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Liebesglück im Viererpack
Liebesglück im Viererpack
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eBook328 Seiten4 Stunden

Liebesglück im Viererpack

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Über dieses E-Book

Liebesglück zu viert – gibt‘s das überhaupt, und dies ein ganzes Leben lang?

Doch, gibt es. Vorausgesetzt, die Liebe aller Beteiligten ist stark, Eifersuchtsgefühle lassen sich beherrschen, und jede Art von Liebe ist berechtigt. Wie das gelingen kann trotz wiederholter „außerehelicher“ Vergnügungen, schildern diese vergnüglichen Seiten.

Interessanterweise schlägt die Nachkommenschaft der lustigen Vier – eine Tochter und ein Sohn; sie haben denselben Vater, aber verschiedene Mütter – einen völlig anders gestalteten Lebensweg ein. Doch er ist ebenso wenig frei von gefährlichen Stolpersteinen wie der der vergnügten Elterngeneration.

 

Fortsetzung des erotischen Romans „Liebesidyll zu viert“. Dennoch eine eigenständige Erzählung.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum3. Apr. 2023
ISBN9783755437680
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    Buchvorschau

    Liebesglück im Viererpack - Karl Plepelits

    Liebesglück im Viererpack

    Oder:

    Schürzenjäger bin ich eben keiner

    Prolog

    Sie greift sich an den Kopf. „Unsere zweite Ehe? Glaubst du denn im Ernst, ich tue mir einen solchen Horror wie eine Ehe mit dir noch einmal an?"

    Ihr Ex bekommt einen feuerroten Kopf. Er springt auf, dass sein Stuhl umkippt, und starrt Sylvie mit aufgerissenen Augen und einem Gesicht zum Fürchten an.

    Oje, volle Deckung, gleich erfolgt die Explosion, denkt sie und duckt sich automatisch.

    Aber nein. Das Feuer in seinem Kopf erlischt fast ebenso schnell, wie es aufgeflammt ist. Er bückt sich sogar, um den umgestürzten Stuhl wieder aufzuheben.

    „Aber Liebste, einen Horror nennst du unsere Ehe? Das ist doch ..."

    Sie fällt ihm ins Wort und sagt mit ungewohnt scharfer Stimme: „Du, nenn mich ja nie wieder Liebste."

    „Aber, aber! Ich wollte sagen: Das ist doch nicht dein Ernst, dass du unsere Ehe als Horror empfunden hast."

    „Klar, für dich war es natürlich kein Horror. Für mich eben schon."

    „Das tut mir furchtbar leid. In unserer neuen Ehe wird das nicht passieren."

    „Weil ich immer schön unterwürfig und gehorsam sein werde. Ja?"

    „Klar. Das auch. Aber vor allem, weil ich mich bemühen werde, dir das Leben so angenehm wie möglich zu machen."

    „Und das soll ich dir glauben?"

    „Aber sicher."

    „Du, das wird dir nie gelingen. Ich kenne dich. Und ich denke nicht daran, unterwürfig und gehorsam zu sein."

    „Ja, dann ..."

    „Und schon gar nicht denke ich daran, mit dir noch einmal eine Ehe einzugehen und mir einen solchen Horror anzutun."

    „Bitte, sag, dass das nicht wahr ist. Versprich mir, mich zu lieben und zu heiraten."

    „Weil du mich so inbrünstig liebst. Ja?"

    „Hast du je daran gezweifelt?"

    Auf diese vermeintliche Liebeserklärung ihres verhassten Ex bricht Sylvie in schallendes Hohngelächter aus, und Isabella stimmt in ihr Gelächter ein.

    Er lacht nicht, zeigt eine verblüffte Miene, und diese verwandelt sich in eine purpurrote, furchterregende Teufelsmaske. Böse Blitze schießen aus seinen Augen. Und dann explodiert er endgültig und erleidet einen sagenhaften Tobsuchtsanfall, bricht in ein tolles Gebrüll aus. Erneut landet der Stuhl umgestürzt auf dem Fußboden. 

    „Wieso lachst du denn so blöd, du dummes Ding? Ich gestehe dir meine inbrünstige Liebe, und was tust du? Du lachst blöd. Und dieses Arschloch daneben desgleichen."

