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Schlüsselmomente der besonderen Art
Schlüsselmomente der besonderen Art
Schlüsselmomente der besonderen Art
eBook210 Seiten3 Stunden

Schlüsselmomente der besonderen Art

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Über dieses E-Book

Ein Schlüsselmoment, häufig nicht länger als ein einziger Wimpernschlag und doch verändert er alles.
Ein Moment, der die Zeit bedeutungslos erscheinen lässt, der über Licht oder Dunkelheit, Leben oder Tod entscheidet und welcher uns zum Retter oder Mörder macht.
So wie Karla, die ins weiße Licht möchte. Michaela, die eine blaue Warnung zum Nachdenken bringt. Black Velvet, der doch einfach nur schlafen will und die alte Dame, die "Brown Sugar" überhaupt nicht mag. Es gibt ein Geheimnis, Red Eyes, und eine Fee mit dem Namen Violett.
Jede einzelne Geschichte in diesem Buch ist anders und doch erleben sie in allen diesen einzigen, ganz speziellen Moment, den Schlüsselmoment der besonderen Art.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum15. Nov. 2017
ISBN9783745047288
Schlüsselmomente der besonderen Art

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    Buchvorschau

    Schlüsselmomente der besonderen Art - Verena Grüneweg

    Verena Grüneweg

    Schlüsselmomente

    der besonderen Art

    Schlüsselmomente

    der besonderen Art

    12 Kurzgeschichten

              -von wunderschön bis bitterböse

    Verena Grüneweg

    epubli-Logo-LesezeichenSW

    Impressum

    Texte:             © Copyright by Verena Grüneweg

    E-Mail: verena.grueneweg@gmx.de

    Cover::            © Copyright by W.van Velzen

    Korrektur      Sonja Nanninga

    Druck:            epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin

    Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

    Es darf ohne schriftliche Genehmigung der Autorin weder im Ganzen noch teilweise reproduziert oder vervielfältigt werden. Dieses Verbot beinhaltet ausdrücklich auch die Übersetzung in andere Sprachen, so wie die Verwendung in elektronischen Systemen.

    Alle Rechte vorbehalten im November 2017

    .

    Gewidmet meiner Familie und meinen großartigen Freunden

    (ihr wisst schon, wer gemeint ist)

    Danke, dass ihr immer für mich da seid und mich auch in schwierigen Zeiten begleitet. Ihr seid die Besten!

    epubli-Logo-LesezeichenSW

    Inhaltsverzeichnis

    Schlüsselmomente des Lichts

    - Willkommen in meiner Welt …………………………… ..2

    - Karla will ins weiße Licht………………………………. 15

    - Die kleine Fee Violett…………………………………..33

    - Das Geheimnis………………………………………...54

    - Die blaue Warnung……………………………………67

    - Die Kerzen am Heiligen Abend………………………  87

    Schlüsselmomente der Dunkelheit

    -  Die Nacht, alles war schön und alles war wunderbar!.........101

    - Du wirst sterben, Anna!.....................................................106

    - Brown Sugar………………………………………..140

    - Grauer Asphalt…………………………………….163

    - Red Eyes………………………………………… 184

    - Ich will doch nur schlafen……………………………213

      Schlüsselmomente

            des Lichts

    Willkommen in meiner Welt!

    Ich denke, ihr kennt das alle. Der Wecker klingelt und der erste Gedanke, der euch durch den Kopf schießt ist, dass dieser Tag wieder einmal viel zu früh beginnt. Deine Augen wollen sich nicht öffnen und der Körper schreit danach, im Bett liegen zu bleiben.

    Okay, ich hatte ja selbst schuld daran, dass ich mich an diesem Morgen wie gerädert fühlte. Fanden meine Beine doch die letzte Nacht äußerst spät den Weg ins Bett. Ich wusste, dass der Wecker um halb sechs klingelt und ich einen ausgefüllten Arbeitstag zu überstehen hatte. Dass ich meinen Schlaf brauchte, um einigermaßen den Alltagsaufgaben gewachsen zu sein, war mir auch letzte Nacht bewusst. Aber ich kam einfach nicht von meinem Notebook weg.

    Ich hatte mir vorgenommen, an der Ausschreibung eines Verlages, welcher Kurzgeschichten für eine Anthologie suchte, teilzunehmen und die Zeit drängte, endlich eine Geschichte zu schreiben. Immer wieder fing ich neu an, um dann - nach wenigen Seiten - jedes geschriebene Wort zu löschen. Nichts passte zu dem vorgegebenen Thema. Meine ehemalige Deutschlehrerin hätte, mit Sicherheit, unter jede Geschichte mit großen roten Buchstaben „Thema verfehlt" geschrieben.

