Der stille Garten: und andere Kurzgeschichten
Von B.B. Scharp
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Über dieses E-Book
im Swimmingpool gemeinsam?
Sie alle sind Mitwirkende in elf fantastischen Shortstorys, die uns abwechselnd weinen und gruseln lassen.
Inklusive Bonusmaterial; die preisgekrönte Kurzgeschichte:
Der letzte Anruf
B.B. Scharp
B.B.Scharp ist ausgebildete Autorin, freie Lektorin und Ghostwriterin in ihrem Unternehmen: Text und Farbe by B.B.Scharp. Wenn sie nicht gerade eigene Bücher schreibt, illustriert oder für Verlage tätig ist, unterstützt sie ihre Kundschaft von der Idee bis zum fertigen Buch, vor allem im Selfpublishing.
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Buchvorschau
Der stille Garten - B.B. Scharp
Inhaltsverzeichnis
Der letzte Anruf
Die falsche Nacht
Tod im Pool
Ghosting
Die Bank am See
Der stille Garten
Der leere Bus
Tödliche Quarantäne
Überleben im Supermarkt
Abschied von einem Kind
Gefährliche Comics
Der letzte Anruf
Freitag, kurz vor sechs. Moment mal… war es eben nicht schon genauso spät? Diese Uhr scheint sich für meine Sehnsucht nach Feierabend nicht im Geringsten zu interessieren. Im Gegenteil, ihr Ticken klingt wie ein Kichern, weil sie die Macht hat mich auf ewig an diesem Ort festzuhalten, wenn sie einfach so, vielleicht sogar aus reiner Bosheit, den Sekundenzeiger anhielte.
Schnell fange ich an den Schreibtisch aufzuräumen, aber auch dadurch lassen sich Zeit und Raum nicht austricksen, es ist immer noch zehn Minuten vor Wochenende und so lange bin ich hier noch festgenagelt. Mit der Entdeckung der Relativität hat Einstein scheinbar ganz nebenbei auch mein Dasein beeinflusst, denn Ich bin relativ unglücklich und auch diese blöde Uhr verhält sich entsprechend seiner Theorie. In meiner Pause treibt sie ihre Zeiger gnadenlos voran und macht so aus dreißig, gefühlte zehn Minuten.
Ich seufze tief und laut, fast bereit mich meinem Schicksal zu ergeben, ich bin immer noch hier. Obwohl ich nur ein Jahr hier arbeiten wollte, hat mich dieses verflixte Callcenter vor drei Jahren mit Leib und Seele gefressen und genau wie die lachende Uhr, habe ich mich seither kein Stück weiterbewegt. Sechsunddreißig Monate, und alles, was ich herausgefunden habe, ist was ich nicht will...nicht hier sein, nicht allein sein, nicht sinnlos sein, nicht einen Tag, keine Woche und schon gar nicht mein ganzes Leben.
Tatsächlich habe ich keine Ahnung, warum ich eigentlich so dringend nach Hause will, dort wartet eigentlich gar nichts Besonderes auf mich. Ein paar dreckige Teller und ein Telefon, was im Gegensatz zu diesem hier, viel zu selten klingelt, mehr habe ich heute Morgen nicht zurückgelassen. Na ja, außer meiner Selbstachtung, die müsste ich auch noch irgendwo vergraben haben. Vielleicht suche ich mal bei meinen Träumen von Liebe und Leidenschaft oder im Korb mit der dreckigen Wäsche. Fünf vor Sechs. Die Uhr ist also doch nicht kaputt und als ich noch so denke, die fünf Minuten bis zu meiner sinnleeren Freizeit werde ich nun doch noch irgendwie schaffen, da klingelt auch schon das Telefon. Natürlich, ist ja klar, dass ich noch diesen einen, letzten Anruf bekomme, ab jetzt läuft die Zeit für mich erst mal wieder rückwärts. Schnell entwirre ich meine vertüdelte Kopfhörerschnur. Ich schaffe das und zum sechsundachtzigsten Mal an diesem Tag höre ich mich mechanisch sagen, „Willkommen bei Ihrem Zeitschriften Service Leseglück, wie darf ich Ihnen behilflich sein?" Dabei verdrehe ich die Augen Richtung Nase und versuche gleichzeitig sie mit der Zunge zu erreichen.
Eine Frauenstimme: „Guten Abend, ich hoffe ich störe Sie nicht, so kurz vor Ihrem Feierabend?" Es klingt ein bisschen kratzig, gefolgt von einem leisen Rasseln, wenn sie in den Hörer atmet. Ach, was für eine Vorlage, wie gerne möchte ich ihr sagen, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hat. ´Jaaaa, Sie stören mich! Genau wie alle anderen, die heute bereits vor ihnen angerufen haben, auch wenn ich überhaupt nicht weiß, was ich sonst mit mir anfangen soll, wenn ich nicht gerade für einen Hungerlohn an diesem seelenlosen Ort rumhänge, aber sie stören mich trotzdem beim Untergang in meiner Selbstmitleidssuppe! Bitte rufen sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder an, am besten nach Sechs!´
Da ich aber auch weiterhin Miete bezahlen muss, damit ich irgendwo meine dreckigen Träume und die Leichen von Liebe und Leidenschaft aufbewahren kann, sage ich bis auf das Äußerste geschult: „Aber nein, dafür bin ich doch da, bitte nennen Sie mir ihre Kundennummer." Während die Dame in ihren Unterlagen raschelt und weiterhin schwer in mein Ohr schnauft, räume ich Gummibärchen und Stressball in meine abschließbare Schublade und versuche das Alter meiner Anruferin einzuschätzen.
Als sie mir die Zahlen nennt, auf die ich gewartet habe,