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Totgekocht
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eBook165 Seiten2 Stunden

Totgekocht

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Über dieses E-Book

Ein Dinner im Dunkeln? Diese Idee könnte die Rettung für das Halligan's sein! Denn seit die junge Köchin Claire nach Irland zurückgekehrt ist, um das Restaurant ihrer Eltern wieder in Betrieb zu nehmen, kommt sie aus den Negativ-Schlagzeilen nicht raus. Also bereiten sie und ihre Freund Jonah alles vor, und am Abend des Dinner-in-the-Dark ist das Restaurant bis auf den letzten Platz ausgebucht. Die Lichter gehen aus – da gellt ein Schrei durch das Halligan's: Der Sternekoch Simon McLoughlin liegt tot in der Küche – mit einem Messer in der Brust! Neuauflage des Bestsellers "Drei Sterne und ein Mörder" von Dana Kilborne – Spannung pur!

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum5. Aug. 2023
ISBN9783755445241
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    Buchvorschau

    Totgekocht - Dana Kilborne

    Prolog

    Im Schein einer Kerze hockte die düstere Gestalt in einer kleinen Kammer. Ihre ganze Haltung drückte Entschlossenheit aus, während das schwache flackernde Licht das Gesicht unter der dunklen Kapuze nur erahnen ließ.

    Jetzt war es bald soweit.

    Der Tag der Abrechnung nahte.

    So lange wartete der Düstere nun schon darauf, endlich Rache nehmen zu können. Nun, wo er sein Ziel fast erreicht hatte, war er mit seiner Geduld so gut wie am Ende. Ständig ertappte er sich dabei, wie es sein würde, es gleich zu tun. Wie es sich anfühlen würde, die Finger um ihren schlanken Hals zu legen und zuzudrücken. Die Überraschung in den Augen der verhassten Person zu sehen, die in namenloses Entsetzen umschlug, wenn sie begriff, dass sie sterben würde.

    Und dass sie sterben würde, daran konnte kein Zweifel bestehen.

    Doch bevor das geschah, würde sie leiden.

    Sie würde leiden, wie sie noch nie zuvor im Leben gelitten hatte. Und sie würde alles verlieren, was ihr jemals etwas bedeutet hatte. Genauso, wie der Unheimliche einst alles verloren hatte.

    Die alte Wut kochte wieder in ihm hoch, wie bittere Galle kroch sie seine Kehle hinauf und raubte ihm den Atem.

    Wie er sie hasste!

    Es kostete ihn große Selbstbeherrschung, seinen Zorn im Zaum zu halten. Doch schon bald würde er das auch nicht mehr müssen. Den ersten Teil seines Plans hatte er bereits erfolgreich umgesetzt.

    Jetzt folgte Teil zwei.

    Und wenn er mit Claire Halligan fertig war, dann würde sie sich wünschen, niemals geboren worden zu sein …

    1.

    Als Claire Halligan das Ortseingangsschild von Malloughy passierte, lenkte sie ihren klapprigen alten Minicooper an den Straßenrand, stellte den Motor ab und atmete tief durch.

    Was tust du eigentlich hier? fragte sie sich selbst – und zwar nicht zum ersten Mal, seit sie am frühen Nachmittag im Hafen von Dun Laoghaire von der Fähre gerollt war.

    Inzwischen war es schon ziemlich schummrig geworden. Die Sonne stand tief über den weiten Wiesen und Weiden, die für die irische Grafschaft Tipperary, in der Claire geboren und aufgewachsen war, so typisch waren. Hier draußen sagten sich Fuchs und Hase gute Nacht. In der Umgebung von Malloughy gab es nur eine Handvoll kleinerer Siedlungen – die einzig größere Stadt war Limerick, und die lag über vierzig Meilen entfernt.

    Malloughy, das bedeutete für die meisten Menschen gute Landluft und schier endloses Grasland, durchbrochen von sanft ansteigenden Hügeln – eben genau das, was die Grüne Insel bei Touristen so beliebt machte.

