Emma Sandmann ist zurück: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 31 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Du kannst das Rad der Zeit nicht zurückdrehen!« Das letzte Manuskript seiner Frau lag vor ihm. Immer wieder las Urban Miller den ersten Satz. Im Nachhinein erschien er ihm schicksalhaft. Das war natürlich Unsinn. »Niemand konnte vorausahnen, dass dieser Unfall passieren würde.« Sein Vater Hubert hatte einen Blick über seine Schulter geworfen. Es fiel ihm nicht schwer, die Gedanken seines Sohnes zu erahnen. Sie drehten sich stets um dasselbe. »Es war mein Fehler. Wenn ich nicht am Autoradio herumgespielt hätte, wäre das alles nicht passiert.« Minutiös erinnerte sich Urban an den folgenschweren Unfall. Er musste nur die Augen schließen, um immer wieder dieselben Bilder vor sich zu sehen. Immer wieder fühlte er den Schrecken, der ihm in die Glieder fuhr. Sah er das Motorrad direkt auf sich zukommen. Noch einmal riss er im Geiste das Lenkrad herum. Und immer wieder war es zu spät, starrte er in Isabells schreckgeweitete Augen, die bald danach gebrochen waren. »Du hast dein Urteil bekommen. Drei Jahre auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung«, erinnerte Hubert seinen Sohn hilflos an das Gerichtsurteil.
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Dr. Norden – Retro Edition
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Buchvorschau
Emma Sandmann ist zurück - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 31 –
Emma Sandmann ist zurück
Unveröffentlichter Roman
Patricia Vandenberg
»Du kannst das Rad der Zeit nicht zurückdrehen!« Das letzte Manuskript seiner Frau lag vor ihm. Immer wieder las Urban Miller den ersten Satz. Im Nachhinein erschien er ihm schicksalhaft. Das war natürlich Unsinn.
»Niemand konnte vorausahnen, dass dieser Unfall passieren würde.«
Sein Vater Hubert hatte einen Blick über seine Schulter geworfen. Es fiel ihm nicht schwer, die Gedanken seines Sohnes zu erahnen. Sie drehten sich stets um dasselbe.
»Es war mein Fehler. Wenn ich nicht am Autoradio herumgespielt hätte, wäre das alles nicht passiert.« Minutiös erinnerte sich Urban an den folgenschweren Unfall. Er musste nur die Augen schließen, um immer wieder dieselben Bilder vor sich zu sehen. Immer wieder fühlte er den Schrecken, der ihm in die Glieder fuhr. Sah er das Motorrad direkt auf sich zukommen. Noch einmal riss er im Geiste das Lenkrad herum. Und immer wieder war es zu spät, starrte er in Isabells schreckgeweitete Augen, die bald danach gebrochen waren.
»Du hast dein Urteil bekommen. Drei Jahre auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung«, erinnerte Hubert seinen Sohn hilflos an das Gerichtsurteil.
Urban lachte freudlos.
»Glaubst du wirklich, damit hätte ich meine Hände reingewaschen?« Er klappte die Mappe zu, damit den wertvollen Manuskriptseiten nichts geschah. »Meine Seele wird nie mehr wieder Ruhe finden.« Und ein wenig später: »Ich vermisse Isabell so sehr. Sie war die perfekte Frau für mich.«
Hubert Miller wusste das. Und er wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
»Warum schickst du es nicht dem Verlag?« Er deutete auf den schlichten schwarzen Ordner. »Es wäre eine Sensation. Das letzte Werk der berühmten Schriftstellerin Ada Münster. Ihr Vermächtnis. Ich bin mir sicher: Isabell hätte es so gewollt.«
Urban zuckte mit den Schultern.
»Mag sein. Aber ich bin nicht Isabell. Ich bin froh, dass endlich Gras über die Sache gewachsen ist. Dass die Reporter nicht mehr Tag und Nacht vor dem Haus herumlungern. So oder so ist mein Leben ruiniert. Aber auf diese Weise habe ich wenigstens meine Ruhe.« Urban erhob sich seufzend und brachte das Manuskript zurück an seinen Platz in einem Regal im Schlafzimmer. Niemand wusste von diesem letzten Werk der berühmten Autorin. Niemand sollte in Zukunft davon erfahren. Er sah auf die Uhr. »Zeit für die Spätschicht.«
»Wie läuft es in der Klinik?«, erkundigte sich Hubert pflichtschuldig. Seit Isabells Tod führten die beiden Männer einen gemeinsamen Haushalt. Auf diese Weise konnten sie sich die anfallende Hausarbeit teilen, war keiner der beiden alleine. An der Einrichtung war jedoch kaum etwas verändert worden. Urban wollte es so. Unter keinen Umständen wollte er Isabell vergessen. Nicht das kleinste Detail. Auch wenn jeder dieser Gedanken schmerzte wie ein Nadelstich in eine schwelende Wunde. Das war ihm gerade recht.
Urban packte ein paar Sachen zusammen.
