Gesucht: liebevoller Opa!: Dr. Norden 118 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Mir ist langweilig.« Christian Norden, von allen nur Janni genannt und zusammen mit seiner Zwillingsschwester Dési jüngster Spross der siebenköpfigen Familie, lümmelte auf dem Sofa und war ganz offensichtlich alles andere als zufrieden mit seinem Dasein. »Bist du schon fertig mit den Hausaufgaben?«, fragte seine Mutter Felicitas, die am Tisch saß und in einem Gartenkatalog blätterte. Janni stöhnte demonstrativ. »Warum denken Eltern eigentlich immer nur ans Lernen?«, beschwerte er sich düster. »Es gibt auch noch was anderes im Leben.« »Bist du fertig?«, wiederholte Fee ihre Frage mit Nachdruck und ohne mit der Wimper zu zucken. »Ja!«, gab Jan im selben Tonfall zurück und grinste, als ihn ein strafender Blick traf. Aber nur kurz. Dann lächelte Fee schon wieder. Sie erinnerte sich zu gut an die Zeiten, als sie selbst im Alter der Zwillinge gewesen war und mit denselben Problemen zu kämpfen gehabt hatte wie ihr jüngster Sohn. Es gab eben Dinge, die änderten sich nie! »Beschwer dich nicht!«, empfahl sie ihrem Sohn scherzhaft. »Dein Großvater ist auch nicht gerade zimperlich mit mir umgesprungen. Wenn ich ihm mit solchen Beschwerden gekommen bin, hat er mir immer vorgeschlagen, dass ich in der Küche beim Kartoffelschälen helfen kann.«
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Gesucht - Patricia Vandenberg
Dr. Norden
– 118 –
Gesucht: liebevoller Opa!
Unveröffentlichter Roman
Patricia Vandenberg
»Mir ist langweilig.« Christian Norden, von allen nur Janni genannt und zusammen mit seiner Zwillingsschwester Dési jüngster Spross der siebenköpfigen Familie, lümmelte auf dem Sofa und war ganz offensichtlich alles andere als zufrieden mit seinem Dasein.
»Bist du schon fertig mit den Hausaufgaben?«, fragte seine Mutter Felicitas, die am Tisch saß und in einem Gartenkatalog blätterte.
Janni stöhnte demonstrativ.
»Warum denken Eltern eigentlich immer nur ans Lernen?«, beschwerte er sich düster. »Es gibt auch noch was anderes im Leben.«
»Bist du fertig?«, wiederholte Fee ihre Frage mit Nachdruck und ohne mit der Wimper zu zucken.
»Ja!«, gab Jan im selben Tonfall zurück und grinste, als ihn ein strafender Blick traf.
Aber nur kurz. Dann lächelte Fee schon wieder. Sie erinnerte sich zu gut an die Zeiten, als sie selbst im Alter der Zwillinge gewesen war und mit denselben Problemen zu kämpfen gehabt hatte wie ihr jüngster Sohn. Es gab eben Dinge, die änderten sich nie!
»Beschwer dich nicht!«, empfahl sie ihrem Sohn scherzhaft. »Dein Großvater ist auch nicht gerade zimperlich mit mir umgesprungen. Wenn ich ihm mit solchen Beschwerden gekommen bin, hat er mir immer vorgeschlagen, dass ich in der Küche beim Kartoffelschälen helfen kann.«
Trotz seiner schlechten Laune musste Janni grinsen.
»Echt? So gemein war Opi?«
»Nicht wirklich«, erwiderte Fee und dachte mit einem liebevollen Lächeln an ihren Vater Johannes Cornelius. Zusammen mit seiner zweiten Frau Anne leitete er seit vielen Jahren das Sanatorium auf der Roseninsel. »Er hat es immer nur scherzhaft gemeint. Aber ich war meist ebenso schlechter Laune wie du und fand diesen Vorschlag gar nicht witzig.«
»Und was hast du dann gemacht, wenn dir langweilig war?« Auf einmal war Jannis Interesse geweckt, und er rappelte sich vom Sofa hoch.
Fee hatte den Gartenkatalog ein Stück weggeschoben. Ihr sinnender Blick glitt hinaus in die spätsommerlich blühende Pracht ihres Gartens, und sie dachte an die glückliche Zeit ihrer Kindheit und Jugend.
»Eigentlich gab es auf der Roseninsel immer was zu tun, und meine Langeweile lag nur an meiner Faulheit«, gestand sie mit entwaffnender Offenheit.
Das konnte Jan seiner tatendurstigen Mutter nicht recht glauben.
»Du und faul?«, staunte er nicht schlecht. »Du bist doch den ganzen Tag unterwegs. Immer arbeitest du irgendwas. Und wenn du zufällig mal fünf Minuten auf der Liege liegst, springst du garantiert auf, um Sonnencreme zu holen. Oder Eis für alle. Oder dir ist eingefallen, dass du dringend den Rasen mähen musst«, erinnerte er seine Mutter kopfschüttelnd an ihre Rastlosigkeit.
Felicitas lachte herzlich.
»Du hast recht. Heute fällt es mir tatsächlich schwer, nichts zu tun. Aber das war nicht immer so.«
»Ich weiß nicht.« Die Zweifel über diese Aussage seiner Mutter standen Janni ins Gesicht geschrieben.
