Eingeschneit mit einem Prinzen
Von Cara Colter
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Über dieses E-Book
Ein Schneesturm tobt über den Rocky Mountains! Gerade noch rechtzeitig können sich Erin und der umwerfend attraktive Fremde zusammen in eine Blockhütte retten. Sie und dieser Valentino, wie er heißt, schneien ein – und eine sinnliche Nacht beginnt. Heißer als das Kaminfeuer lodert zwischen ihnen die Leidenschaft, und als die Sonne über dem glitzernden Winterwunderland aufgeht, weiß Erin: Sie hat sich verliebt. Doch was sie nicht ahnt: Ihr Traummann ist der Thronfolger des fernen Inselreichs Lorenzo del Toro – und mit einer Prinzessin verlobt …
Cara Colter
Cara Colter hat Journalismus studiert und lebt in Britisch Columbia, im Westen Kanadas. Sie und ihr Ehemann Rob teilen ihr ausgedehntes Grundstück mit elf Pferden. Sie haben drei erwachsene Kinder und einen Enkel. Cara Colter liest und gärtnert gern, aber am liebsten erkundet die begeisterte Reiterin auf ihrer gescheckten Stute Dakota die kilometerweiten Waldwege, die direkt an ihrem Haus vorbei- und in die freie Natur führen. Als Autorin von insgesamt 40 Büchern wurde Cara Colter mehrfach ausgezeichnet. 2006 erhielt sie von der Romantic Times einen Sonderpreis für ihre humorvollen Romane, 2007 kam sie erstmalig auf die Bestellerliste von Waldenbooks.
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Buchvorschau
Eingeschneit mit einem Prinzen - Cara Colter
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2021 by Cara Colter
Originaltitel: „Snowbound with the Prince"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2581 01/2023
Übersetzung: Beatrice Norden
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751518291
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Valentinstag stand vor der Tür.
Konnte es einen schlimmeren Tag geben, Single zu sein, vor allem, wenn man ein absolut frischgebackener Single war?
Eigentlich hatte sich Erin O’Rourke vorgestellt, dass der Valentinstag in diesem Jahr etwas ganz Besonderes für sie sein würde.
An Weihnachten war sie ein wenig enttäuscht gewesen, da der erhoffte Antrag ausgeblieben war. Doch dann hatte sie sich eingeredet, Paul hätte sich für den viel romantischeren Valentinstag entschieden, um ihr die langersehnte Frage zu stellen. Sie hatte sich einen stimmungsvollen Abend vorgestellt, mit perlendem Wein und roten Rosen. In einer der samtigen Blüten hatte sie sich das diamantene Funkeln des Ringes erträumt, den Paul ihr auf den Finger stecken würde.
Aber schlimmer hätte sie sich nicht täuschen können. Wie um alles in der Welt hatte es geschehen können, dass sie die Signale übersehen hatte? Denn vor zwei Wochen hatte Paul unvermittelt verkündet: „Es hat keinen Zweck mit uns. Es geht einfach nicht mehr."
Erin war fassungslos gewesen. Alle ihre Träume waren auf einmal zerplatzt. Mit ein paar dürren Worten hatte er alles zunichtegemacht. Während sie von einer festen Bindung geträumt hatte – Eheglück, ein kleines Haus und bald ein Baby – hatte sich Paul, mit dem sie seit zwei Jahren zusammen war, in die entgegengesetzte Richtung bewegt.
Offensichtlich wollte er den traditionellen Werten der Familie entkommen, mit denen sie aufgewachsen war. Statt also ihre Verlobung zu feiern, stand Erin am Vorabend des Valentinstags vor einem Scherbenhaufen.
Aber zum Glück hatte sie noch Harvey! Sie tätschelte die Ausbuchtung in ihrem Skianzug, der ihre kostbare Fracht nicht ganz verbarg, und zog sich die Mütze tiefer in die Stirn.
