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Ein Hauch von Liebe: Liebesroman
Ein Hauch von Liebe: Liebesroman
Ein Hauch von Liebe: Liebesroman
eBook281 Seiten3 Stunden

Ein Hauch von Liebe: Liebesroman

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Über dieses E-Book

Ein Hauch von Liebe

Nur ein Hauch – geht das überhaupt? Gerade beim Thema Liebe würde doch fast jeder sagen: ganz oder gar nicht? Und wenn es tatsächlich nur ein Hauch ist, was bedeutet das denn dann für eine mögliche gemeinsame Zukunft?

Das fragt sich auch Caroline Schuster. Schon seit Monaten sieht sie sich nur noch einem Scherbenhaufen gegenüber. Als Leben würde sie den freiwillig schon lange nicht mehr bezeichnen. Nicht nur, dass ihr Vater gerade erst gestorben ist – nein! – ihre Mutter meint seither auch, dass es Caros Aufgabe sei, die Geschicke der Familie zu lenken. Irgendwann leidet sogar ihr Job als Redakteurin bei einem angesagten Yellow-Press-Magazin unter ihrem Privatleben. Als letzte Rettung schlägt ihr Boss einen Business-Trip in die Staaten vor. Aber dort erwarten Caro schon neue Probleme: Zum Beispiel ein überaus erfolgreicher Buchautor, der an allem Interesse hat, außer an Interviews. Dieser Matthew Pullman erweist sich als harte Nuss. Um die zu knacken, muss Caro auch ihre letzten Bedenken über Bord werfen und nicht nur ihr Innerstes entblößen. Herzensdinge sind eben alles, aber nicht einfach!

 

Melina D’Angeli: Meine Bücher beschäftigen sich übrigens mit ganz normalen Frauen, die – außerhalb von Model-Maßen, Silikon-Tuning oder Botox – mit dem Leben und seinen alltäglichen Herausforderungen zu kämpfen haben. In dieser Welt haben die wenigsten Männer einen Waschbrett-Bauch oder fahren Porsche … ;)

Am Ende des Buchs folgt noch eine kleine Leseprobe von ›Der Prinz auf dem Fahrrad‹

Alle Bücher von Melina D’Angeli

Aus der Reihe Küssen kann man nicht alleine:

- »Alles auf Anfang …« (Teil 1)

- »Einer mit H.E.R.Z.« (Teil 2)

- »Zwei Herzen in einem Bauch« (Teil 3)

- »Finale« (Teil 4)

Weiterhin erhältlich: 

- »Der Prinz auf dem Fahrrad« (Ein humorvoller Liebesroman)

- »Ein Hauch von Liebe« (Liebesroman)

Aktuelle Informationen, Newsletter-Service und Aktionen findet ihr (noch) auf der Homepage von Thomas Herzberg, der mich dort als Gast aufgenommen hat :)

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum23. Juli 2019
ISBN9783739673240
Ein Hauch von Liebe: Liebesroman

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    Buchvorschau

    Ein Hauch von Liebe - Melina DAngeli

    Titel:

    Ein Hauch von Liebe

    Liebesroman

    von Melina D’Angeli

    Text Copyright © 2016

    Covergestaltung: Chris Gilcher - http://design.chrisgilcher.com

    Alle Rechte vorbehalten

    Fassung: 1.02

    Die Geschichte ist frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und/oder realen Handlungen sind rein zufällig.

    Ein ganz herzliches Dankeschön geht an meine fleißigen Testleserinnen:

    Birgit & Lia

    Inhalt

    Ein Hauch von Liebe

    Nur ein Hauch – geht das überhaupt?

    Gerade beim Thema Liebe würde doch fast jeder sagen: ganz oder gar nicht?

    Und wenn es tatsächlich nur ein Hauch ist, was bedeutet das denn dann für eine mögliche gemeinsame Zukunft?

    Das fragt sich auch Caroline Schuster. Schon seit Monaten sieht sie sich nur noch einem Scherbenhaufen gegenüber. Als Leben würde sie den freiwillig schon lange nicht mehr bezeichnen. Nicht nur, dass ihr Vater gerade erst gestorben ist – nein! – ihre Mutter meint seither auch, dass es Caros Aufgabe sei, die Geschicke der Familie zu lenken. Irgendwann leidet sogar ihr Job als Redakteurin bei einem angesagten Yellow-Press-Magazin unter ihrem Privatleben. Als letzte Rettung schlägt ihr Boss einen Business-Trip in die Staaten vor. Aber dort erwarten Caro schon neue Probleme: Zum Beispiel ein überaus erfolgreicher Buchautor, der an allem Interesse hat, außer an Interviews. Dieser Matthew Pullman erweist sich als harte Nuss. Um die zu knacken, muss Caro auch ihre letzten Bedenken über Bord werfen und nicht nur ihr Innerstes entblößen.

