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Friedhof der Erinnerung
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eBook180 Seiten2 Stunden

Friedhof der Erinnerung

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Über dieses E-Book

Blitz und Donner, strömender Regen ... Verwirrt erwache ich und starre in das bleiche Gesicht eines Marmorengels. Ich bin auf einem Friedhof! Aber wie kann das sein? Wie komme ich hierher? Mein Gedächtnis ist wie ausgelöscht. Endlich wieder zu Hause, will mir niemand sagen, was in letzter Zeit passiert ist. Weder aus meinen Eltern noch aus meinen Freunden ist irgendetwas herauszubekommen. Und dann ist da diese Sache mit Owen. Alle sagen, er ist mein Freund, aber ich fühle überhaupt nichts für ihn. Dann beginnen die Drohanrufe, die mich in Angst und Schrecken versetzen. Außerdem habe ich immer denselben Traum von einer grauenhaften Fratze. Mir wird klar: Ich muss mich erinnern, bevor es zu spät ist!

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum1. Sept. 2023
ISBN9783755445210
Friedhof der Erinnerung

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    Buchvorschau

    Friedhof der Erinnerung - Dana Kilborne

    Friedhof der Erinnerung

    1.

    Das Erste, was ich spürte, als ich erwachte, waren rasende Kopfschmerzen und ein Brennen wie von tausend Nadelstichen im Gesicht.

    Einen Moment verstand ich gar nicht, was los war, dann setzte, zumindest teilweise, die Erinnerung ein. Ich wusste noch, dass ich mit ein paar Freunden auf einer mexikanischen Party gewesen war, doch danach – nichts mehr. Ich stöhnte. Wenn das die Folgen von zu viel Tequila waren, würde ich in Zukunft wohl besser die Finger davon lassen.

    Ächzend rollte ich mich auf den Rücken herum, dabei spürte ich, wie klamme Nässe durch den Stoff meines Shirts drang. Im nächsten Moment hörte ich einen grollenden Donner, der viel zu laut war, als dass er durch die geschlossenen Fenster meines Zimmers gedrungen sein konnte.

    »Verdammt, was …?«

    Ich schlug die Augen auf und schrie erschrocken auf, als ich in das totenbleiche Gesicht einer Frau blickte, die gleichmütig auf mich herabschaute. Eine Schrecksekunde lang war ich wie erstarrt, bis ich bemerkte, dass die Unbekannte sich nicht rührte. Dann zuckte plötzlich ein Blitz vom Himmel und tauchte die Nacht in gleißende Helligkeit – lang genug, dass ich sehen konnte, wo ich mich befand.

    Mir stockte der Atem, und eine eisige Kälte ergriff von meinem Herzen Besitz.

    Ich war keineswegs zu Hause in meinem Bett, sondern draußen im Freien. Eine dunkle Wolkendecke hing so tief am Himmel, dass sie schon fast die Kronen der knorrigen alten Eichen zu berühren schienen, die in der Nähe standen, zudem regnete es in Strömen. Doch das war es nicht einmal, was mir eine solche Angst einjagte.

    Nein, der wahre Grund dafür war die bleiche Frau, die mich noch immer, ohne ein Wort mit mir zu sprechen, mit diesem seltsam sanften Lächeln anschaute.

    Ich kannte sie.

    Nein, kennen war zu viel gesagt, aber ich hatte sie schon einmal gesehen. Sie stand seit Jahren immer an derselben Stelle, bei Tag und bei Nacht, egal ob es regnete oder ob die Sonne schien. Und es handelte sich auch nicht wirklich um eine Frau, sondern um einen Engel. Einen Marmorengel, um genau zu sein, der über das Grab einer jungen Frau wachte, die irgendwann Ende des achtzehnten Jahrhunderts gestorben war.

    Und genau auf diesem Grab lag ich nun, umgeben von Hunderten anderer halb verwitterter Gräber mitten auf dem ältesten Abschnitt des Friedhofs meines Heimatortes Colchester, Connecticut.

    Mit einem erstickten Aufschrei kroch ich, noch immer halb liegend, zurück. Ein Grab! Ich lag auf einem Grab!