Gerade war sie aus dem Sessellift am Lonesome Lookout gestiegen, dem höchsten Lift im Touch-the-Clouds-Skigebiet. Ihr Großvater hatte das Resort vor mehr als fünfzig Jahren in den Rocky Mountains gegründet. Nach seinen bescheidenen Anfängen hatte es das Skigebiet weit gebracht.
Anfangs hatte es nur einen einfachen Sessel- und einen Schlepplift gegeben sowie eine kleine Hütte, die mit einem Ofen aus einem ausgedienten Ölfass beheizt wurde. Aber Touch-the-Clouds hatte den besten Pulverschnee der Welt, und im Laufe der Jahre hatte sich dieses Geheimnis herumgesprochen. Der Ort war immer beliebter geworden, vor allem bei den Reichen und Schönen, und schließlich hatte sich das Gebiet dermaßen vergrößert, dass ihr Großvater der Arbeit nicht mehr gewachsen war.
Jetzt bestand das Skiresort aus einem ganzen Dorf mit Bars und Hotels, Geschäften und Restaurants. Es gab mehrere Dutzend verschiedener Lifte und Hunderte von Abfahrten. Zwar war es noch immer das bevorzugte Skigebiet der Prominenz, aber alles hing vom Schnee ab. Im Moment hatten sie gerade ein paar schlechte Jahre hinter sich … und eine schlechte Kritik in der Zeitschrift Snow Lust. Darin wurde das Skigebiet als „müde und überbewertet" bezeichnet.
Die gesamte Anlage stand inzwischen unter dem Schirm eines großen Unternehmens, um mit der Konkurrenz Schritt halten zu können. Allerdings wusste Erin, die in der Buchhaltung beschäftigt war, dass das Resort schon mehrere Jahre lang rote Zahlen schrieb. Wie lange konnte das noch so weitergehen?
Als Enkelin des Gründers hatte man ihr ein Apartment mitten im Dorf zugestanden. Und auch Snow Daze, die ursprüngliche Hütte ihres Großvaters, durfte sie exklusiv nutzen. Aber wie lange würde das noch gehen, wenn das Unternehmen demnächst vielleicht in andere Hände überging?
Die Hütte lag abseits der ausgetretenen Pfade, und der verschneite Weg dorthin war nur von einem bestimmten Sessellift aus zu erreichen. Sie hatte beschlossen, sich freizunehmen und den Valentinstag in der Einsamkeit der rustikalen Hütte zu verbringen, denn sie hoffte, dass die intensive Stille des tiefen Schnees draußen, das Knistern des Feuers drinnen und Harvey in ihrem Schoß ihr Innerstes beruhigen würden. Auf diese Weise würde sie am nächsten Tag zumindest nicht den mitleidigen Blicken ihrer Kollegin Kelly ausgesetzt sein, deren verliebter Mann ihr ständig Blumen und schnulzige Karten ins Büro schickte.
Bisher hatte Erin es geschafft, das erniedrigende Ende ihrer Beziehung für sich zu behalten. So gesehen hatte es sogar etwas Gutes, dass Paul ihr nie einen Ring an den Finger gesteckt hatte. Ein plötzlich entblößter Ringfinger hätte wie eine Einladung zu vielen unerfreulichen Fragen gewirkt. Genauso gut könnte sie eine E-Mail im Büro herumschicken: Ich bin eine Versagerin in Sachen Liebe. Es hat nicht geklappt. Ich bin wieder Single.
Erin betrachtete den Berg im schwindenden Licht des kalten Wintertages. Sie kannte dieses Gebiet wie kaum jemand anders.
Inzwischen fiel der Schnee so dicht, dass die Gipfel der Berge kaum noch zu sehen waren. Sie hatte den Lift gerade noch erwischt, als Ricky, der alte Liftwärter, alle anderen Skifahrer bereits abwies.
