Wie muss ein richtiger Vater sein?: Toni der Hüttenwirt Extra 119 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Jonas Brandner fuhr in die Tiefgarage des Apartmenthauses. Er schaltete den Motor aus und stieg aus. Er ging um das Auto herum und half Sabine galant aus dem Wagen. Sabine sah sich um. Es war das erste Mal, dass Jonas ihr seine Münchner Wohnung zeigte. »Es sind wenige Autos hier«, bemerkte sie auf dem Weg zum Aufzug. »Das ist um diese Tageszeit oft so. Es ist Samstag. Viele sind in die Innenstadt zum Einkaufen gefahren. Ab dem späten Nachmittag wird es wieder voller. Die meisten Bewohner sind Pendler. Sie arbeiten in München und fahren am Wochenende nach Hause, wo immer sie auch herkommen. Erst am späten Sonntagabend oder Montagabend kommen sie hierher. Meine Nachbarn fahren nach dem Wochenende zuerst zur Arbeit und ich sehe sie erst wieder am Montagabend.« Der Aufzug kam. »Erwarte nicht zu viel«, sagte Jonas. Sabine lachte laut. »Hast du Komplexe wegen deiner Einrichtung?«
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Buchvorschau
Wie muss ein richtiger Vater sein? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 119 –
Wie muss ein richtiger Vater sein?
Friederike von Buchner
Jonas Brandner fuhr in die Tiefgarage des Apartmenthauses. Er schaltete den Motor aus und stieg aus. Er ging um das Auto herum und half Sabine galant aus dem Wagen.
Sabine sah sich um. Es war das erste Mal, dass Jonas ihr seine Münchner Wohnung zeigte. »Es sind wenige Autos hier«, bemerkte sie auf dem Weg zum Aufzug.
»Das ist um diese Tageszeit oft so. Es ist Samstag. Viele sind in die Innenstadt zum Einkaufen gefahren. Ab dem späten Nachmittag wird es wieder voller. Die meisten Bewohner sind Pendler. Sie arbeiten in München und fahren am Wochenende nach Hause, wo immer sie auch herkommen. Erst am späten Sonntagabend oder Montagabend kommen sie hierher. Meine Nachbarn fahren nach dem Wochenende zuerst zur Arbeit und ich sehe sie erst wieder am Montagabend.«
Der Aufzug kam.
»Erwarte nicht zu viel«, sagte Jonas.
Sabine lachte laut. »Hast du Komplexe wegen deiner Einrichtung?«
»Komplexe sind es nicht. Aber ein bisserl verunsichert bin ich schon. Weißt du, ich habe einmal im Fernsehen eine Sendung gesehen, da wurde gezeigt, dass es einem Madl wichtig ist, wie der Bursche eingerichtet ist.«
»Jonas, was redest du da für einen Unsinn?«
»So unsinnig ist es nicht. Psychologisch gesehen, steckt schon ein Körnchen Wahrheit darin. Aber du kannst alles ändern, was dir nicht gefällt, hatte ich gedacht. Aber das war, bevor du deinen Vater gefunden hattest. Jetzt wirst du auf dem Ziegler Hof in Waldkogel einziehen.«
Der Aufzug hielt. Eine Familie stieg im Erdgeschoss dazu. Jonas und Sabine brachen das Gespräch ab.
Drei Stockwerke höher stiegen sie aus.
»So, da sind wir«, sagte Jonas und schloss die Wohnungstür auf.
Sie traten ein.
»Schau dich nur um«, sagte Jonas.
Sabine ging durch die Räume. Es waren drei Zimmer, Küche und Bad. Alle Türen gingen von einem großen quadratischen Flur ab. »Ziemlich leer«, bemerkte Sabine.
»Ach, ich habe alles, was ich brauche, ein Bett zum Schlafen, einen Kleiderschrank, die Küche war drin, zwei Sessel und einen niederen Tisch. Meistens sitze ich doch am Schreibtisch, wenn es nicht regnet oder zu kalt auf der Terrasse ist. Ich gebe zu, die Einrichtung ist etwas spärlich. Aber ich bin zufrieden. Es ist mehr eine Schlafstätte als ein Heim. Zuhause bin ich in Waldkogel. Mein Elternhaus kennst du. Willst du dich auf die Terrasse setzen? Dann trage ich die Sessel und den Tisch hinaus.«
»Danke, ich bleibe lieber drinnen. Es war ein heißer Tag. Ich war froh, dass die Feier am Nachmittag zu Ende war. Ich hätte nicht gedacht, dass Noras und Bastians Hochzeitsfeier so anstrengend sein würde. Mir tun die Füße weh.«
»Ziehe die Schuhe aus und lege die Beine hoch!«
»Gute Idee!«
Jonas holte einen dicken Pullover aus dem Schlafzimmer. Er rollte ihn zusammen und legte ihn auf den niedrigen Tisch. »Da kannst du deine Füße drauflegen. Ein Kissen habe ich nicht.«
»Das macht nichts. Dafür weißt du dir zu helfen. Sehr kreativ, gefällt mir!«
»Was willst du trinken?«, fragte Jonas. »Ich mache mir einen Kaffee.«
»Sehr gute Idee, ich nehme auch gern einen Kaffee.«
Jonas verschwand in der Küche und machte Kaffee. Es dauerte nicht lange, dann kam er mit zwei Bechern Kaffee wieder.