    Ich atmete tief durch, um die aufsteigende Panik zurückzudrängen. Als kleines Mädchen – ich war damals etwa acht oder neun gewesen – hatte ich mich von Pete O’Brian zu einer dummen Wette überreden lassen. Er versprach, mich in der Schule endlich in Ruhe zu lassen, wenn ich mich traute, nachts allein den Friedhof zu durchqueren.

    Ich tat es. Oder besser, ich versuchte es. Aber etwa auf halber Strecke verließ mich dann der Mut, und ich verbrachte ein paar Stunden zusammengekauert und zitternd in einem alten Geräteschuppen, ehe mich der alte Nachtwächter auflas und nach Hause brachte.

    Seit diesem Erlebnis mied ich den Friedhof nach Einbruch der Dunkelheit. Es mag albern klingen, aber manchmal hatte ich selbst Jahre später noch Albträume wegen dieser alten Geschichte.

    Und nun war ich wieder hier.

    Ein eisiger Schauer durchrieselte mich. Was hatte das zu bedeuten? Und wie war ich überhaupt hergekommen?

    Ich versuchte mich daran zu erinnern, doch das Hämmern hinter meinen Schläfen machte es schwer, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Vorsichtig tastete ich mit der Hand über meinen Hinterkopf und konnte ohne große Mühe eine ziemlich heftige Beule ausmachen.

    Das erklärte zumindest die Schmerzen – nicht aber, was ich mitten in der Nacht auf dem Friedhof zu suchen hatte.

    Probeweise setzte ich mich auf. Obwohl mir für ein paar Sekunden schwarz vor Augen wurde, ging es besser als erwartet. Außerdem fing meine Sicht langsam an, sich auf die Dunkelheit einzustellen, und ich stellte fest, dass die gar nicht so undurchdringlich war, wie ich zunächst geglaubt hatte. Zwar konnte ich meine Umgebung nur als vage Umrisse und Schemen erkennen, doch das war immerhin besser als nichts. So bestand zumindest die leise Aussicht darauf, dass ich es schaffte, hier wegzukommen, ohne mir auf dem Weg zum Ausgang den Hals zu brechen.

    Ich wollte gerade versuchen aufzustehen, als ich ein raschelndes Geräusch ganz in der Nähe vernahm.

    Unwillkürlich hielt ich den Atem an und lauschte in die Stille. Nur ein Tier, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Ein Streifenhörnchen oder ein Kaninchen vielleicht. Dreh jetzt bloß nicht durch, ja?

    Doch dann entdeckte ich einen schwachen Lichtschein, der durch die dichten Regenschleier drang. Ich strich mir das tropfnasse Haar aus dem Gesicht, damit ich besser sehen konnte. Tatsächlich, da war jemand. Ich hatte mich nicht getäuscht. Aufregung ergriff von mir Besitz. Mein erster Impuls war es, um Hilfe zu rufen, doch der Schrei blieb mir im Halse stecken.

    Ich hatte ja keine Ahnung, wer das war, und ich glaubte mich zu erinnern, letztens im Radio eine Durchsage gehört zu haben, dass aus dem nahe gelegenen Pinewood Prison ein gefährlicher Serienkiller ausgebrochen war.

    Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe. Was sollte ich jetzt tun?

    Meine Entscheidung fiel in dem Moment, in dem erneut ein Blitz vom Himmel zuckte. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde die Nacht taghell, und ich sah einen Mann mit einer Taschenlampe, der sich von einer kleinen Baumgruppe her näherte. Der Typ hatte ein pockennarbiges Gesicht und schütteres dunkles Haar. Ich fand, er sah ganz und gar nicht vertrauenerweckend aus, und beschloss, es lieber nicht auf einen Versuch ankommen zu lassen.

    Hastig rappelte ich mich auf. Nichts wie weg!

    »Hey, du da!«, hörte ich eine Stimme hinter mir rufen.

    Er war es.

    Ich rannte blindlings los. Das dumpfe Pochen hinter meiner Stirn steigerte sich zu einem wütenden Hämmern, das ich so gut es eben ging ignorierte.

