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Regenbogenflecken
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eBook227 Seiten3 Stunden

Regenbogenflecken

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Über dieses E-Book

Sasha Sommer hält nicht viel von der neuen großen Liebe ihrer Freundin Marly.

Fabian ist arrogant, selbstgefällig und hinter seiner aalglatten Fassade verbirgt sich ein machtgieriger Tyrann, dessen ist sich Sasha sicher. Fantasien der Bevormundung, Demütigung und Manipulation beherrschen Sashas Gedankewelt und nähren ihren Hass auf Fabian. Ist diese Gewaltphantasie bittere Realität für Marly, oder entsteht diese unheilvolle Verschwörungstherie nur in Sashas Kopf?

Sasha gelobt sich, ihre Freundin aus dieser gewaltdominierten Beziehung zu befreien, doch ihr Kampf fordert einen hohen Tribut.

Von alle Beteiligten.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum25. Juli 2018
ISBN9783746745770
Regenbogenflecken

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    Buchvorschau

    Regenbogenflecken - Wiebke Saathoff

    REGENBOGENFLECKEN

    Wiebke Saathoff

    Impressum:

    ©Wiebke Saathoff, Bremen, alle Rechte vorbehalten

    Text, Umschlagsgestaltung, Satz und Bildmaterial

    © Wiebke Saathoff

    Wiebke Saathoff

    Graudenzer Straße 41

    28201 Bremen

    Deutschland

    wiebkesaathoff.de

    ISBN: 978-3-746745-77-0

    Life is: You‘re alone.

    Life is yours alone.

    Danke an Marcel und Mathilde für die tatkräftige Unterstützung.

    1

    Heute 1

    Der Summer öffnet nach dem ersten Klingeln. Keine Nachfrage, wer um Einlass bittet, kein Zögern. Als hätte man mich erwartet.

    Ich drücke die Tür auf und schiebe mein linkes Bein in den Spalt. So verharre ich in einer Art Schockstarre. Ich bin noch nicht bereit einzutreten. Mein Puls klopft spürbar an meine Schädelwand, ich nehme das wellenartige Pochen des Blutes wahr. Mir ist schwindelig und übel. Wie immer, wenn mein Körper sich sträubt und ich mich im Fluchtmodus befinde.

    Gleich falle ich in Ohnmacht, denke ich, hier in diesem Türspalt, in dem Zwischenraum der Entscheidung, zwischen Fliehen und Angriff. Ich bin diesen Augenblick so oft durchgegangen. Immer und immer wieder, bis mein Gehirn rotiert hat. Und ich habe mich entschieden. Ich werde nicht fliehen. Für den Seelenfrieden. Kneife ich, lassen mich die tanzenden Geister der Vergangenheit niemals in Ruhe. Das weiß ich.

    Ich stoße die Eingangstür ruckartig nach innen und stolpere in den Flur. Meine Füße poltern auf dem Marmorboden. Ich komme mir völlig deplatziert vor. Der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Das hier ist kein Teil meiner Welt. Das hier ist nicht aus unserer Welt. Marly lebt nicht in diesen Wänden. Das habe ich ihr schon damals gesagt, aber sie wollte ja nicht zuhören.

    Die Treppe ist steil und lang. Hier ist es geschehen. Genau hier. Die Bilder füllen meinen Kopf und ich möchte schreien, wegrennen. Auf keinen Fall diese Treppe hochlaufen. Aber ich habe keine andere Wahl. Nur so lassen sich die Bilder besiegen.

    Mein Atem wird schwerer, mit jedem Schritt und jeder weiteren Anstrengung. Ich überlege, ob ich rufe: „Ich bin’s! Hört mich jemand?", aber ich habe keine Stimme, und außerdem sind wir hier nicht in einem billigen Horrorfilm. Ich gehe stetig Stufe für Stufe hinauf. Bis ich beim ersten Bild angekommen bin. Es reißt mich plötzlich aus meiner Monotonie. Es erschreckt mich. Dort lachen sie mir entgegen, Marly und Fabian, rausgeputzt und strahlend, sie wirken eher wie eine Werbeanzeige, nicht wie Menschen. Und das war es, ihr Leben, denke ich, eine einzig große Werbekampagne.