    Gefiel mir der Anfang meiner Geschichte kam ich über den Beginn nicht mehr hinaus. Egal was ich auch versuchte, in meinen Augen kam einfach nur Müll dabei raus. Das Thema: „Warum soll ich nicht fröhlich sein?", behagte mir einfach nicht. Okay, Fantasie, Thriller, ab und zu eine Geschichte aus dem Leben gegriffen, das war meine Welt, in der ich mich Zuhause fühlte, in der ich mich verlieren konnte, und ohne Probleme losschrieb.

    Aber etwas Fröhliches schreiben und dann noch verbunden mit einer Krankheit oder Behinderung, fiel mir unheimlich schwer. So kam es, wie es kommen musste. Nachdem ich um zwanzig Uhr mit dem Schreiben begann, gab ich um drei Uhr Nachts auf und ging, unzufrieden mit mir selbst, ins Bett.

    Das Resultat des Grübelns, der Selbstzweifel und dem nicht vorhandenen Erfolgserlebnis, erhielt ich jetzt in aller Frühe. Mein Kopf hämmerte, während ich verzweifelt die Augen zusammenkniff und den dritten Versuch meines Weckers, mich mit der Schicksalsmelodie aus den Federn zu bekommen, ignorierte.

    Erbarmungslos schrillte mir der nervige Ton in den Ohren. Schlussendlich gewann der elektronische Folterknecht das Spiel. Ich schenkte ihm die geforderte Aufmerksamkeit. Mit immer noch geschlossenen Augen schlug ich nach ihm, in der Annahme, die Taste, die diesen Quälgeist endlich zum Schweigen brachte, zu treffen. Aber nein! Mein: „Halt endlich die Klappe, ich steh ja schon auf!", verhinderte nicht, dass ich statt seiner, die Kante meines Nachtschränkchens traf.

    Mein Schmerzensschrei hätte eigentlich selbst den härtesten Stein zum Erweichen bringen müssen. Doch der Tyrann grölte ohne Mitleid munter sein Lied weiter, während ich jetzt mit offenen Augen meine pochende Hand hielt. Das klopfende Gefühl bestätigte mir, dass ein weiterer blauer Fleck zu meiner Sammlung dazukommen würde.

    Fluchend fand ich endlich die Taste, drückte sie, und eine herrliche Ruhe breitete sich im Schlafzimmer aus. Zumindest für einen kurzen Moment - dann aber entdeckten meine drei Stubentiger, dass ihr menschlicher Sklave erwacht war. Klar, dass sie dafür sorgen mussten, dass ich mich endlich erhob und ihnen mit der Fütterung zu Diensten stand. Munter rannten sie ins Schlafzimmer, sprangen auf dem Bett und mir, ins besondere auf meinem Bauch, herum. Sie erreichten ihr Ziel und ich stand auf. Schlotternd vor Kälte griff ich nach dem Bademantel und stolperte über die Katzen, durch den Flur, in die Küche.

    Habe ich schon erwähnt, dass ich meinen Kaffeevollautomaten – namens „Rüdiger-Simone" - über alles liebe? Er macht es mir morgens so einfach, an mein Lebenselixier zu kommen. Nur eine Tasse unter die Ausgießer stellen, den Knopf drücken und schon würde das Mahlwerk loslegen und Rüdiger-Simone mir den Kaffee servieren.

    Würde? Ja, normalerweise schon, aber heute anscheinend nicht...! Heute schien das Gerät keine Lust zu haben, nett zu mir zu sein. Während die Katzen weiter ihr Klagelied miauten, bekam ich auf Rüdiger-Simones Display die Information, dass sich keine Kaffeebohnen mehr im Mahlwerk befanden.

    Fein, kein Problem, das habe ich doch schnell erledigt, dachte ich und tat das, worum er/sie/es mich bat. Erwartungsvoll starrte ich auf das Display, davon ausgehend, dass nun der Sound erklang, der mir zeigte, dass alles bereit zur Kaffeeausgabe war. 

    So schnell? Heute?? - Nö!

    Jetzt machte mich die nächste Ansage darauf aufmerksam, dass der Wasserbehälter fast leer war und darum bittet, aufgefüllt zu werden!

