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Zerstörung
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eBook239 Seiten3 Stunden

Zerstörung

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Über dieses E-Book

Eine ethnische Minderheit lebt zwar weit weg vom Heimatstaat in einem fremden Land, fühlt sich jedoch wie im Paradies, da es diesem Volk erlaubt ist, in seiner eigenen Welt zu leben. Das ändert sich, als eine neue Regierung keine ethnischen Minderheiten mehr duldet und alles unter Kontrolle bringen will. Die Menschen erfahren nun den zunehmenden Terror des Staates, der schließlich in einer ethnischen Säuberung endet. Und von nirgendwo war Hilfe zu erwarten.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum6. Mai 2017
ISBN9783742789051
Zerstörung

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    Buchvorschau

    Zerstörung - G. J. Wolff

    Einnistung

    Solange es Menschen gibt, wird es Streit und Kampf und Krieg geben. Wer sich nicht verteidigen kann, der wird zum Opfer und verliert sein Paradies.

    Dieser Roman ist dem Teil meiner Familie gewidmet, der sein Paradies in Siebenbürgen verlor und all denen, die ihr Paradies oder sogar ihr Leben verloren.

    G. J. Wolff

    1

    „Sieh nur dort unten, die goldenschimmernde Goldstritz!", meinte Johann Wolff, Vater und Oberhaupt der Familie Wolff, die im zwölfburgischen Heidedorf den Bauernhof mit der Nummer 64 hatte, zu seinen Söhnen, die ihm beim Zackern zur Vorbereitung des Säens halfen.

    Das Dorf gehörte zu dem deotischen Bezirk Zwölfburgen, der seinen Namen von den zwölf Burgen hatte, die die Deoten gebaut und mit deren Hilfe sie über Jahrhunderte den Ansturm der Völker aus dem Osten aufgehalten und ihre und die europäische Kultur bewahrt hatten.

    Der Vater hielt den Pflug, der von zwei Pferden gezogen wurde, auf einem Hügel hoch über dem Tal an und besah sich den in der Abendsonne glänzenden Fluss. „Zusammen mit der Sonne und der Erde schenkt er uns das Leben!"

    „Und alles kommt von Gott, denn der gibt Sonne, Erde und Wasser!", ergänzte Hans, sein ältester Sohn, sechsundzwanzig Jahre alt, ein großer bedächtiger Mann, der Erbe des Hofes.

    „Ich freue mich darauf, in diesem Paradies leben zu dürfen", meinte Martin, sein jüngster Sohn. Er war gerade 18 Jahre alt, hatte nach dem Besuch der Volkschule gerade die Ackerbauschule abgeschlossen und half nun dem Vater, wo er konnte. Er war etwas kleiner, aber stämmiger und kräftiger als sein Vater, der sehr groß und schlaksig war. Er sollte nun zügig in die Arbeit auf einem Bauernhof eingearbeitet werden, deshalb half er dem Vater. Wenn er erwachsen wäre, sollte er in einen anderen Bauernhof einheiraten, wie dies alle nachgeborenen Söhne taten.

    Michael, der mittlere Sohn, vierundzwanzig Jahre alt, arbeitete in der Kreishauptstadt Goldstritz in einer Bank. Er wohnte noch bei seinen Eltern, konnte aber auch bei seinen Großeltern, den Eltern seines Vaters, in der Stadt übernachten, wenn dies einmal nötig war. Der Onkel war im Großen Krieg gefallen, nun aber war Frieden und nach nichts anderem sehnten sich die Völker und die Nationen.

    Sie ließen ihren Blick über das Tal und den Fluss gleiten. Vor ihnen lagen die Weinberge, die steil bis hinunter zum Dorf hinabreichten, dann kam das Dorf, die Bauernhöfe, die dicht aneinander gebaut waren und deren Gebäude sich um einen Innenhof gruppierten, ein großes Holzhoftor schloss sie von der Außenwelt ab. Die Bauernhöfe umringten den Dorfplatz mit Kirche, Gemeindehaus, Kulturhaus, Schule, Kindergarten und Spielplatz. Zwischen dem Dorf und dem Fluss lagen die Äcker, Wiesen und Felder. Die einzigartige Heidelandschaft, die dem Dorf seinen Namen gab, schloss sich nach Osten hin an. Nur nach Westen folgte unfruchtbare Dürre.