    Besagtes dummes Ding und das sogenannte Arschloch daneben lachen nicht mehr. Voller Panik springen sie schreiend auf und versuchen sich schleunigst in Sicherheit zu bringen. Das gelingt ihnen aber nicht. Der Wüterich erwischt Sylvie am Schlawittchen, packt sie am Nacken und würgt sie so heftig, dass sie glaubt, jetzt habe ihr letztes Stündlein geschlagen. Und dabei brüllt er ihr wie der letzte Stallknecht die wüstesten Beschimpfungen ins Ohr.

    Isabella erkennt, dass Sylvie nicht mehr schreit, sondern nur noch kraftlos vor sich hin röchelt wie eine Sterbende. Und da versetzt sie dem Arm, mit dem der Gewalttäter Sylvie würgt, mit aller Kraft, deren sie fähig ist, einen Handkantenschlag. Er jault auf wie ein Hund, dem jemand auf den Schwanz tritt, lässt Sylvies Hals los und schüttelt krampfhaft seine malträtierte Hand. Mit der anderen versetzt er Isabella, ebenfalls mit aller Kraft, eine Ohrfeige, die sie taumeln macht.

    Instinktiv schlingt Sylvie ihre Arme um die Taumelnde, um sie zu stützen und zugleich zu trösten. Worauf beide, quasi in einem Stück, auf dem Boden landen.

    Nur ist das jetzt eine höchst gefährliche Situation. Der Gewalttäter hätte mit dem „dummen Ding" und zugleich mit dem sogenannten Arschloch leichtes Spiel, um die eine zu erwürgen und die andere krankenhausreif zu prügeln.

    1

    Wien, im Mai 2011.

    Ein herrlicher Maitag.

    Im frühlingsgrünen Wienerwald gehen Opa und Enkel, frei nach Goethe, so für sich hin, und nichts zu suchen, das ist ihr Sinn. Der Opa heißt Heinz Hinterhuber, sein fünfzehnjähriger Enkel Julian Leroy.

    Da rückt Julian mit einer Frage an, die ihn wahrscheinlich schon lange beschäftigt, vielleicht sogar beunruhigt. Bisher hat er allerdings noch nie gewagt, sie auszusprechen, weder vor den Eltern noch vor den Großeltern, geschweige denn vor sonst jemandem. Schon gar nicht vor einer seiner Lehrpersonen. Er ahnt, dass sich dahinter ein großes und gar heikles Geheimnis verbirgt.

    „Du, Opa?, beginnt er zögernd. „Darf ich dich was fragen? Ja? Sag, verheiratet bist du doch eigentlich mit der Tante Isa und nicht mit meiner Oma Juliette. Und das, obwohl man glauben könnte, du und Oma Juliette, ihr seid ein Ehepaar. Weil, soweit ich mich zurückerinnern kann, habt ihr immer wie zwei Eheleute zusammen gelebt.

    „Vollkommen richtig", erwidere ich. (Ja, ja, der Opa Heinz, das bin ich.) Und ich ahne schon, was kommt.

    „Noch dazu lebt sie, falls sie nicht gerade in der Türkei arbeitet, meistens in Frankreich, die Tante Isa. Ebenso die Tante Sylvie. Aber die stammt ja auch von dort. Gell?"

    „Ja, eben. Drum zieht es sie oft dorthin. So wie es den Onkel Serge und die Tante Mira oft in die Schweiz zieht, weil er von dort stammt."

    „Genau. Und meine zwei coolen Kusscousinen Iris und Sophie mussten bis vor zwei Jahren jedes Mal mitfahren, um ihren Schweizer Großeltern eine Freude zu machen. Aber seither streiken sie. Wir sind doch keine Babys mehr, sagen sie. Wir wollen nicht mehr ständig an Mamis Kittelfalte hängen. Apropos. Sag, Opa, wieso nennt man die zwei eigentlich Kusscousinen? Geküsst haben sie mich jedenfalls noch nie."

    „Nicht? Ach, wie schade, sage ich lachend. „Na ja, weißt du, das ist nur so ein Scherzname. Und du bist eben ihr Kusscousin. So nennt man euch, weil ihr zwei zwar denselben Opa, also mich, aber nicht dieselbe Oma habt.

    „Ach so. Deswegen. Aber das führt jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Wieso haben wir nicht dieselbe Oma? Oder ist das ein Geheimnis? Diesen Eindruck hab ich nämlich schon lang."

