Das Kleingedruckte in der Ehe
Von Ela Schweers
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Über dieses E-Book
"Frech geschrieben und mit leichter Erotik gewürzt. Etwas zum Lachen und zum Weinen."
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Buchvorschau
Das Kleingedruckte in der Ehe - Ela Schweers
Kapitel 1
Das Kleingedruckte in der Ehe
Das Wasser in der Badewanne ist schön heiß, der Lack an meinen Nägeln blau und schwer abzukriegen. Beim abbeizen schweifen meine Gedanken ab. Nun bin ich das zweite Mal aus meiner Ehe ausgezogen. Beim ersten Mal hat mein Mann mich vor die Tür gesetzt, es gab da eine Neue. Lange, dunkle Haare, rauchige Stimme, ansonsten, na, vergiss es. Jedenfalls wurde sie geliebt und wollte geheiratet werden. Nur gab es da noch mich, seine Frau. Da es mit mir sowieso nicht mehr klappte, musste ich ausgetauscht werden.
Ich sollte wohl auch erzählen, wie es dazu gekommen ist. Johannes, mein Mann und ich, ich heiße Gaby, haben 1988 geheiratet. Zu dieser Zeit hatten wir schon eine kleine zweijährige Tochter, Denise. Bis zu dem Drama, das 1992 begann, war alles in Ordnung. 1991 wurde unsere zweite Tochter, Katharina, geboren. Im Oktober des Jahres sind wir alle in ein neues Haus gezogen. Es wurde mit viel Liebe und Farbe hergerichtet.
Ich sollte wohl auch erwähnen, das Johannes aus seiner letzten Ehe noch drei Kinder hat. Melina und Daniela, Zwillinge, adoptiert. Saskia, leibliches Kind. An den Namen sieht man schon, alles Mädchen. Die drei Mädchen kamen in den Ferien immer zu uns. Nicht einen Teil der Ferien. Nein, alle Teile. Die Mutter hatte Ferien und wir den Stress.
Mein holder Gatte ist selbständig, hat eine eigene Firma und verdient etwas besser. So war es für ihn kein Problem, fünf Mädchen etwas zu bieten.
Wie ich schon sagte, das Drama begann 1992. Sommerferien. Saskia fragte ganz beiläufig, was wohl wäre, wenn sie alle bei uns wohnen würden? Sie hatte sich gedacht, so in einem Jahr ganz zu uns zu ziehen. Schock, lass nach. Mir sträubten sich die Nackenhaare. Doch der Adrenalinspiegel ging schon wieder nach unten. In einem Jahr, da konnten sie sich schon alles wieder anders überlegt haben ……, dachte ich.
Eine Woche vor Schulbeginn, Samstag, fuhren die Mädchen wieder nach Hause. Ich hatte Lina noch gebeten, am Samstag darauf als Babysitter zu fungieren. Am Sonntag ist mein Mann auf Geschäftsreise gefahren, wie so oft. Montag rief Saskia mich an.
Hallo, Gaby
Hallo, Saskia. Noch was vergessen?
Nein, wir haben Mama erzählt, dass wir zu euch ziehen wollen.
Und nun darf Lina am Samstag nicht kommen, oder was?
Doch …
Abeeerrr?
Schweigen. Was kam nun? Meine Nackenhaare sträubten sich schon wieder.
Sch ….., verdammt. Was kommt nun?
Saskia, bist du noch da?
Ja, wir kommen alle.
Wie, ihr kommt alle?
Mama hat gesagt, wenn wir zu Papa ziehen wollen, dann sofort. Und nicht erst nächstes Jahr.
Hat sie euch jetzt rausgeschmissen?
Mmmmh.
Na fein, und nun? Was soll ich denn jetzt machen, euer Vater ist nicht da. Wo wollt ihr denn alle schlafen? Ist gut, ist gut. Ich werde mit euerem Vater reden und dann sehen wir weiter. O.K?
Ja, o.k. Rufst du mich morgen an?
Ja, mach´ ich. Nun schlaf erst mal ´ne Runde und sag` Llina und Dani, es wird schon werden.