„Du bist zu knapp dran, hatte er sie gewarnt. „Ich habe die Patrouille vor zwanzig Minuten hochgeschickt, um den Berg nach Nachzüglern abzusuchen. Du hast höchstens noch dreißig Minuten bis zum Einbruch der Dunkelheit. Ich glaube nicht, dass du es in dieser Zeit bis ganz nach unten schaffst.
„Ich will auch nicht ganz hinunter. Ich fahre zur Hütte, hatte sie erklärt. „Dafür ist noch reichlich Zeit.
Sie hatte auf ihre Jackentasche gedeutet. „Ich habe ein Satellitentelefon bei mir. Damit kann ich der Patrouille Bescheid geben, wenn ich angekommen bin."
„Okay, aber sei vorsichtig", hatte Ricky sie mit einem skeptischen Blick auf die immer dichter fallenden Schneeflocken gewarnt.
Erin hatte lachen müssen. „Die Abfahrt zu dieser Hütte ist für mich genauso Routine wie für die meisten Pendler der Heimweg."
„Ich weiß, war Ricky in ihr Lachen eingefallen. „Ich habe die Hütte ja damals zusammen mit deinem Großvater gebaut. Ich weiß, dass du dich hier zu Hause fühlst. Aber es ist immer noch ein Berg, und Mutter Natur kann dich jederzeit überraschen. Es sieht ganz so aus, als würde sich ein gewaltiger Schneesturm aufbauen. Ich glaube nicht, dass dann eine Rettungsmission möglich wäre.
„Du wirst mich nicht retten müssen", hatte sie ihm versichert. Aber seine Sorge war ihr ein Trost gewesen.
Im Sessellift hatte sie eine Hand auf das warme Wesen vor ihrem Bauch gelegt und laut gesagt: „Du bist meine Familie, und Touch-the-Clouds ist unser Zuhause." Und das, beschloss sie, war allemal genug.
Nun stand sie hier oben auf der Piste in absoluter Einsamkeit. Die im Sturm schaukelnden Sessel des Lifts waren im dichten Schneegestöber nur noch schemenhaft zu erkennen. Sie zog ihre Kapuze als zusätzlichen Schutz vor dem eisigen Wind über den Helm und schob sich die Skibrille vor die Augen. Mit ein paar Schlittschuhschritten und einigen Stockschüben nahm sie Schwung auf und hörte gleich darauf das wunderbare Zischen ihrer Ski im neuen Pulverschnee.
Schon nach den ersten Schwüngen spürte sie, wie ihr Herzschmerz verblasste, während sie sich voll und ganz dem Augenblick hingab. Der Schnee, der Fahrtwind, die Ski unter ihr … Seit ihrer frühen Kindheit hatte die rhythmische Eleganz der Schwünge ihr Herz mit einer Euphorie erfüllt, die mit nichts anderem zu vergleichen war … einschließlich ihrer Liebe zu Paul, wurde ihr klar.
Snow Daze, die alte, tief im Wald versteckte Hütte, war Teil ihres Lebens gewesen, seit sie laufen konnte. In ihren Erinnerungen gab es Familienfeiern mit mehreren Generationen. Sie war damit aufgewachsen, dass beim Schlittenfahren und Schneemannbauen nass gewordene Kleidung am Feuer trocknete, sie erinnerte sich an ausgelassene Kartenspiele, die an einem abgewetzten Holztisch gewonnen und verloren worden waren, an all die Bücher, die sie in dem verschlissenen Sessel verschlungen hatte. Und an den Duft von Skiwachs am Küchentisch.
Doch nüchtern betrachtet waren diese wundervollen Momente eher selten gewesen. Die Rennsportkarriere ihres Vaters und seine anschließende Trainertätigkeit hatten ihn ständig um die ganze Welt geführt. Als blendend aussehendem Sportstar hatte ihm die Damenwelt zu Füßen gelegen, und er hatte der Versuchung selten widerstanden. Erschöpft von seinen vielen Affären, hatte ihre Mutter ihn schließlich verlassen, als Erin elf gewesen war.