    Herzensdinge sind eben alles, aber nicht einfach!

    Melina D’Angeli: Meine Bücher beschäftigen sich übrigens mit ganz normalen Frauen, die – außerhalb von Model-Maßen, Silikon-Tuning oder Botox – mit dem Leben und seinen alltäglichen Herausforderungen zu kämpfen haben. In dieser Welt haben die wenigsten Männer einen Waschbrett-Bauch oder fahren Porsche … ;)

    Am Ende des Buchs folgt noch eine kleine Leseprobe von ›Der Prinz auf dem Fahrrad‹

    Alle Bücher von Melina D’Angeli

    Aus der Reihe Küssen kann man nicht alleine:

    - »Alles auf Anfang …« (Teil 1)

    - »Einer mit H.E.R.Z.« (Teil 2)

    - »Zwei Herzen in einem Bauch« (Teil 3)

    - »Finale« (Teil 4)

    - »Der Prinz auf dem Fahrrad« (Ein humorvoller Liebesroman)

    - »Ein Hauch von Liebe« (Liebesroman)

    - »Zwei Mäuse oder: Liebe ist unsterblich« (Ein humorvoller Liebesroman)

    Aktuelle Informationen, Newsletter-Service und Aktionen findet ihr (noch) auf der Homepage von Thomas Herzberg, der mich dort als Gast aufgenommen hat :)

    ThomasHerzberg.de

    1

    »Kannst du mir wenigstens verraten, wie das funktionieren soll?« Meine Kollegin Sandra stand mit hängenden Schultern vor meinem Schreibtisch. Sie wirkte wie ein Häufchen Elend und versuchte, mich mit ihrem typischen Welpenblick zu verunsichern. »In nicht mal sechs Stunden machen wir die Kiste zu und gehen in den Druck. Und du sagst, dass du mit deinem Artikel über unseren Starfußballer und seine nächtlichen Eskapaden noch nicht mal halb fertig bist.« Sie zuckte die Achseln. »Wie stellst du dir das vor, Schätzchen? Wir haben die Bilder ganz vorne drauf und noch keinen Text dazu. Das wird nicht gut aussehen, fürchte ich.«

    »Ich hab bis Nachmittag in der Redaktionssitzung gehockt«, erwiderte ich viel zu giftig. Schon bemühte ich mich, meinen Ton ein bisschen zu entschärfen. »Eric hat angefangen und dann kam Rosenbaum. Der hat geredet und geredet …«

    »Lass mich raten: Dabei ist mal wieder nicht besonders viel herausgekommen, richtig?«

    »Und selbst das wäre noch freundlich ausgedrückt.« Ich reckte mich und ließ ein animalisches Stöhnen erklingen. »Manchmal frage ich mich, wie so ein Typ Vorstandsvorsitzender werden konnte. Und noch mehr, wie der jemals einen einzigen Artikel mit eigenen Händen verfasst hat.«

    »Apropos Artikel … was ist denn jetzt?«, drängelte Sandra.

    »Tu mir bitte einen Gefallen, Süße. Verschaff mir so viel Zeit, wie möglich. Und ich verspreche dir, dass ich mir die Fingerchen wund schreibe. Okay?«

    »Aber nur, weil du es bist! Jeder anderen würde ich die kalte Schulter zeigen, und sie …«

    »Ich weiß! Und deshalb bist du auch die Beste. Nein – die Allerbeste!«

    »Kannst du das vielleicht Tom erzählen? Wenn’s geht, genau so

    »Ist bei euch Turteltauben mal wieder dicke Luft?« Ich musste mir sogar auf die Unterlippe beißen, um nicht zu lachen. »Also, habt ihr euch …?«

    »Unser aktueller Status ist off!«, informierte mich Sandra mit schiefem Grinsen. Wobei ihr dieser Umstand nicht sonderlich viel auszumachen schien. »Er hat am Wochenende seine Sachen gepackt und meinte, dass er nicht mehr zurückkäme.«

    »Das hat er die letzten zehn Male auch gemeint«, erwiderte ich in beiläufigem Ton. Hauptsächlich, weil der wesentliche Teil meiner Aufmerksamkeit schon wieder meinem Monitor gehörte. Schließlich musste der Artikel fertig werden – schnellstmöglich!

