Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Meine Putzfrau
Meine Putzfrau
Meine Putzfrau
eBook182 Seiten2 Stunden

Meine Putzfrau

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

»Keine Probleme, eine abflauende Verzweiflung, ein Beruf, eine Putzfrau, es fehlte mir nur noch das Glück. Aber ich hatte Zeit, ich war noch nicht mal ganz fünfzig.«

Fast sechs Monate hat Jacques vergeblich auf die Rückkehr von Constance gewartet. Als die Erinnerung an die Frau, die er geliebt hat, verblasst und der Staub in seiner Wohnung überhand nimmt, beschließt er, dass es Zeit ist, sich eine Putzfrau zu suchen. Schnell hat er sich mit der zurückhaltenden, aber charmanten Laura geeinigt – sie kommt montags, wenn er arbeitet und nicht zu Hause ist. Bald kommt Laura auch an einem zweiten Tag, wenn er nicht arbeitet und sehr wohl zu Hause ist. Mit Wohlgefallen genießt Jacques das gegenseitige Einvernehmen, das nicht viel Worte braucht, tadelt ihren überstürzten Einzug in seine Wohnung mit koketter Nonchalance und erfüllt Lauras Verlangen nach Sex so selbstverständlich wie ein langjähriger Liebhaber. Alles scheint perfekt – bis eines Tages Constance wieder vor der Wohnungstür steht …

Prickelnd, komisch, elegant: ein Roman über einen Mann zwischen zwei Frauen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum28. Apr. 2017
ISBN9783803142238
Meine Putzfrau

Ähnlich wie Meine Putzfrau

Ähnliche E-Books

Fiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Meine Putzfrau

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Meine Putzfrau - Christian Oster

    Aus dem Französischen von Lis Künzli

    Die französische Originalausgabe erschien 2001 unter dem Titel Une femme de ménage bei Les Éditions de Minuit in Paris, die deutsche Erstausgabe 2003 im Eichborn Verlag in Frankfurt am Main.

    E-Book-Ausgabe 2017

    © 2001 Les Éditions de Minuit

    © 2017 für die deutsche Ausgabe: Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/41, 10719 Berlin

    Umschlaggestaltung Julie August. Das Karnickel zeichnete Horst Rudolph.

    Datenkonvertierung bei Zeilenwert, Rudolstadt.

    Alle Rechte vorbehalten. Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.

    ISBN: 978 3 8031 4223 8

    Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 2777 8

    http://www.wagenbach.de/

    Ich habe mir eine Putzfrau genommen. Sie trat eines Tages unversehens in mein Leben, als ich in der Apotheke einen dieser Papierstreifen mit Telefonnummer abgerissen hatte. Es war der letzte der sechs, die unter einer Anzeige vorgeschnitten am Schaufenster klebten. Ein kleiner, vertikaler Streifen aus Papier mit den acht übereinandergereihten Ziffern ihrer Telefonnummer. Alle anderen, die eventuell mein Interesse hätten erwecken können, waren bereits weg. So sagte ich mir, es sei höchste Zeit, daß ich einen Augenblick vor diesem Schaufenster stehenblieb.

    Die Anzeige war allgemein gehalten und betraf Putzen und Babysitten. So jemanden hätte ich natürlich nie als Babysitter genommen, das ist klar. Nicht, daß es ein richtiger Beruf wäre, das Babysitten, aber trotzdem. Ich konnte mir schlecht vorstellen, daß man mit dem Staubsauger in der Hand Babys hätschelt. Ein etwas zweifelhafter Babysitter hingegen, der vielleicht unfähig war, den Staublappen aus der Hand zu legen, um ein paar Tränen zu verhüten, konnte von mir aus gerne ein bißchen bei mir saubermachen, ja. Davon werden meine Möbel keine Kratzer bekommen, sagte ich mir. Und das wird das Kind nicht umbringen, das ich Constance nicht gemacht habe. Denn das alles war nur wegen Constance. Ohne sie hätte ich diesen Papierstreifen nie abgerissen.

    Ich hatte sechs Monate gewartet. Sechs Monate ohne Saubermachen, sechs Monate ohne Constance. Die Frau, die unablässig meinen Geist und mein Herz beschäftigt hatte, die ich nur anzusehen oder an die ich nur zu denken brauchte, damit mein Leben eine Form besaß. Und darum war es völlig sinnlos, bei mir noch aufzuräumen. Die Ordnung aufrechtzuerhalten. Staubzusaugen.

    Zu Constances Zeiten hatte ich übrigens den Staub gar nicht bemerkt, sie war es, die mich eines Tages darauf aufmerksam gemacht hat. Mit dem Zeigefinger auf einer Kommode. Schwer abzustreiten. Na gut, habe ich gesagt. Und habe staubgesaugt. Immer wieder. Ich haßte es. Constance auch. Wir haßten beide das Staubsaugen. Wir liebten uns.