    Für Claire jedoch stellte es das Sinnbild für Stagnation, Spießertum und grenzenlose Langeweile dar.

    Und doch war sie jetzt wieder hier, zum ersten Mal seit fast drei Jahren, wenn man den Tag der Beerdigung ihrer Eltern vier Monate zuvor nicht mitzählte. Die Botschaft über ihren tragischen Unfalltod hatte Claire viel zu spät erreicht, sodass sie erst Stunden nach der Beisetzung in Malloughy eingetroffen war.

    Wie betäubt hatte sie einsam und allein am Grab von Ayleen und Liam Halligan gestanden, während der beständig niederfallende Nieselregen sich mit ihren salzigen Tränen vermischte und …

    Energisch verdrängte sie jeden Gedanken an ihre Familie. Sie atmete tief durch, drehte den Zündschlüssel im Schloss und lauschte, wie der Motor ihres Kleinwagens röchelnd wieder zum Leben erwachte. Natürlich wusste sie, dass sie sich früher oder später den Geistern der Vergangenheit würde stellen müssen – aber nicht hier und jetzt!

    Malloughy hatte sich kaum verändert. Vor vier Monaten war sie nach ihrem Besuch auf dem Friedhof, der etwas außerhalb der Stadt hinter der Kirche lag, direkt wieder heimgefahren. Sie hatte sich einfach nicht bereit gefühlt, all den Menschen zu begegnen, mit denen sie aufgewachsen war. Sich ihren Blicken zu stellen – vorwurfsvollen Blicken bei den einen, mitleidige bei den anderen. Auch jetzt hatte sie nicht das Gefühl, wirklich darauf vorbereit zu sein, allerdings fragte sie sich ernsthaft, ob das überhaupt jemals der Fall sein würde.

    Als sie die kleine Stadt nun durchquerte, war ihr, als hätte man sie um Jahre in der Zeit zurückversetzt. Alles war noch genau so, wie sie es in Erinnerung hatte. Da war der altmodische Bäckerladen mit dem schmiedeeisernen Schild über der Eingangstür, in dem sie als kleines Mädchen die Frühstücksbrötchen für die ganze Familie gekauft hatte. Dann der örtliche Pub The Lion’s Hole, in dem die Männer nach der Sonntagsmesse bei einem Glas Guinness oder Kilkenny zusammen saßen und über Politik und Gott und die Welt diskutierten. In der Auslage des Metzgers John Pearce hing, so lange sie zurückdenken konnte, dasselbe Angebotsschild: Roastbeef zum Sonderpreis. Und das Schaufenster des Gemüseladens zierte noch immer ein Plakat aus den späten 70er Jahren, das auf die Wichtigkeit einer ausgewogenen Ernährung hinwies.

    Claire schüttelte den Kopf. Es schien fast, als wären hier in Malloughy die Uhren einfach stehengeblieben. Während die Welt sich immer schneller und rasanter weiterentwickelte, existierte in der verschlafenen irischen Kleinstadt eine Art Zeitblase, in der alles beim Alten blieb.

    Fast alles jedenfalls.

    Claire drückte fester aufs Gaspedal, und ihr Minicooper machte einen Satz nach vorn. Doch vor ihren Erinnerungen konnte sie nicht davonlaufen, ganz egal, wie schnell sie auch fuhr.

    Und dann tauchte das Halligan’s hinter einer scharfen Straßenwindung auf, weit entfernt von allen übrigen Gebäuden. Im ersten Augenblick schien sich auch hier nichts verändert zu haben. Erst als sie ihren Wagen auf dem staubigen Schotterplatz neben dem Haus abstellte und ausstieg, erkannte Claire, wie sehr sie sich getäuscht hatte.

    »Du lieber Himmel!«, entfuhr es ihr, während sie fassungslos das Gebäude anstarrte, in dem sie groß geworden war. Das Untergeschoss des ehemaligen Dominikanerklosters war von ihrem Vater, zum größten Teil in Eigenarbeit, zum Restaurant umgebaut worden, während sich im oberen Stockwerk die privaten Räume der Familie befanden.

