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Folge 23: Schwimmen mit Strand

Folge 23: Schwimmen mit Strand

VonChlorgesänge


Folge 23: Schwimmen mit Strand

VonChlorgesänge

Bewertungen:
Länge:
32 Minuten
Freigegeben:
28. Juni 2023
Format:
Podcastfolge

Beschreibung

Diesmal sind wir im Strandbad Plötzensee, ganz ohne Chlor, aber mit viel guter Musik. Das Strandbad gehört zwar auch den Berliner Bäderbetrieben, ist aber verpachtet - seit 2019 an den begeisternden und begeisterten gebürtigen Niederländer Michel Verhoeven. Erkennungzeichen: Gelbe Gummistiefel. Egal, bei welchem Wetter.
Verhoeven hat das Strandbad Plötzensee wieder zu einer Oase mitten im Berliner Großstadtgetümmel gemacht. Der Mann hat Erfahrung mit Wasser und Sand: Rund 25 Jahre betrieb er eine Strandbar in der Nähe von Amsterdam. Ihm gelingt das Kunststück, dass sich hier Familien genauso wohl fühlen wie chillige Hipster, die sich bei loungiger Musik an der Bar, in der Sauna oder beim FKK entspannen. Und auch Sportschwimmer:innen sind willkommen - nicht zuletzt in den im See abgetrennten 50-Meter-Bahnen. Alle immer überwacht von den Bademeistern vor Ort, damit nichts schief gehen kann.
Hier gibt es so viel zu erzählen - wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen. Da ist der Plötzensee, der so heißt, weil hier einst Schwärme von Plötzen gab. Auch heute tummeln sich Hechte, Karpfen, Zander und Aale in dem rund 7 Meter tiefen Gewässer. Der Sage nach entstand der Plötzensee, weil ein gewaltbereiter Dorfschulze (eine Art Bürgermeister) einen Geist verärgerte und dieser aus Rache dessen Dorf flutete. Wirklich wahr ist, dass es hier schon im 19. Jahrhundert ein Strandbad gab - mit einem Schaufelrad für Wellen, einem Sprungturm und getrennten Bereichen für Frauen und Männer: Das Auerbachsche Wellenbad, benannt nach dem Besitzer, dem Turn- und Fechtlehrer Wilhelm Auerbach, der auch dem Auerbachsalto seinen Namen gab.
Das Strandbad, so wie man es heute kennt, entstand an der Westseite des Sees in den 1920er Jahren, als Freizeitort für im Wedding lebende Arbeiter:innen. Bis zu 10.000 Besucher:innen kamen damals am Tag, auch der Tarzan-Darsteller und mehrfache Olympiasieger Johnny Weissmüller soll hier seine Bahnen gezogen haben. Die 100-Meter-Bahn und der 10-Meter-Sprungturm überlebten jedoch den Zweiten Weltkrieg nicht.
Doch auch zu Mauerzeiten verlor das Bad nicht an Attraktivität. Statt nach Italien, Mallorca oder Griechenland zog es unzählige Familien in den Sommerferien auf das weitläufige, parkähnliche Gelände des Strandbads. So manche pochten im Laufe der Jahre sogar auf den immer gleichen Platz, hat uns Verhoeven schmunzelnd erzählt. Noch heute kommen Familienväter und -mütter von einst ins Strandbad und schwelgen in alten Zeiten.
In den 2000ern verlor das Strandbad ein wenig an Anziehungskraft. Verhoeven, der als gebürtiger Niederländer natürlich im Wohnwagen mit seiner Familie auf dem Gelände lebt, hat es geschafft, dass es jetzt innerhalb von vier Jahren zum am besten bewertetsten Strandbad Berlins geworden ist. Zum hundertjährigen Jubiläum 2025 will der 55-jährige das auch gebührend feiern - mit Bands, die unentgeltlich hier spielen und so vielleicht sogar freien Eintritt für den ganzen Sommer möglich machen. Auch ein Buch über die wechselvolle Geschichte soll es geben. Bis dahin ist noch viel zu tun: Das edukative Kinderdorf fertig bauen. Den Fahrradparkplatz vergrößern. Energie selbst erzeugen. Das denkmalgeschützte Gelände braucht vor allem Investitionen, Ideen und Detailarbeit. Verhoeven zieht sich die Chlorgesänge-Badekappe auf und reckt den Daumen nach oben. Mit seiner Energie wird er das wohl schaffen.
ACHTUNG - auch das soll nicht unerwähnt bleiben: Außerhalb des Strandbads ist das Schwimmen im Plötzensee verboten - auch wenn sich viele nicht daran halten. Der See liegt nämlich mitten im Landschaftsschutzgebiet, seine Ufer sind ein wertvolles Refugium für Wasservögel, Libellen, Amphibien und viele andere Tiere!
Freigegeben:
28. Juni 2023
Format:
Podcastfolge

Titel in dieser Serie (73)

Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!