    »Wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich sogar, dass es besser so wäre«, grübelte Sandra laut vor sich hin. Sie war schon im Begriff, sich aus dem Staub zu machen.

    »Ich mag diese ON/Off-Beziehungen. Vorausgesetzt, dass ich nicht selbst ein Teil davon bin.« Jetzt war es wohl in Ordnung zu lachen. Zumindest hatte ich das entschieden und brauchte eine ganze Weile, um mich wieder einzukriegen. »Wenn es nach mir geht, dann könnt ihr gerne noch ein bisschen so weitermachen. Für solch eine Unterhaltung muss man ansonsten nachmittags den Fernseher einschalten. Aber da verschwende ich meine Zeit ja mit Arbeit.«

    »Du bist doch eine widerwärtige Schlange«, empörte sich Sandra künstlich und zog von dannen. Mich hinterließ sie mit einem Artikel, der mich in etwa so viel interessierte, wie das Balzverhalten der Nebelkrähen bei Vollmond. Aber es half nichts. Also hämmerte ich weiter auf meiner Tastatur herum und sog mir Geschichten aus den Fingern, die ich nicht mal selbst glauben wollte.

    Als ich an diesem Abend das Büro verließ, war es schon nach neun. Wie immer beschloss ich auch dieses Mal, nie wieder zurückzukehren. Eigentlich auch eine Art ON/Off-Beziehung, die jeden Abend endete, um schon am nächsten Morgen von Neuem zu beginnen. Aber das spielte in diesem Moment keine Rolle, denn ich befand mich in der seltsamen Halbwelt zwischen meinem Arbeitsplatz und meinem Zuhause. Unser Büro befand sich am Rödingsmarkt, mitten im Zentrum Hamburgs. Zur gleichnamigen U-Bahn-Station waren es nur ein paar Schritte für mich. Hier war alles noch relativ normal. Aber wenn ich dann die U3 am Hauptbahnhof verließ, kam mir das an jedem Tag immer mehr wie ein Abenteuerurlaub in Absurdistan vor.

    Auf meinem Weg zum nächsten Zug musste ich das Bahnhofs-Gebäude kurz verlassen und einen großen Platz überqueren. Hier begegnete man Allem und Jedem. Eine Odyssee, bei der jeder einzelne Eindruck selbst die kühnsten Erwartungen bei Weitem übertraf. Und wenn ich dann endlich in der nächsten U-Bahn saß, schaute ich nur noch in die typischen toten Gesichter. Während ich den ganzen Tag Glanz und Glamour auf Hochglanzfotos betrachtete, hieß mich hier die nüchterne und nicht selten bedrohliche Realität willkommen.

    Wenn ich allerdings – eine gute halbe Stunde später – aus dem Bus kletterte und kurz darauf die Tür zu meinem kleinen Zwei-Zimmer-Paradies mitten in Hamburg-Sasel aufschloss, dann war die Welt wieder halbwegs in Ordnung. Zumindest, bis das Telefon für gründliche Ernüchterung sorgte. Und das ließ in letzter Zeit nur selten lange auf sich warten. Ich hatte gerade erst meine Handtasche verstaut und meinen Jutebeutel in der Küche aufgehängt, da hörte ich es im Wohnzimmer schon klingeln. Ich brauchte nicht einmal auf das Display zu schauen und meldete mich mit einer Stimme, die meinen aktuellen Gemütszustand hoffentlich eins zu eins widerspiegelte: »Hallo, Mama. Wie geht’s dir heute?«

    »Du bist aber wieder spät zu Hause«, begann meine Mutter, im Gegensatz zu mir, ohne Begrüßung. Außerdem sollte sie eigentlich wissen, dass ich solche Frontalangriffe überhaupt nicht leiden konnte. »Du musst aufpassen, dass man dich bei dieser Zeitung nicht verheizt. Hätte dein Vater damals auf mich gehört, dann wäre er vielleicht noch …«

    »Mama!« Irgendwie musste ich meine Mutter stoppen. Nicht schon wieder dieses leidige Thema! Damit verbunden die üblichen Standard-Predigten: Was alles passiert wäre, wenn … und schlussendlich das Fazit, dass alle besser daran täten, rechtzeitig auf sie zu hören.

