorbei, wo die wenigen späten Gäste wie festgenagelt auf dem Gehsteig standen, hastete mit anderen Einwohnern zum Office und drängte sich durch die Menschen, die sich vor dem Office zusammengerottet hatten.

    »Platz, Leute, Platz!« sagte er rau und stieß sie weg, polterte auf den Gehsteig hinauf und erstarrte einen Atemzug lang, sah erschrocken und düster auf den leblosen Deputy und beugte sich dann steif über ihn.

    Das Schweigen des Entsetzens umgab ihn, und viele Blicke waren auf ihn gerichtet – auf sein hartes, kantiges Gesicht, auf das strähnige sandgraue Haar, auf die schlanken kräftigen Hände, die fast scheu den toten Deputy berührten.

    »Mallory, mach keinen Mist«, flüsterte er heiser, »du kannst doch nicht …« Er verstummte, schluckte hart und erschüttert und blickte auf. Der Lichtschein fiel aus dem Office und in sein wettergegerbtes Gesicht; die grauen Augen schimmerten im Licht wie Eis. Langsam kamen die Worte über seine Lippen: »Mallory musste für mich sterben. Die Schweinehunde hatten es auf mich abgesehen und geglaubt, ich wäre es, nicht Mallory. Wir sind ja gleich groß: Hat jemand von euch die Halunken gesehen?«

    Überall nur Kopfschütteln.

    Ratlosigkeit war in den Gesichtern. In der Ferne schrillte der Pfiff der Lok über die nächtliche Ebene; der Zug näherte sich der Stadt.

    Marshal Lonnigan schloss seinem Deputy die starren Augen, hockte neben ihm und schwieg.

    Ein paar Leute gingen weg, verschwanden zur Bahnstation hin. Licht fiel aus den Häusern, und überall redeten Leute leise miteinander. Rasselnd kam der Zug heran, die Bremsen kreischten durchdringend, die Lok zischte und stampfte, Funken wirbelten über der Lok, Rauch wehte in die Stadt. Immer mehr Leute liefen zum Schienenstrang.

    Lonnigan verzog bitter den Mund.

    War Mallory schon so schnell vergessen? Hatten diese Leute vergessen, dass Mallory oftmals für sie sein Leben eingesetzt hatte? War er nicht wert, dass man bei ihm verharrte und seiner gedachte?

    »Scheißkerle …«

    Leise kam es über Lonnigans Lippen, während er den Blick senkte und auf Mallory sah.

    Denk mal darüber nach, Lonnigan. Das Leben geht weiter, auch wenn Mallory tot ist. Hast du dir das nicht schon oft selber eingehämmert?

    Er atmete schwer und spürte plötzlich den brennenden Blick im Gesicht. Langsam sah er zur Straße hinunter.

    Dort stand sein Junge.

    Billy war fünfzehn Jahre alt. Aus ihm würde mal ein kräftiger Mann werden. Sein schwarzes Haar glänzte fast bläulich, die braunen Augen blickten starr auf den toten Deputy Marshal. Er schluckte würgend und verkrampfte sich etwas.

    »Was willst du denn hier?« knurrte Lonnigan. »Mach, dass du ins Bett kommst, Junge.«

    Billy nickte kaum merklich.

    »Ja, Dad.«

    Dann ging er zurück.

    Und während er an den Häusern vorbeiging und der Rauch der Lok über ihn hinwegwehte, dachte er.

    Armer Mallory. Er war ein so feiner Kerl. Wir hatten uns so prächtig verstanden, er, Dad und ich. Jetzt ist er tot. Bestimmt haben die Halunken das getan, um sich zu rächen. Dad hatte doch einen von ihnen in den Bergen erwischt, hergebracht und nach dem Todesurteil aufhängen lassen. Jetzt sind sie hinter Dad her. Ich weiß nicht, was Dad machen wird. Vielleicht wird er gar nichts tun und abwarten. Mallory war sein Freund. Dad sieht so schrecklich aus, so sehr ernst, wie ich ihn noch niemals gesehen habe. Heute Nacht kann er bestimmt nicht mehr schlafen …

    Das dachte Billy, und er dachte noch vieles mehr, als er ins Haus zurückging und dort auf seinen Vater wartete.

    Marshal Lonnigan hob die Hände unter den Deputy, hob ihn auf und trug ihn ins Office, legte ihn aufs Lager neben den leeren Zellen und setzte sich auf die Kante des Lagers. Aber er saß nicht lange dort, verließ plötzlich das Office und rannte zum Haus, sattelte sein Pferd, holte es aus dem Stall und saß auf. Im Galopp ritt er durch die Stadt und auf die Ebene hinaus. Wenig später stieß er auf die Spur der Banditen, die sich im Gras deutlich abzeichnete. Er folgte ihr und näherte sich den dunklen Bergen, die wie große formlose Tiere unter dem Nachthimmel lagen. Der Wind der Berge kam ihm entgegen und bewegte das strähnige Haar, das unterm Stetson hervorfiel. Unterwegs zog er die Winchester hervor und vergewisserte sich, dass die Waffe schussbereit war.