Den Rest ihrer Kindheit hatte sie zwischen den beiden Haushalten, mit ständig wechselnden internationalen Kulissen und Partnern, verbracht und sich nach den Dingen gesehnt, die für die Familien anderer Menschen selbstverständlich zu sein schienen: Stabilität, Verbundenheit, Loyalität, Liebe. Und all das hatte sie sich erhofft, als sie ihre Beziehung mit Paul begonnen hatte.
Energisch schüttelte sie den Gedanken ab und konzentrierte sich auf das berauschende Gefühl der Schwünge im Pulverschnee. Der Eingang in den schmalen Pfad, der zur Hütte führte, war auch bei guter Sicht nicht leicht zu finden. Ein Teil der heilenden Kraft des Berges bestand darin, dass er keine Tagträumereien duldete, er zwang einen dazu, konzentriert zu bleiben. Für jeden Fehler gab es Konsequenzen. Selbst für sie, die den Berg so gut kannte wie kaum jemand sonst, wäre es unter diesen widrigen Bedingungen leicht gewesen, am Eingang des Trails vorbeizurauschen, und dann bliebe ihr nur der beschwerliche Aufstieg in der zunehmenden Dunkelheit im immer stärker werdenden Sturm.
Erin schwang energisch ab und blieb stehen. Zwischen den Windböen war es auf einmal mucksmäuschenstill. Sogar das tiefe Brummen des Sessellifts war verklungen, Ricky hatte ihn offenbar inzwischen abgestellt.
Der anfangs pudrige Schnee hatte mittlerweile seine Eigenschaft verändert, er war körniger und eisiger geworden. Sie blinzelte durch die schneeverkrustete Brille den Berg hinauf und schob sie sich dann auf die Stirn. Der Himmel hatte eine unheilvolle violette Färbung angenommen.
Wer den Berg kannte, wusste, dass ein heftiges Unwetter aufzog, ganz genau so, wie Ricky es vorausgesagt hatte. Vielleicht würde sie länger als nur einen Tag in der Hütte bleiben müssen. Aber das war ihr nur recht. Die Hütte war gut bestückt, und in ihrem Rucksack hatte sie ein besonderes Valentinstagsessen für eine Person, über Funk konnte sie ihre Pläne in die Talstation melden, so dass niemand nach ihr suchen musste.
Paul, der kein großer Skifahrer war, war noch nie in der Hütte gewesen. Also gab es dort nichts, was sie an ihn erinnerte.
Hatte sie diesen Ort vielleicht unbewusst aufgespart? Hatte sie gedacht, dies wäre der schönste Ort der Welt für ihre Flitterwochen? Hatte sie geglaubt, bei einer Hochzeit im Sommer würden sie hier, unberührt von moderner Technik, ein paar glückliche Tage ganz für sich allein haben, keine Telefone, keine Computer, keine Unterbrechungen.
Paul und sein Telefon: das ständige Überprüfen, das ständige Tippen irgendwelcher Nachrichten, das Abschotten von der Welt, das Abschotten von ihr. Sie hatte es immer als kränkend empfunden, dass ihm sein Handy stets wichtiger war als sie.
Doch so plötzlich der Gedanke aufgetaucht war, so schnell schüttelte sie ihn wieder ab. Stattdessen blickte sie auf den Rand der Piste. Kaum sichtbar war die winzige Öffnung, die den geheimen Trail markierte. Darüber war ein kleines, verblasstes Schild an einen Baum genagelt. Privat – Zutritt verboten. Es war eine überflüssige Warnung, denn nur jemand, der diese schmale Lücke in der Wand aus schneebedeckten Tannen suchte, konnte sie auch finden.
Erin schob sich die Brille wieder ins Gesicht, zog die Kapuze zu und wollte gerade Schwung nehmen, als eine Stimme sie aufhielt.