Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Nachts auf der Straße der Angst: Gaslicht 44
Nachts auf der Straße der Angst: Gaslicht 44
Nachts auf der Straße der Angst: Gaslicht 44
eBook121 Seiten1 Stunde

Nachts auf der Straße der Angst: Gaslicht 44

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!

Der Mann war für einen Asiaten recht groß, hatte einen mächtigen Brustkorb und sah nicht aus, als könne er einen Spaß vertragen. Das Gesicht war maskenhaft starr. Er lächelte wie ein Roboter, den man programmiert hat. »Bitte, lassen Sie uns gehen!«, flehte Contessa Oktavia. »Nein, das ist unmöglich!« Es war der erste Satz, den der furchteinflößende Mann korrekt ausgesprochen hatte. Aber die Worte klangen wie einstudiert. Sie ahnten nicht, wie oft sie diesen Satz noch würden hören müssen. Wie sie lernen müssen, den Japaner wegen dieses Satzes zu hassen ... Der von Säulen getragene Saal war mit Stuck überladen. Auf dem Boden glänzte herrlicher italienischer Marmor. Vor den Fenstern standen Bäume, die an Zypressen erinnerten. Sie bogen sich im Wind, der über das schottische Hochmoor wehte. »Dieses Haus ist wirklich beinahe wie ein florentinischer Palazzo«, flüsterte Contessa Oktavia Montevarena ihrer Freundin Cecilia zu. »Aber ich habe Angst.« »Angst? Wovor?« Das junge Mädchen lachte unbekümmert.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum4. Okt. 2023
ISBN9783989364981
Nachts auf der Straße der Angst: Gaslicht 44

Ähnlich wie Nachts auf der Straße der Angst

Titel in dieser Serie (79)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Mystery für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Nachts auf der Straße der Angst

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Nachts auf der Straße der Angst - Barbara Branch

    Gaslicht

    – 44 –

    Nachts auf der Straße der Angst

    Unveröffentlichter Roman

    Barbara Branch

    Der Mann war für einen Asiaten recht groß, hatte einen mächtigen Brustkorb und sah nicht aus, als könne er einen Spaß vertragen. Das Gesicht war maskenhaft starr. Er lächelte wie ein Roboter, den man programmiert hat. »Bitte, lassen Sie uns gehen!«, flehte Contessa Oktavia. »Nein, das ist unmöglich!« Es war der erste Satz, den der furchteinflößende Mann korrekt ausgesprochen hatte. Aber die Worte klangen wie einstudiert. Sie ahnten nicht, wie oft sie diesen Satz noch würden hören müssen. Wie sie lernen müssen, den Japaner wegen dieses Satzes zu hassen ...

    Der von Säulen getragene Saal war mit Stuck überladen. Auf dem Boden glänzte herrlicher italienischer Marmor. Vor den Fenstern standen Bäume, die an Zypressen erinnerten. Sie bogen sich im Wind, der über das schottische Hochmoor wehte. »Dieses Haus ist wirklich beinahe wie ein florentinischer Palazzo«, flüsterte Contessa Oktavia Montevarena ihrer Freundin Cecilia zu. »Aber ich habe Angst.«

    »Angst? Wovor?« Das junge Mädchen lachte unbekümmert. »Wir sind hier doch nicht allein! «

    Sie deutete auf den Führer und die große Reisegruppe, mit der sie Schloss Caesarea besichtigten.

    Der Blick der Contessa folgte einem korrekt gekleideten Herrn mit einem ungewöhnlich bleichen Gesicht, in dem dunkle, fast schwarze Augen brannten. Der Herr schien diesen Blick bemerkt zu haben.

    Er trat zu der Gruppe der drei jungen Italiener und sagte in einem einwandfreien Italienisch, das ihn nur durch den Akzent als Engländer kennzeichnete: »Gefällt Ihnen das Schloss? Ist es nicht ein Traum? So muss das Paradies aussehen!«

    »Nun, ich stelle es mir nicht gerade als imitierten italienischen Palazzo in Schottland vor«, antwortete Luciano Livillia kühl. Er machte seiner Schwester und der Contessa ein Zeichen, sich der Führung anzuschließen, die eben den Raum verließ.

