Spender dringend gesucht!: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 45 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Aufstehen, Dési, die Schule wartet nicht auf dich!« Schon zum zweiten Mal an diesem Morgen steckte Felicitas Norden den Kopf durch die Zimmertür ihrer jüngsten Tochter. »Wenn du dich nicht beeilst, bekommst du außerdem nichts mehr von Tatjanas Quarkzopf ab«, schickte sie eine Drohung hinterher in der Hoffnung, sie würde ihrer Tochter damit den nötigen Auftrieb verschaffen. Doch Désis Antwort gab Anlass zur Sorge. »Egal. Ich hab eh keinen Hunger«, ertönte es ungewöhnlich matt aus der anderen Ecke des Zimmers. Diese Worte alarmierten Fee, und sie trat ans Bett ihrer Tochter. »Was ist mit dir, mein Schatz? Gehts dir nicht gut?« »Ich bin so müde. Außerdem hab ich Halsweh.« Dési räusperte sich und hustete ein bisschen. Fee schob die Hand unter die Bettdecke und legte sie auf den Bauch des Mädchens. »Kein Wunder. Du hast auch Fieber«, erkannte sie sofort und setzte sich auf die Bettkante. Sie legte die Hände an Désis Hals und tastete ihn ab. »Die Lymphknoten sind geschwollen.
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Dr. Norden
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Buchvorschau
Spender dringend gesucht! - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 45 –
Spender dringend gesucht!
Patricia Vandenberg
»Aufstehen, Dési, die Schule wartet nicht auf dich!« Schon zum zweiten Mal an diesem Morgen steckte Felicitas Norden den Kopf durch die Zimmertür ihrer jüngsten Tochter. »Wenn du dich nicht beeilst, bekommst du außerdem nichts mehr von Tatjanas Quarkzopf ab«, schickte sie eine Drohung hinterher in der Hoffnung, sie würde ihrer Tochter damit den nötigen Auftrieb verschaffen. Doch Désis Antwort gab Anlass zur Sorge.
»Egal. Ich hab eh keinen Hunger«, ertönte es ungewöhnlich matt aus der anderen Ecke des Zimmers.
Diese Worte alarmierten Fee, und sie trat ans Bett ihrer Tochter.
»Was ist mit dir, mein Schatz? Gehts dir nicht gut?«
»Ich bin so müde. Außerdem hab ich Halsweh.« Dési räusperte sich und hustete ein bisschen. Fee schob die Hand unter die Bettdecke und legte sie auf den Bauch des Mädchens.
»Kein Wunder. Du hast auch Fieber«, erkannte sie sofort und setzte sich auf die Bettkante. Sie legte die Hände an Désis Hals und tastete ihn ab. »Die Lymphknoten sind geschwollen. Sieht ganz danach aus, als ob du dir eine Grippe eingefangen hast.« Die Ärztin, die an der Behnisch-Klinik als stellvertretende Chefin der Kinderstation arbeitete, dachte kurz nach. »So kannst du auf keinen Fall in die Schule gehen. Am besten, du bleibst daheim. Wenn es heute Nachmittag nicht besser und Felix von der Arbeit wieder da ist, soll er dich zu Papi in die Praxis fahren«, machte sie einen Vorschlag. »So lange bleibst du einfach im Bett und ruhst dich aus.« Zärtlich streichelte Fee über die Fieberstirn ihrer Tochter. »Ich sage Lenni, dass sie dir Tee kochen und Grießbrei bringen soll.«
»Danke, Mami!« Wie immer, wenn es den Norden-Kindern nicht gut ging, verfiel auch Dési wieder in die Kindersprache. »Ich glaub, ich will einfach nur schlafen.« Wie um ihre Worte zu unterstreichen, gähnte sie und schloss die Augen. Trotz der Ansteckungsgefahr konnte Felicitas Norden nicht anders. Sie beugte sich über ihre Tochter und hauchte einen Kuss rechts und links auf die Glühwürmchenwangen. Dann machte sie sich auf den Weg nach unten, wo ihre Familie bereits am Frühstückstisch saß.
»Dési hat Grippe. Sie geht heute nicht in die Schule«, berichtete Felicitas. Sie setzte sich an den Tisch und dankte ihrem Mann, der ihr Kaffee einschenkte. »Ich schreib noch schnell eine Entschuldigung. Gibst du sie bitte in der Schule ab, Janni?«, fragte sie und sah auf die Uhr. Um ein Haar hätte sie sich an ihrem Kaffee verschluckt, so eilig hatte sie es.