    „In was für ein Paradies hat mich Gott geführt!, schwelgte der Vater fast träumerisch. Er kam aus einer Familie aus der nahen Verwaltungsstadt Goldstritz und hatte in den Hof der Familie Seidel eingeheiratet. Diesen Hof wiederum hatte seinem Stiefvater Michael Seidel und seiner Frau Maria Gottschick deren Vater erbaut und geschenkt, der alte, reiche Gottschick, und hatte so zwei Kindern eine Existenz gegeben, von denen jeder ihrem älteren Geschwister den Stammhof überlassen mussten. „Gott gebe, dass dieses Paradies niemals verlorengeht. Er sah die Söhne nachdenklich an. „Hier habt ihr schon viele schöne Jahre verlebt, begann er. „Ihr hattet eine wunderbare Kindheit, eine Kindheit im Freien, in der Natur, im Frühling, Sommer und Herbst mit euren Freunden auf den Wiesen und in den Wäldern, im Winter beim Schlittschuhlaufen auf dem Weiher oder beim Skifahren an den Hängen.

    „Ja, das hatten wir", bestätigte Hans.

    Der Vater fuhr fort. „Und auch ich hatte hier schöne Jahre. Er zeigte weit über das Tal. „Dort drüben, wo die beiden Weinberge aufeinanderstoßen, habe ich zum ersten Male eure Mutter gesehen und mich gleich in sie verliebt. Er sah seine Söhne an. „Ja, hier habe ich mich verliebt, hier habe ich geheiratet, eine Familie gegründet und mit euch viele schöne Jahre verbracht. Ich wünsche euch, dass ihr das alles auch so erleben werdet und dass dieses Glück nie enden wird." Er sah seine Söhne liebevoll an und hatte Tränen in den Augen.

    Martin blickte verlegen in die Augen seines Vaters. „Das, das wünsche ich mir auch, Vater!"

    Sie sahen sich lange an. „Jetzt müssen wir aber weiterarbeiten!, versuchte der Vater, die Situation nicht zu gefühlvoll werden zu lassen. „Damit wir vor der Dunkelheit zuhause sind. Dann gab er den Pferden die Zügel und sie zackerten die im Herbst grob gepflügte Erde bröselig, bis sie am Abend in das Tal hinunter fuhren.

    2

    „Das soll, ja das muss die schönste Hochzeit werden, die unser Dorf je gesehen hat!", rief die fünfundzwanzigjährige Johanna begeistert aus und tanzte durch die Küche.

    Die Mutter, die genauso, wie die Großmutter Maria hieß, sowie ihre Schwestern Maria, neunzehn Jahre, Sofia, zwanzig Jahre und Anna, die dreiundzwanzig Jahre alt war, hielten in ihrer Arbeit inne und sahen sie grinsend an und freuten sich für sie.

    Sie waren alle schlank und für Frauen auch groß, hatten schwarze, lange Haare und dunkelbraune Augen.

    Sie backten Kuchen für das große Familienfest, das nach der Tradition mehrere Tage dauern würde. Die Hochzeit begann stets mit der Kirche, es folgte die Hochzeitsfeier, die die ganze Nacht andauerte, im Gasthaus mit Speisen, Tanz, Musik und Hochzeitsspielen. Aber auch in den Folgetagen wurde noch gefeiert. Da die Hochzeit stets am Samstag gefeiert wurde, kam die Jugend am Sonntagnachmittag nochmals in die Gaststube und tanzte. Die Älteren trafen sich im Haus des Brautpaares zum Kaffee wieder und so ging es noch einige Tage, bis die vorbereiteten Speisen aufgebraucht waren.

    „Da müssen wir uns aber noch sehr anstrengen, wusste die Großmutter. „Dieses Dorf hat schon viele schöne Hochzeiten gesehen. Also komm lieber und hilf uns bei der Arbeit, tanzen kannst du an deinem Hochzeitsabend und in den Folgetagen noch genug!

    Nun mussten alle und auch Johanna lachen. Schnell begab sie sich wieder zu den anderen, die um einen riesigen, hölzernen Arbeitstisch in der Küche herumstanden und Teig für die Kuchen kneteten.