»Auf unserer Hochzeit wird es Sitzgelegenheiten geben«, sagte Sabine. »Nora und Bastian wollten unbedingt ganz früh zum Standesamt und anschließend in die Kirche. Sie wollten vermeiden, dass die Feier sich bis in die Nacht zieht. Deshalb buchten sie den Flug in ihre Flitterwochen zum Nachmittag. Als Trauzeugin war ich in die Planung einbezogen. Die beiden dachten, ein Stehempfang sei moderner und bei den vielen Gästen einfacher zu verwirklichen. Zweihundertfünfzig hatten fest zugesagt und weitere Hundert versprachen zu kommen, wenn sie es terminlich schaffen würden. Bastian hat eben einen riesigen Freundeskreis, durch seine Mitgliedschaft in verschiedenen Vereinen. Überall ist er im Vorstand. Es wäre ihm sehr übelgenommen worden, wenn er einige nicht eingeladen hätte. Dazu kam, dass Nora eine riesige Verwandtschaft hat.«
»Es war sehr schön«, bemerkte Jonas. »Nora war sehr glücklich, dass alle von ihrem Brautkleid begeistert waren.«
»Ja, das waren sie. Es war ein Trost für sie, nach dem Streit mit ihrer Tante. Nora sah wunderschön aus. Aber mir tun die Füße weh, schlimmer als nach einer stundenlangen Wanderung durch die Berge.«
Jonas schmunzelte. »Es war eine lehrreiche Erfahrung. Du kannst Noras und Bastians Hochzeit als Generalprobe für unsere Hochzeit ansehen. Ich vermute, bei uns werden es noch mehr Gäste.«
Sabine lachte. »Ja, das ist anzunehmen. Die Ziegler Großeltern und Max werden ganz Waldkogel einladen. Aber wir müssen uns um das Fest nicht kümmern. Das machen sie. Sollen sie! Ich lasse ihnen die Freude. Es ist ihre öffentliche Zurschaustellung, dass ich Max’ Tochter bin.«
»Ja, sie sind so froh, dass es dich gibt.«
»Das sind sie. Sie übertreiben es gewaltig, mit ihren Geschenken und anderen Zeichen ihrer Zuwendung, Jonas.«
»Das musst du verstehen, sie haben einen Nachholbedarf.«
Sabine lächelte vor sich hin. »Jonas, ich habe auch einen Nachholbedarf. Ich will mehr über Max wissen, mehr über den Ziegler Hof und mehr über Waldkogel. Klar kann ich die versäumten Jahre nicht nachholen. Es wird mir mit jedem Tag mehr bewusst, wie groß die Sehnsucht in meinem Herzen war, mehr über meinen Vater und damit über meine Herkunft zu erfahren. Ich bin so froh, dass ich ihn gefunden habe. Und ich fühle mich sehr wohl auf dem Ziegler Hof. Es ist, als sei ich, nach einer langen Wanderung mit unbekanntem Ziel, endlich angekommen. Anders kann ich es nicht beschreiben.« Sabine trank einen Schluck Kaffee. »Ich bin froh, dass Mama damit einverstanden ist, dass ich nach Waldkogel übersiedele. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.« Sie lächelte Jonas an. »Dass ich Max gefunden habe, hat auch unsere Pläne durcheinandergebracht. Es wird also nichts damit werden, dass ich hier bei dir einziehe, wie wir es anfangs geplant hatten.«
»Das ist doch verständlich. Außerdem kann ich mit dir auf dem Zieglerhof wohnen und leben. Wenn wir verheiratet sind, werde ich ohnehin diese Wohnung aufgeben. Max und deine Großeltern sprechen mich immer wieder darauf an, wann ich meine Sachen hole. Aber jetzt müssen wir erst mal deinen Umzug organisieren und bewältigen.«
»Ja, so ist es. Ich nehme nicht viel nach Waldkogel mit, nur die persönlichen Sachen aus meinem Zimmer, Kleider, Bücher und so weiter. Mama wird nächste Woche wieder arbeiten gehen. Ich habe noch Urlaub. Die Sommerferien dauern noch zwei Wochen. In der Zeit ist das gut zu bewältigen. Dann muss ich pendeln.«
»Du kannst während der Woche hier wohnen, und wir fahren gemeinsam freitags nach Waldkogel, fürs Wochenende, wie es viele machen«, schlug Jonas vor. »Das ist dann schon mal ein guter Alltagstest, wie es werden wird, wenn wir ganz in Waldkogel wohnen werden. Ich kann mir meine Zeit so einteilen, dass ich den morgendlichen Stau umgehen kann. Leider warten um acht Uhr deine Schüler und Schülerinnen auf dich.«
Sabine nickte. Sie atmete tief durch. »Jonas, ich habe mich dazu entschlossen, mich vom Schuldienst beurlauben zu lassen. Vielleicht wird irgendwann eine Stelle an der Schule in Waldkogel frei. Außerdem gibt es noch die Schule der Nonnen. Max will mit der Mutter Oberin sprechen. Falls dort Bedarf an neuen Lehrkräften besteht, wird Justina mich bestimmt nehmen, meint er. Unsere Kinder werden wir doch ohnehin dort in den Kindergarten und in die Schule geben.«
»Darüber sind wir uns einig. Ich bin dort zur Schule gegangen und habe nur die besten