    Das Halligan’s, ehemals der ganze Stolz ihrer Eltern und nun ihr Erbe.

    Claire schluckte. Ihre Knie fühlten sich schwach und ein wenig zittrig an, als sie zu einem der Fenster mit den hübschen, farbenfrohen Bleiglas-Ornamenten ging. In ihrer Erinnerung schimmerten dahinter goldene Lichter, und für einen Moment glaubte sie, fröhliches Gelächter und Musik aus dem Schankraum zu ihr nach draußen klingen zu hören. Doch das entsprang allein ihrer Einbildung. In Wahrheit war das einzige Geräusch das allgegenwärtige Rauschen des Windes in den Kronen der Bäume.

    Mit einem heftigen Blinzeln holte sie sich endgültig in die Realität zurück. Kritisch ließ sie ihren Blick über das Haus und das Grundstück schweifen. Der früher so liebevoll von ihrer Mutter gepflegte Garten war verwildert, überall wucherten Gestrüpp und Unkraut. Und das Gebäude selbst befand sich in keinem viel besseren Zustand. Die Fensterläden hingen schief in den Angeln, ein Teil der Regenrinne war abgerissen und baumelte schlaff vom Dach herunter. Die Wände waren schmutzig und mit Ruß verschmiert. Alles wirkte irgendwie alt, verwahrlost.

    So als seien ihre Eltern schon seit Jahren und nicht erst seit vier Monaten tot.

    Tot – bei einem tragischen Autounfall auf regennasser Fahrbahn ums Leben gekommen.

    Ein Kloß bildete sich in Claires Kehle, der sich auch durch heftiges Schlucken nicht vertreiben ließ. Es war das erste Mal, seit sie am Grab ihrer Eltern gestanden hatte, dass sie den Gedanken an Ayleen und Liam Halligan zuließ. Hastig blinzelte sie die Tränen weg, die ihr unwillkürlich in die Augen stiegen.

    Fast drei Jahre war es jetzt her, als sie kurz nach ihrem achtzehnten Geburtstag im Streit ihr Elternhaus verlassen hatte. Ohne Unterkunft, ohne jemanden, an den sie sich wenden konnte, nur mit einem Ausbildungsvertrag in der Tasche hatte sie ihre Koffer gepackt und sich per Anhalter bis nach Dun Laoghaire durchgeschlagen. Von dort aus war sie mit der Fähre nach Holyhead übergesetzt und mit dem Zug nach London gefahren.

    Seitdem hatte sie nur hin und wieder mit ihren Eltern telefoniert, um ihnen mitzuteilen, dass es ihr gut ging. Doch die Gespräche waren kurz und sehr kühl verlaufen. Claire hatte sich von ihrem Vater und ihrer Mutter unverstanden gefühlt und entsprechend bockig reagiert. Inzwischen bereute sie ihr Verhalten sehr – doch es war zu spät, um irgendetwas wieder gutzumachen. Die Chance, sich mit ihren Eltern auszusprechen, war endgültig verloren.

    Und das alles nur, weil sie zu verbohrt, zu selbstherrlich und egoistisch gewesen war, sich ihre eigenen Fehler einzugestehen.

    Ein lautes Donnergrollen riss Claire aus ihren düsteren Gedanken. Im nächsten Moment öffneten sich die Schleusen des Himmels, und wahre Wassermassen ergossen sich über Malloughy.

    Mit einem überraschten Aufschrei flüchtete sie sich unter das Vordach des Restaurants und kramte die Schlüssel zur Eingangstür aus ihrer Handtasche hervor, die sie damals einfach mitgenommen hatte. Ein zweiter Satz war ihr vom Notar ihrer Eltern überlassen worden, als der ihr auf dem Postweg mitteilte, dass sie die Alleinerbin ihrer Eltern sei.

    Und damit auch die neue Besitzerin des Halligan’s.