    »Es ist ein wirkliches Paradies!«, erklärte der Fremde fest. »Wenn ich denke … Sie sind doch Italiener?«

    »Ja. Wir kommen aus Florenz und wissen, wie ein echter Palazzo aussieht«, sagte der junge Mann etwas spöttisch. »Die Dame da neben Ihnen ist eine echte italienische Contessa, die in solch einem Palast – einem echten übrigens – lebt.«

    »Wirklich?«, fragte der Fremde, und in seinen Augen glühte es auf.

    Contessa Oktavia schauderte. Aber Cecilia Livillia lachte leise. Ihr gefiel der Fremde, ihr gefiel überhaupt alles, was sie bisher auf dieser Reise erlebt hatten. Und war es denn nicht wirklich faszinierend, hinter den Mauern eines alten schottischen Schlosses eine so völlig andere Welt zu finden

    »Dieses Schloss Caesarea ist sehr interessant«, stellte sie fest. »Ich frage mich nur, wer wohl auf den Gedanken gekommen sein kann, es so herzurichten, dass man sich nach Italien versetzt glaubt.«

    »Ein Bewunderer Ihrer Heimat, Mylady. Darf ich fragen, sind Sie auch eine Contessa?«

    »Nein, das ist nur Oktavia. Ich bin eine schlichte Signorina Livillia. Aber immerhin haben Sie die Ehre, mit Contessa Oktavia Montevarena zu sprechen, einer Enkelin des Fürsten Borellio.«

    »Es ist mir eine Ehre, Mylady …«, sagte der Fremde und verbeugte sich so tief vor Oktavia, dass Luciano den Kopf schüttelte. Dieser Engländer benahm sich sehr merkwürdig.

    »Wir müssen weiter, wenn wir den Anschluss nicht verpassen wollen«, drängte er.

    »Ich will Sie nicht aufhalten«, erklärte der Fremde. Er verbeugte sich noch einmal und verschwand dann durch die Tür neben dem Kamin.

    Die drei jungen Italiener wandten sich dem weitaus prunkvolleren, säulengeschmückten Ausgang zu, durch den die anderen Touristen mit dem Führer vor ein paar Minuten den Saal verlassen hatten.

    Im selben Moment war ein seltsames Geräusch zu hören, als habe man diese Tür gerade verschlossen.

    »Was soll denn das?«, knurrte Luciano und drückte auf die reichverzierte Klinke. Sie gab nach, aber die Tür ließ sich nicht öffnen.

    »Verdammt! Die werden uns hier doch nicht eingeschlossen haben!«, schimpfte er. »Sie müssen doch merken, dass wir etwas zurück geblieben sind wegen dieses Schwätzers!«

    »Reg dich nicht auf«, meinte seine Schwester. »Dann benutzen wir eben den anderen Ausgang, oder wir warten, bis die nächste Führung kommt. Meines Wissens findet jede Stunde eine statt.«

    Luciano Livillia schritt durch den großen Saal zu der kleinen Tür neben dem Kamin. Aber auch sie war jetzt verschlossen.

    »Schlamperei!«, knurrte er ärgerlich und nahm sein Zigarettenetui aus der Tasche. »Und dann behaupten die Engländer immer, wir Südländer seien leichtsinnig und …«

    »Was hat denn das mit Leichtsinn zu tun?«, fragte Cecilia. »Vielleicht sind sie überkorrekt und schließen zu, damit hier nichts gestohlen wird.«

    »Was sollte man hier stehlen?«, brummte Luciano und ließ sich in eines der zwölf kostbaren Sesselchen fallen, die es in diesem Zimmer gab. Sonst bestand die Einrichtung nur noch aus einem Tisch mit Mar­morplatte und verschnörkelten Beinen. Die Zigarettenasche stäubte er achtlos in den Kamin, der aussah, als habe noch nie ein Feuer darin gebrannt.

