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Mit dem Kopf in den Wolken
Mit dem Kopf in den Wolken
Mit dem Kopf in den Wolken
eBook231 Seiten2 Stunden

Mit dem Kopf in den Wolken

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Über dieses E-Book

Mit dem Kopf in den Wolken

 

18 Geschichten, mal traurig, mal tragisch, mal lustig und amüsant. Mal wehmütig und nachdenklich machend.

18 Erzählungen, die alle aus der selben Feder stammen und doch so unterschiedlich sind, wie es Geschichten nur sein können.

Erzählungen, so bunt wie das Leben selbst.

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum26. Juli 2022
ISBN9783755417866
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    Buchvorschau

    Mit dem Kopf in den Wolken - Ralf von der Brelie

    Innhaltsangabe

    - Totenklage

    - Mit dem Kopf in den Wolken

    - Lieb Vaterland

    - Die Zärtlichkeit von Rot

    - Sobibor - Fragmente einer vergessenen Flucht

    - Gedanken an gestern

    - Träumen durch fremde Hand

    - Die schönste aller Reisen

    - Schattenwelt

    - Bonjour mon Fils

    - Menschenkind

    - Landluft mit Beule

    - Sechs Jahre sind kein Tag

    - Reise zum roten Stern

    - Mut

    - Cordula

    - Als er fort ging

    - Was vom Leben bleibt

    Totenklage

    Warum war ich nicht gegangen?

    Warum hatte ich nicht einfach meine Sachen gepackt, ihr den Rücken zugekehrt und war gegangen?

    Ich weiß es nicht. So lange, so oft hatte ich darüber nachgedacht. Über den Gedanken waren die

    Tage, waren die Jahre verstrichen. Wie Sand durch meine Finger geronnen.

    Dieses war mein zu Hause, warum sollte ich gehen, mich vertreiben lassen. Von ihr?

    War ich ein Mörder?

    Ich fühlte mich nicht wie einer.

    Aber wie fühlt sich ein Mörder. Nie zuvor hatte ich getötet, wie konnte ich da wissen, wie es in einem Mörder aussah.

    Nein, ich war kein Mörder.

    Ich hatte mich gewehrt. Es hatte sich gewehrt, denn alles geschah, ohne mein zutun, wie von allein.

    Ich tat es. Und doch war es nicht ich, der es tat.

    Wie hätte ich es erklären sollen, nachdem es geschehen war?

    Niemand hätte mich verstanden. Nicht unsere Freunde, viel weniger die Polizei.

    Mir hätten die Worte gefehlt, es ihnen verständlich zu machen. Ich wusste, ich hätte geschwiegen, wenn sich die Handschellen klickend geschlossen hätten.

    Ich hätte geschwiegen, wenn sie mich vor Gericht schleppten. Ich hätte geschwiegen, wenn sich hinter mir die Gefängnistüren geschlossen hätten.

    Ich hätte geschwiegen, weil mir die Worte fehlten und weil das Schweigen schon lange ein Teil meiner selbst geworden war.

    Ich dachte zurück an diese Nacht. Diese eine Nacht, als es geschah.

    Wieder war ich durch die Straßen gelaufen, wie so oft in letzter Zeit.

    War geflüchtet vor ihren Blicken, ihren Vorwürfen und ihrem Lachen. Ein Lachen voller Hohn und Spot.

    Ein Lachen, wie springendes Glas, dessen Splitter tief in mich eindrangen, mir die Seele zerfetzten.

    Früher einmal hatte sie versucht mich aufzuhalten, wenn ich nach einem Streit hinaus wollte. Sie hatte sich vor die Wohnungstür gestellt, hatte mich weinend um Verzeihung gebeten. Hatte mich

    angefleht, nicht zu gehen.

    Und ich war geblieben.

    Hatte zärtlich die Arme um sie gelegt, hatte ihr das tränennasse Gesicht geküsst und gespürt, da war noch Liebe in uns.