Nun war guter Rat teuer. Wohin mit drei Mädchen? Hals über Kopf und von heut auf gestern. Unser Haus hatte im Erdgeschoss ein Wohnzimmer, und Schlafzimmer. Im Obergeschoss vier Zimmer. Zwei davon waren von Denise und Katharina bewohnt. Eines hatte ich mir als Gästezimmer hergerichtet. Das vierte Zimmer hatten Johannes und ich uns als Eisenbahner- und Malzimmer eingerichtet (ich male nebenbei auch noch). Der Abend kam und Johannes´ allabendlicher Anruf auch.
Wie bringt man einem Wolf bei, dass er nicht mehr heulen darf? Mist, alles bleibt an mir hängen.
Hallo, Gaby.
Hallo, Johannes.
Schläfst du schon?
"Nö, ich habe auf deinen Anruf gewartet. Saskia hat mich angerufen. Sie hat Katrin (so heißt die Mutter) erzählt, dass sie nächstes Jahr zu uns ziehen wollen. Da hat sie die Kinder vor die Tür gesetzt. Sie kommen alle am Samstag.
Ach du Scheiße.
Genau, und nu?
Wo sollen denn alle schlafen?
"Weiß ich noch nicht, da wirst du wohl dein Eisenbahnzimmer wieder hergeben müssen. Da schlafen erst mal Lina und Dani. Mein Gästezimmer wird Saskia wohl bewohnen müssen. Es muss erst mal gehen.
Du machst das schon (ein Satz, den ich noch oft hören sollte), ich ruf´ dich morgen wieder an. Schlaf schön.
Ja, du auch.
Schlaf schön, sehr witzig. Der Mann hatte Humor. Wer muss denn nun die ganze Woche muddeln. Na, ich doch. Zwei Kinder, das kleinste ein Jahr alt. Ein großes Haus, ein großer Garten. Aber jetzt schlaf´ ich erst mal.
Am nächsten Morgen war der erste Anruf schon um acht Uhr: Johannes.
Na du.
Hallo.
Hast du dir schon was überlegt?
Ja. Ich werde unser Zimmer erst mal ausräumen, da kommen dann die Zwillinge rein. Am Samstag ist dann der Umzug. Wenn du am Samstag kommst, kannst du deinen Anzug gleich gegen eine Jeans austauschen. Das wird eine Hetzerei.
Na gut, wir sehen uns am Samstag. Du machst das schon.
Da war es wieder: Du machst das schon. Dann fang ich doch mal an. Denise erst mal in den Kindergarten. Katharina gefüttert, gewickelt und schlafen gelegt.
Dieses Kind schlief sich auch wild durch den Tag.
Zuerst die Eisenbahn wieder abgebaut. Das wird schmerzen. Man(n) gönnt sich ja sonst nichts. Staffelei wieder zusammengelegt. Farben, Pinsel und alles, was dazugehört, auf den Dachboden. Ob ich je wiedersehe? Doppelbett Schrauben raus. Zerlegt und hinüber ins freie Zimmer. Doppelbett Schrauben wieder rein.
Nun ist mein schönes Gästezimmer wieder leer. Das wird demnächst von einem Teenie belegt. Hoffentlich ballert sie mir da keine Löcher in die Wände.
Ich setze mich erst mal auf den Fußboden, schaue mir das leere Zimmer an und werde doch glatt zum Heulbolzen.
Auf was lass´ mich da bloß ein?
Diese drei Kinder sind doch Halbwilde, in der Pubertät. Kenne ich sie überhaupt? Mit Namen, ja. In den Ferien, auf der Sonnenseite. Wie sieht der Alltag aus? Hat jemand einen Rat für mich? Bitte melden unter Chiffre! Dann habe ich ab Samstag mit einem Schlag fünf Kinder. Alles Mädchen. Na toll.
Ich habe mit meiner Familie drüber gesprochen (die besteht aus Bruder, Schwester, Mutter und Stiefvater), meine Cousine und meine Freundin mussten sich mein Gejammer auch anhören. Alle fanden es wunderbar und tapfer. Aber was wollte ich wirklich hören? Das ich verrückt bin? Dass ich es besser lassen sollte? Es wird nie gut gehen? (Ist es ja auch nicht. Aber das wusste ich da noch nicht).
Nun, ich bin schon groß, ich bin stark. Ich schaff´ das schon. Kommt einem doch bekannt vor. Ich höre das Geweine jetzt schon. Aber du lieber Gott, da weint tatsächlich jemand. Schon zwei Stunden vergangen. Katharina weint. Dieses warme, weiche Wesen tröstet mich unglaublich. Nun wird erst mal gekuschelt, und dann werden wir die andere Kuschelmaus abholen.