»Die Arbeit in der Klinik ist der einzige Grund, warum ich mir noch nicht die Kugel gegeben habe«, entgegnete er lakonisch und sah sich fragend im Zimmer um. »Ohne das grenzenlose Verständnis von Frau Dr. Behnisch wäre ich den Job längst los. So, ich glaub, ich hab’ alles.« Er sah seinen Vater aufmerksam an. »Was hast du heute vor?«
»Dies und das. Ich will endlich an meinem Bild weitermachen. Du weißt schon, das Frauenportrait. Aber irgendwie will mir der Ausdruck nicht recht gelingen. Es ist nicht das, was ich mir vorstelle.«
»Du solltest dich mit Hausarbeit ablenken.« Urban kannte die Kniffe seines Vaters, mit denen er eine kreative Krise zu überwinden pflegte. »Ich hab’ ein paar Hemden rausgelegt, an denen Knöpfe fehlen. Und bei einem Pullover ist eine Naht aufgegangen, und eine Hose müsste gekürzt werden. Wäre nett, wenn du das zu einer Näherin bringen könntest.«
Hubert lachte.
»Knöpfe annähen schaffe ich gerade noch selbst. Um den Rest kümmere ich mich.« Er hatte auch schon eine Idee, an wen er sich mit seinem Problem wenden wollte.
Urban zog die Stirn kraus.
»Du sträubst dich ja gar nicht.«
»Warum sollte ich? So ist es doch abgemacht. Du gehst in die Klinik. Ich kümmere mich um den Rest.«
»Trotzdem hast du in der Vergangenheit mit Unmutsbekundungen nicht gespart«, wunderte sich Urban.
»Sei doch froh, dass ich heute offenbar gute Laune habe.« Hubert zwinkerte ihm zu.
»Sollte ich wohl. Also!« Urban hob die Hand zum Gruß.
»Bis dann, mein Junge.« Hubert sah seinem Sohn durchs Fenster nach. Er war in tiefer Sorge.
Der schicksalhafte Unfall war vor mehr als vier Jahren geschehen. Trotzdem fand Urban nicht zurück ins Leben. Nichts und niemand schien ihn aus seiner Melancholie wecken zu können. Aber war das ein Grund, warum er selbst, Hubert, das Leben nicht genießen sollte?
»Hallo, Emma!« In der Menge der jungen Menschen vor der Universität hatte Danny Norden die Literaturstudentin Emma Sandmann entdeckt. Er kannte die junge Frau von Kindesbeinen an und winkte mit beiden Armen, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Als sie nicht reagierte, machte er sich auf den Weg zu ihr. Kurz bevor er sie erreicht hatte, blieb er stehen. Emma war in ein Streitgespräch mit ihren Kommilitonen vertieft.
»Zum Genie wirst du es niemals bringen. Aber Talent hast du allemal.«
Danny bemerkte den spöttischen Blick des gutaussehenden, jungen Mannes, der Emma förmlich durchbohrte. »Warum sparst du dir die Zeit hier nicht und verdingst dich gleich als Lohnschreiberin? Frag doch mal bei der Boulevardpresse. Die brauchen immer kitschige Liebesgeschichten«, posaunte Robert Brönner großspurig heraus.
»Ein paar Euros würden dir nicht schaden. Dann könntest du dir wenigstens mal was Anständiges zum Anziehen kaufen«, fügte einer seiner Freunde hinzu, ermutigt durch die großen Worte des Anführers.
»Und zum Friseur gehen. So, wie du aussiehst, nimmt dir sowieso keiner die Schriftstellerin ab.« So und anders klangen die Anfeindungen, die die junge Studentin tagtäglich ertragen musste. Zustimmendes Gelächter ertönte von den Umstehenden. Zutiefst betroffen bemerkte Danny, wie Emma vor Scham feuerrot wurde. Sie senkte den Blick und dachte offenbar nicht daran, sich zu wehren. Dieser männlichen, arroganten Übermacht hatte sie nichts entgegenzusetzen.
»Die Zukunft wird zeigen, wer von uns den Durchbruch schafft«, murmelte sie und wandte sich ab. Rasch ging sie davon, geradewegs an Danny vorbei. Noch mehr spöttische Kommentare folgten ihr.
»Emma, warte!«, rief Danny Norden ihr nach und erwischte sie gerade noch am Ärmel. Die dunklen Haare ließen ihr schmales Gesicht noch blasser erscheinen, als es ohnehin schon war. Schon wollte sie seinen Arm abschütteln. Doch dann erkannte sie ihn. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
»Ach, du bist es! Komm, lass uns von hier verschwinden. Mit diesen Lackaffen rede ich freiwillig kein Wort mehr.« Emma warf einen verächtlichen Blick hinter sich.
»Warum wehrst du dich nicht?«, fragte er nicht ganz zu Unrecht.
Emma zuckte ratlos mit den Schultern. »Wie denn? Die haben doch für alles einen dummen Spruch parat. Dagegen komme ich nicht an.« Ihre Stimme war ebenso sanft, wie ihr gesamtes Äußeres es bereits ahnen ließ.
»Kann ich verstehen.« Als Danny bemerkte, dass sie von mehreren neugierigen Augenpaaren verfolgt wurden, legte er kurzerhand seinen Arm