Die Schöne - mit den zwei Gesichtern: Der kleine Fürst 404 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Mit anderen Worten, mein Junge«, sagte Ernst von Adelung, »sie ist die perfekte Frau für dich. Auch deine Mutter ist dieser Meinung.« Ernsts Frau Felicitas nickte lebhaft mit dem Kopf. »Teresa ist schön, klug, elegant«, schwärmte sie. »Außerdem vermögend und im richtigen Alter. Eine bessere Frau findest du nirgends.« »Ist sie auch nett?«, erkundigte sich Severin von Adelung mit leicht spöttischem Unterton, woraufhin sich seine Eltern in begeisterten Schilderungen ergingen, wie sympathisch die von ihnen als zukünftige Schwiegertochter ins Auge gefasste junge Frau, abgesehen von all ihren anderen Vorzügen, außerdem noch war. Als es Severin zu viel wurde, unterbrach er seine Mutter, die soeben ansetzte, alle bereits aufgezählten Vorzüge Teresa von Arnims ein weiteres Mal zu wiederholen. »Ihr erinnert euch aber schon noch daran, dass ihr mir die vorherigen Ehe-Kandidatinnen mit ähnlicher Begeisterung angepriesen habt?« »Das kann man nicht vergleichen«, antwortete sein Vater. »Es stimmt, dass wir schon einige Male dachten, die richtige Frau für dich gefunden zu haben, und vielleicht waren wir gelegentlich auch etwas vorschnell in unserem Urteil. Aber dieses Mal kann es keinen Zweifel geben: Teresa ist die Richtige.« »Wir würden uns ja gar nicht einmischen«, setzte Felicitas mit vorwurfsvollem Unterton hinzu, »wenn du selbst in dieser Hinsicht etwas aktiver wärst, Severin. Zwar sagst du, dass du nichts dagegen hättest zu heiraten – aber du bemühst dich in keiner Weise, die passende Frau zu finden.« »Ich hätte nichts dagegen zu heiraten, das stimmt«
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Die Schöne - mit den zwei Gesichtern - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 404 –
Die Schöne - mit den zwei Gesichtern
Viola Maybach
»Mit anderen Worten, mein Junge«, sagte Ernst von Adelung, »sie ist die perfekte Frau für dich. Auch deine Mutter ist dieser Meinung.«
Ernsts Frau Felicitas nickte lebhaft mit dem Kopf. »Teresa ist schön, klug, elegant«, schwärmte sie. »Außerdem vermögend und im richtigen Alter. Eine bessere Frau findest du nirgends.«
»Ist sie auch nett?«, erkundigte sich Severin von Adelung mit leicht spöttischem Unterton, woraufhin sich seine Eltern in begeisterten Schilderungen ergingen, wie sympathisch die von ihnen als zukünftige Schwiegertochter ins Auge gefasste junge Frau, abgesehen von all ihren anderen Vorzügen, außerdem noch war.
Als es Severin zu viel wurde, unterbrach er seine Mutter, die soeben ansetzte, alle bereits aufgezählten Vorzüge Teresa von Arnims ein weiteres Mal zu wiederholen. »Ihr erinnert euch aber schon noch daran, dass ihr mir die vorherigen Ehe-Kandidatinnen mit ähnlicher Begeisterung angepriesen habt?«
»Das kann man nicht vergleichen«, antwortete sein Vater. »Es stimmt, dass wir schon einige Male dachten, die richtige Frau für dich gefunden zu haben, und vielleicht waren wir gelegentlich auch etwas vorschnell in unserem Urteil. Aber dieses Mal kann es keinen Zweifel geben: Teresa ist die Richtige.«
»Wir würden uns ja gar nicht einmischen«, setzte Felicitas mit vorwurfsvollem Unterton hinzu, »wenn du selbst in dieser Hinsicht etwas aktiver wärst, Severin. Zwar sagst du, dass du nichts dagegen hättest zu heiraten – aber du bemühst dich in keiner Weise, die passende Frau zu finden.«
»Ich hätte nichts dagegen zu heiraten, das stimmt«, gab Severin zu, »aber ich habe es auch nicht eilig, Mama. Mir gefällt das Leben, so wie ich es jetzt führe, sehr gut, das wisst ihr beide.«
Er stand in lockerer Haltung an eins der hohen Bücherregale gelehnt, die sein Vater in dieses Zimmer hatte einbauen lassen. Er war fast einen Meter neunzig groß, die dichten blonden Haare trug er kurz. Wenn man ihn zum ersten Mal sah, wurde man sofort von seinen Augen gefesselt, von ihrem intensiven Blau. Sein Mund war etwas zu groß geraten, was seinem Gesicht etwas jungenhaft Unfertiges gab. Er lachte gern, das sah man an einem Kranz winziger Fältchen um die Augen herum.
»Wir wissen, dass du es nicht eilig hast«, seufzte sein Vater jetzt. »Deshalb sehen wir uns ja für dich um. Wir wollen dich auch gar nicht drängen, Severin, aber …«
»Schon gut, Papa. Ich bin ja bereit, mir diese Teresa mal anzusehen.«
»Wunderbar, dann arrangieren wir gleich ein zwangloses Abendessen!«, freute sich Felicitas.
»Nein, bitte nicht!« Severins Stimme klang jetzt sehr entschieden.