    »Die Bilder vielleicht?«, überlegte Cecilia und sah zu den Gemälden hin. »Der Führer hat doch vorhin gesagt, das eine sei ein echter Tintoretto, und das linke dort stamme von Giorgione.«

    »Na ja«, Luciano schien sich in das offenbar Unvermeidliche zu fügen und streckte die Beine von sich. »Immerhin können wir jetzt wenigstens mal eine Stunde ruhig sitzen. Du hast mich heute ja schon genug herumgeschleppt. Und warum ich mir eine falsche Via Appia in Schottland anschauen muss, sehe ich auch nicht ganz ein. So etwas kann ich daheim bequemer und wenigstens zum Teil noch im Originalzustand haben.«

    Auch Cecilia setzte sich in einen der Sessel.

    Dabei fiel ihr Blick auch auf die Freundin, die bewegungslos mitten im Saal stand und auf ein Bild über dem Kamin starrte.

    »Was hast du denn, Oktavia?«, fragte sie. »Ist das Bild so interessant?«

    »Es ist … entsetzlich. Eine … Höllenfahrt, denke ich«, sagte Oktavia leise.

    »Kann sein. Mir gefällt es nicht. Es ist viel zu dunkel. Schau es dir doch nicht an, wenn es dich so bedrückt. – Kann ich bitte auch eine Zigarette haben, lieber Bruder?«

    Cecilia ließ sich Feuer geben und nahm dann einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette.

    Contessa Oktavias Blick hing noch immer an dem Gemälde.

    »Komm, setz dich wenigstens!«, schlug Cecilia vor. »Wenn sie uns schon in ihrem seltsamen Museum einsperren, müssen sie es sich auch gefallen lassen, dass wir ihre Ausstellungsstücke benutzen.«

    Contessa Oktavia trat langsam an den Tisch und setzte sich dann so vorsichtig, als könne das goldene Sesselchen unter ihr zusammenbrechen.

    »Ich habe Angst«, flüsterte sie. »Es ist hier alles so unheimlich. Warum hat man uns eingeschlossen?«

    »Ein Versehen vermutlich«, sagte Luciano und sah das junge Mädchen zärtlich an. »Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, Oktavia. Ich bin ja bei dir.«.

    »Ja …, du bist bei mir …«, hauchte sie, aber ihre Augen waren vor Angst übergroß.

    Er streichelte behutsam ihre Hand, und die immer vergnügte Cecilia schüttelte den Kopf.

    »Angst? Wovor denn? In spätestens einer Stunde kommt die nächste Führung, und dann werden sie schön staunen, wenn sie uns hier finden. Vielleicht zählt unser Führer seine Schäfchen am Ausgang und stellt fest, dass ein paar fehlen. Trinkgeld bekommt er jedenfalls von mir nicht!«

    »Der Herr in dem dunklen Anzug«, sagte Contessa Oktavia mit bebender Stimme, »er hat mich so seltsam angesehen …«

    »Weil ihm noch nie eine leibhaftige Contessa begegnet ist, wahrscheinlich«, meinte Cecilia. »Es gibt Menschen, die beten den Adel an und glauben, jeder mit einem Adelstitel müsse auch mit einem Krönchen herumlaufen.«

    »Gehört dieses Schloss denn keinem Adligen?«, wunderte sich die Contessa.

    »Soviel ich weiß, ist es ein Mister Coleman oder so ähnlich«, griff Luciano in die Unterhaltung ein. »Er muss wohl irgendein Neureicher sein mit einem Spleen für alles Italienische. Jedenfalls sagten sie im Hotel, dass er das Schloss erst vor einigen Jahren geerbt und völlig umgebaut hat. Angeblich wohnt er hier auch irgendwo, spielt aber den Geheimnisvollen und lässt sich nie sehen. Man munkelt allerlei über ihn. Wahrscheinlich ist das auch viel Gerede. Sie behaupten, er ginge nachts in einem römischen Gewand – wie Cäsar – auf seiner sogenannten Via Appia

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1