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Irrlicht 71 – Mystikroman: Das Haus am Wolfspfad
Irrlicht 71 – Mystikroman: Das Haus am Wolfspfad
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eBook128 Seiten1 Stunde

Irrlicht 71 – Mystikroman: Das Haus am Wolfspfad

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Über dieses E-Book

Der Liebesroman mit Gänsehauteffekt begeistert alle, die ein Herz für Spannung, Spuk und Liebe haben. Mystik der Extraklasse – das ist das Markenzeichen der beliebten Romanreihe Irrlicht: Werwölfe, Geisterladies, Spukschlösser, Hexen und andere unfassbare Gestalten und Erscheinungen erzeugen wohlige Schaudergefühle.

Jairy ging um das Haus herum zum Vordereingang. Die gewaltige Eingangstür war nicht vernagelt. Wenn sie jetzt irgendwie das Schloß aufbrechen könnte. Plötzlich stoppte sie. Ihre Kehle war vor Schreck wie zugeschnürt. Sie sah, daß die schwere Tür halb offenstand. Direkt dahinter im tiefen Staub der Diele, war der frische Abdruck eines Männerschuhs. Jairy starrte schweigend auf den Fußabdruck. Doch dann stieg sie die Stufen hinauf und betrat die geräumige Diele des verlassenen Hauses. Sie hielt inne. Was hatte sie gehört? Eine vorsichtige Bewegung, einen gedämpften Schritt. Sie öffnete den Mund, um zu rufen, doch das Wort blieb ihr im Hals stecken…


»Oh, Rick es kann kein Unfall gewesen sein!«


Das Mädchen saß kerzengerade auf dem Stuhl, und ihre Hände, die auf dem kleinen Tisch vor ihr lagen, waren zu Fäusten geballt. In ihren Augen lag Müdigkeit und Trauer – und eine lauernde Angst.


»Es ist einfach unmöglich, daß sie so ausgerutscht und gestürzt ist, wie du sagst«, wiederholte sie. »Caroline ist jeden Tag diese Kellertreppe rauf und runter gegangen und nie gefallen, nicht einmal als Kind, und ich auch nicht.«


»Aber diesmal ist sie gestürzt.« Der Mann an der gegenüberliegenden Seite des Tisches beugte sich vor und legte seine Hand auf die des Mädchens. Seine Finger waren schlank und paßten gut zu der hochgewachsenen Gestalt und dem schmalen, strengen Gesicht. Volles dunkles Haar, das bereits anfing, leicht zu ergrauen, unterstrich die vornehme Erscheinung. In der trüben Beleuchtung des Restaurants erschienen seine grauen Augen dunkler, als sie waren.


»Jairy, es tut mir so leid«, flüsterte
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum3. Dez. 2015
ISBN9783959796125
Irrlicht 71 – Mystikroman: Das Haus am Wolfspfad

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    Buchvorschau

    Irrlicht 71 – Mystikroman - Lenora Miller

    Irrlicht

    – 71 –

    Das Haus am Wolfspfad

    Schauriges Geheul hallt durch die Mordnacht

    Lenora Miller

    Jairy ging um das Haus herum zum Vordereingang. Die gewaltige Eingangstür war nicht vernagelt. Wenn sie jetzt irgendwie das Schloß aufbrechen könnte. Plötzlich stoppte sie. Ihre Kehle war vor Schreck wie zugeschnürt. Sie sah, daß die schwere Tür halb offenstand. Direkt dahinter im tiefen Staub der Diele, war der frische Abdruck eines Männerschuhs. Jairy starrte schweigend auf den Fußabdruck. Doch dann stieg sie die Stufen hinauf und betrat die geräumige Diele des verlassenen Hauses. Sie hielt inne. Was hatte sie gehört? Eine vorsichtige Bewegung, einen gedämpften Schritt. Sie öffnete den Mund, um zu rufen, doch das Wort blieb ihr im Hals stecken…

    »Oh, Rick es kann kein Unfall gewesen sein!«

    Das Mädchen saß kerzengerade auf dem Stuhl, und ihre Hände, die auf dem kleinen Tisch vor ihr lagen, waren zu Fäusten geballt. In ihren Augen lag Müdigkeit und Trauer – und eine lauernde Angst.