    Die Sicht war eine Katastrophe. Immer wieder stolperte ich über Begrenzungssteine, Grableuchten und andere Dinge wie Gießkannen und Pflanzkübel, die im Weg herumstanden. Der Regen brannte mir im Gesicht, ich fühlte mich so schwach, dass ich kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte, und mir war schrecklich kalt. Klappernd schlugen meine Zähne aufeinander, während ich weiterlief. Meine nassen Klamotten schienen wie Bleigewichte an mir zu hängen.

    Trotzdem kämpfte ich mich weiter voran. Was blieb mir auch anderes übrig? Ein Blick zurück über die Schulter verriet mir nämlich, dass der Pockennarbige noch immer hinter mir her war. Das auf- und abwippende Licht der Taschenlampe, die er bei sich trug, kam eindeutig näher. Aufschluchzend trieb ich mich weiter an. Tränen strömten über meine Wangen und vermischten sich mit dem Regen.

    Und dann endlich hatte ich das Südtor des Friedhofs erreicht.

    Hastig wollte ich die schmiedeeisernen Türflügel aufstoßen, doch es ging nicht. Verzweifelt rüttelte ich daran, aber sie rührten sich keinen Millimeter. Erst auf den zweiten Blick bemerkte ich das massive Vorhängeschloss, das die beiden Torhälften zusammenkettete.

    Oh nein, oh nein, oh nein!

    »Hey, Mädchen! Wo willst du denn hin?«

    Gehetzt blickte ich mich um. Er war jetzt ganz nah. Nur noch eine, maximal zwei Minuten, und er würde mich erwischen.

    Was jetzt?

    Ein paar hundert Meter entfernt gab es einen anderen Ausgang, aber wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass ich diesen nicht verschlossen vorfinden würde? Zudem befand sich das Südtor, vor dem ich gerade stand, direkt an der Straße. Ich brauchte sie nur zu überqueren und würde auf die ersten Häuser stoßen.

    Mein Entschluss stand fest – ich musste hier raus, hier an dieser Stelle. Und dazu gab es nur einen einzigen Weg.

    Ich kletterte.

    Zum Glück besaß das Tor Zierelemente in Form von Rosenranken aus Metall, die sich daran empor wanden und die ich als Trittstufen benutzen konnte. Sie waren nass vom Regen, und ein paar Mal verlor ich den Halt und drohte abzurutschen, aber irgendwie schaffte ich es dann doch bis ganz nach oben.

    In diesem Moment erreichte auch mein Verfolger das Tor. Erschrocken schrie ich auf, als ich eine Hand an meinem Fußknöcheln spürte, und fing an, blind um mich zu treten. Offenbar fand ich mein Ziel, denn ich hörte einen unterdrückten Aufschrei, und im nächsten Moment lockerte sich der Griff um meinen Fuß. Damit hatte ich nicht gerechnet, und so verlor ich das Gleichgewicht. Ich ruderte noch mit den Armen, aber es war zu spät.

    Ich fiel.

    Der Aufprall auf der anderen Seite des Tores presste mir die Luft aus der Lunge, doch zum Glück dämpfte der vom Regen aufgeweichte Boden die Wucht ein wenig ab, sodass ich mir bei dem Sturz nichts tat. Nur mein Kopf schmerzte jetzt so heftig, dass ich glaubte, er würde jeden Moment zerspringen.

    Hastig rappelte ich mich auf. Mir war schwindelig und übel, aber ich durfte nicht darauf warten, dass der Pockennarbige mir über das Tor folgte. Schwankend taumelte ich auf das Licht der Laterne zu, die auf der anderen Seite der regennassen Straße stand.

    Irgendwo dort hinten mussten Menschen sein. Und wenn ich es schaffte, bis zu den Häusern zu gelangen, ohne vorher ohnmächtig zu werden, würde mir dort auch ganz bestimmt jemand helfen.

    Meine Füße bewegten sich wie von selbst vorwärts, und ich blickte zurück zum Friedhof, um zu sehen, ob der Pockennarbige mir folgte. Der Schein der Taschenlampe war verschwunden. Erleichtert atmete ich auf. Doch als ich im nächsten Augenblick wieder nach vorne blickte, sah ich stattdessen zwei gleißende Lichter, die rasend schnell auf mich zukamen.