    „Ja, mein lieber Julian, das ist ein streng gehütetes Geheimnis. Und ich fürchte, dafür bist du noch zu jung."

    Und Julian, sichtlich aufgebracht: „Zu jung? Ich? Mit meinen fünfzehn Jahren?"

    „Ja, eben. Aufgeklärt bist du bestimmt noch nicht. Oder?"

    „Aber sicher. Was glaubst du denn von mir? Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter."

    „So wie meine Generation, meinst du. Ja? Damit hast du übrigens nicht einmal so unrecht. Weil, was das betrifft, so lebten wir Alten wirklich noch im Mittelalter, als wir so jung waren wie du jetzt. Ich selber ja auch zum Beispiel. Ebenso deine Tante, genauer, Großtante Isabella, die du kurz Tante Isa nennst."

    „Soll das heißen, ihr seid überhaupt nicht aufgeklärt worden?"

    „Genau das heißt es. Jawohl. Und du bist also schon so halbwegs …?"

    „Aber sicher. Und nicht nur halbwegs. Ich bin doch kein dummer Bub mehr, der von nichts eine Ahnung hat. Das kannst du mir glauben. Aber eben darum möchte ich dich jetzt was fragen. Nur ... nur ist das halt genauso ein Geheimnis. Aber wenn du mir dafür dein Geheimnis verrätst ..."

    „... verrätst du mir das deine?"

    Und Julian, nach einigem Nachdenken: „Gut. Also, lieber Opa, hör zu.

    2

    Du weißt sicher, dass ich seit der dritten Klasse statt Latein Französisch gewählt habe. Schließlich ist meine Oma Juliette eigentlich Französin. Mein Papa Hugo oder Ügoo, je nachdem, wie man seinen Namen ausspricht, ist daher zumindest zur Hälfte Franzose. Französisch spricht er auch perfekt. Und ich bin dann nach Adam Riese wohl zu einem Viertel Franzose. Nur, dass ich es nicht perfekt spreche.

    Aber was ich sagen wollte. In Französisch haben wir heuer eine Sprachassistentin. Eine sehr nette Französin. Sie heißt Mademoiselle Guillemin. Wenn ich in der Früh zur Schule radle oder nach der Schule wieder heimradle, treffe ich sie oft unterwegs. Und da hab ich mich halt immer verpflichtet gefühlt, anzuhalten und sie zu grüßen. Sie hat jedes Mal sehr freundlich zurück gegrüßt und mich eingeladen, sie bis zu ihrem Domizil zu begleiten und mit ihr zu plaudern, um mein Französisch zu verbessern. Mich nennt sie übrigens immer auf Französisch Julien.

    Na, und eines schönen Tages, als wir vor ihrem Domizil anlangten, da fragt sie mich, ob ich nicht auf einen Sprung mit hineinkommen möchte. Kann man eine solche Einladung, noch dazu von der eigenen Lehrerin, ausschlagen? Nein, kann man nicht.

    Ja, da gab’s eine köstliche Jause mit Kakao und so eine Art Sachertorte. Sie hieß béret basque, Baskenmütze, weil sie wie eine solche ausschaute, und bestand vor allem aus Mousse au chocolat. Einmalig köstlich, kann ich dir sagen!

    Zu meiner Überraschung lud sie mich ein, sie öfter einmal zu besuchen, um mit ihr französische Konversation zu betreiben und meine Kenntnisse zu verbessern. Und während sie das sagte, legte sie ihre Hand auf meinen Arm. Diese nette Geste machte mich ganz kribbelig und rief in mir nie gekannte Gefühle hervor.

    Nur wenige Tage später stand ich daher, nicht ohne Herzklopfen, erneut vor ihrer Tür und wurde mit Begeisterung empfangen. Wieder wurde ich mit Kakao und der sogenannten Baskenmütze bewirtet. Und wieder legte sie ihre Hand auf meinen Arm – mit demselben Effekt wie zuletzt – und lächelte mich unverwandt an. Vor Verlegenheit schoss mir das Blut ins Gesicht.