    »Ich weiß, dass du solche Dinge nicht hören magst, Schatz. Aber es ist nun mal so!«

    »Apropos – ist noch was? Ich bin nämlich todmüde und hab seit heute Mittag nichts mehr gegessen. In der U-Bahn bin ich zwei Mal zusammengezuckt, weil ich dachte, dass ein Hund hinter mir knurrt. Aber das war mein Magen«

    »Du musst einfach regelmäßiger essen, Kleines. Ich habe deinem Vater oft genug gesagt, dass er …«

    Es gab Momente, in denen war das Maß voll. Übervoll! Also hatte ich kurzentschlossen die Reißleine gezogen. Besser gesagt, den kleinen Knopf mit dem roten Telefon darauf gedrückt.

    Und ich hatte den Hörer gerade erst in die Ladeschale zurückgelegt, als das Ding schon wieder zu klingeln anfing. Vermutlich wurde es Zeit, mal gründlich die Bedienungsanleitung zu studieren. Irgendwie musste es doch möglich sein, den Knochen zum Schweigen zu bringen, auch ohne dafür die Batterien zu entfernen.

    Auf dem Weg in meine winzige Küche beschloss ich, in Zukunft – um meiner selbst willen – deutlich rigoroser zu verfahren. Während alle mit diesem neumodischen Begriff Burnout herumliefen, war ich mir sicher, längst mittendrin zu stecken. Und was meine Mutter anging, so musste sie endlich verstehen, dass ich nicht mehr als ihr seelischer Abfalleimer fungieren konnte. Wollte! Dieser Abend hatte eine neue Runde eingeläutet. Die nächste Episode in einem Spiel, bei dem es am Ende grundsätzlich keine Gewinner gab. Das machte die Sache noch verrückter.

    Das Telefon hatte gerade erst zu klingeln aufgehört, da fing es gleich von Neuem an. Mit langen Schritten stapfte ich in mein Wohnzimmer zurück, riss den Hörer von der Ladeschale und bölkte wütend hinein: »Mama! Ich kann nicht mehr, verstehst du? Ich bin völlig am Ende!«

    »Ich auch«, erklang eine Männerstimme am anderen Ende. Die konnte ich nicht mal sofort einordnen. »Aber was deine Mutter betrifft – davon trennen mich noch ein paar Zentimeter.«

    »Sehr witzig, Stefan!« Mittlerweile wusste ich, wer für diesen nächsten Überfall verantwortlich war. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie spät es ist?«

    »Früher erreicht man dich doch ohnehin nicht.« Diese Rechthaberei war typisch für meinen Exfreund. »Seit wann hast du denn deinen Anrufbeantworter abgeschaltet?«

    »Seitdem zu befürchten steht, dass du mich auch weiterhin mit Anrufen nervst. Was willst du, Stefan? Ich bin todmüde und musste gerade eben schon meine Mutter abwürgen, weil …«

    »Ist es soweit? Beginnt zwischen euch beiden endlich der lange überfällige Abnabelungsprozess?« Stefan schenkte mir eines seiner ganz besonders überheblichen Lachen. »Wenn es nach mir ginge, wäre ich dazu bereit, es noch mal mit dir zu versuchen. Wir könnten ja …«

    Klick! Ich muss sagen, langsam gewöhnte sich mein voreiliger Daumen daran, diesen ultimativen Problemlöser in Rot zu drücken. Und danach musste ich den Hörer auch nicht wieder in die Ladeschale zurückverfrachten, denn ich hatte so lange an diesem seltsamen Deckel auf der Rückseite herumgefummelt, bis mir endlich die Batterien entgegenfielen.

    Herrlich … diese Ruhe!

    Zum ersten Mal seit Wochen hatte ich das Gefühl, als könne ich mich innerlich zurücklehnen und entspannen. Ich musste an diesem herbeigesehnten Zustand so lange festhalten, wie es nur möglich war. Ihn bestenfalls für einen kurzen Moment loslassen, wenn ich etwas essen oder trinken wollte. Oder auf der Toilette. Auf jeden Fall aber würde ich diesen seltenen Gast mit ins Bett nehmen und ihn dort umklammern, bis wir Arm in Arm einschliefen. Ich malte mir immer noch einige weitere farbenfrohe Details aus, als es an meiner Wohnungstür klingelte. Kurz darauf hörte ich, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Danach war es überflüssig, zu überlegen, wer dort kam, um mein gerade erst errichtetes Paradies mit einem Baseballschläger zu zertrümmern.