    „Ach, ich glaube, das werden die schönsten Tage meines Lebens!", rief Johanna plötzlich wieder unvermittelt aus. Sie war überglücklich, weil sie in wenigen Tagen in den Brecknerhof heiraten würde.

    „Ich hoffe, dass die nächsten Tage schöne Tage werden, Johanna!, wünschte ihr nun die Mutter und sah sie liebevoll an. „Aber ich wünsche dir noch viele solcher Tage, ich wünsche dir nur glückliche Tage!

    „Danke, Mutter!", hauchte Johanna gerührt und warf sich ihrer Mutter in die Arme.

    „Hoffentlich werden es auch so schöne Hochzeitstage, wie wir uns das wünschen!", knurrte die Großmutter.

    Alle sahen sie betrübt an und wussten, was sie meinte.

    Hier in dieser Region, in ihren Dörfern, deren Kennzeichen die zwölf Verteidigungsburgen waren, da waren sie in ihrer Heimat, da waren sie unter sich und lebten ihr Leben. Aber in Wirklichkeit waren sie doch Fremde in einem viel größeren Land. Der Bezirk gehörte zu dem Staat Agisien. Und dieses Land betrachtete sie argwöhnisch und neidisch auf ihre Kultur und Leistungsfähigkeit und suchte nach Wegen, sie zu unterdrücken und ihre Lebensweise zu zerstören.

    „Neulich störten Knechte durch lautes Gebrüll und wilden Gesang die kirchliche Feier einer anderen Hochzeit und hörten auch nicht auf, als man sie darum bat. Und auch die Hochzeitsfeier im Gasthaus wurde von ihnen noch gestört."

    „Ja, die Zeiten haben sich geändert", ergänzte die Mutter.

    „Daran ist nur dieser schreckliche Krieg und dieser ungerechte Frieden schuld!", wusste die Großmutter.

    Die Töchter lauschten gespannt ihren Ausführungen, obwohl sie die geschichtlichen Ereignisse genau kannten.

    „Solange wir bei Österreich-Ungarn waren, lebten wir in Freiheit und Frieden. Die Österreicher ließen die Menschen leben. Aber seit wir durch den Versailler Vertrag zu Agisien gekommen sind, geht es uns schlecht. Ununterbrochen werden wir gegängelt und gedrückt. Der König ist vertrieben und die neue Regierung will uns unbedingt zu Agisen machen. Ununterbrochen denken sie sich etwas Neues aus, um uns zu demütigen."

    Bei ihren Worten herrschte unmittelbar lähmende Stille im Raum. Alle sahen traurig und gedrückt zu Boden. Niemand wagte etwas zu sagen, nicht einmal anzuschauen wagten sie sich.

    „Ach, das muss doch gar nicht so kommen und so sein!, meinte nun plötzlich die Mutter. Sie fühlte, dass es an ihr lag, die Töchter auf andere Gedanken zu bringen. „Wahrscheinlich wird alles gut. Wenn sie erst begreifen, dass es durch unsere Arbeit auch ihrem Land und ihren Landsleuten besser geht, dann werden sie uns schon die alten Freiheiten wieder gewähren. Sie sah ihre Tochter lächelnd an. „Und du, Johanna, du wirst die schönste Hochzeit haben, die dieses Dorf je gesehen hat."

    „Danke, Mutter!", rief diese und stürzte sich wieder in die Arme ihrer Mutter.

    Die Mutter drückte sie mit geschlossenen Augen fest an sich. Als sie jedoch die Augen wieder öffnete, sah sie in das traurige und ängstliche Gesicht der Großmutter.

    3

    „Sieh da, der Bürgermeister kommt", meinte der Vater, sah von seiner Arbeit auf und begrüßte seinen Nachfolger, denn er war vor kurzer Zeit noch selbst Bürgermeister gewesen, hatte das Amt aber wegen der vielen Arbeit auf dem Hof abgegeben.