    Sie atmete noch einmal tief durch, dann drückte sie die Klinke nach unten und trat in das schummrige Halbdunkel im Inneren des Restaurants. Es dauerte einen Moment, bis ihre Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, doch was sich ihr dann offenbarte, versetzte ihr einen kleinen Schock.

    Um sie herum herrschte ein heilloses Chaos. Stühle – manche kaputt, andere noch heil – lagen überall herum, Tische waren umgestürzt, und der Bartresen, den ihr Vater an einem einzigen Wochenende selbst zusammengezimmert hatte, war zertrümmert. Und es handelte sich ganz bestimmt nicht um den langsamen Verfall eines leerstehenden Gebäudes – nein, hier hatte offensichtlich jemand nachgeholfen!

    Vermutlich eine Bande jugendlicher Chaoten, die das Kleinstadtdasein langweilte und die ihre Aggressionen abreagierten, indem sie fremdes Eigentum zerstörten, überlegte Claire. Diese Typen ahnten ja nicht, was so etwas für die Betroffenen bedeutete – und wahrscheinlich interessierte es sie auch nicht sonderlich.

    Es war ein schlimmer, zutiefst deprimierender Anblick, der Claire Tränen in die Augen steigen ließ. Doch sie blinzelte sie hastig weg und drängte das Gefühl von Trauer und Niedergeschlagenheit, das von ihr Besitz zu ergreifen drohte, zurück.

    Früher oder später musste sie sich damit befassen, so viel stand fest. Aber nicht jetzt. Nicht heute Abend. Sie war einfach noch nicht so weit.

    Seufzend strich sie sich eine rotblonde Haarsträhne, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte, zurück hinters Ohr. Dann fing sie an, wenigstens ein paar Dinge zur Seite zu räumen, damit man ungehindert laufen konnte. Sie mühte sich gerade an den Überresten eines völlig demolierten Tisches ab, als ihr Blick ganz zufällig auf die Wand fiel, die sie die ganze Zeit in ihrem Rücken gehabt hatte.

    Abrupt verharrte sie in der Bewegung. Was …?

    Die Tischbruchstücke fielen ihr aus der Hand und landeten laut polternd auf dem Boden. An der Wand, direkt über der Eingangstür, prangte in riesigen neonfarbenen Graffitilettern:

    HALLIGANGS – HAUT AB ODER VERRECKT!

    Claire klopfte das Herz bis zum Hals, sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Das war einfach scheußlich! Wer machte bloß so etwas? Und warum? Fassungslos starrte sie die hasserfüllte Parole an, unfähig, den Blick davon abzuwenden – zumindest so lange, bis sie plötzlich ein lautes Scheppern hörte, gefolgt von einem unterdrückten Fluch.

    Erschrocken wirbelte sie herum. »Hallo?«, rief sie atemlos. »Ist da jemand?«

    Ihr erster Impuls war es, wegzulaufen und sich in Sicherheit zu bringen, doch dann stieg Wut in ihr auf. Vielleicht waren diese gemeinen Chaoten, die für die Zerstörung des Halligan’s verantwortlich waren, zurückgekehrt – und die würde sie nicht einfach so davonkommen lassen!

    Sie stieß mit beiden Händen die Schwingtüren auf, die zur Küche – dem ehemaligen Refektorium des Klosters – führten, und stürmte in den Raum. »Was bildet ihr euch eigentlich ein, hier …«

    Die übrigen Worte bleiben ihr vor Schreck im Halse stecken, als plötzlich ein schwarzer Schatten direkt auf sie zugeschossen kam.

    Der Aufprall riss sie von den Füßen. Claire schrie!

    »Verdammt, Angus! Hör sofort auf damit! Böser Hund! Böser, böser Hund! Aus!«

    Böser Hund?

    Claire spürte, wie ihr etwas Warmes, Feuchtes über die Wange fuhr, und ein durchdringender, leicht muffiger Geruch stieg ihr in die Nase. Als ihr klar wurde, dass es

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