    Sie nahm meine Hand und lotste mich zur Couch. Ich staunte über die unglaubliche Weichheit ihrer Hand, und mich durchflutete ein irrsinnig tolles Wärmegefühl. Sie setzte sich neben mich, schlang ihren Arm um meine Schulter, drückte mich an ihre Schulter und küsste mich auf die Wange – küsste mich ganz einfach auf die Wange, stell dir vor.

    Ich war total perplex. Und weißt du was? Sie küsste mich noch einmal, diesmal aber auf die Lippen. Aber das war ein Kuss … also, einen solchen Kuss hatte ich noch nie gekriegt.

    Da stach mich plötzlich der Hafer, und ich küsste sie meinerseits auf die Lippen. Für eine solche Respektlosigkeit bat ich sie zwar sofort kleinlaut um Verzeihung. Aber sie lächelte mich nur an, schüttelte den Kopf und küsste mich ein weiteres Mal, blickte mich danach mit großen Augen an wie eine übernatürliche Erscheinung, und ich blickte sie an wie eine übernatürliche Erscheinung.

    „O Julien , flüsterte sie, „was hast du nur gemacht mit mir?

    Antworten konnte ich ihr nicht. Meine Zunge war gelähmt.

    „Ach, nenn mich doch Lucile. Und wir wollen Du zueinander sagen, ja? Aber nur hier, in meiner Wohnung. Nicht in der Öffentlichkeit. Hörst du?"

    Ich konnte nur nicken.

    „Und komm, küss mich noch einmal."

    Sie wartete nicht, bis ich ihrer Aufforderung nachkam, sondern küsste mich ihrerseits noch einmal, aber nun in einer Art, wie ich sie bisher nur aus amerikanischen Filmen kannte. Also, das war ein endgeiler Kuss, weiß Gott. Wild, heiß, scharf. Und dauerte eine kleine Ewigkeit. Und, was man in den Filmen nicht sehen kann: Ich bekam sogar ihre Zunge zu spüren. Du würdest mir nie glauben, wie viele Schmetterlinge da in meinem Bauch herumflatterten.

    „Julien , je t’aime, hauchte sie mit atemloser Stimme, sobald sie mir ihre Zunge und ihre Lippen wieder entzogen hatte. „Julien, ich liebe dich.

    „Mademoiselle, ich Sie auch, stammelte ich, um mich sosfort zu korrigieren: „Ah – Lucile, ich dich auch. Ich liebe dich auch.

    „Oh, das ist schön zu hören. Weißt du, dass ich dich schon lange liebe?", hauchte sie, schlang ihre andere Hand um meine andere Schulter und zog mich so stürmisch an ihre Brust, dass ich um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte und dringend eine Stütze brauchte, um nicht unversehens auf den Fußboden zu purzeln. Und wo landete meine Hand? Ausgerechnet auf ihrem Knie, genauer, auf ihrem nackten Schenkel. Sie trug nämlich ein Kleid, aber keine Strümpfe. Und der Saum des Kleides war im Sitzen unerwartet weit hinaufgerutscht.

    Normalerweise hätte ich meine vorwitzige Hand auf der Stelle weggezogen wie von einem hochheiligen Gegenstand, den nur Eingeweihte berühren dürfen. Aber das tat ich nicht. Dabei war, was meine Hand da jetzt berührte, ganz offenkundig ein hochheiliger Gegenstand. Genau so fühlte er sich nämlich an: weich, glatt, unbeschreiblich zart, himmlisch, mit einem Wort: hochheilig. Und seine Berührung bereitete mir höchstes Entzücken.

    Doch der unglaublichen Überraschungen war kein Ende. Lucile griff nach meiner Hand auf ihrem Schenkel und schob sie auf die Innenseite, wo sich die nackte Haut noch hochheiliger anfühlte, und dort immer weiter nach oben – so weit nach oben, dass sie zuletzt den höchsten Punkt erreichte. In der Kunstgeschichte, hab ich gelernt, würde man hier von einem Zwickel sprechen. Mit anderen Worten, meine Finger landeten unversehens an der geheimsten und hochheiligsten Stelle von Luciles Körper, die ich von Rechts wegen nie und nimmer hätte sehen, geschweige denn berühren dürfen. Jetzt roch ich auch den eigenartigen Duft dieser hochheiligsten Stelle und fand ihn ungemein erregend. Nur war er zu meiner Überraschung total feucht. Und das versetzte mich in totale Panik.

