Wir sind kein Perpetuum mobile: Kürzestgeschichten
Von Finlay Weber
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Über dieses E-Book
Die Sammlung »Wir sind kein Perpetuum mobile« umfasst fünfunddreißig Kürzestgeschichten, die ursprünglich im Rahmen kleiner Wettbewerbe auf der Schreibplattform Sweek veröffentlicht und teilweise unter die Finalistentexte gewählt wurden.
Thematisch befassen sie sich mit Liebe in all ihren Facetten, Reiseimpressionen, menschlichem Verlust, Alltags- und Traumszenarien, Leben und Tod, einem nächtlichen Roadtrip und weiteren teilweise skurrilen und seltsamen Szenarien.
»Wir sind kein Perpetuum mobile« ist eine vielfältige Lektüre für alle, die gerne lesen, aber kaum Zeit dafür finden - oder ganz einfach kurze Geschichten mögen. Perfekt geeignet auch als Vorlesegeschichten für jene, die angeblich noch gar nicht müde sind, dann aber doch sofort einschlafen.
Folgende Beiträge sind enthalten:
Der Tag, an dem die Fee ihren Monolog führte, war ein Meilenstein der Abwärtsspirale / All die schönen Frauen da draußen / Wir sind kein Perpetuum mobile / Sonne, Blut und Donuts – alles wie immer / Dieses kleine, geregelte Leben / Tür an Tür / Durch die Vordertür stürmen, durch die Hintertür türmen / Der richtige Anfang oder die Sache mit den Schreibratgebern / Sachen packen / Hanoi. Eine Skizze / Abtauchen / Das Ende aller Pläne / Roofing: On the top of the world / Jägerzaunmentalität – Tempus fugit, Junge! / Mein Disneyland brennt / Die Instrumente deines Orchesters / Der vollkommen normale Mann / Es war einmal … kein Märchen / Sein letzter Wille / Spätnachtnacktbaden / Käpt‘n Blaubär und Maya Papaya / So um die fünf vor zwölf / 2455. Keine Glückszahl / Tagewerk 2.0 / Bitte stirb nicht vor mir, Sophie ... / Philippe und Sophie / Philippe und Sophie. Injection-Remix / Wir sind Kunst / Hypozentrum sie, Epizentrum ich / Es soll dir gefallen ... / Keine Angst, Honey, die Monster sind aus Pappmaché und das Feuer ist noch fern / Das Flüstern der Chimären / Friede den Hütten ... / Unsere Welt[en] / Einlass (Dein japanisches Zimmer)
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Buchvorschau
Wir sind kein Perpetuum mobile - Finlay Weber
Der Tag, an dem die Fee ihren Monolog führte, war ein Meilenstein der Abwärtsspirale
An jenem Tag hätte mir wahrscheinlich ein anständiger, warmherziger Dialog gutgetan. Stattdessen geriet ich in die folgende missliche Lage, über deren Ursprung ich mir noch heute manchmal den Kopf zerbreche, wenn ich mangels Alternativen zum unzähligsten Male ausprobiere, ob sich meine Finger hinter meinem Rücken berühren können.
Es war 5:20 Uhr, zu früh also. Mein Wecker klingelte mit dem mir vertraut-verhassten Klang eines Gerätes, das man schlechtgelaunt an einem miesen Tag erfunden haben musste. Ich trat müde in die Küche und hatte den Kühlschrank soeben geöffnet und den Milchkarton an die Lippen gesetzt, als eine Fee hinter mir zu einem Monolog ansetzte. Das war neu. Komplett neu. Ich schüttelte den Kopf, rieb mir die Augen. Dann gab ich mich stoisch und beschloss, einfach mal zuzuhören ...
Fragmente, an die ich mich erinnere: »Artgerechte Haltung, hast du dir darüber mal Gedanken gemacht?« Die Fee flatterte derweil, akribisch um Eleganz bemüht, um meine Küchenlampe. »Was mich gleich zu meiner nächsten Frage bringt: Wie genau darf ich mir das vorstellen, Fett i.Tr.? Und wo ist der Unterschied zwischen heller und dunkler Sojasoße, abgesehen von der Farbe?« Ich hatte keine Stoppuhr zur Hand. Aber das Aufgehen, Untergehen und erneute Aufgehen der Sonne ließ mich erahnen, dass die Fee – sich – tatsächlich einiges zu erzählen hatte. Endlich sagte sie, gefolgt von einem erlösten Seufzen meinerseits: »Ach, übrigens, du hast einen Wunsch frei ...«
Ich wünschte mir, dass sie endlich ihre Fresse halten und verschwinden möge. Das war kein guter Tag. Seitdem ging es bergab.
All die schönen Frauen da draußen
Sein Blick war der eines Ratlosen, als er auf sein Glas starrte. »Einfach weg«, flüsterte er in seinen Whisky und sah dann mich an. »Gestern Abend haben wir noch Arm in Arm auf der Couch gesessen. Und jetzt ist sie einfach weg ...«
Ich schwieg einen Moment. »Sei ehrlich zu dir«, sagte ich endlich. »Wie oft hast du hier gesessen und mir erzählt, was alles nicht gut läuft zwischen euch. Im Ernst, ich meine, sie wollte einen 5-Sterne-All-inclusive-Urlaub in New York, du wolltest mit dem Rucksack durch Kambodscha, Sonnenaufgang in Angkor Wat. Ihr hattet nichts, das euch verband. Bei Stromausfall hättet ihr euch gemeinsam gelangweilt. Und dann der Sex. Da lief doch schon ewig nichts mehr zwischen euch. Deine Worte.« Ich machte eine kurze Pause. Nicht dramatisch, nur zum Atmen. »Die Tage, an denen ihr euch nicht gestritten habt, lassen sich an zwei Händen mitsamt Füßen abzählen. Und vergiss dabei nicht, dass ihr ein Zeh fehlt.«
Er seufzte. »Du verstehst gar nichts ...«
Ich verstand sehr wohl. Dass hier mein bester Freund saß, frisch verlassen, und dass es nichts gab, das ihm helfen konnte. Kein Gespräch, kein Rausch –