    Wie paralysiert stand ich da, unfähig, mich zu rühren. So muss sich das Kaninchen fühlen, dachte ich, kurz bevor die Schlange zuschlägt.

    Ich schloss die Augen, hörte das Quietschen von Bremsen und wartete auf den Aufprall.

    Es vergingen ein paar Sekunden, ehe ich realisierte, dass der Schmerz ausblieb. Stattdessen endete das Reifenquietschen abrupt mit einem lauten Knall, der mich zusammenzucken ließ. Kurz darauf hörte ich das Splittern von Kunststoff.

    Ich riss die Augen auf und schaute an mir herunter.

    Alles noch heil – was man von dem Wagen, einem hässlichen alten Buick, der mit qualmenden Kühler ein paar Meter entfernt am Straßenrand stand, nicht behaupten konnte. Offenbar hatte der Fahrer beim Ausweichen die Kontrolle verloren und war mit der vorderen rechten Seite gegen die Friedhofsmauer gekracht.

    »Verdammt, hast du keine Augen im Kopf?«

    Ich stand noch derart unter Schock, dass ich den jungen Typ, der aus dem Buick gestiegen war, erst sah, als er direkt vor mir stand. Ich schrak zusammen, wirbelte herum und lief davon.

    »Hey! Hey, lauf doch nicht weg!« Meine Flucht endete ziemlich abrupt. Eine Hand schloss sich wie eine Stahlklammer um meinen Oberarm und hielt mich zurück.

    Ich schrie, so laut ich konnte. Der Griff des Kerls lockerte sich so plötzlich, dass ich das Gleichgewicht verlor und unsanft auf dem regennassen Asphalt gelandet wäre, hätte er mich nicht im letzten Moment festgehalten.

    Ich blickte ihm direkt ins Gesicht, und für einen Moment stockte mir der Atem. Wow, was für ein umwerfend süßer Typ!

    Ich riss mich von ihm los, wischte mir das nasse Haar aus dem Gesicht und blinzelte mir den Regen aus den Augen. Es schüttete inzwischen nicht mehr ganz so heftig, jedoch immer noch genug, dass der Unbekannte innerhalb der wenigen Minuten, seit er aus seinem Wagen gestiegen war, bis auf die Knochen durchnässt war.

    Im Schein der Straßenlaterne betrachtete ich ihn neugierig von oben bis unten. Er war ziemlich groß – locker einen Kopf größer als ich – und wirkte eher schlaksig als kräftig, aber ich mochte ohnehin keine Bodybuilder, die den ganzen Tag nur damit verbrachten, irgendwelche Gewichte zu stemmen. Ich schätzte, dass er etwas älter als ich mit meinen neunzehn Jahren war. Er trug Jeans und ein hellblaues langärmeliges Shirt, dessen Stoff aufgrund der Nässe an ihm klebte wie eine zweite Haut. Kurzes dunkles Haar, das sich durch die Feuchtigkeit leicht ringelte, umrahmte ein kantiges Gesicht, dessen scharf geschnittene Züge mich an irgendeinen Hollywoodstar erinnerten, dessen Name mir aber auf Anhieb nicht einfiel.

    Was mich aber am meisten beeindruckte, waren seine wasserblauen Augen, deren Blick meine Knie weich werden ließ.

    Für einen winzigen Moment vergaß ich alles andere um mich herum. Das Unwetter, die Tatsache, dass ich von einem unheimlichen Kerl über den Friedhof gehetzt und kurz darauf beinahe überfahren worden war – das alles versank in Gleichgültigkeit, und ich konnte einfach nicht aufhören, ihn anzustarren.

    »Jessica, was zum Teufel …?« Ungläubig schaute er mich an. »Hey, ist alles okay? Bist du in Ordnung?«

    Abrupt zerplatzte die Seifenblase, in der ich mich eben noch befand, und ich kehrte in die Realität zurück. »Was?«, fragte ich lahm – meine Zunge fühlte sich plötzlich wie ein Fremdkörper in meinem Mund an. »Wo… Woher kennst du meinen Namen?«

    Er runzelte die

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