    Nun gut, zähneknirschend gehorchte ich und füllte das Wasser auf. Noch dabei zu erwähnen wäre, dass während ich dieses tat, aus dem Klagelied der Haustiger ein Musical voller Dramatik wurde. Mein dröhnender Kopf dankte es ihnen, in dem er einen weiteren stechenden Schmerz hinzufügte. Zwischen all dem Chaos rief mein Inneres Ich kläglich nach einem Kaffee. Gerne hätte ich ihm diesen Wunsch erfüllt, aber der Kaffeevollautomat - den ich jetzt nicht mehr Rüdiger, sondern nur noch zickige Simone nannte - kannte kein Erbarmen und ließ die nächste Nachricht los: „Bitte leeren sie die Tropfschale!"

    „Das ist jetzt wirklich nicht dein Ernst Simone!", brüllte ich los und die Katzen stimmten sofort in mein Geschrei mit ein.

    Zwecklos, dazu keinesfalls in der Lage, denn von dem Miauen meiner Katzengötter langsam aber sicher in den Wahnsinn getrieben, entschied ich mich dagegen, dem Kaffeevollautomaten zu gehorchen. Erst einmal euch füttern, dachte ich. Danach duschen und dann einen erneuten Versuch mit Simone wagen, das sollte mein nächster Leitfaden der Zeiteinteilung sein.

    Gedacht - getan. Nachdem ich die Katzen zu ihrer vorläufigen Zufriedenheit versorgt hatte und sie dank des Futters, außer gefräßigem Schmatzen, still waren, schnappte ich mir meine Kleidung und begab mich ins Badezimmer.

    Das Duschen lief - bis darauf, dass das Wasser munter zwischen kalt und heiß wechselte - ereignislos ab. Der Blick in den Spiegel allerdings nicht.

    Konnte es sein, dass der graue Haaransatz einfach so über Nacht gewachsen war? Und dieses zerknitterte, fremde Gesicht, wer bitte war das? Ja, Ja, jede Falte erzählt eine Geschichte. Ein Satz, den ich immer wieder gerne in meinem Sprachschatz benutzte. Er klang ja auch richtig schön und beruhigend. Aber wenn aus der Geschichte - sowie heute bei mir – im eigenen Gesicht ein ganzer Roman wurde, versagten auch diese Worte des Trostes. Die kläglichen Versuche, durch Make-up, Wimperntusche und eine nicht so ganz fesche Frisur, etwas daran zu verändern, scheiterten.

    Noch genervter wie zuvor verließ ich das Bad ohne Socken, da ich diese im Kleiderschrank liegen gelassen hatte. Um dann gleich in die Hinterlassenschaften einer meiner Katzen zu treten. Wunderbar dieses Gefühl unter meinem Fuß, mit dem - wer auch immer von den haarigen Ungeheuern - mir wohl verdeutlichen wollte, dass das Futter nicht zu seiner Zufriedenheit ausgefallen war.

    Willkommen in meiner Welt und es kann ja nur besser werden, formte ich meine Gedanken, um wenigstens einigermaßen ruhig zu bleiben, während ich das Katergeschenk an meinem Fuß und auf dem Boden beseitigte.

    Geschafft! Zurück ging es zu Rüdiger-Simone, mit der Mission, endlich einen Kaffee zu bekommen. Diesmal zeigte „Euer Gnaden Einsicht und endlich konnte ich mein: „Hallo-Werde-Wach- Getränk genießen.

    Genießen? Pustekuchen!

    Unsere Küchenuhr, auf die mein Blick fiel, belehrte mich eines Besseren. Bei all dem Drama heute Morgen hatte ich die Zeit komplett vergessen. Sie mich allerdings leider nicht! Gnadenlos tickte der Zeiger und hätte die Uhr ein Gesicht gehabt, hätte es mir wohl einen vorwurfsvollen Ausdruck gezeigt. Mir blieben noch ganze zehn Minuten bis zum Arbeitsbeginn! Das bei einer Strecke, für die ich etwa fünfzehn Minuten benötigte, um sie zu bewältigen. Das bedeutete im Klartext, auch heute würde ich erneut, zu spät erscheinen. 

    Meine Jacke und Tasche greifend und ohne Frühstück, hastete ich los zur Garage, meinen Fahruntersatz zu holen. Jedenfalls hatte ich das so geplant. Aber nicht nur der Kaffeevollautomat demonstrierte mir heute seine Macht, das Fahrrad tat es ebenso. Ein Plattfuß offenbarte sich mir und zeigte, dass das Rad krankheitshalber keinesfalls in der Lage war, seiner Verpflichtung nach zu kommen. „Gut, ganz ruhig Brauner!", flüsterte ich mir zu und lief, während ich mir die Jacke anzog, schnellen Schrittes los.