    Marly trägt ein rotes Kleid, ihre Haare umrahmen ihr makelloses Gesicht, sie steht aufrecht und hat ihren Kopf leicht nach rechts gedreht, als wolle sie mit dem Fotografen flirten. Fabian umschlingt ihre Taille, sein Körper ist ihr zugewandt, aber seine Augen folgen der Linse des Fotoapparates. Neben ihm steht ein perfekt geformter Weihnachtsbaum, nicht zu kitschig geschmückt. Die Kerzen sind das einzig Echte an diesem Bild, denke ich, und zwinge mich weiterzugehen.

    Zwei Stufen. Dort hängt das nächste Porträt. Ihr zweites gemeinsames Weihnachtsfest. Unverkennbar dieselbe Umgebung. Marly ist in einem sanften Grün gekleidet, mit einer riesengroßen Schleife über ihrem Bauchansatz, das größte Geschenk der Welt, das hat sie immer gesagt, für sie und für Fabian. Fabian hat eine Hand zärtlich auf ihren Bauch gelegt, wie in dem ersten Foto starren sie beide in die Kamera.

    Ich wende mich ab und gehe weiter. Wieder stoppe ich. Auf dem dritten Foto sind sie nicht mehr zu zweit. Marly hat Carlotta auf dem Arm, sie küsst ihren kahlen Kopf. Carlotta macht ein miesepetriges Gesicht, als wenn sie jeden Augenblick anfangen könnte zu schreien. Carlotta und Marly sind ganz in Weiß gekleidet, unschuldig, so zart und zerbrechlich. Fabian wirkt neben den beiden wie ein Eindringling. Er schaut wieder mit einem gewitzten Lächeln in die Kamera. Marly hingegen ist dieses Mal nicht auf die Linse fokussiert, ihre gesamte Aufmerksamkeit gilt Carlotta. Es hat sich etwas verändert. Marly und Fabian scheinen nicht mehr im Gleichklang zu sein. Das haucht dem Bild Leben ein. Ich schaudere bei dem Gedanken. Das Bild wurde an jenem Tag aufgenommen, an dem ich Marly das letzte Mal sah. An diesem tragischen Weihnachtstag, bevor ich hereinplatzte und alles zerstörte. An jenem Tag wurde kein Leben eingehaucht, sondern eines genommen. Und es ist meine Schuld.

    Mein Blick fällt auf eine weitere, für mich ungewohnte Abbildung. Langsam und mit einer gewissen Ehrfurcht nähere ich mich dieser. Ich spüre wieder mein Blut in den Adern pochen, doch scheue ich mich nicht, sehr nah heranzutreten. Ich möchte jedes Detail wahrnehmen.

    Wieder ist ein Weihnachtsbaum zu sehen, er ist etwas wirr geschmückt, kein Hochglanzweihnachtsbaum wie zuvor. Die zwei Personen auf dem Bild geben sich keine Mühe, den angestrengten Erwartungen einer Familienidylle zu genügen. Es herrscht Chaos und Unordnung. Der Glanz vergangener Tage scheint vorüber.

    Ein sanftes Rascheln am Treppenabsatz reißt mich aus den Gedanken und ich wende meinen Blick auf die Veranda. Erschrocken wie ein Reh im Scheinwerferlicht stehe ich da und versuche den Kloß im Hals zu verscheuchen.

    „Hallo", stammle ich zittrig hervor.

    2

    Damals 1

    Irgendetwas ist anders in Marlys übersichtlicher Zweizimmerwohnung, aber ich komme nicht darauf was. Ich schaue mich nervös um, kleinste Veränderungen scheinen mich aus der Ruhe zu bringen. Als Marly mit den zwei dampfenden Tassen Tee aus der Küche kommt, ist es mir aufgefallen.

    „Dein Regal ist viel leerer", sage ich gedankenverloren, während ich meinen Blick weiterhin auf dieses gewendet habe.

    „Ja". Marly stellt die Tassen auf den Couchtisch neben mir und setzt sich dann zu mir auf das Sofa, wobei sie automatisch in die schon vom häufigen Gebrauch eingesessene Kuhle rutscht.

    „Irgendein Grund? Simplify your life, oder so?" Ich umklammere mit beiden Händen die dampfende Tasse, lasse dann wieder von ihr ab, da die Hitze unangenehm an den Handflächen wird.