    Aber früher, da hatte ich selbst noch Worte gefunden, wenn wir uns stritten.

    Heute blieb mir nur das Schweigen.

    Irgendwann hatte ich aufgehört, mich zur Wehr zu setzten.

    Hatte ihre Vorwürfe, ihren Spot, wortlos ertragen.

    Einen Verlierer schimpfte sie mich. All meine kleinen Siege galten nicht für sie.

    Ihre Worte prasselten auf mich nieder. Worte voller Vorwürfe. Voller Hohn, voller Spot. Voller Hass.

    Nein, nicht voller Hass.

    Selbst um jemanden zu Hassen musste man in ihm etwas sehen, was diesen Hass wert war.

    Für sie aber war ich wertlos geworden.

    Nicht Hass war es, den sie mir entgegenschleuderte.

    Abscheu und Ekel lagen in ihren, so verletzenden Worten.

    In mir brannte es, wühlte und zerfraß mich.

    Bis ich wortlos ging.

    Die Tür hinter mir zuschlug, denn ich wollte ihr diese Genugtuung nicht geben, wenn sie merkte, wie sehr sie mir wehtat.

    Wie schwach ich war und wie stark sie.

    Sie versuchte nicht, mich aufzuhalten und kurz bevor die Tür sich hinter mir schloss, hörte ich noch ihre höhnischen Worte, die sich mir in den Rücken bohrten.

    Stundenlang irrte ich durch die nassen Straßen unseres Dorfes. In meinem Kopf schwirrten

    Gedanken umher. Unkontrolliert, planlos, schmerzhaft.

    Noch immer brannte es in meinem Herzen. Qualvoll, unerstikbar.

    Dann die Gewissheit. Ich ertrug es nicht mehr.

    Sie war schon zu Bett gegangen, als ich zurück ins Haus trat, doch ich wusste, sie schlief nicht.

    Sie würde im Bett liegen und auf meine Geräusche lauschen. Bereit, mir ihre schmerzenden Worte wieder entgegenzuschmettern.

    Ich ging in die Küche. Schaltete das Licht an und blickte mich um, fast so, als würde ich diesen Ort zum ersten Mal betreten.

    Der Tisch in der Mitte des Raumes, die Stühle, die um ihn herumdrapiert waren. Die Einbauküche. Der Fußboden und die weiß gestrichenen Wände, dass kalte Neonlicht. All das kam mir vor, wie eine Theaterkulisse, nicht als wenn hier Menschen lebten.

    Ein Schauspiel, bereit zum letzten Akt.

    Mein Blick wanderte zur Spüle hinüber. Ertastete den Korb, mit dem abgespültem Geschirr.

    Wie zufällig erblickte ich das Messer. Im Licht blitzend lag es dort, schien mir auffordernd

    Entgegen zu starren.

    Ich wandte mich ab. Langsam ging ich in Richtung Schlafzimmer.

    Nein, ich hatte es geahnt, sie schlief noch nicht. Der dünne Lichtstreifen unter der Tür verriet es mir.

    Langsam und fast geräuschlos öffnete ich die Tür.

    Dort lag sie. Die Nachttischlampe tauchte sie in sanftes licht, welches ihre harten Züge, weich

    werden ließ. Ein warmer Schimmer umfloss ihre dunklen Haare. Sie war noch immer schön,

    durchfuhr es mich. Ein Hauch von längst vergessen geglaubter Zärtlichkeit machte sich in meiner Brust breit, als ich langsam auf sie zuging.

    Sie ließ das Buch, in dem sie bis jetzt gelesen hatte, langsam auf die Bettdecke sinken, hob den Kopf und blickte mich an. Dann schaute sie an mir hinunter. Ich folgte ihrem Blick und erschrak ein wenig.

    Ich hatte nicht gewusst, dass ich danach gegriffen, es mitgenommen hatte. Doch jetzt spürte ich, wie meine Hand den Griff fest umklammerten, so fest, dass meine Knöchel an meiner rechten Hand weiß hervorstanden. So fest, dass ich den leisen Schmerz spüren konnte, den mir der Griff des Messers verursachte.