    Die Spur führte in eine Bergfalte hinein.

    Lonnigan ritt ins Schattenfeld der Berge, vorbei an den Felsen und mannshohen Sträuchern. Er lauschte dem trockenen Wispern des Windes und dem Geschrei eines aufgeschreckten Vogels. Der Boden wurde immer härter, steiniger. Steile Pfade führten durch die Bergwildnis. Lonnigan überquerte so manchen Höhenzug und verhielt schließlich zwischen Felsklippen.

    So weit der Blick reichte, war alles einsam und unberührt. Von der Bande war nichts zu erkennen; die Spur hatte sich aufgelöst.

    Doch Lonnigan suchte weiter und ließ noch lange nicht nach. Das war er Mallory schuldig.

    Sein Sohn Billy wartete in der Stadt, schlief nicht, ging oft vor die Tür und blickte suchend über die Straße. Nur noch wenige Leute hielten sich draußen auf. Vor der Stadt rollte der Zug an, schrillte der Pfiff der Lok und wallte schwarzer Rauch über den Gleisen. Der Himmel verfärbte sich bereits und wurde heller. Fahles Licht erschien hinter den Bergzügen im Osten. Der Tag brach an, und Lonnigan kam noch immer nicht.

    Als Dad zurückkam, war es Nachmittag. Er sah müde aus, und sein Gesicht war grau wie Fels. Er stieg vor unserem Haus ab und drückte mir den Zügel in die Hand. Ich sah ihm an, dass er keine Ruhe finden konnte. Ja, irgendwie war er ein anderer Mensch geworden. Ich hätte ihm gern geholfen, aber wie nur …

    »Reib das Pferd gut ab, mein Junge. Es wird noch viele Meilen laufen müssen.«

    Lonnigan lächelte flüchtig und auch freudlos, legte die Hand auf die Schulter seines Jungen und ging dann mit flachen, müden Schritten die Straße hinauf. Er schien die Leute vor den Häusern gar nicht zu bemerken. Im Saloon lachten Männer, klirrten Gläser und rollte eine leere Whiskyflasche unter der Schwingtür hervor.

    »He, du alte Schleuderbacke«, rief jemand, »gib uns noch einen aus!«

    Lonnigan stapfte weiter, hielt die Schulter seltsam schräg und verschwand im Marshal’s Office. Kurz darauf kam er wieder hervor, überquerte die Straße und ging in die Sargmacherei. Auch dort blieb er nicht lange; sein Weg führte ihn zum Town Mayor, und als er wieder auf der Straße erschien, kam gerade der alte knarrende Wagen mit dem Sarg aus der Tischlerei gerollt und hielt vor dem Office. Zwei Männer stiegen ab, nahmen den Sarg und ging ins Office. Lonnigan war dabei, als sie Mallory in den Sarg legten.

    »Laß den Deckel weg. Er soll noch mal die Sonne im Gesicht haben.«

    »Ist gut, Marhsal.«

    Sie brachten Mallory im Sarg hinaus und auf den Wagen. Viele Leute standen plötzlich vor dem Office. Die Männer stiegen auf den Wagen und fuhren los. Lonnigan ging hinterm Wagen her. Die Leute schlossen sich ihm an. Es wurden immer mehr, bis die ganze Stadt auf den Beinen war. Zwischen den kleinen flachen Hügeln auf dem alten Friedhof hielt der Wagen an. Hier war bereits eine Grube ausgehoben worden. Lonnigan nickte den beiden Männern zu. Sie holten den Sarg vom Wagen und senkten ihn in die Grube. Noch war der Sarg offen. Das bleiche Gesicht des Deputys sah sie alle an. Sonnenschein fiel schräg ins Grab und auf das Gesicht.

    Lonnigan sah umher. In seiner Nähe stand der Town Mayor, und etwas abseits war Billy und hatte kleine Schweißperlen auf dem Gesicht.

    Nun legte Lonnigan den Waffengurt des Deputys in den Sarg, den Stetson und eine alte dickbauchige Taschenuhr. Sein Gesicht war wie versteinert, als er am offenen Grab verharrte.

    Unterdrücktes Räuspern tönte über den Friedhof, und Staub wehte über die Gräber und verwitterten Kreuze.

    Dann nickte Lonnigan.

    Die beiden Männer schlossen den Sarg und ergriffen die Schaufeln. Sie warfen Erde auf den Sarg und füllten das Grab. Als sie fertig waren, sahen sie zu Lonnigan hin.

    »Ich hab’ schon mit dem Town Mayor gesprochen«, sagte Lonnigan mit spröder Stimme, nahm den Stern ab und hielt ihn in der offenen Hand. »In dieser Stadt wird das Office des US Marshals geschlossen. Die Stadt wird

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