Alina und der Großmeister: Eine Erzählung aus Malta.
Von Paul Baldauf
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Über dieses E-Book
Zwei Schauspielerinnen, Marija und Annunziata, nehmen sich ihrer in rührender Weise an. Wieder im Freien kommt Alina jedoch alles fremd vor und ein furchtbarer Verdacht wird verstärkt. Ihre Begleiterinnen führen sie zu Don Caxaro, einem weisen Geistlichen, zu Dr. Saliba und Professor Azzopardi. Aber auch diese großen Gelehrten stellt ihr Fall vor ein unlösbares Rätsel. Als Alina vor der Conventual Church einen Künstler vor seiner Staffelei erblickt, sondert sie sich ab, spricht ihn an. Noch hat sie die Hoffnung nicht ganz aufgegeben. Doch seine Antwort und ein unmissverständliches Zeichen auf seinem Gemälde lassen Alina entsetzt zurück: Ihr Verdacht ist nun endgültig Gewissheit.
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Rezensionen für Alina und der Großmeister
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Buchvorschau
Alina und der Großmeister - Paul Baldauf
Frau Grima führt durch das Theater
„Beginnen wir im Innenhof. Bitte, folgen Sie mir."
Der überdachte Hof mit seinen Säulen, Palmen und Bogendurchgängen war eine Augenweide. Auch die Farbtönung der Wände, Tische und Stühle aus Holz trugen zu der besonderen Atmosphäre bei.
„Der zentral gelegene Hof ist eine der Attraktionen dieses Theaters. Besuchern gefällt die Atmosphäre, die ein wenig der einer kleinen Piazza ähnelt."
Alle durften sich eine Weile umsehen und schon ging es weiter.
„Bitte, achten Sie auf die Stufen!"
Ein deutscher Tourist schlug die Warnung leichtfertig in den Wind. Seine Frau griff beherzt ein und konnte ihn gerade noch vor einem freien Fall bewahren. Alina musste kichern. Die Frau hakte sich nun bei ihm ein und beobachtete ihn so, als traue sie ihm nicht mehr zu, alleine zu gehen. Nun stieg die Gruppe Treppen aus Carraramarmor hinauf.
Alina betrachtete Portraits berühmter Komponisten, die in Nischen verewigt waren. Die beschwingte Fremdenführerin blieb auf einmal stehen und verkündete stolz:
„Das ‘Manoel Theatre’ ist das drittälteste Theater Europas. Es wurde am Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut."
Nun sah man anerkennende Blicke. Die Fremdenführerin sprach bald Englisch, bald Französisch und Italienisch. Alina war beeindruckt. Ob sie auch Deutsch kann?
„Der Plan, ein Theater zu errichten, das für die Öffentlichkeit zugänglich ist, stammte vom früheren Großmeister António Manoel de Vilhena. Es war in den Märztagen des Jahres 1731..."
Das hört sich ja interessant an. Großmeister António Manoel de Vilhena? Woher der wohl stammte? 1731. Wenn man sich das vorstellt...Vor fast 300 Jahren…
Diese Großmeister, so viel wusste sie schon, standen dem Orden der Ritter des heiligen Johannes vor. Unterstand ihnen ein ganzes Heer von Rittern? Manoel de Vilhena? Also ist das Theater nach ihm benannt! Aber für weitere Gedanken blieb keine Zeit. Die Fremdenführerin war schon wieder unterwegs, ging der Gruppe voran und blieb dann kurz stehen.
„Vielleicht fragen Sie sich, warum er ein Theater erbauen ließ? Nun, er wollte dafür sorgen, dass das Volk – so drückte er sich aus – ‘auf ehrenwerte Weise unterhalten‘ wird. Zu seiner Zeit war es für viele Leute durchaus üblich, eine Theateraufführung zu besuchen. Oper und Drama waren sehr beliebt. Es gab auch Freiluft-Aufführungen, in denen professionelle Künstler und Amateurschauspieler zu sehen waren. Wer von Ihnen Latein versteht, kann den Hinweis auf die gute Unterhaltung über dem Haupteingang lesen."
Frau Grima sprudelte nur so. Es war offensichtlich, dass sie in dem Theater zu Hause war und hier jeden Stein kannte. Latein..., dachte Alina, kann ich leider nicht.
„Er wollte auch die jungen Ritter des Ordens vor Unheil bewahren: Er wird dabei gedacht haben: Wenn sie im Theater gut unterhalten werden, wird dies einen guten Einfluss auf sie ausüben. Bevor wir das Theater besichtigen, möchte ich Ihnen noch etwas über seine Geschichte erzählen. Der Großmeister zahlte den Großteil der Baukosten in Höhe von 2184 Scudi aus eigener Tasche."
Sie machte eine entsprechende Geste – zog ihre Hand wieder aus der Hosentasche – und erntete Heiterkeit. Alina lachte hell auf. Einige Leute drehten sich nach ihr um und lächelten ihr wohlwollend-schmunzelnd zu. Nein, so viel Geld hatte er bestimmt nicht gerade in der Hosentasche greifbar, dachte Alina. Über 2000 Scudi? Sie erinnerte sich, dass der Name der damaligen Währung irgendwo in ihrem Reiseführer vorgekommen war. Scudi..., das klingt gut. Schön, dass Frau Grima betont langsam spricht, so verstehe ich doch recht viel.
„Sobald alle Formalitäten erledigt waren, begann man mit den Arbeiten. Nach nur 10 Monaten war das ganze Gebäude errichtet!"
Die Fremdenführerin ließ der Gruppe Zeit, bis bei allen der Groschen fiel. Die allgemeine Bewunderung wuchs. Das ging ja rasend schnell, dachte Alina: In nur 10 Monaten so einen Bau auf die Beine zu stellen. Die müssen aber geschuftet haben! Wieviel Mann da wohl beteiligt waren?
„Das Innere des Gebäudes bestand nur aus Holz. Vorbild war sehr wahrscheinlich das Theater von Palermo. Später wurde das Gebäude umgebaut, bis das Auditorium die ovale Form aufwies, die heute noch zu sehen ist. Zu Beginn hieß es einfach Öffentliches Theater. Später wurde Öffentlich durch Königlich ersetzt. 1866 nannte man es schließlich zu Ehren seines Gründers Manoel Theatre, und so heißt es noch heute. Das muss ein Gefühl sein, dachte Alina, wenn ein Theater nach einem benannt wird...
Frau Grima machte es spannend. Bevor sie die Besucher ins Theater hereineinließ, holte sie noch einmal aus:
„Für die erste Aufführung 1732 stand eine klassische italienische Tragödie auf dem Spielplan. Die Ritter traten selbst als Schauspieler auf. Der dauerhafte Austausch zwischen den Theatern von Neapel, Palermo und Valletta machte das Teatru Manoel, wie es auf Maltesisch heißt, zu einem begehrten Sprungbrett für ehrgeizige Künstler, die in der Scala oder in Covent Garden auftreten wollten."
Die Scala? fragte sich Alina. Auf einmal dämmerte es ihr: Ah, natürlich, La Scala, das berühmte Theater in Mailand. Sie malte sich gerade aus, wie herrlich golden die Logen dort glänzten. Doch Frau Grima war schon wieder in ihrem Element:
„In seiner besten Zeit gab es herrliche