    Sie schaute hoch. Ihre Lippen verformten sich zu einem spöttischen Kräuseln. In ihren Augen sah ich Hohn. Langsam öffnete sie den Mund, um mir ihre Worte entgegenzuschleudern.

    Kein Wort mehr, kein Wort von ihr, hätte ich noch ertragen können.

    Ich war kein Mörder. Nur der tatenlose Zuschauer.

    Ich sah, wie ich den rechten Arm erhob, wie dieser nach vorne schnellte. Es war so leicht. Ein

    einziger, kräftiger Schnitt genügte schon.

    Die Haut an ihrem Hals öffnete sich, wurde zu einer klaffenden Wunde.

    Blut spritzte hervor, ergoss sich über ihr weißes Nachthemd, durchtränkte die Bettdecke. Floss an ihrem Hals entlang abwärts und drang in das Kopfkissen ein, schließlich in das Laken unter ihr, wo es langsam versickerte.

    Sie wollte schreien, öffnete den Mund, doch nur ein gurgelnder Laut drang aus ihrer Kehle,

    begleitet von, aus der rot klaffenden Wunde heraustretenden Luftblasen, die lautlos zerplatzten.

    Sie starrte mich an. Unglaube, Entsetzen und Angst lag in ihrem Blick.

    Sie versuchte, den Arm zu heben, doch mit leisem, kraftlosem Zittern, sank dieser zurück auf die Laken.

    Was mir eben noch unmöglich war, dass tat ich nun. Ich öffnete langsam meine rechte Hand, bis mir das Messer entglitt und polternd zu Boden fiel.

    Langsam umrundete ich das Bett, legte mich dann neben sie.

    Es war so ruhig. Nur mein eigener, gleichmäßiger Atem war zu hören.

    Noch einmal wandte ich meinen Blick ihr zu. Die Wunde an ihrem Hals hatte fast aufgehört zu

    bluten. Nur ein dünnes, rotes Rinnsal, drang noch aus ihr hervor. Ihre weit aufgerissenen Augen starrten an die Decke über ihrem Kopf, schon längst hatten sie ihren Glanz verloren, waren leblos und Tod.

    Nur das Entsetzen war in ihnen zurückgeblieben.

    Wirre, nicht greifbare Gedanken geleiteten mich hinüber in den Schlaf.

    Nun mein Schatz, nun lieb ich dich, denn ich bin gewiss, du lachst nie wieder über mich!

    Ich bin kein Mörder, und doch hatte ich getötet. Hatte mich zur Wehr gesetzt, weil ich es nicht mehr ertragen konnte.

    Ich bin kein Mörder. Aber wie sollte ich es erklären? Die Worte hätten mir gefehlt.

    Es war so einfach gewesen. Planlos und doch, als hätte ich es durchdacht.

    Am nächsten Morgen wachte ich neben ihr auf.

    Ihr Blut war geronnen, das Rot war einem rostigen Braun gewichen.

    Noch immer standen ihre Augen weit offen. Noch immer war das Entsetzten und die Erkenntnis des kommenden Todes darin zu erkennen. Ich ertrug diesen Blick nicht und versuchte ihr die Augen

    zuzudrücken, doch schaffte ich es nicht. Aus dem Bad holte ich ein Handtuch, legte es ihr über den Kopf. Endlich war ich diesem Blick entronnen.

    Dann suchte ich Sachen von ihr zusammen. Dinge, von denen ich annahm, dass sie eine Frau

    mitnahm, wenn sie im Begriff war, ihren Mann zu verlassen.

    Ein wenig ihres Make-up, die Schatulle mit ihrem Schmuck und einige Kleidungsstücke. Selbst an ihren Ausweis dachte ich. Das alles verstaute ich in einer Reisetasche, die ich hinten im

    Kleiderschrank fand. Dann vergrub ich diese hinter unserem Haus, im angrenzendem Wald.