    Und dann kommt der Tag, wo es zu Ende ist. Wo man nicht mehr an sie denkt. Nicht mehr auf dieselbe Weise. Es ist eine entrückte Frau jetzt, eine Frau aus der Vergangenheit, deren Bild langsam, ja. Verblaßt. Und was übrigbleibt, das ist, ja. Natürlich. Eine Leere. Eine unendlich qualvolle und traurige Leere, aber doch nur eine Leere. Keine Form, nichts, das weh tut, das sich bewegt und durch seine Bewegung weh tut, wie ein Körper im Innern eines Körpers, der mit dem Ellbogen Stöße verabreicht. Nur noch eine Leere, eine Wunde, die sich über einer Leere schließt. Und man lebt damit. Man findet sich damit ab. Man ist bloß nicht mehr so stark, nicht mehr so muskulös jetzt. Hat etwas Fett angesetzt um diese Leere herum. Weil man besser ißt. Mehr. Daher die Krümel in der Küche. Die man schließlich sogar selber bemerkt. Weil man auf einmal genug hat.

    Genug von schmutzigen Tellern, genug von trüben Gläsern. Verschimmelten Vorräten. Fettspuren. Stapeln im Wohnzimmer. Von Beinverrenkungen, immer gewagteren, um sich einen Weg zum Sessel zu bahnen. Von einem ständig ungemachten Bett mit gräulich werdenden Laken, von Klingen, Rasierklingen, die nicht mehr schneiden. Kaputten Töpfen. Vom Fernseher, der leer läuft in der Nacht. Von zugezogenen Vorhängen. Von stickiger Luft.

    Ich brauchte Ordnung. Die Kraft dazu brachte ich aber nicht auf, nein. Der Staubsauger, der Schlauch, die Düse, das Kabel, die Steckdosen, nein. War zu früh dafür. Ich hatte einfach nur das Bedürfnis nach Sauberkeit. So kam es also, daß ich sie anrief, diese, wie soll ich sagen, J. F. Aber das war kein Notruf. Ein Hilferuf eher, ja.

    Ich sag J. F., weil es noch nicht wirklich eine junge Frau war. Nur zwei Initialen auf einem Fetzen Papier, zwei Initialen in der Entwicklung, die nach ein paar weiteren, ein paar greifbaren Zeichen verlangten, um Gestalt anzunehmen. Ich würde Sie gern treffen, sprach ich ihr ins Telefon entgegen, dieser zukünftigen jungen Frau. Natürlich, sagte sie mit klarer Stimme. Und wo? Ich weiß nicht, schlug ich vor, bei mir zu Hause, nicht? Das ist das Einfachste.

    Das heißt, sagte sie. Es ist mir etwas unangenehm.

    Ich lächelte ins Telefon. Dann lachte ich. Mit ihr. Über ihr Mißtrauen. Eine Putzfrau, die sich nicht traut, zu ihrem zukünftigen Arbeitgeber zu gehen, sagte ich mir, weil sie Angst hat, daß er. Das ist doch lustig. Sie lachte übrigens nicht sofort, ganz und gar nicht. Ich mußte sie erst für mich einnehmen. Ihr sagen, das mache nichts, wir könnten uns auch draußen sehen, in einem Café. Das hat sie entspannt. Daher das Lachen danach. Ein Typ, der so schnell aufgibt, mich zu sich nach Hause zu locken, muß sie sich gesagt haben, kann nicht wirklich gefährlich sein. Oder er ist gut organisiert. Denkt weit voraus. Aber so kann ich mir das Ganze mal in Ruhe ansehen.

    Es war also eine abgesicherte Begegnung, in einem Café bei der Metrostation La Fourche. (Die Geschichte spielt in Paris, wo ich lebe.) Ihre Haare, das fiel mir sofort auf, waren bis auf den Ansatz vom Färben geschädigt. Trocken. Ein Kindergesicht, obwohl sie mindestens ein junges Mädchen war, fast schon eine Frau, aber jetzt bringe ich alles durcheinander. Ich gab ihr fünfundzwanzig Jahre, um auf Nummer Sicher zu gehen. Ich fand sie hübsch, aber schmutzig. Ungewaschenes Gesicht. Spuren von Erde. Sind Sie in den Dreck gefallen, fragte ich.

    Ich richtete den Zeigefinger auf ihre Wange, sie wich zurück, obwohl ich gar nicht die Absicht hatte, sie zu berühren, es war nur, damit sie wußte, wovon wir sprachen. Sie benetzte den ihren, wischte den Fleck weg und erklärte mir, das käme von ihren Blumentöpfen. Haben Sie mit Erde zu tun, fragte ich.