    »Es ist einfach unmöglich, daß sie so ausgerutscht und gestürzt ist, wie du sagst«, wiederholte sie. »Caroline ist jeden Tag diese Kellertreppe rauf und runter gegangen und nie gefallen, nicht einmal als Kind, und ich auch nicht.«

    »Aber diesmal ist sie gestürzt.« Der Mann an der gegenüberliegenden Seite des Tisches beugte sich vor und legte seine Hand auf die des Mädchens. Seine Finger waren schlank und paßten gut zu der hochgewachsenen Gestalt und dem schmalen, strengen Gesicht. Volles dunkles Haar, das bereits anfing, leicht zu ergrauen, unterstrich die vornehme Erscheinung. In der trüben Beleuchtung des Restaurants erschienen seine grauen Augen dunkler, als sie waren.

    »Jairy, es tut mir so leid«, flüsterte er. »Ich habe dir gesagt, daß es nicht einfach sein würde. Wenn du nur meinen Brief bekommen hättest…«

    Die junge Frau war nahe daran, ihre Selbstbeherrschung zu verlieren. Sie war dazu geschaffen, das Leben zu genießen. Langes bronzefarbenes Haar umgab ihren Kopf und unterstrich die haselnußbraunen Augen in ihrem ansprechenden, etwas spitzen Gesicht. Selbst jetzt, wo das Mädchen bleich und erschöpft war, zeichnete sich eine große Lebensfreude auf ihrem Gesicht ab.

    Trotz des Feuers, das mit Rücksicht auf den kalten Herbsttag angemacht worden war, war es kalt im Restaurant, und Jairy zitterte.

    War es möglich, daß sie erst vor zwei Tagen ihr Hotel in Rom betreten hatte und das schreckliche Telegramm ausgehändigt bekam, diese niederschmetternde Nachricht, die in einem Satz ihr ganzes Leben aus der Bahn warf. Sie hatte Italien sofort verlassen, um nach Amerika zurückzukehren. Auf dieser Reise, die das geheimnisvolle Telegramm nicht beantworten konnte. Gleich nach der Ankunft in der kleinen Stadt Indiantown hatte sie Rick Richardsons Anwaltsbüro aufgesucht. Er hatte sich gerade angeschickt, es zu verlassen. So waren sie in das Restaurant gegangen, um miteinander zu sprechen.

    »Ich hätte anrufen sollen, daß ich komme«, sagte Jairy nun. »Aber ich wußte nicht, ob ich es ertragen würde, überhaupt irgend jemand zu sehen, sogar dich.«

    »Ich verstehe.« Rick lächelte sie aufmunternd an. »Es ist nur schade, daß du meinen Brief nicht bekommen hast. Doch ich hatte das Gefühl, daß wir die Beerdigung bald arrangie-

    ren sollten, schon wegen der Kinder. Aber wenn ich dir irgendwie helfen kann…«

    »Erzähl mir alles. Es ist so schwer, wenn man nicht weiß…«

    »Natürlich. Du hast sicher davon gehört, daß Caroline im letzten halben Jahr für mich gearbeitet hat. Zuerst wollte sie nicht. Ich vermute, nach allem, was damals passiert ist…«

    »Das ist lange her«, sagte Jairy mitfühlend.

    »So lange auch nicht.« Er lächelte schief. »Die acht Jahre sind rasch vergangen, aber die Zeit heilt vieles. Offenbar hatte sie mir gegenüber keine Bitterkeit mehr.«

    Er legte eine Pause ein, so, als wolle er Kraft sammeln, und fuhr dann schnell fort. »An jenem Nachmittag habe ich das Büro früh verlassen. Es war der Nachmittag, bevor es passiert ist. Beim Herausgehen sagte ich ihr auf Wiedersehen. Das war das letzte Mal, daß ich sie lebend gesehen habe.«

    Sein Gesicht war verzerrt. Düster blickte er an Jairy vorbei, und das Mädchen erinnerte sich mit einem Schlag, wieviel ihre ältere Schwester diesem entfernten Vetter einmal bedeutet hatte, oder vielleicht immer noch bedeutete

