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Die Einnistung
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eBook199 Seiten2 Stunden

Die Einnistung

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Über dieses E-Book

Melanie und Kurt leben mit ihren Kindern ein normales und glückliches Leben. Da bestehen Melanies Eltern darauf, in ihre Einliegerwohnung ziehen zu dürfen. Und Kurts Mutter erzwingt eine Notsituation, durch die sie in einem der Kinderzimmer aufgenommen werden muss. Von nun an nimmt der Anspruchsterror der älteren Generation gegenüber der jüngeren volle Fahrt auf. Kann das gut gehen?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum6. Mai 2017
ISBN9783742789259
Die Einnistung

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    Buchvorschau

    Die Einnistung - G. J. Wolff

    Ohne Chance

    Im Alter soll man auf seine Kinder hören.

    Chinesisches Sprichwort

    Lebt so, dass man nicht aufatmet, wenn ihr endlich geht!

    G. J. Wolff

    1

    „Es ist halt so!, begann Lorenz, Kurts Schwiegervater in seiner langsamen bedächtigen Art, mit der er seinen Worten Wichtigkeit zu verleihen versuchte, auch wenn er, wie meistens übrigens, über Belanglosigkeiten redete oder die immer gleichen Dummheiten und falschen Ansichten wiederholte. „Es ist halt so, dass wir den vielen Platz in unserem Haus nicht mehr nützen, einfach nicht mehr brauchen, ja, dass er uns langsam auch zu viel Mühe macht, ebenso wie der Garten. Und jetzt hätten wir noch etwas voneinander! Er nickte bedeutungsvoll. „Katharina hat ihre Eltern jetzt auch zu sich genommen." Er sah seine Tochter herausfordernd an.

    Die Familie saß beim 75sten Geburtstag des Großvaters in einer Wirtschaft beisammen und feierte. Neben Lorenz saß Sofia, seine Frau, inzwischen auch schon 74 Jahre alt, eingerahmt waren die Alten von ihren Kindern, auf der linken Seite saß ihre Tochter Melanie, auf der anderen Seite ihr Sohn Felix. Ihnen gegenüber saßen ihre Enkel, Paul und Stefanie, Kurts und Melanies Kinder, gleich daneben die Kinder von Felix, Markus, Philip und Marina. Am Rande saßen die Schwiegerkinder, Brigitte, die Frau von Felix und Kurt, Melanies Mann.

    Die Sitzordnung spiegelte die Beziehungen wieder, wie sie auch von Kurts Schwiegermutter definiert worden war. „Wir lieben unsere Kinder und unsere Enkel!"

    „Was für eine böse Frau!", hatte Kurt gedacht.

    „Ja, da hat Lorenz Recht!, bestätigte nun Sofia und sah fordernd in die Runde. „Felix und Brigitte haben ja nur ein kleines Haus und die brauchen ja auch noch alle Zimmer für die Kinder. Sie sah Melanie flehend an. „Aber ihr, ihr habt doch noch eine Einliegerwohnung."

    Alle schwiegen betroffen und mit gesenktem Blick, wie immer schwiegen alle außer Kurt, der seinen Mund nicht halten konnte und der sich deshalb erst recht unbeliebt machte, denn seine Schwiegereltern vertrugen es überhaupt nicht, wenn man ihnen widersprach oder wenn sie nicht ihren Willen bekamen.

    „Die Einliegerwohnung ist für Gäste gedacht oder für Freunde, die nach einer Feier bleiben müssen." Er setzte ein gespieltes Grinsen auf.

    „Ach, ihr habt doch eh nie Gäste!, fuhr sie fort. „Und Freunde habt ihr doch auch nicht. Ist ja auch kein Wunder! Sie warf Kurt einen verächtlichen Blick zu, als wollte sie sagen, wer will mit dem schon befreundet sein.

    „Die Kinder äußerten auch schon den Wunsch, in die Wohnung zu ziehen, wenn sie noch älter sind", warf er ein und sah diese hilfesuchend an.

    „Ach, die ziehen doch eh bald aus, wenn sie irgendwo studieren", warf die Schwiegermutter ein und machte diese und Kurt mundtot. Dann sah sie ihre Tochter durchdringend an.

    Die senkte betroffen den Kopf.