    Der Großvater, der Vater und die drei Söhne waren im Hof und schlachteten ein Schwein für die Hochzeit, als Bürgermeister Rührig die Türe im Hoftor geöffnet hatte und in den Innenraum des Kastenhofes gekommen war. Die Männer ließen kurz vom Schwein ab, sahen hoch und betrachteten den Bürgermeister skeptisch. Sie hatten ein gutes Verhältnis zu ihm, mochten ihn, aber es ging meistens um nichts Erfreuliches, wenn er kam. Trotzdem begrüßten sie ihn freundlich.

    „Guten Tag, Michael, Gott sei mit dir!, grüßte der Großvater und die anderen nickten ihm zu. „Was führt dich zu uns? Die Hochzeit ist doch erst am Samstag und du siehst ja, wir müssen für die Schnitzel und den Braten noch sorgen. Er lachte und zeigte auf das Schwein.

    Der Bürgermeister, der natürlich zur Hochzeit eingeladen war, versuchte ebenfalls zu lächeln, aber es fiel ihm sichtlich schwer. „Gott auch mit euch, erwiderte der Bürgermeister. „Ich freue mich auch schon auf die Hochzeit.

    „Was führt dich zu uns?", wollte nun der Vater wissen.

    „Nichts Gutes, erwiderte der Bürgermeister verlegen und zornig zugleich. „Eigentlich eine Unverschämtheit! Er räusperte sich.

    Die anderen sahen ihn erwartungsvoll an.

    Der Bürgermeister holte einen Zettel aus seiner Jacke und hob ihn demonstrativ in die Höhe. „Das ist eine Anweisung von einer agisischen Behörde aus der Bezirkshauptstadt. Sie bestimmt, dass alle Verwaltungspapiere im Bezirk in agisischer Sprache sein müssen. In der nächsten Woche wird ein agisischer Beamter in meinem Hause zu Gast sein, ihr müsst alle kommen und die Papiere, Pässe, Besitzdokumente usw. umschreiben lassen. Wer nicht erscheint, wird bestraft. Ich rate euch also zu kommen. Ich kann es auch nicht ändern."

    Die Männer brachen in wütende Flüche aus.

    „Die wollen uns unsere Kultur, unser Deotentum nehmen!", schrie Martin und auch die anderen stimmten in die wütenden Rufe ein.

    „Seid froh, wenn sich der Kerl nicht auf Dauer in unserem Ort einnistet!", kommentierte der Bürgermeister schließlich.

    Da schwiegen plötzlich alle und sahen Rührig fragend an.

    „Im Moment sieht es so aus, als ob der Beamte in unser Dorf kommt und dann auch wieder geht. Er holte Luft. „Aber wer sagt, dass das so bleibt. Wer sagt, dass die Agisen sich nicht auf Dauer in unserem Dorf festsetzen wollen?

    „Das, das würden wir nie zulassen, das trauen die sich nicht, das muss verhindert werden!", riefen die Männer, außer dem Vater, empört durcheinander.

    Der winkte ab. „Ich kann auch nichts tun, meinte er traurig. „Die Zeiten ändern sich.

    „Die Zeiten haben sich schon geändert!", ergänzte nun der Vater.

    „Die Zeiten werden sich erst noch ändern, da könnt ihr sicher sein!", ahnte der Bürgermeister.

    „Ach, was!, rief ein Mann namens Schuster, der auf ein Schwätzchen den Hof betreten hatte und das Gespräch verfolgt hatte. „Wahrscheinlich handelt es sich bei all dem nur um einen Irrtum. Er winkte ab. „Die Agisen sind doch einfach zu blöd, irgendetwas richtig durchzuführen, das kennen wir doch. Sicher handelt es sich um einen Irrtum, den sie bald wieder zurück nehmen müssen. Dann werden wir, wie so oft geschehen, über ihre Dummheit lachen. So wird es sein!" Er schlug sich lachend auf die Schenkel und auch die anderen lachten.

    Nur der Vater nicht. Er begrüßte den Mann und sah ihn dann nachdenklich an. „Nein!, meinte er. „Das alles ist kein Irrtum. Das ist nur der Anfang von etwas richtig Bösem.