    Ich brauchte fünfundzwanzig Minuten. Viel zu lange, um pünktlich bei meiner Arbeit anzukommen. Dem entsprechend fielen der Blick sowie der Tonfall meines Chefs, mit dem er mich begrüßte, aus. Auch das „Na auch schon aufgestanden" trug kaum zu meiner Erheiterung bei. Dass ich pudelnass war, da es unterwegs wie aus Eimern geregnet hatte, ließ kein Mitgefühl bei ihm aufkommen und so fiel auch sein Verhalten den restlichen Vormittag aus. Wenige nette Worte und genaue Beobachtung meiner Leistung begleiteten mich die nächsten Stunden.

    Naja, meine Arbeit Leistung zu nennen, wäre schon irgendwie übertrieben gewesen. Alles was daneben gehen konnte, ging auch daneben. Es schien fast so, als ob ich von „Beruf-Schuld!" auf der Stirn geschrieben stehen hatte.

    Unzufriedene Kunden, da ich die Aufträge und somit die Sträuße versemmelte, verfolgten mich. Auch die Bemühungen meiner Arbeitskollegen, mich aufzuheitern, schlugen fehl. Ihr „Nun lächle mal, ist doch alles nur halb so schlimm!" erreichte das Gegenteil. Es nervte mich und meine Mundwinkel wanderten statt nach oben immer tiefer nach unten. Die herannahende Mittagspause erschien mir wie das Licht am Ende des Tunnels.

    Endlich zwölf Uhr und ich machte mich auf den Weg zurück nach Hause, um dann zwei Stunden vor der Eingangstür zu hocken. Meinem Haustürschlüssel, ja dem ging es gut! Hing er doch im warmen Flur im Schlüsselkasten an seinen dafür vorgesehenen Harken.

    Zwei Stunden saß ich also auf unserer Gartenbank vor dem Eingang, während die immer wieder vom Himmel fallenden Regentropfen mir Gesellschaft leisteten. Es gab niemanden in der Nähe, zu dem ich hätte gehen können, um dort meine Pause zu verbringen. Der Hoffnungsschimmer, das vorher vergessene Frühstücksbrot in meiner Tasche, fiel mir, frei nach Murphays Law, aus der Hand und auf den dreckigen Boden.

    Nass, kalt und hungrig. Langsam bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Ich hatte so was von „die Schnauze voll". Meine Hormone, die in dieser Zeit des Monats ihre Partyhütchen aufhatten, taten ihr Übriges und feierten- für sie- die Fete des Jahres. Schluchzend starrte ich dem Brot hinterher und verfluchte das Schicksal, das mir in meinen Augen wieder einmal grausam mitspielte.

    Viel zu früh machte ich mich zurück auf den Weg zur Arbeit und kam somit überpünktlich an. Der überraschte Blick meines Chefs und der Mitleidige der Arbeitskollegin, verbesserte meine Laune keinesfalls.

    Meckernd, jammernd und fluchend verbrachte ich die nächsten Stunden, in denen jede Ecke, jedes Hindernis, gegen das man laufen konnte, mir gehörte. Wie oft ein ,,Aua" meine Lippen verließ, war nicht mehr zählbar. Als krönenden Abschluss, kurz vor Feierabend, stolperte ich über meine eigenen Füße, als ich die Blumentische hereinschob und fiel auf den Hosenboden - mitten in eine Pfütze. Ach wie liebte ich doch mein Leben!

    Endlich neigte sich der Arbeitstag dem Ende zu und der Feierabend war da. Mein Magen knurrte laut und ich hoffte, mein Mann wartete bereits mit dem Essen auf mich. Wenigstens brauchte ich die Strecke nicht zurück laufen. Eine Arbeitskollegin hatte Erbarmen und fuhr mich mit ihrem Auto nach Hause!

    Essen, das auf mich wartete? Leider nein! 

    Mein Mann war davon ausgegangen, dass ich es mittags vorbereitet hatte. Naja, er konnte ja nicht wissen, dass dieses für mich unmöglich gewesen war.