    Ich erinnerte mich an die schweren Betonsteine in unserem Schuppen. Auch die, schon vom alter rostig gewordenen Eisenketten fand ich. Nie hatte ich herausgefunden, wozu sie einmal gedient

    haben könnten, nie, wer sie dort hinlegte, vor langer Zeit, in eine Ecke des Schuppens, wo sie

    langsam verrosteten und der Staub der Jahre sich auf ihnen niedergelassen hatte. Nie hätte ich

    geglaubt, diese jemals gebrauchen zu können.

    Ich wartete bis tief in die Nacht hinein. Dann ging ich los. In den Wald. Die Steine und Ketten hatte ich in einen alten Sack gestopft, den ich mir über die Schulter geworfen hatte. Schweiß rann mir über das Gesicht und mein Atem ging schwer und rasselnd, als ich nach einer guten Stunde endlich das Ufer des Sees erreicht hatte.

    Es war nicht leicht, in dieser Dunkelheit das kleine Ruderboot zu finden, von dem ich wusste, das es hier irgendwo, versteckt im Schilf, am Ufer lag.

    Aber ich fand es schließlich, schleppte es ins Wasser und vertäute es.

    Dann packte ich meinen Sack aus und ließ Steine und Ketten ins Boot gleiten.

    Vor Einbruch der Dämmerung musste ich alles erledigt haben. So machte ich mich sogleich auf den Rückweg.

    Es widerstrebte mir, sie zu berühren, doch musste ich tun, was getan werden musste.

    Ich wickelte sie in eine Decke und legte mir den schlaff gewordenen Körper über die Schulter. Dann verschwand ich auch mit ihr in der Dunkelheit.

    Versuchend, so wenig Geräusche wie möglich zu machen, ruderte ich auf die Mitte des Sees hinaus.

    Erst als ich diese erreicht hatte, begann ich die eisernen Ketten und die Steine miteinander zu

    verbinden.

    Dann wickelte ich die Leiche aus und legte das andere ende der Ketten um ihre Beine.

    Noch einmal sah ich sie an, wie sie dort, vor mir auf dem Boden des Bootes lag.

    Das sanfte Licht des Mondes spiegelte sich in ihren Augen und fast war es mir, als wäre das

    Entsetzte und die Angst aus diesen verschwunden, hätten platz gemacht für den, mir so bekannten, kalten Ausdruck. Fast war es mir, als würden ihre kalten, toten Augen mir noch einmal ihren

    ganzen Spot entgegenschleudern.

    Ich wischte diesen Gedanken beiseite.

    Langsam ließ ich die Steine über den Rand des kleinen Bootes ins Wasser gleiten. Leise rasselnd

    zog ihr Gewicht die Ketten hinter sich her. Ich musste mich anstrengen, die Leiche meiner Frau so über den Rand gleiten zu lassen, dass es mich nicht selbst nach unten zog. Aber es gelang mir, und als sie langsam in der kühlen Tiefe versank, blickte ich ihr hinterher.

    Ihr Nachthemd bauschte sich auf, bevor es sich mit Wasser vollsog. Ihr Körper versank, wobei ihre Arme nach oben, Richtung Oberfläche gedrückt wurden und leicht hin und her schaukelten. Fast als würde sie mir noch einmal zuwinken. Doch unbarmherzig nahm der See besitz von ihr. Zog und zerrte, bis auch diese versanken. Noch ein kurzer Blick in ihre kalten Augen, dann schlugen die Wellen den Mantel des Todes über sie. Die kalte, feuchte Dunkelheit hatte sie vollends

    umschlossen. Nur wenige Luftblasen stiegen noch empor und zerplatzten leise an der

    Wasseroberfläche. Dann wurde es ruhig. Das Wasser lag da, glatt und still.

    Es war nichts geschehen.