    Augenblicklich zog ich meine Finger zurück wie von einer heißen Herdplatte – das heißt, ich versuchte sie zurückzuziehen. Das ging aber nicht. Lucile ergriff meine Hand, hielt sie fest, veranlasste sie, die feuchte Stelle zu streicheln, tat so, als würde ihr das einen Genuss bereiten. Aber es dauerte nicht lang, da stöhnte sie auf einmal so, als hätte ich ihr die Daumenschrauben angelegt. Um Gottes willen, tat ich ihr denn wirklich so weh?

    Nein, anscheinend doch nicht. Denn sie ließ meine Hand wieder los und flüsterte mir ins Ohr: „Bitte nicht aufhören! Das tut so wohl."

    Tut wohl? Kaum zu glauben.

    „Nur nicht so grob, bitte! Ja, so. Mmm!"

    Die Stelle, die ich streicheln sollte, erwies sich als längliche Furche. Sie erinnerte mich an einen Mund. Meine Finger entdeckten sogar so eine Art von Lippen und hinten zwischen diesen eine Art Rachen oder Schlund, der wie weiter oben die Speiseröhre in die Tiefe zu führen schien. Und zuletzt entdeckten sie ganz vorn so was wie ein Knöpfchen, dessen Berührung Lucile, aus ihrem massiv verstärkten Stöhnen zu schließen, besonders wohl tat.

    Und: Neue, ganz und gar unglaubliche Überraschung. Lucile hob ihren Po an und schob sich das Kleid so weit hinauf, dass er und dazu sogar seine hochheilige und brennheiße Vorderseite plötzlich frei vor meinen Augen dalagen. Unterhose, oder wie das bei den Frauen heißt, war keine zu erkennen.

    Danach knöpfte sie ungeniert mein Hosentürl auf, schob die Hose, zusammen mit der Unterhose, hinunter und zog mir beides aus. Das empfand ich zwar im ersten Moment als große Erleichterung. Denn mein Lulu oder, vornehm gesagt, mein Glied, oder noch vornehmer, mein Penis, war inzwischen groß und steif geworden und dadurch ganz schön eingezwängt gewesen. Inzwischen war er freigelegt und konnte sich ungehemmt aufrichten wie ein Kanonenrohr.

    Trotzdem glaubte ich vor Scham zu vergehen. So was hat‘s doch noch nie gegeben: Mein groß und steif gewordenes Glied direkt vor den Augen einer Frau, noch dazu meiner eigenen Lehrerin. Hach, wie peinlich!

    Na ja, wie’s danach weiterging, brauch ich dir wohl nicht zu explizieren. Aber falls du das Ende hören möchtest: Zuletzt überhäufte sie mich mit französischen Liebesschwüren. Klar, sie wollte ja meine Französischkenntnisse verbessern.

    3

    „Opa, bist du jetzt sehr empört? Ich hoffe nicht. Aber jedenfalls siehst du, aufgeklärt bin ich schon so einigermaßen, und du brauchst keine Bedenken mehr zu haben, mir deine Geheimnisse zu verraten."

    Über Julians Hoffnung, dass ich nicht sehr empört bin, muss ich schmunzeln. „Also, lieber Julian, du meinst, ich soll nur ein bisserl empört sein? Das finde ich echt süß. Also, nein, ich bin nicht einmal ein bisserl empört. Im Gegenteil, ich fühle mich richtig geehrt, dass du mich in deine Geheimnisse einweihst. Zumal ich mich in dir sozusagen wiedererkenne."

    „Hm? Wie soll ich das verstehen?"

    „Das soll heißen, dass es mir in meiner Jugend ganz ähnlich ergangen ist. Natürlich ist das schon eine halbe Ewigkeit her. Aber zuerst muss ich dich fragen, ob dir eh bewusst ist, dass sich bei solchen Vergnügungen nur allzu leicht eine Schwangerschaft einstellen kann."

    „Aber Opa, glaubst du denn, ich leb hinterm Mond?"

    „Also nein? Na, da bin ich ja beruhigt. Und falls du dich fragst, wieso ich nur so dumm fragen kann: Ich lebte damals wirklich hinterm Mond, weißt du, und meine Partnerin desgleichen."

    „Ah, da hat sich also bei ihr eine Schwangerschaft eingestellt?"

    „Du sagst es."

    „Und?"