    Er begriff zwar, dass er hier nicht mehr gefragt war, sondern, dass der Druck nun voll auf Melanie ausgeübt werden würde. Er empfand Mitleid mit seiner Frau, die nun voll im Feuer stand. Sie hatten schon genügend Erfahrungen mit dem Zorn ihrer Eltern gemacht. Diese sah ratlos zu Boden.

    „Ich dachte, vielleicht wäre es möglich, wenn wir zu euch ziehen. Wo ihr doch so ein großes Haus habt!"

    Melanie wagte nicht, zu widersprechen. Zu oft hatte sie die Erfahrung gemacht, dass sie mit moralischen Vorwürfen überzogen wurde, wenn sie widersprach, und dass man froh sein konnte, wenn man danach von den Eltern gnädigerweise wieder angenommen wurde, damit man von Neuem ihre Sklavin und Untergebene sein durfte.

    Kurt kannte das ebenfalls nur zu gut, denn auch er hatte schon des Öfteren diese moralische Verurteilung erfahren. Und er erinnerte sich an seinen eigenen Vater. „Kinder sind so etwas wie Sklaven!", hatte dieser ernsthaft gemeint. Immerhin stellte er fest, dass sein Schwager ihm und seiner Frau nicht auch noch in den Rücken fielen, schließlich war der fein raus mit seinem zu kleinen Haus.

    Melanie und Kurt schwiegen noch immer betroffen. Die Enkel begriffen die Situation nicht und schäkerten miteinander, wobei sie gleichzeitig mit ihrem Handy hantierten.

    Bei Kurt schrillten die Alarmglocken, aber er spürte, dass etwas Entscheidendes gesagt werden musste. „Das kommt nicht in Frage!", meinte er bestimmt vom Rande des Tisches.

    Die Schwiegermutter ging kaum auf seinen Einwurf ein. „Was du wieder für einen Blödsinn redest! Wie immer halt! Sie schnaubte. „Außerdem rede ich mit meiner Tochter und nicht mit dir!. Sie wiederholte die Aufforderung. „Eine Tochter muss für ihre Eltern da sein!", meinte sie.

    „Wir nehmen euch nicht zu uns! Kurt ließ nicht locker. „Ich sage heute, was ich vor fünf Jahren gesagt habe, was ich heute sage und was ich in fünf Jahren sagen werde: Wir nehmen niemanden von den Eltern zu uns. Das steht definitiv fest! Melanie und ich haben das besprochen!

    Die Schwiegermutter kümmerte sich nicht um seinen Einwurf. „Eine gute Tochter muss für ihre Eltern da sein!", wiederholte sie bestimmter und sah Melanie an, die nicht aufzusehen wagte. Sie war so erzogen worden, dass sie ihre Eltern zu lieben und ihnen zu gehorchen hatte. Und sie konnte diese Rolle nicht ablegen, empfand ein ungutes Gefühl, wenn sie sich ihnen widersetzte. Sie wollte immer eine gute und dankbare Tochter sein.

    Kurt beugte sich vor, damit er gesehen wurde. „Ich habe Melanie folgendes gesagt, liebe Schwiegermutter! Er betonte das Wort Schwiegermutter. „Der Tag, an dem einer von deinen Eltern seinen Koffer in unsere Diele stellt, ist der Tag an dem ich meinen packe!

    „Also, das sieht dir ja wieder mal ähnlich!, keifte ihn nun Sofia an. „Natürlich wieder keine Verantwortung zeigen. Natürlich wieder seinen Pflichten nicht nachkommen. Das ist ja typisch für dich!

    „Also, das ist wirklich nicht schön, dass du uns nicht bei euch aufnehmen willst!, warf nun auch der Schwiegervater ein. „Du bist einfach kein anständiger Mensch!

    „Der Grund bin nicht ich, sondern der Grund seid ihr!", versuchte sich Kurt zu rechtfertigen.

    „Wir? Das ist ja eine Unverschämtheit!", riefen die beiden im Chor.

    „Ich finde, dass es das schönste und anständigste ist, wenn man seine Eltern bei sich aufnimmt und pflegt!", meinte Kurt.

    „Na also, was willst du denn dann?", fragte Sofia wütend und in ihrer aggressiven und schrillen Weise.

    „Dann brauchst du doch nicht so einen Druck auf deine Frau machen und sie ihre Pflicht erfüllen lassen!", pflichtete Lorenz bei.

    „Woher weißt du denn, dass sie das will?", fragte Kurt vorsichtig.

    Melanie schüttelte flehend den Kopf.