    „Ja. Ich ziehe um."

    „Was? Ich wende mich ruckartig zu ihr hin und starre sie an, aber sie wendet ihren Blick ab. Sie schaut auf ihre Tasse runter, die trotz der ausströmenden Hitze zwischen ihren Händen gefangen ist. „Ja, ich ziehe um. Ich ziehe zu Fabian.

    Ich bin geschockt. Was sie da sagt, fasse ich kaum. In mir bricht eine kleine Welt zusammen, ach, was sage ich da, nein, meine Welt bricht zusammen. Marly zieht zu diesem arroganten Blender, meine Marly, meine beste Freundin, meine Verbündete.

    „Aber…aber warum hast du mir das denn nie erzählt? Ich meine, du musst doch irgendwann diese Entscheidung getroffen haben, oder? Also, das hast du doch nicht heute einfach so entschieden? Und wieso der, Marly, da laufen tausende von hübschen Männern rum, aber du ziehst zu diesem Fabian?" Mein Gestammel verrät mich. Mein Gestammel und meine angespannte Körperhaltung.

    „Deswegen, Sasha. Genau deswegen. Deswegen haben wir dir noch nichts davon erzählt. Weil ich von dir kein Verständnis für unsere Entscheidung erwarte. Sie hat ihren Blick von der Tasse abgewendet und schaut mir in die Augen. Sie sieht etwas abgekämpft und müde aus. „Ich habe dir noch nichts erzählt, meine ich. Außerdem: Du gibst dich mit diesem Kevin ab, der ist nun wirklich auch nicht der Hauptgewinn!

    „Das habe ich auch nie behauptet! Das mit Kevin ist was es ist, wir haben Spaß miteinander, aber in ne fesche Eigentumswohnung werden wir bestimmt nicht zusammen ziehen!"

    Vielleicht ist es Neid, der mich so reagieren lässt, denke ich. Neid auf die Liebesbeziehung, die sie führt und Neid auf die finanzielle Sicherheit, die aus Fabians gut bezahltem Job resultiert. Ich hätte das gerne für mich.

    „Ich freue mich für dich", sage ich etwas unterkühlt. Marly lächelt. Sie weiß, dass das schon mehr ist, als sie von mir erwarten kann.

    „Es ist nur so, dass ich Angst habe, dass wir uns dann noch weniger sehen werden. Seit die Sache mit Fabian läuft, hat sich einiges verändert. Ich weiß, dass das normal ist, und ich will auch, dass du glücklich bist, aber für mich ist das auch eine neue Situation, und so ganz einfach scheint das für mich nicht zu sein."

    Ich lasse mich mehr in das weiche Sofa fallen. Meine angespannten Schultern beruhigen sich wieder ein wenig. Leicht fällt mir das nicht, ehrlich zu sein. Ich bin stolz auf mich, dass ich es in dieser Situation geschafft habe. Die meisten Menschen sind nicht ehrlich, nicht zu sich, und auch nicht zu anderen. Und natürlich wäre es fatal, wären wir immer und zu jedem Menschen ehrlich, wirklich, das würde so viele Konflikte heraufbeschwören, als hätten wir nicht schon genug Ärger, ständig und immer um uns herum. Da ist die eine oder andere Notlüge eher wertvoll. Sie glättet die Wogen. White Lie, sagt der Engländer, die liebenswerte, unschuldige weiße Lüge.

    Aber Marly, das ist ein anderes Kapitel. Es gibt zwei Menschen, die meine Ehrlichkeit verdient haben. Marly, meine langjährige beste Freundin, und ich, der Mensch, mit dem ich bis jetzt mein ganzes Leben verbracht habe, und mit dem ich viele weitere Jahre verbringen werde, vorausgesetzt ich sterbe nicht so bald.

    Plötzlich merke ich, dass Marly mich anstarrt. Etwas verwirrt reißt meine Gedankenkette ab und ich versuche, die Aufmerksamkeit wieder in diesen Raum, in Marlys kleine Wohnung zu lenken. Noch ist es ihre Wohnung. Nicht mehr lange.