    „Du meinst, ob sie abgetrieben hat? Nein, hat sie nicht. Übrigens kennst du sie gut. Das war deine Tante Isa, meine offizielle Ehefrau Isabella. Auch das Kind kennst du gut. Das war nämlich deine Tante Mira."

    „Ah, da schau her. Und da habt ihr wahrscheinlich heiraten müssen, wie es damals angeblich üblich war, wie?"

    „Nein, nein. Mussten wir nicht. Heiraten konnten wir erst Jahre später. Weil, als Erstes wurde die arme Isabella von ihrem Vater verstoßen und aus Melk praktisch verjagt. Du weißt ja, dort lebten wir damals."

    Julian schüttelt heftig den Kopf. „Verstoßen? Nur weil sie schwanger war?"

    „Ja. Damit war sie nämlich ein gefallenes Mädchen."

    „Hm? Was für ein Mädchen?"

    „Ein gefallenes. So nannte man eine unverheiratete Frau, die schwanger geworden ist. Und verheiratet waren wir damals eben noch nicht. Klar. Ich war erst sechzehn, Isabella achtzehn. Und wenn ich das so sagen darf: Verführt hat eigentlich sie mich. Weißt du, ich war ja damals so was von schüchtern und obendrein noch so was von unaufgeklärt, das glaubst du nicht. Ich hätte nicht einmal gewusst, was man mit einer Frau genau anzustellen hat, wenn man sie verführen möchte. Drum hab ich auch überhaupt nicht kapiert, wieso das eine schwere Sünde sein soll. So haben wir's nämlich im Religionsunterricht gelernt, aber eben ohne Gebrauchsanweisung, wenn ich so sagen darf. Ich hatte zum Beispiel auch null Ahnung davon, wo die Babys herkommen oder wie sie überhaupt entstehen. Die damals gängige Erklärung für Kinder lautete: Die Kinder bringt der Storch. Punktum. Ebenso unaufgeklärt war auch die Isabella, abgesehen davon, dass sie in die Liebe schon quasi eingeführt worden war. Nämlich von ihrer Zwillingsschwester, der leider schon verstorbenen Marianne."

    „Du meinst wohl, in die lesbische Liebe?"

    „Ja, sicher. Was damals als womöglich noch schlimmerer Skandal gegolten hätte, wär es jemals publik geworden."

    „Aha, jetzt kapier ich, wieso die Tante Isa und die Tante Sylvie zusammen leben. Richtig?"

    „Ja, ich kann’s nicht leugnen. Übrigens wollen sie angeblich eh heiraten, sobald die gleichgeschlechtliche Ehe in Österreich oder in Frankreich in Kraft tritt. Weißt du, wie alt ihre Liebe schon ist? Fast fünfzig Jahre. Praktisch ein halbes Jahrhundert."

    „Was du nicht sagst. Aber damals warst du, so vermute ich, schon längst mit der Tante Isa verheiratet, oder? Und bist es doch noch immer?"

    „Du sagst es."

    „Das bedeutet also, sie müsste sich zuvor von dir scheiden lassen. Nach so langer Ehe? Also, ich weiß nicht."

    „Wieder hast du völlig recht. Ja eben, verheiratet waren wir schon, als es zwischen der Tante Isa und der Tante Sylvie funkte. Aber noch gar nicht lang. Noch nicht einmal ein Jahr. Weißt du, nachdem sie ihr Vater verstoßen hatte, war sie jahrelang verschollen. Und du glaubst nicht, wie ich damals gelitten hab. Wiedergefunden hab ich sie dann in Wien, aber groteskerweise nur deshalb, weil ich damals in Frankreich, an der Côte d’Azur, lebte, in der Prachtvilla, wo die Tante Isa und die Tante Sylvie heute noch leben, falls sie nicht bei uns in Wien zu Besuch sind. Ich lebte damals mit Sylvie zusammen, und die Fahrt nach Wien war unsere Hochzeitsreise."

    „Das ist jetzt aber sehr verwirrend. Willst du damit sagen, mit der Tante Sylvie warst du verheiratet, bevor du die Tante Isa geheiratet hast?"