    »Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, Kleines. Außerdem scheint dein Telefon irgendwie kaputt zu sein – du warst plötzlich weg.«

    Ich stand mittlerweile vor meiner Kommode und schaute einen Briefbeschwerer an. Ein abgrundtief hässliches Relikt, das ich vor über zehn Jahren von meinem Vater zum bestandenen Abitur geschenkt bekommen hatte. Meine Hoffnungen hatten sich seinerzeit auf ein erstes eigenes Auto fokussiert. Kein Wunder also, dass ich ein wenig enttäuscht war, nachdem ich nur dieses fürchterliche Ding und eine Karte ausgepackt hatte. Aber das Teil wog rund zwei Kilo und würde sich vermutlich hervorragend eignen, um meine Mutter damit zu erschlagen. Vielleicht auch, weil sie meinen Vater damals auf hinterhältigste Weise bei seinem üblen Scherz unterstützt hatte. Denn erst am nächsten Morgen, als ich nach der Abiturfeier verkatert aufwachte, stand mein schwarzhumoriger Erzeuger mitten im Zimmer und klimperte mit einem Schlüssel. Der gehörte zu einem rosafarbenen R5, dem ich auch meinen Spitznamen während des Studiums zu verdanken hatte: Tante Rosa.

    »Du musst dich besser organisieren, mein Schatz«, setzte meine Mutter ihre Offensive unerwartet fort. »Hier sieht es ja aus wie bei Hempels unterm Sofa.«

    »Woher weißt du denn, wie’s da aussieht?«, erkundigte ich mich gähnend. Jetzt schlurfte ich an meiner Mutter vorbei in Richtung Küche. Dort angekommen, zog ich die Kühlschranktür auf und holte ein Paket Käse heraus. Schon auf dem Rückweg ins Wohnzimmer stopfte ich mir die erste Scheibe in den Mund und ließ mich auf meine Couch fallen.

    Aber die seltsame Frau, in deren Uterus ich dereinst herangereift war, wollte anscheinend nicht lockerlassen und setzte bereits zu einem neuen Vorstoß an: »Dein Vater wäre ohne mich untergegangen. Wenn ich ihm nicht jeden Morgen seine Brote gestrichen und seinen Kaffee gemacht hätte, dann wäre er vermutlich verhungert.«

    »Und jetzt ist Papa trotzdem tot. Das hilft also auch nicht mehr.« Mein Kopf plumpste auf ein dickes Kissen, von dem aus mich sonst Garfield angrinste; der Kater, der keine Montage mochte. Bei mir war das anders. Seitdem ich mich auch an den meisten Samstagen ins Büro schleppte, gelang es mir eigentlich nur noch sonntags, ein halbwegs glaubwürdiges Lächeln zu produzieren.

    »Kannst du mir sagen, wie es bei dir weitergehen soll?« Meine Mutter war offensichtlich noch nicht fertig. »Schätzchen, du bist gerade mal dreißig … da solltest du langsam damit anfangen, dir Gedanken über das große Ganze zu machen. Als ich in deinem Alter war, wusste ich schon ganz genau, was ich …«

    Irgendwann war ich wohl eingeschlafen. Als ich aufwachte, war meine Mutter verschwunden. Trotzdem hatte sie nicht dieses Gefühl mitgenommen, das sich von Tag zu Tag mehr in mir breitmachte. Sinnlosigkeit! Man konnte es nicht anders nennen. Nichts ergab mehr einen Sinn und ich fühlte mich nur noch wie eine Maschine, die ihren Dienst tut und ansonsten in einer verstaubten, dunklen Lagerhalle auf den nächsten Tag wartete. Alles in mir schrie nach Veränderung. Jede einzelne Zelle lechzte nach etwas Neuem, aber auch nach etwas Altbekanntem, das ich viel zu lang nicht mehr oder vielleicht sogar noch nie richtig gespürt hatte: Liebe.