Doch bevor er noch einmal nachhaken konnte, hüpfte seine Zwillingsschwester Dési gut gelaunt ins Zimmer. Übermütig beugte sie sich über Felicitas und drückte ihr einen schmatzenden Kuss auf die Wange. Dann wirbelte sie zu Janni herum.
»Weißt du schon, dass das Haus in der Parallelstraße wieder bewohnt ist?«, fragte sie ihn sichtlich aufgeregt.
Das war in der Tat eine interessante Neuigkeit.
»Nein! Seit wann?« Schlagartig war Jan hellwach und gespannt wie ein Flitzebogen.
»Die Leute müssen vor ein paar Tagen eingezogen sein«, erklärte Désirée das, was sie gehört hatte. »Lisa und ich sind vorhin vorbeigegangen. Es hängen schon Vorhänge am Fenster«, verkündete sie. »Aber das Beste kommt noch: Vorhin lagen vor der Tür Inline-Skates. Und ein Fahrrad steht auch rum. Das heißt, dass nicht nur Erwachsene da einzogen sind«, zog sie triumphierend einen Schluss aus ihren Beobachtungen.
»Das trifft sich aber gut«, stellte Felicitas sofort fest und schielte sehnsüchtig auf ihren Gartenkatalog. Die Bestellung für die Pflanzung im Herbst brannte ihr unter den Nägeln. »Janni hat sich vorhin über Langeweile beschwert. Um dieses Problem aus der Welt zu schaffen, wäre es doch eine gute Idee, die neuen Bewohner willkommen zu heißen«, machte sie einen Vorschlag, von dem ihr jüngster Sohn alles andere als begeistert war.
»Mensch Mami, das geht doch nicht!«, widersprach er sofort. »Wir können doch nicht einfach dahin spazieren und klingeln.«
»Warum nicht?« Felicitas verstand das Problem nicht, zumal ihre Kinder im Normalfall alles andere als schüchtern waren.
Tadelnd verdrehte Jan die Augen.
»Stell dir mal vor, da macht ein Mädchen auf!«, stöhnte er mit gelindem Entsetzen. »Und ich steh vor der Tür! Das geht ja mal gar nicht.«
Einen Moment herrschte Totenstille im Wohnzimmer der Familie Norden. Fee und Dési tauschten irritierte Blicke. Dann brachen sie gleichzeitig in Gelächter aus.
»Bei deinen älteren Brüdern konnte ich dieses Problem ja noch nachvollziehen«, erklärte Fee, als sie sich wieder beruhigt hatte. »Schließlich hatten sie noch keine Schwestern. Aber dass du jetzt auch noch damit anfängst …«
»Keine Sorge, Mami«, beruhigte Dési ihre Mutter mit einem frechen Seitenblick auf ihren Zwillingsbruder. »Das ist ganz normal in dem Alter und hat was mit der Pubertät zu …« Weiter kam sie nicht.
In diesem Augenblick flog ein Sofakissen in hohem Bogen durch das Zimmer und traf sie mitten im Gesicht.
»Wenn das so wäre, hättest du dasselbe Problem wie ich«, schickte Jan seinem Geschoss einen beleidigten Kommentar hinterher.
Doch davon ließ sich Désirée ihre gute Laune glücklicherweise nicht verderben.
»Bekanntermaßen sind Mädchen der Entwicklung der Jungen ungefähr vier Jahre voraus«, klärte sie ihn neunmalklug auf. Sie lachte gutmütig über seine grimmige Miene und winkte ihm, mit ihr zu kommen.
Dési war es egal, wer die Tür aufmachte. Dazu war sie viel zu neugierig, wer die neuen Nachbarn waren. Und im Gegensatz zu ihrem Bruder hatte sie schon die Erfahrung gemacht, dass auch Angehörige des anderen Geschlechts wunderbare Gesellschaft sein konnten. Das hatte sie Janni in der Tat voraus.
»Es ist doch schön hier, findest du nicht?«, fragte Frauke Hennings, verzweifelt um gute Laune bemüht.
»Hm.« Mehr sagte ihr Sohn Benedikt nicht dazu. Es fiel ihm immer noch schwer, sich mit der neuen Situation anzufreunden. Allein mit seiner Mutter in einem fremden Stadtviertel in einem neuen Haus zu leben. Ohne Papa, der sich wegen einer anderen Frau von Mama und damit auch von ihm getrennt hatte.
Frauke, die dabei war, aus einem Umzugskarton Geschirr auszupacken und in die Küchenschränke zu räumen, drehte sich zu ihrem Sohn um. Er hatte den Kopf auf die Arme gelegt und starrte missmutig vor sich hin.
»Schätzchen, mach nicht so ein Gesicht. Für mich ist es doch auch nicht leicht.« Nur mit Mühe konnte sie ein Seufzen unterdrücken. »Glaub mir, ich hatte mir das alles auch ganz anders vorgestellt.« In ihren Augen glitzerte es verdächtig.
»Du hast ja deine Arbeit!«, erwiderte Benedikt unwillig. Warum nur konnte seine Mutter nicht verstehen, dass für ihn alles viel, viel schlimmer war? »Und nach deinem Urlaub machst du dich wieder aus dem Staub. Dann bin ich ganz