»Mir ist auch schon ganz heiß!«, nahm Désis Zwillingsbruder die günstige Gelegenheit wahr und legte die flache Hand auf die Stirn. »Ich hab bestimmt Fieber.« Er schielte hinüber zu seinem Vater, um dann seine Mutter mit einem Engelslächeln zu bezirzen. »Ist das nicht praktisch? Dann musst du nur eine Entschuldigung für uns beide schreiben.«
»Kommt überhaupt nicht infrage«, lehnte Dr. Daniel Norden entschieden ab. »Sei froh, dass du gesund bist!«
»Ich bin auch froh, dass er gesund ist«, mischte sich Anneka in das Gespräch ein und schickte ihrem jüngeren Bruder ein Grinsen. »Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass ein und dasselbe Virus bei Frauen einen Schnupfen, bei Männern aber eine mitunter tödlich verlaufende Krankheit hervorrufen kann«, spottete sie und erntete prompt Widerspruch von ihrem Bruder Felix.
»Du hast ja keine Ahnung, wie schrecklich so eine Grippe für uns Männer ist.«
»Nein, das habe ich glücklicherweise wirklich nicht«, lächelte Anneka und erhob sich. Es wurde Zeit für sie, in die Schule zu gehen. Das Abitur rückte unerbittlich näher, und es gab noch viel zu tun. »Wiedersehen, Ihr Lieben!«, verabschiedete sie sich von ihrer Familie. Mutter und Vater bekamen einen Kuss. »Sagt bitte Dési liebe Grüße und gute Besserung von mir.« Sie winkte und schlüpfte gleich darauf durch die Tür. Auch Fee stand auf.
»Ich muss auch los.« Sie beugte sich zu Daniel und küsste ihn zärtlich, bevor sie sich von den beiden Söhnen verabschiedete. »Felix, kannst du Dési heute Nachmittag in die Praxis bringen, falls es ihr dann immer noch schlecht geht? Wendy oder Janine können dann gleich einen Abstrich im Labor machen.«
»Wird erledigt, Chefin!«, erwiderte Felix und lächelte seine Mutter so unschuldig an, dass sie sofort misstrauisch wurde. »Was willst du dafür haben?«, fragte sie.
»Oh, wenn du mich so fragst … Mein Auto braucht mal wieder Benzin, und ich habe zufällig kein Geld zur Hand …«
Fee sah ihren Mann vielsagend an, dann zückte sie ihren Geldbeutel und entnahm ihm einen Zwanzigeuroschein. »Hier. Aber darüber unterhalten wir uns heute Abend noch mal. Du kannst uns nicht ständig anpumpen, nur weil du keine Zeit hast, zur Bank zu gehen.«
»Du hast meine Kontovollmacht und kannst dir jederzeit alles zurückholen«, behauptete Felix und steckte das Geld ein. Doch das war nicht das Ziel von Fees Erziehungsversuchen.
»Darum geht es nicht. Es geht darum, dass du lernen musst, vorausschauend zu wirtschaften und deine Schulden selbsttätig zurückzuzahlen«, war es Daniel, der seinen Sohn über die Tatsachen aufklärte. Felix machte ein betretenes Gesicht. Doch am Blitzen in seinen Augen war zu erkennen, dass er nicht halb so geknickt war, wie er vorgab. »Ich gelobe Besserung!«, versprach er und brachte seine Eltern mit seinem Hundeblick wieder einmal zum Lachen, bevor sich die Runde endgültig auflöste und sich jeder an die Arbeit machte.
*
Wie fast jeden Morgen war Annemarie Wendel, von allen nur liebevoll Wendy genannt, als erste in der Praxis. Sie liebte die Ruhe vor Beginn der Sprechstunde, wenn sie alle Zeit der Welt hatte, um Blumen zu gießen, die Zeitschriften im Wartezimmer zu ordnen, Wasserflaschen für die Patienten bereitzustellen und die Bonbons im Glas aufzufüllen, das auf dem Tresen stand und den Kranken die Wartezeit versüßen sollte. Doch als sie an diesem Morgen in die Praxis kam, kochte sie noch nicht einmal Kaffee. Hastig zog sie ihren Mantel aus und fand kaum Zeit, ihn an den Haken zu hängen, ehe sie in die kleine Küche eilte und einen Topf mit Wasser auf den Ofen stellte. Ungeduldig und mit einem Brief in der Hand wartete sie darauf, dass es zu kochen begann. Über den Topf gebeugt fand sie ihre Freundin und Kollegin Janine, die das Team der Praxis Dr. Norden seit dem Einstieg des ältesten Sohnes Danny tatkräftig unterstützte. Einen Moment lang beobachtete sie Wendy dabei, wie sie den Brief über den Wasserdampf hielt. »Was machst du denn da?«, machte sie sich schließlich mit deutlichem Tadel in der Stimme bemerkbar. »Öffnest du etwa heimlich Praxispost?«
Wie ertappt fuhr Wendy herum und versteckte den Brief hinter dem Rücken. »Hast du mich jetzt erschreckt! Musst du dich so anschleichen?«, ging sie