    2

    Ich hatte es an diesem Morgen tatsächlich geschafft, relativ pünktlich aufzubrechen. Schon beim Frühstück – einem schwarzen Kaffee und einer Schale Cornflakes dazu – hatte ich beschlossen, meinem wütenden Drang nach Veränderungen endlich Taten folgen zu lassen. Regelrecht beschwingt sprang ich also am Rödingsmarkt aus dem Zug der U3 und landete auf dem Bahnsteig. Meinen rechten Absatz schien die neu in mir aufgekeimte Energie unterdes noch nicht erreicht zu haben. Mit anderen Worten: Das Teil brach einfach ab und schlitterte sogar ein Stück über den glatten Betonboden. Ich machte mir nicht mal mehr die Mühe, ihn aufzuheben, sondern humpelte stattdessen schon in Richtung Rolltreppe. Zuerst dachte ich noch daran, auch den zweiten abzubrechen. Das hatte ich mal in irgendeiner Werbung gesehen und fand es damals irgendwie hipp.

    Unten auf dem Bürgersteig erinnerte ich mich plötzlich an ein ungeschriebenes Gesetz, das in unserem Büro seit jeher galt. Frauen hatten bei uns Absätze zu tragen. Wer nicht auf mindestens zehn Zentimetern herumstöckelte, und sei es noch so unbeholfen, der war entweder prüde oder lesbisch. Ich überlegte also tatsächlich, ob ich die Rolltreppen noch mal hochfahren und auf dem Bahnsteig nach dem kleinen Schlingel suchen sollte. Kopfschüttelnd verwarf ich diesen albernen Gedanken und setzte mich wieder in Bewegung. Nur weil ich mal einen Tag lang nicht auf Stelzen herumlief, würde mir hoffentlich keiner unterstellen, dass ich ein Verhältnis mit der Briefträgerin angefangen oder mein Schmuckkästchen auf eBay versteigert hätte.

    Als ich kurz darauf hinter meinem Schreibtisch angekommen war, schaute ich auf den Teppichboden, der sich unter meinem Jutebeutel zunehmend verfärbte. Ich stemmte mich noch mal hoch und verfolgte mit den Augen meinen eigenen Weg durchs Büro. Eine Spur brauner Tropfen – das war der Kakao aus meiner Thermosflasche – schlängelte sich in unregelmäßigen Abständen von der gläsernen Eingangstür genau bis zu meinen Füßen. Die waren mittlerweile übrigens nackt, weil ich meine Schuhe einfach ganz ausgezogen hatte. Und als ich wieder aufsah, erkannte ich Sandra, die aus Erics Büro gerast kam. Sie sah aus, als wäre sie im Aquarium – so nannten wir den quadratischen Glaskasten hinter vorgehaltener Hand – nicht unserem Chefredakteur, sondern Gevatter Tod persönlich begegnet. Einen Moment später stand sie zitternd vor mir. Sie sah aus, als wolle sie sogar weinen. Und so hatte ich meine Kollegin und Freundin noch nie zuvor erlebt.

    »Was ist los?«, erkundigte ich mich vorsichtig grinsend. »Hat er dir endlich einen Antrag gemacht?«

    Ohne ein Wort zu sprechen, warf mir Sandra ein druckfrisches Exemplar unseres Hochglanzmagazins auf den Schreibtisch. Und weil sie eben nichts sagen wollte, überflog ich eilig das Titelblatt und saß kurz darauf nur noch mit offenem Mund da. »Hab ich das geschrieben?«, stammelte ich mit Grabesstimme.

    Sandra nickte nur. Jetzt kullerte tatsächlich die erste Träne über eine ihrer Wangen.

    »Und das ist genauso in den Druck gegangen?«, vergewisserte ich mich zur Sicherheit, obwohl ich die Antwort natürlich kannte. »Wie konnte das denn bloß passieren?«

    Endlich schaffte es Sandra, ihr Schweigen zu brechen: »Als du fertig warst, hab ich es nur überflogen und genauso freigeschaltet. Die Drucker saßen mir im Nacken und ich hab nebenbei …«

    »Was hast du nebenbei?« Ich versuchte, meinen Tonfall unter Kontrolle zu halten. Es war zwar Sandras Job, meine Fehler zu eliminieren. Aber ich war keine von der Sorte, die nach oben hangelte und dabei nach unten trampelte. Deshalb fuhr ich noch gefühlvoller fort: »Sag schon, Süße. Was hast du nebenbei …?«

    »Ich hab mit Tom telefoniert«, gab Sandra ganz ehrlich zu. Danach wich sie meinen Blicken hartnäckig aus.

    »Also ist der Status jetzt wieder On?«, stellte ich nüchtern fest und schaffte es sogar, ein Lächeln zu produzieren. Selbstverständlich spielte

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