    „Selbstverständlich ist das ihr Wunsch!, rief Sofia aus. „Wir kennen unsere Tochter!

    „Das glaubst auch nur du!, begann Kurt wieder und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Aber ich will auf etwas Anderes hinaus. Er holte Luft, um seine Rede fortsetzen zu können. „Die entscheidende Frage, die man sich stellen muss, ist die, ob es gut geht, wenn man seine Eltern oder Schwiegereltern bei sich aufnimmt. Und wir, Melanie und ich, haben schon vor Jahren für uns festgestellt, dass das nicht gut gehen wird. Und deshalb sollten wir so klug sein, und damit meine ich auch euch, nicht zusammen unter einem Dach zu leben. Das wird nicht gut gehen und deshalb sollten wir es lassen."

    Die Schwiegereltern sahen Kurt böse an. Dann wandten sie sich ihrer Tochter zu. „Ist das auch deine Meinung?", fragte Lorenz gespielt traurig.

    „Ich muss mal auf die Toilette!", antwortete Melanie und verschwand.

    2

    „Was war das denn heute?, fragte Kurt kopfschüttelnd und legte sich zu Melanie ins Bett. „Ich dachte, wir hätten das schon besprochen und ich hätte mich deutlich geäußert, was mir nicht leicht gefallen ist, weil man ja weiß, dass man sofort mit den heftigsten moralischen Vorwürfen von deinen Eltern überschüttet wird, wenn man nicht ihrer Meinung ist oder nicht tun will, was sie sich einbilden. Das ist ja die Masche deiner Eltern, mit denen sie alles um sich herum kontrollieren und manipulieren!

    Melanie ging nicht auf seine Ausführungen ein. „Was meinst du?", fragte sie vorsichtig, obwohl sie genau wusste, was er meinte.

    Kurt verzog deshalb die Miene. „Na ja, dass jetzt plötzlich der Wunsch auftaucht, dass sie zu uns ziehen. Sie werden unser Leben bestimmen und zerstören, so lange sie noch fit sind und danach, wenn sie sich nicht mehr alleine helfen können, dürfen wir sie am Ende noch pflegen!"

    „Davon war doch gar nicht die Rede!", fuhr sie ihn barsch an.

    „Ah, dann weißt du doch genau, wovon ich sprach. Was fragst du dann so scheinheilig?"

    „Ich glaube, ich sage jetzt besser nichts mehr!", meinte sie beleidigt und drehte sich um.

    Aber er ließ nicht locker, weil ihn das Thema wieder einmal aufgerüttelt hatte, ihn aufwühlte und ihn außer sich gebracht hatte.

    Sie ahnten beide, dass sie sich zunehmend aufregen würden, streiten würden, vielleicht nicht schlafen könnten, sie wahrscheinlich weinen würde und er ohne Schlaftablette nicht würde schlafen können. Das war schon sehr häufig so gewesen und er ärgerte sich darüber, wie viele Tage ihrer Ehe schon von seinen Schwiegereltern belastet und zerstört worden waren.

    Trotzdem hakte er nach. „Für dich steht doch genauso wie für mich fest, dass deine Eltern nicht zu uns kommen, oder?"

    „Ich weiß nicht, ich bin mir da nicht so sicher!", antwortete sie leise.

    Er setzte sich alarmiert auf. „Aber wir hatten das abgesprochen! Wir hatten das so abgesprochen!"

    „Ach, abgesprochen! Sie machte eine abfällige Bemerkung. „Ich weiß nicht, ob unsere Absprache das Richtige war!

    „Ach, so ist das, brummte er ärgerlich. „Solange mein Vater gelebt hat, war es klar, dass wir niemanden von den Alten bei uns aufnehmen. Aber jetzt, wo man den nicht mehr nehmen muss und es nur noch um deine Eltern geht, da sieht die Sache ganz anders aus!, knurrte er verbittert. „Aber vielleicht könnte es sein, dass meine Mutter auch den Wunsch äußern könnte, zu uns zu kommen. Hast du da schon einmal daran gedacht?"

    „Jetzt hör aber auf!, fuhr sie ihn wieder an und setzte sich ebenfalls neben ihm im Bett auf. „Du wolltest doch auf gar keinen Fall, dass wir deine Eltern aufnehmen, weil du mit keinem von ihnen klar gekommen bist.