    Ich fand mich aggressiv. Vielleicht wegen ihres Mißtrauens, dem ich eine Legitimation geben wollte. Im Grunde, um ihr einen Gefallen zu tun. Ihrem Mißtrauen, das nicht von ihr wich, obwohl sie lächelte, gelegentlich sogar lachte, als ob es sich bei diesem Treffen nicht um eine seriöse Sache handelte. Mochte vielleicht kein ausgemachter Schabernack sein, gut, aber trotzdem. Ein Witz im besten Fall. Sie wollte sich gerne offen zeigen für einen Witz, bei ihrer Verfügbarkeit. Ihrer Armut. Ihrer Bedürftigkeit. Sie hatte nicht viel zu verlieren in diesem Café, offenbar nicht einmal ihre Zeit. Arbeitete wohl kaum. Hütete keine Kinder und machte auch nirgendwo sauber. Fing gerade damit an. Oder wünschte sich das eher. Lauerte auf die Früchte ihrer Kleinanzeige.

    Ja, ich gab mich ein klein wenig aggressiv. Aber liebenswürdig. Zwar wollte diese junge Frau nichts Liebenswürdiges von mir. Auch nichts Ernsthaftes. Sie war gekommen, um mal zu sehen. Wollte arbeiten, nehme ich an. Beugte sich. Ging das Risiko ein. Ich wollte sie nicht enttäuschen. Etwas Härte, das konnte ich ihr bieten. Zumal ich der Härte fähig bin, wenn es mir gut geht. Und es ging mir gut. Jedenfalls nicht so schlecht, nein. Mein Vorgehen bewies es.

    Ich fragte sie, ob sie bereits arbeitete. Für jemand anderen. Ja, sagte sie. Log mehr schlecht als recht. Frei heraus. Gab sich kein bißchen Mühe. Ich mußte es ja nicht glauben. Hingegen fühlte ich mich gehalten, so zu tun als ob.

    Ich fragte sie, ob ihr diese Arbeit zusage. Sie antwortete ja, noch einmal, aber diesmal stimmte es. Sie mochte diese Arbeit. Das war klar. Sie mochte diese Arbeit, die sie noch nie gemacht hatte. Hatte beschlossen, sie zu mögen. Und da, ich weiß nicht, was in mich gefahren war, sagte ich zu ihr, sie sei noch jung. Daß sie das nicht ihr ganzes Leben machen würde, nicht? Doch? Doch. Das gefällt mir, wiederholte sie. Ich mag es, wenn es sauber ist bei den anderen. (Genierte sich kein bißchen und schwindelte frisch drauflos. Und doch kam sie mir aufrichtig vor.) Das macht mich stolz. Und ich mag es vor allem. Die Handbewegungen. Die Handbewegungen kann ich gut.

    Würde ich gerne gut können, übersetzte ich also. Oder mache ich bei mir zu Hause gerne. Und das Babysitten, fragte ich.

    Ich ging natürlich etwas weit. Aber ich wollte wissen, mit wem ich es zu tun hatte, sie nicht anhand ihrer Augen beurteilen. Groß, tief, mit einer Traurigkeit, die zum Nachdenken anregte. Über ihr Lachen vor allem. Ein unfröhliches, irgendwie brüchiges Lachen. Ich wollte sie auch nicht anhand ihrer Knie beurteilen, die sie zur Schau stellte. Ich habe, ganz objektiv, noch nicht viele solche Knie in meinem Leben gesehen. Sehr zart, und sehr klar, wie sie unter dem Rock hervorschauen, und genau so weit herausragen, wie nötig ist, damit man sie sieht, wenn sie ein Bein beugt. Und die ihren Mechanismus vorführen, während sie sich bewegen. Eine Freude. Schöne Beine obendrein. Schöner Mund. Und dann also diese kaputten Haare. Aber ich wollte es wissen.

    Sie schwindelte auch in Sachen Babysitten. Weniger gut. Sprach wahrscheinlich von ihren Nichten. Sie spielte mit ihrem Löffel herum, schlug ihn an die Tasse. Aber Sie wollten mich nicht deswegen treffen, sagte sie.

    Nein, sagte ich. Natürlich nicht. Aber ich muß Sie kennenlernen. Sie werden zu mir nach Hause kommen. Ich glaube, das dürfte gehen. Wie ist Ihr Vorname? Möchten Sie noch einen Kaffee? Haben Sie einen bestimmten Tarif?