    „Ich weiß, dass das nicht leicht für dich ist, Sasha. Marly nimmt meine Hände in ihre, während sie im Schneidersitz eine flauschige Einheit mit dem alten Sofa bildet. „Ich glaube, das ist auch der Grund, weshalb ich hinausgezögert habe, es dir zu erzählen. Ich meine, das ist jetzt eine ganz andere Situation, das mit Fabian ist mir schon ernst. Auch wenn du ihn nicht magst. Aber er ist echt ein guter Kerl. Dabei gönne ich es dir so, dass du auch jemanden wie ihn findest.

    Ich lasse Marlys Hände los. Mein Puls kocht hoch, Wut breitet sich in mir aus. Sie versteht mich nicht. Sie will mich einfach nicht verstehen.

    „Nein, Marly. So einfach ist das nicht. Ich habe jemanden, zwar keinen wie Fabian, aber ich komme nicht vor Einsamkeit um! Du hast mich völlig falsch verstanden, Marly!" Ich schaue sie mit wutentbrannten Schlitzaugen an. Auch Marly ist von mir zurückgewichen, überrascht von meinem plötzlichen Wutanfall.

    „Nein, ist es nicht? Wie oft hast du mir denn erzählt, dass du auch gerne mal wieder einen romantischen Videoabend hättest, mit einem Mann der bleibt, der nicht am nächsten Morgen wieder weg ist und dessen Namen du nach zwei Monaten vergessen hast? Fabian ist nicht gegangen. Er bleibt. Und ich weiß überhaupt nicht, warum du ihn immer so schlecht machst!" Sie wird lauter, stufenweise, mit jedem Wort.

    „Natürlich hätte ich das gerne, Marly! Klar! Aber du verstehst da was ganz Grundsätzliches nicht. Nämlich wie ich mir diese Beziehung vorstelle! Und darüber haben wir so oft geredet, so oft, Marly, daran müsstest du dich auch erinnern, wirklich, du warst doch immer ganz meiner Meinung, nie würdest du einen Mann an erste Stelle setzen, nie, du würdest immer deine Unabhängigkeit behalten, immer, und dein eigenes Leben an erster Stelle setzen, denn das mit dem „wir auf ganzer Linie, das geht nie gut, Marly. Und das weißt du auch. Auch nicht mit Fabian. Wenn man all seine Bedürfnisse hintenanstellt, dann ist das auf Dauer nicht gut für die Beziehung. Und vor allem nicht für einen selbst. Und erst recht nicht für die Freunde! Ich verleihe meinen Sätzen mit wild fuchtelnder Gestik mehr Bedeutung.

    Auch Marlys Bewegungen werden heftiger. „Ich gebe mich nicht auf. Und das weißt du auch. Ich ziehe mit Fabian zusammen, weil ich ihn liebe. Und er mich auch. Und weil er bleibt. Und wir es ernst meinen. Du bist ja nur neidisch, Sasha. Nur neidisch, weil Kevin so ein untreues Arschloch ist!"

    Ich bin sauer. So verdammt wütend. Was ist nur in sie gefahren?

    „Du hast sie nicht mehr alle, Marly! Treue war nie ausgemacht zwischen Kevin und mir! Das muss ich mir nicht anhören von dir! Geh und fick deinen Fabian! Oder einfach dich selber!"

    Marly ist ruckartig aufgestanden, ihr Körper angespannt bis in die Haarwurzeln, die Hände zu Fäusten geballt. „Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst", sagt sie mit monotoner, tiefer Stimme.

    „Ja, da hast du endlich mal Recht!"

    Ich reiße meinen Wintermantel von dem Garderobenhaken und renne mit energischen Schritten zur Tür. Ich knalle die Tür hinter ihr zu und nehme hastig zwei Stufen auf einmal, bis ich außer Atem draußen ankomme. Die kalte Luft sticht mir in die Lunge. Ich ziehe meinen Mantel enger um den Körper und setze mich in Bewegung. Die Tränen schießen mir in die Augen. Ich bin froh, dass es dunkel ist, so sieht niemand, dass ich heule.

    3

    „Uff, Marly, hast du deine Steinesammlung mitgenommen?!", keuche ich mit einer riesigen Umzugskiste beladen in Richtung Marly.

    „Welche Steine?"

    „Das war ein Witz. Hast du komplett deinen Humor verloren, als du über diese Türschwelle getreten bist?"