    Zu Hause zurückgekehrt säuberte ich das Schlafzimmer. Entfernte Laken und Bettzeug. Putzte und schruppte fast den ganzen Tag, bis nichts mehr verriet, was vor nur wenigen Stunden zuvor

    geschehen war.

    Erschöpft schlief ich traumlos ein.

    Erst am nächsten Tag rief ich all unsere Freunde an. Erkundigte mich nach meiner Frau. Am Tag darauf ging ich zur Polizei, um eine Vermisstenanzeige zu machen, so wie es unsere Freunde mir geraten hatten.

    Nein, niemand verdächtigte mich.

    Es kam so oft vor, dass man sich Stritt, sich auseinanderlebte, dass einer von beiden ging.

    Unsere Freunde kamen mich Besuchen. Sie wird schon wiederkommen, meinten sie. Sie wird

    irgendwann erkennen, was sie an dir gehabt hat und zu dir zurückkehren. Einige legten mir

    mitleidig ihre Hände auf die Schulter.

    Doch bald wusste ich, wie ich es immer schon gewusst hatte, es waren nicht unsere Freunde. Es

    waren einzig ihre Freunde. Zu oft hatte ich mit angehört, wenn sie ihnen am Telefon von mir

    erzählte, wenn sie ihre Lügen über mich verbreitet hatte. Auch damals hatte ich mich nicht gewehrt.

    Ich konnte ihr falsches Mitleid nicht ertragen. In ihren Augen konnte ich es lesen. Sie hat Dich

    Verlassen und nur Du bist schuld daran!

    Ihre Besuche wurden seltener, blieben irgendwann ganz aus.

    Ich war allein.

    Auch ins Dorf ging ich nur noch ungern.

    Ich spürte die Blicke in meinem Rücken, hörte das leise tuscheln und wusste, dass es mir galt.

    Sie hat ihn verlassen und wird sicher ihre Gründe dafür gehabt haben.

    Nein, niemand Verdächtigte mich. Und doch war ich ein Geächteter.

    Die Zeit verging und immer, immer musste ich an sie denken.

    Bald wird es vergehen, sagte ich mir, bald wirst du sie vergessen haben.

    Sie und das, was du tatest.

    Die Zeit verstrich, doch Vergessen konnte ich nicht.

    Ihre Augen verfolgten mich und manchmal schrak ich zusammen, glaubte ich doch ihre Stimme hinter mir zu hören.

    Glaubte, auch heute noch, die Vorwürfe, ihren Hohn und ihren Spot ertragen zu müssen.

    Es war still um mich geworden. Still wurde mein Leben, still wurde es im Haus. Eine Stille, die

    Ohrenbetäubend wurde.

    In allem sah ich nur sie.

    Aus jedem Raum, jedem Gegenstand, starrte sie mich an. Ja, selbst wenn ich in den Spiegel

    schaute, blickte sie mir aus diesem entgegen.

    Ich wollte dem Kerker entkommen und hatte mich doch selbst eingekerkert. Ein Gefängnis ohne Schlüssel, mit offenen Türen, dem ich aber doch nicht entfliehen konnte.

    Sie war da, immer, in jedem Augenblick. Bei jedem Atemzug konnte ich ihre Nähe spüren. Sie

    beobachtete mich, ergötzte sich an meiner Seelenqual.

    Ich war kein Mörder und doch hatte ich getötet.

    Warum war ich nicht einfach gegangen, damals, als es noch möglich war?

    Dann begannen die Träume.

    Dort, am Ufer des Sees fand ich mich in ihnen wieder.

    Es war Dunkel, Nebel stieg von der kalten, schwarzen Wasseroberfläche empor. Drang mir in die Kleidung. Durchnässte diese. Fröstelnd blickte ich über den See ans andere Ufer hinüber. Dort, auf der anderen Seite, sah ich eine Feuerstelle. Wärmende, flackernde Flammen züngelten empor.

    Frierend schlang ich die Arme um meinen Oberkörper. Ich sehnte mich so

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