    Wir gingen auch diese Frage an. Laura konnte nicht sagen, ich wollte sie schlecht bezahlen. Ich schlug ihr vor, nächste Woche anzufangen. Montag, ja, am Morgen. Von acht bis zwölf. Ich hatte für einen Zweitschlüssel gesorgt. Es ist sehr schmutzig, sagte ich, als ich ihn ihr entgegenstreckte, auch alles vollgestellt, aber das werden Sie selbst sehen. Sie wollten ja nicht, daß ich es Ihnen zeige. Sie können auch die Anrufe entgegennehmen. Ich hatte ein bißchen Mühe, zu gehen, weil sie sich nicht rührte. Ihr Tag war wahrscheinlich zu Ende. Aber ich konnte nicht mit ihr zusammenbleiben. Ich hatte auch nichts zu tun und wollte nicht, daß man das sah. Ich grüßte sie und verließ das Café, ließ sie auf ihrem Stuhl zurück.

    Draußen drehte ich mich um. Ich machte ihr ein kleines Zeichen, weil ich die Trennungen von Frauen ganz allgemein schlecht ertrage. Sie erwiderte es mit einem Kopfnicken. Dann verkroch ich mich mit meiner Scham in der Metro, die sich glücklicherweise bald vor mir auftat.

    Da es Freitag war (der Tag, an dem ich in meinem Teilzeitjob nicht arbeite), lag der Montag noch in weiter Ferne. Es war idiotisch, aber ich wußte, daß Laura am Montag anfing, und für mich stellte das einen Fixpunkt dar. Da war nichts zu machen, ich hatte diesen Tag im Kopf und mußte irgendwie über die Runden kommen. Das Gute daran war, daß ich zu tun hatte, denn bis dahin mußte bei mir zu Hause für ein Durchkommen gesorgt werden. Das Wohnzimmer schon mal freigeschaufelt werden. Laura mußte vorbeikönnen. Ich ordnete also Papiere, warf Zeitungen weg, schob Bücherstapel zur Seite und beförderte die dicksten Wollmäuse aus dem Fenster. Als es Sonntag abend wurde, sah es bei mir aus wie nach einem Einzug. Ein deutlicher Fortschritt. In der Küche hatte ich auch noch die Kaffeelöffel versammelt, das Geschirr zusammengetragen und das schmutzige in zwei Bereiche aufgeteilt. Ein einziger war nicht möglich. Die Stapel wären zu hoch geworden.

    Dann ging ich aus, schaute auf gut Glück bei Stéphane vorbei, der natürlich nicht da war, aber ich hätte ihm sowieso nichts zu sagen gehabt. Nach diesen sechs Monaten befand ich mich auf dem Weg der Genesung, und ich brauchte Stabilität in meinen Beziehungen. Ich ging aus Pflichtgefühl bei ihm vorbei, weil er sich nach Constance ein wenig meiner angenommen hatte. Nach mir gefragt hatte. Meine Einsilbigkeit ertragen. Mein Schweigen ausgefüllt. Und es wäre mir jetzt schwergefallen, ihm zu erklären, daß ich zwar vorbeikam, aber nicht bleiben wollte. War noch viel zu sehr mit mir selber beschäftigt. Auch mit der Straße mußte erst wieder Fühlung aufgenommen werden. Ich war in dieser ganzen Zeit nur noch zum Einkaufen auf die Straße gegangen. Ohne irgend etwas zu sehen. Da war nur Lärm, Hitze, Kälte, je nachdem. Ein großer Krach, alles in allem, mit leichter Temperatur. Von Fieber konnte man noch lange nicht sprechen.

    Ach, wieviel besser es mir doch schon geht, dachte ich. Am Sonntag rief ich Claire an, eine alte Freundin von mir, die weinte. Sie wollte derzeit nicht, daß ich sie sah, wegen der Augenringe. Ich habe ihr zu einer Brille geraten, zu einer undurchsichtigen natürlich, aber nein. Sie wollte mich lieber gar nicht sehen. Zwei Monate zuvor war ihre Tochter von zu Hause ausgezogen. Dann der Vater ihrer Tochter. Hat ihr den Hund dagelassen. Ich sortiere mich langsam wieder, sagte sie. Wir führten kein langes Gespräch. Ihre Stimme versagte, ich mußte ihr Geschichten über mich erzählen. Ich wußte keine. Also erfand ich welche. Eigentlich fütterte ich sie mit Anekdoten. Langsam, löffelweise. Sie hatte schnell genug. Eine Frau, die ich heute in der Metro getroffen habe, sagte ich also zu ihr. Weißt du was? Weißt du, was sie las? Du kommst nie drauf. Nein, sagte sie. Ich komme nicht drauf. Sag es mir. Offener Brief des Papstes an die älteren Menschen, sagte ich. Stell dir vor. Ja, sagte sie. Ja. Natürlich. Und du? Ich, fragte ich. Es geht. Lucien hat mich kürzlich angerufen. Es geht ihm wesentlich besser. Das heißt, das sagt er. Er sagt nicht einmal besser, er sagt gut. Er läßt dich grüßen. Ich meinte, ein Schluchzen zu hören. Ruf mich,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1