    Er bemerkte, dass seine offenen Worte die Anwesenden sofort verwirrt und ängstlich machten. Da beschloss er, eine andere Taktik zu verfolgen. „Ach, was unke ich hier herum. Er sah zu Schuster. „Wahrscheinlich hast du Recht und alles ist ein Irrtum. Es freute ihn, dass die Anwesenden sofort wieder beruhigt waren. „Also dann, bis Samstag. Lasst uns unbeschwert feiern, so lange es noch geht!", entfuhr es ihm aber noch. Wieder bemerkte er die Wirkung seiner Worte. Er wusste, dass es ihm nicht gelang, sich zu verstellen. Da ging er.

    Die anderen sahen ihm nachdenklich nach.

    „Ich werde für uns beten", hörten sie nun eine Stimme von der Veranda. Sie fuhren herum und sahen die Großmutter, die ihr Strickzeug weglegte und die Hände faltete.

    4

    Am Tag der Hochzeit war das ganze Dorf in die Kirche gekommen, um am Leben des Brautpaars teilzunehmen, die alten Bräuche zu leben und so sich der eigenen Identität bewusst zu sein. Die Hochzeitsgäste waren in der Tracht erschienen, das Brautpaar in der Hochzeitstracht. Während des Gottesdienstes hatte auch der Posaunenchor des Dorfes gespielt.

    Nach der Kirche ging die Hochzeitsgesellschaft ins Gasthaus, wo man zu Mittag aß, man spazierte durch das Dorf, besah sich die Gehöfte, warf einen Blick auf die Äcker, die Weinberge und natürlich auf den Fluss, der wie die nahe Stadt hieß, freute sich über dies alles und besprach dann doch voller Sorgen die politische Lage.

    „Sie wollen unsere deotische Kultur vernichten!, meinte der Großvater mit ernster Miene. „Sie werden aus unseren Dörfern agisische Dörfer machen wollen.

    „Das ist eine logische Absicht eines Staates. Kein Staat hat es gern, wenn fremde Kulturen auf seinem Territorium sind", urteilte der Vater, der das Gymnasium in der Stadt besucht hatte und vielleicht studiert hätte, wenn er nicht in den Hof eingeheiratet hätte. Er war durch seine Erziehung sowohl gebildet als auch an allem interessiert, was sich ja gegenseitig bedingt, und wusste daher in allem Bescheid.

    Die Großmutter, die Mutter und die Schwiegereltern begleiteten die beiden mit nachdenklichen Mienen. Sie hörten aufmerksam zu.

    „Vielleicht wird es doch nicht so schlimm kommen", wollte der Schwiegervater die traurige Stimmung aufheitern.

    Aber der Vater winkte ab. „Glaub mir, die werden keine Ruhe geben, bis sie erreicht haben, was sie wollen!"

    „Aber, wir nutzen ihnen doch mehr, wenn sie uns unser Wesen lassen!, warf der Großvater ein. „Ihre Leute sind ungebildet und faul. Die bringen ihnen doch keine Steuern.

    Der Vater schüttelte wieder den Kopf. „Das ist ihnen gleich. Es geht hier um das Prinzip!"

    Die Frauen schwiegen mit ernsten Mienen. Sie konnten nicht so recht glauben, was sie hörten. „Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird!", warf die Mutter ein und erklärte es mit einer Bemerkung aus einem Bereich, in dem sie sich auskannte, worüber die anderen schmunzeln mussten.

    Dann spazierten sie zum Gasthaus zurück. Es folgte der Kaffee, schließlich das Abendessen, dann wurde die ganze Nacht zur Musik der Kapelle getanzt. Erst in den Morgenstunden gingen die letzten nach Hause, aber nicht ins Bett, sondern zum Füttern und Melken in den Stall.

    Nun schlief man aus, aß eine Kleinigkeit zu Mittag, aber am Nachmittag trafen sich die Frauen, die an der Hochzeit teilgenommen hatten, zu Kaffee und Kuchen im neuen Zuhause der Braut, die ja in einen anderen Hof eingeheiratet hatte, die Männer saßen in der Gaststube im Gasthaus zusammen und die Jugend feierte nochmals mit Musik und Tanz in dem Raum über der Gaststube, wo auch die Hochzeit stattgefunden hatte.

    Auf dem Weg zur Toilette begegneten sich der Vater und sein jüngster Sohn.

    Der Vater nahm seinen Sohn bei den Schultern und sah ihn

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