    Die Küche hatte er tunlichst gemieden und so fiel ihm nicht auf, dass nichts, was einem Essen auch nur ähnelte, auf dem Herd stand. Dass der Haustürschlüssel am Schlüsselbord hing, bemerkte er erst, als ich klingelte. Zu spät, um noch etwas aufzutauen und zu kochen. Statt des leckeren saftigen Koteletts, dem Blumenkohl mit Sauce Hollandaise und den Kartoffeln, auf die sich mein hungriger Magen gefreut hatte, musste dieser jetzt mit aufgebackenen Brötchen und kargem Aufschnitt vorlieb nehmen.

    Missmutig kaute ich darauf herum und sagte keinen Ton. Auch mein Mann verhielt sich schweigsam, was wahrscheinlich für ihn auch das Beste war. Mein Gesichtsausdruck musste für ihn Warnung genug gewesen sein. Doch kaum hatte ich den letzten Bissen heruntergeschluckt, legte ich los. Haarklein erzählte ich ihm jede Einzelheit des Tages, unterbrochen von fluchen, weinen und schimpfen. Seine Versuche, mich zu beruhigen, verpufften wirkungslos, denn ich steigerte mein Gezeter dadurch umso mehr. Wie konnte es sein, dass er, statt mich zu trösten, immer wieder sagte: „Ach komm, so schlimm war es doch auch nicht!".

    Verstand er denn nicht? Ich brauchte Trost, Mitgefühl und was tat er? Er spielte diesen, für mich, furchtbaren Tag herunter. Das Ende vom Lied - ein Streit - beendete unser Gespräch.

    Wütend ging ich in mein Arbeitszimmer und fuhr den PC hoch. Natürlich begleitet von weiterem Schimpfen, dass jetzt auch das Verhalten meines Partners mit einbezog.

    Der PC funktionierte einwandfrei und ließ mich ohne Schwierigkeiten ins Internet. Nachdem, was mir heute alles wiederfuhr, kam mir das wie ein Wunder vor. Problemlos öffnete ich die Facebook Seite und las meine persönlichen Nachrichten. Da es keine Neuigkeiten gab schaute ich mir meine Chronik an.

    Ein neuer Betrag zu meinem Buch „Malvadins Zauber »Wusch« war dort gepostet worden. Also sah ich genauer hin und entdeckte das nette Gesicht von Britta Kummer. Lächelnd strahlte es mir entgegen und es schien zu sagen: „Warum soll ich nicht fröhlich sein? Mein Grummeln und Schimpfen verstummte schlagartig, sah ich doch mein eigenes verkniffenes Gesicht im Spiegel, der mir gegenüber an der Wand hing. Dieses zeigte, im Gegensatz zu Britta, eine Frau, der man anscheinend nichts recht machen konnte.

    Mein Blick wanderte hin und her und blieb am Ende dann bei Britta hängen. Wieder einmal unterstützte sie mich, wie auch viele andere Autoren, bei meinem, nicht ganz so leichten Weg, in der Welt des Schreibens.

    Wieder lobte sie meine Arbeit und niemals erwartete sie ein Dankeschön für ihre Mühe. Unermüdlich tat sie alles, damit wir weiter vorwärts kamen.

    Als wenn das nicht schon ausgereicht hätte, fiel mir auf, dass ich noch niemals eine Klage von ihr über ihr Schicksal gelesen hatte. Kein Selbstmitleid, kein Jammern, so wie bei mir auf hohem Niveau.

    Ja, sie hatte ein Schicksal und, weiß Gott, kein einfaches, denn ihres war die Krankheit Multiple Sklerose! Was wusste ich darüber?

    Sicher, sie hatte ein Buch über diese Krankheit geschrieben und wie ich öfter in den Kommentaren auf Facebook las, ein Buch, das anderen Mut machte. Ansonsten aber hatte ich nicht die leiseste Ahnung, was diese Diagnose für sie und ihr Leben bedeutete.

    Immer nachdenklicher wurde ich. Wie lebte sie und wie kam sie damit zurecht? Hatte ich jemals gefragt, wie es ihr geht? Nein, das hatte ich nicht. Ich verließ mich auf ihr Lächeln und stellte mein eigenes Leben in den Vordergrund. Ich öffnete ein neues Fenster auf Google, gab Multiple Sklerose und begann zu lesen. Während ich das tat, sah ich Britta vor mir und meine Bewunderung für sie steigerte sich bei jeden weiteren Satz, den ich las.

    Aufgewühlt schrieb ich ihr eine persönliche Nachricht. Die Antwort auf meine Frage, ob bei ihr alles okay sei, lautete: „Es ist alles in Ordnung und es geht mir mal so und mal

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