    „Nicht klargekommen? Der Mann war ein Schwein, ein Alkoholiker und ein Tyrann. Er war Handelsvertreter und hat jeden Abend in der Kneipe ausklingen lassen. Sowohl meine Mutter, als auch ich hofften jedes Mal, dass er erst nach Hause kam, wenn wir schon schliefen oder, dass er so besoffen war, dass er kaum wusste, wo er war und dann gleich einschlief. Er gehörte nämlich zu der Sorte von Menschen, die nicht fröhlich werden, wenn sie trinken, sondern aggressiv. Und wenn er nach Hause kam, wenn wir noch wach waren und er halbwegs fit, dann machte er uns das Leben zur Hölle. Er holte Luft nach dieser Tirade. Dann fuhr er fort. „Und meine Mutter, die hatten meine Großeltern, die ja einen Bauernhof hatten, zu einem Bauerntrampel ausgebildet und so war ihr einziger Gedanke, auf den Bauernhof zu rennen und Magd zu spielen. Um mich kümmerte sie sich nie. Sie betonte immer, wie schwer sie gearbeitet hatte, ohne zu ahnen, dass ich mir eine stilvolle Mutter gewünscht hätte statt eines Bauerntrampels. Und dann noch ihre Verschlamptheit. Da alles aufgehoben wurde und sie alles hinstellte, wo es ihr gerade einfiel, war unser Haus eine einzige Müllhalde. Wieder legte er eine Pause ein, um Luft zu holen. „Jedes Mal, wenn ich heute mit ihr Kontakt habe oder an einen von beiden erinnert werde, bekomme ich Bauchschmerzen, wenn ich daran denke, wie diese beiden Idioten mir mein Leben versauten. Er schüttelte den Kopf. „Und anstatt, dass mich jemand dafür bedauert, was ich mit denen durchgemacht habe, werde ich auch noch für ihn in Sippenhaft genommen!

    Sie ging nicht auf sein Argument ein, weil es sie nicht interessierte und sah ihn nur verständnislos an. „Nun, dann ist es ja in deinem Fall sowieso klar, dass man solche Eltern nicht aufnehmen kann. Deine Entscheidung war völlig richtig! Sie hob belehrend den Zeigefinger. „Aber du hast die Weigerung, deine Eltern bei uns aufzunehmen, einfach auf meine ausgedehnt. Nur weil deine Eltern so unmöglich waren. Das geht so nicht!

    „Na, deine Mutter ist auch kein bisschen besser, im Gegenteil, auch noch raffinierter und falscher. Die böse Frau. Und dein Vater steht ihr in nichts nach. Auf meiner Seite war wenigstens meine Mutter gutmütig!"

    „Das ist eine Unverschämtheit, weißt du das?"

    „Wieso?, fragte er ehrlich. „So wie mich deine Mutter bei jedem Treffen behandelt, von oben herab und demütigend, so haben dich meine Eltern im ganzen Leben nie behandelt. Darüber solltest du mal nachdenken!

    Verärgert saßen sie eine Weile nebeneinander.

    „Ich glaube, eigentlich ist die Sache ganz einfach!, begann er schließlich. „Alle sollten sich die Frage stellen, ob sie glauben, dass man friedlich miteinander auskommen kann. Und ich kann sicher sagen, dass ich das nicht nur nicht glaube, sondern dass ich das sicher weiß, dass das nicht gelingen wird!

    „Das sehen meine Eltern vielleicht ganz anders!"

    „Das wiederum glaube ich gleich!, meinte er verächtlich. „Glaube mir, das gibt eine Katastrophe! Dann sah er seine Frau an. „Und du, was glaubst du?"

    Sie starrte weiter vor sich hin. „Ich, ich bin mir nicht sicher!"

    „Ach, so ist das!, fuhr er verbittert fort. „Ist es wieder einmal so, dass die brave Tochter, das von ihren Eltern zur hörigen Tochter geprägte Wesen, es wieder einmal nicht schafft, über den Schatten ihrer Prägung zu springen und brav jeden Befehl von Mama und Papa ausführt. Wann befreist du dich endlich von dieser Programmierung? Wann wirst du ein eigener, selbstständiger, sich selbst steuernder Mensch?

    „Du bist unverschämt, weißt du das?"

    „Wirklich?" Er atmete tief durch. „Erinnere dich doch nur mal daran, was ich mit deinen Eltern schon alles durchgemacht habe. Soll ich dich mal daran erinnern? Oder soll ich dich etwa sogar

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