    Marly ist mehr auf das Abladen ihres eigenen Kartons konzentriert als auf meine schnippische Bemerkung. „Ach Sasha."

    „Wo willst du das hier denn hin haben?"

    Sie setzt die Kiste ab und dreht sich langsam zu mir um. Ihre Haare wippen zur Musik ihrer Bewegung in Zeitlupe mit. „Warte…ah, ich glaube, die kommt in die Küche…ja, da steht auch Küche drauf." Sie tippt mit dem Zeigefinger auf die von mir weggewandte Seite des Kartons.

    „Okidoki."

    Ich pruste etwas Luft aus meinen Lungen und setze mich wieder in Bewegung. Die Küche ist Treffpunkt sämtlicher Umzugshelfer, Marlys Mutter serviert Fischbrötchen und Kartoffelsalat und lockt mit der Aussicht auf eine wohlverdiente Pause die Meute an.

    „Warte Sasha, ich nehm dir das ab." Fabian wartet nicht auf meine Antwort und stellt den schweren Karton mit überheblicher Leichtigkeit auf den Küchentresen. Wäre ich nicht so froh darüber, die Last aus meinen Händen zu wissen, würde ich jetzt protestieren.

    „Super, das sind ja die Gläser. Ich hab die schon überall gesucht." Er hat den Karton aufgerissen und pult das erste Glas aus dem zerknüllten Zeitungspapier.

    „Sag ich ja, Steine", murmle ich und drehe mich um, um Marly mit den weiteren Kisten zur Hilfe zu eilen.

    „Sasha warte, willst du auch ein Fischbrötchen?, ruft mir Marlys Mutter hinterher. „Du brauchst eine Stärkung, ich seh dir das doch an Kind, du bist ja schon ganz rot im Gesicht.

    Die fürsorgliche Art von Marlys Mutter ist manchmal schwer zu ertragen, aber ich merke, dass ich tatsächlich eine kleine Stärkung und etwas Ruhe von Kartons und Kisten vertragen könnte. Ich lasse mich auf dem Barhocker nieder, den Fabian mit einem Grinsen im Gesicht für mich bereitgestellt hat und nehme mir eines der Brötchen.

    „Bier oder Wasser zu deinem Fischbrötchen?"

    „Bier."

    „Bitte die Dame." Fabian stellt eines der neu ausgeräumten Gläser neben das Pils.

    „Mm, eine Köstlichkeit! Ich ziehe meine Mundwinkel zu einem breiten Grinsen zusammen. „Und das Fischbrötchen schmeckt erst!

    „Natürlich, wir haben es extra von Marlys liebstem Fischwagen geholt", erklärt Marlys Mutter nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme.

    Ich nehme einen Bissen und drehe mich mitsamt dem beweglichen Barhocker zu Fabian. „Eine schöne Wohnung habt ihr gefunden. So groß. War bestimmt nicht einfach, diese Traumvilla mit Blick auf die Weser zu bekommen. Und zu bezahlen."

    „Mit den richtigen Connections geht alles." Fabian steht mir gegenüber, er beugt sich ein wenig runter, ich muss meinen Kopf gewaltig in den Nacken legen, um ihm in die Augen schauen zu können. Seine immense Körpergröße wirkt auf einmal bedrohlich auf mich.

    „Was heißt das?"

    Fabian zieht die Augen zu kleinen Spalten zusammen, sein Mund formt ein selbstverliebtes Grinsen und man erkennt seine Grübchen, die Marly so liebt. „Das heißt, dass ich genug Einfluss habe, um mir meine Wünsche zu erfüllen."

    „Und natürlich meinem Darling. Er richtet sich auf und lächelt die etwas schwitzende Marly an, die im Türrahmen erscheint. „Komm her Süße, wir haben noch Stärkung für dich aufbewahrt.

    Ich frage mich, was ich denn hier mache, wenn die Herrschaften sich doch alles leisten können. Ein Umzugsunternehmen hätte die ganze Arbeit in viel weniger Zeit verrichtet.

    „Marly wollte unbedingt den Umzug selber organisieren", säuselt Fabian, als könnte dieser Wundermann auch noch Gedanken lesen, während Marly in seinen ausgestreckten rechten Arm schlüpft und mit beiden Händen seine Hüfte umklammert.

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