    „Genau das, mein lieber Julian, will ich damit sagen. Nur hat sich die Sylvie dann eben scheiden lassen, um einen anderen zu heiraten, der ihr besser gefiel. Das war so ein Schönling, weißt du. Nur, dass der sich nach der Hochzeit als Heiratsschwindler entpuppt hat, schlimmer noch, als Gauner und sogar als gefährlicher Gewalttäter. Und da ist sie aus ihrem ehelichen Heim geflüchtet. Und wohin? Antwort: Zu Isabella und mir nach Wien. Und was war der Erfolg? Sylvies Liebe zu mir ist sofort aufs Neue aufgeflammt. Ebenso die meine zu ihr. Nur war ich eben mittlerweile schon mit der Isabella verheiratet. Bald darauf ist der Funke zwischen ihr und Sylvie übergesprungen."

    „Na so was! Das waren ja Zuständ’ wie im alten Rom. Aber sag, Opa, wie bist du überhaupt von Wien nach Frankreich gekommen?"

    „Nicht von Wien, sondern von Melk, wo Isabellas Eltern wohnten. Die hatten mich, das weißt du sicher längst, als Pflegekind aufgenommen, weil ich Vollwaise war."

    „Wie? Vollwaise warst du? Nein, das hab ich nicht gewusst. Wieso warst du Vollwaise?"

    „Ja weißt du, Julian, mein Vater, dein Urgroßvater, ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Und meine Mutter ist von einem russischen Besatzungssoldaten erschossen worden. Sie hat sich offenbar gar zu heftig gewehrt, als er sie vergewaltigen wollte. Und da nahm mich ein kinderreiches Ehepaar aus Melk als Pflegekind auf.

    Dort besuchte ich das Gymnasium und machte die Matura. Das war 1958. Und als Belohnung dafür haben mich meine französischen Verwandten eingeladen, die Sommerferien bei ihnen in Cagnes-sur-Mer zu verbringen. Das liegt nahe Nizza an der Côte d’Azur.

    Ja, und so ist es eben passiert. Bei einer Radltour rund um das nahegelegene Cap d’Antibes hat mich Sylvies damaliger Ehemann mit seinem tollen Alfa Romeo umgefahren. So kam ich in seine Villa, wurde dort gesundgepflegt. Und dabei verliebte sich Sylvie in mich und verführte mich – wohlgemerkt, wieder sie mich, nicht ich sie. Damals wär ich für so was noch viel zu schüchtern gewesen. Und ein Schürzenjäger bin ich sowieso nie gewesen.

    Ja, und dann ertrank Sylvies alter Ehemann beim Baden im Meer. Worauf sie mich sofort nach Ablauf des Trauerjahres heiratete. Weißt du, Liebespaare haben damals normalerweise immer sofort geheiratet. Sogenannte wilde Ehen waren damals noch die Ausnahme.

    Fast gleichzeitig verliebte sich Juliette in mich. Sylvies alter Ehemann hatte sie schon vor meiner Zeit in sein Haus aufgenommen, vorgeblich als Hausdame für Sylvie, in Wirklichkeit aber wahrscheinlich für sich selber als Betthaserl."

    Julian schweigt ein Weilchen. Offenbar ist er von meinen Erzählungen einigermaßen beeindruckt. Oder aber verwirrt.

    „Aha, so war das, sagt er dann. „Wirklich wahr, wie im alten Rom. Hat’s da bei euch eigentlich gar keine Eifersuchtsmorde gegeben? Ich meine, bei so viel Durcheinander in den Liebesbeziehungen?

    „Eifersuchtsmorde! Na, du bist mir einer. Schaust anscheinend zu viel Krimis, gell? Aber ich weiß schon, du meinst in Wirklichkeit natürlich, ob es da keine Eifersüchteleien gegeben hat. Du, nein, überhaupt nicht. Oder sagen wir, fast nicht. Wir waren alle tolerant und liberal eingestellt. Und vor allem war unsere Liebe nicht besitzergreifend wie bei so vielen Menschen. Aber dafür unvergänglich. Sie ist noch immer nicht erloschen."

    „Ha, so was wünsch ich mir auch."

    „Das glaub ich dir gern. Vielleicht mit deiner Französischlehrerin? Weil, da fällt mir gerade ein. Emmanuel Macron, ein bekannter französischer Politiker, hab ich gelesen, ist mit seiner ehemaligen Französischprofessorin verheiratet. Sie ist, falls ich mich recht erinnere, 24 Jahre älter

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