Die Zimmer sind erst mal fertig. Tür zu und bis Samstag nicht mehr dran denken.
Samstag morgen. Nun ist er doch gekommen, dieser furchtbare Tag. Niemand hat Erbarmen mit mir. Meine beiden Kinder habe ich zu meiner Mutter gebracht. Es wird viel gefahren, und da kann ich mich nicht um sie kümmern. Samstag morgen kommt mein Mann von seiner Reise zurück, wie gesagt, so auch getan. Anzug gegen Jeans austauschen.
Wir waren gar nicht frohen Mutes. Das Wetter allerdings auch nicht. Sturm und Regen waren angesagt. Abends gegen sechs Uhr sind wir dann für die erste Fuhre losgefahren. Weil die Entfernung circa 35 Kilometer beträgt, sind wir mit zwei Autos gefahren. Mein Mann und ich haben jeder ein eigenes Auto. Das Wetter hat uns viel Glück gewünscht, gab uns viel Regen und Sturm. Wenn das kein schlechtes Omen ist. Ich hab´ das einfach nur für ein Scheißtag gehalten.
Auf dem Weg dahin ist uns alles mögliche in den Weg geflogen. Äste lagen auf der Straße. Der Wind heulte und ich auch. Vielleicht hätte ich doch wieder umkehren sollen. Endlich waren wir da. Gott, nee, der Wind riss an meiner Tür und an meinen Haaren. Aussteigen, Treppe rauf, da flogen uns schon die Kinder entgegen. Papa hier, Gaby da, ach wie freuen wir uns doch. Freute sich auch die Mutter? Ich glaube nicht. Welche Mutter möchte schon freiwillig von ihren Kindern verlassen werden? Gut, es gibt Gründe dafür, hässliche Gründe, die ich hier nicht weiter erläutern möchte. In dieser Wohnung spielt sich heute eine Geschichte ab, die das Leben der Kinder, der Mutter und meines drastisch verändern wird. Ich erwähne den Vater nicht, das werde ich später noch begründen. Auf jeden Fall sind wir an diesem Abend zweimal gefahren. Das Bett von Saskia wurde mitgenommen und das Bettzeug aller Kinder. Alles lief ziemlich schweigsam ab. Aber auch sehr belastend. Katrin hat sich nicht sehen lassen, was ich gut verstehen kann. Also haben wir wie die Diebe die Wohnung verlassen und uns dem Sturm wieder ausgeliefert.
Zu Hause angekommen, wird alles ausgepackt, die schnatternden , aber auch müden Kinder ins Bett gepackt. Ich packte mich auch. Erst in die Wanne (nachts um elf, also na) und dann ins Bett. Eigentlich habe ich Bock auf Kuscheln, Trösten, Zuversicht verteilen oder ähnliches. Aber da ich schon groß und stark bin, alles schaffe und mein Mann müde ist, FÄLLT DAS AUS! Das übliche: Schlaf schön
, wird nicht vergessen. Wow! Na dann, gute Nacht!
Kapitel 2
Ein anderes Frühstück
Es ist sechs morgens, aber ich bin schon wach. Meine Gedanken kreisen um das nächtliche Geschehnis. Mein Mann und die Kinder haben sich bestimmt keine Gedanken um die Mutter gemacht. Ich allerdings auch nicht. Hätte ich es sollen? Ich war doch froh, das die Kinder endlich von der Mutter weg waren. Vor allem Lina und Dani. Die Müdigkeit schleicht sich doch noch ein. Mir fallen die Augen wieder zu.
Ich werde durch das Getrampel der Mädchen über mir wach. Nun gut, es ist zehn Uhr, Frühstück ist fällig. Ich hatte den Freitag vorher schon eingekauft. Hoffentlich ist alles da und auch genug. Ich weiß ja, was die Kinder alles essen können, und das habe ich nun jeden Tag. Einkaufen und kochen für sieben Personen.
Wir haben alle schon so oft zusammen gefrühstückt. Aber heute ist es anders. Eine Beklemmung hängt im Raum, es verdirbt mir den Appetit, und wie ich beobachte, den anderen auch. Dieses Frühstück verändert unser aller Leben. Ab heute wird das immer so sein. Ein voller Tisch, die Bude voller Kinder und