»Aber warum denn nicht? Wie willst du sie denn sonst kennenlernen?«
»Das lasst dieses Mal bitte meine Sorge sein, ja? Ich habe jedenfalls keine Lust, wieder einer jungen Frau gegenüberzusitzen, deren Eltern Bescheid wissen, weil ihr schon mal ›ganz im Vertrauen‹ mit ihnen gesprochen habt. Alle gucken mich erwartungsvoll an, dabei weiß ich schon, dass das nie und nimmer etwas werden kann – aber das ganze quälende Abendessen muss noch durchgestanden werden. Viel schlimmer noch: Hinterher gibt es lauter enttäuschte Erwartungen, und ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht reagiert habe wie erhofft. Ein weiteres solches Erlebnis möchte ich mir jedenfalls gern ersparen, und ich hoffe, ihr habt Verständnis dafür.«
»Und wie soll das sonst gehen?«, fragte seine Mutter entgeistert.
»Überlass es dieses Mal einfach mir, Mama – in Ordnung? Und vor allen Dingen redet bitte weder mit Teresa von Arnim noch ihren Eltern über die Angelegenheit. Oder habt ihr das bereits getan?«
»Nein, wir wissen ja, dass du das nicht möchtest«, erklärte sein Vater.
»Gut. Dann werde ich jetzt Erkundigungen einziehen, wo und wie ich mir am besten einen Eindruck von der jungen Frau verschaffen kann – und dann lasse ich euch wissen, was ich von ihr denke. Ich hoffe, mit diesem Vorgehen könnt ihr leben?«
Seine Mutter blickte zweifelnd. »Ich wäre schon gern dabei gewesen, wenn du sie das erste Mal siehst, um festzustellen, ob wir dieses Mal die richtige Wahl getroffen haben.«
»Tut mir leid, Mama, aber darauf wirst du verzichten müssen. Entweder, wir machen es dieses Mal auf meine Weise – oder überhaupt nicht.«
Nach diesen klaren Worten blieb es eine Zeit lang still, bis Ernst von Adelung sich straffte und verkündete: »Gut, dann versuchen wir es so. Aber wir verlassen uns darauf, dass du dich wirklich bemühst, sie kennenzulernen, Severin.«
»Das verspreche ich euch, Papa.«
Als Severin später auf dem Heimweg war, versuchte er, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er zweifelte nicht daran, dass er Teresa von Arnim ebenso wenig würde heiraten wollen wie die anderen jungen Frauen, die ihm seine Eltern in den letzten beiden Jahren vorgeschlagen hatten – aber es kostete ihn ja nicht allzu viel, sie sich einmal anzusehen. Und wenn er das inkognito tat, würde die Sache vielleicht sogar Spaß machen. Seine Eltern musste er dann später natürlich wieder enttäuschen, aber das konnte er nicht ändern. Sie wollten es ja nicht anders!
Er legte eine CD ein, drehte die Lautstärke hoch und trat das Gaspedal durch, fest entschlossen, das Leben auch weiterhin zu genießen, allen Bemühungen seiner Eltern, ihm Ehefesseln anzulegen, zum Trotz.
*
»Ich habe vielleicht ein Glück!«, seufzte Lili Kassbeck, während sie im blauen Wasser des Swimmingpools auf dem Rücken lag und in die Sonne blinzelte. »Meine neue Freundin Teresa hat mir einen Traumjob angeboten; ihr Haus ist das schönste weit und breit, und ich darf darin wohnen; und zu allem Überfluss kann ich während meiner Arbeitszeit auch noch in ihrem Swimmingpool schwimmen.«
Teresa von Arnim lachte, während sie aus dem Wasser stieg. Sie schüttelte ihre schwarzen Haare, dass die Tropfen flogen, dann hüllte sie sich in ihren Bademantel, der auf einer der Liegen bereitlag. »Ich finde auch, dass ich Glück habe, Lili! Niemand kocht so gut wie du.«
»Doch, Marie-Luise Falkner auf Schloss Sternberg – die kocht besser«, erklärte Lili. »Ich war mit ihr zusammen in der Ausbildung. Sie ist eine richtige Künstlerin, Teresa.«
»Das bist du auch.«
»Nicht so wie sie – du wirst es ja sehen, wenn du jetzt auf Sternberg bist. Aber eines Tages werde ich so gut sein wie sie, das habe ich mir fest vorgenommen. Was mache ich eigentlich in der Zeit, wenn du weg bist? Ich werde mich langweilen ohne dich.« Auch Lili stieg jetzt aus dem Wasser.
»Das glaube ich dir nicht. Wenn du nichts zu tun hast, dann suchst du dir was, ich kenne dich doch.«
»Stimmt«, gab Lili zu. »Ich habe sogar schon ein Projekt.«
»Ein Projekt?«
»Ja, ich will einen Kräutergarten anlegen, direkt neben der Küche. Platz ist genug da, und Sonne kommt da auch hin, da müsste eigentlich alles, was ich brauche, gut gedeihen.«
»Tu, was du willst«, meinte Teresa. »Du hast freie Hand.«
Als sie nebeneinander auf den Liegen lagen, fragte Lili: »Hast du keine Angst, dass ich diese Freiheit mal ausnutze?«
»Nein«, antwortete Teresa ruhig. »Meine Menschenkenntnis ist ziemlich gut – das habe ich von meiner Oma gelernt.«
»Der Oma, die dir