    »Nachmittags war ich sehr beschäftigt«, führte Rick weiter aus, aß spät zu Abend und kam erst nach Hause, als es fast elf Uhr war. Ich wollte gerade zu Bett gehen, als das Telefon klingelte und Brooke mich anrief.«

    Er drückte Jairys Hand. »Die arme Brooke«, sagte Rick sanft. »Sie war hysterisch. Schließlich ist sie erst siebzehn. Nach allem, was sie sagte, verstand ich, daß sie Caroline gefunden hatte, die am Fuß der Treppe lag. Sie sagte mir, daß ihre Stiefmutter bewußtlos sei, aber ich glaube, sie wußte bereits, daß es keine Hoffnung mehr gab. Sie konnte es nur nicht übers Herz bringen, das auch auszusprechen.«

    Als sie wieder sprechen konnte, sagte Jairy wie betäubt: »Welch ein entsetzliches Erlebnis für sie. Wo war Cam? Wo sind die beiden jetzt?«

    »Mrs. Wesley nahm Cam und

    Brooke mit zu sich nach Hause, und da sind sie seitdem die ganze Zeit gewesen.«

    »Gott sei Dank, daß sie wenigstens irgendwohin konnten.«

    Sie sah Rick mit ernstem Gesicht an. »Wegen Caroline«, sagte sie. »Hat Dr. Motsinger sie untersucht – bevor sie weggebracht wurde?«

    »O ja. Ich habe ihn sofort angerufen. Er hat die Theorie, daß sie nach einem Marmeladenglas auf einem der hohen Regale griff und dabei den Halt verlor. Der Tod wurde offenbar dadurch verursacht, daß sie mit dem Kopf auf den Stein am Fuß der Treppe aufschlug. Neben ihr lag ein zerbrochenes Marmeladenglas.«

    Schweigend nahm Jairy die Information auf. Sie konnte nicht glauben, daß Caroline so leichtsinnig gewesen sein sollte und auf der alten Kellertreppe ins Leere gegriffen hatte. Aber wie konnte sie Rick – oder sonst jemandem – erklären, woher sie die Überzeugung hatte, daß Carolines tödlicher Sturz kein Unfall war? Wie konnte ein anderer die nagende Angst verstehen, mit der sie so lange gelebt hatte, die schreckliche Vorahnung, daß der Tod ihres Schwagers vor acht Jahren Unglück über die ganze Familie bringen würde?

    Plötzlich hatte Jairy das Gefühl, daß alle Kraft sie verlassen hatte. Ein Schauer überkam sie.

    »Rick«, flüsterte sie und beugte sich vor, »bitte begleite mich zu den Kindern. Ich muß sie nach Hause bringen – nach dem Three-Mile-Haus.«

    *

    Das Three-Mile-Haus lag genau drei Meilen von Indiantown entfernt auf dem Rücken eines hohen steilen Abhangs über dem Fluß. Es stand inmitten einer großen Rasenfläche und wurde von einem dichten Waldstreifen umgeben. Das Haus blickte auf den Fluß, und von der großen, von weißen Säulen eingefaßten Veranda führten zwei kurze Stufen zu einer niedrigen Mauer, die Unvorsichtige vor dem gefährlich steilen Gefälle zum bewaldeten Teil des Steilufers bewahren sollte.

    Es war das Haus, das Jairys Familie seit Generationen bewohnte.

    Jairy hatte überhaupt keine Erinnerung an ihren Vater, und ihre Mutter war eine verblaßte Gestalt, die aus ihrem Leben geschieden war, als sie erst acht gewesen war. Ihre Eltern waren für sie kein Teil von dem Three-

    Mile-Haus gewesen. Aber Caroline… Jairy versuchte, sich ihr Heim ohne Caroline vorzustellen und erschauerte.

    Sie überlegte, was sie den Kindern sagen wollte, als sie mit im Schoß gefalteten Händen auf dem Beifahrersitz in Ricks burgunderfarbenem Luxuswagen saß. Zu jeder anderen Zeit hätte sie es genossen, in dem neuen bequemen Auto zu fahren. Sie hätte sich gefreut, Indiantown wiederzusehen, denn seit ihrem letzten Besuch waren drei Jahre vergangen. Doch sie dachte nur an die Kinder.

    Es war eine Erleichterung, als Rick vor einem hübschen weißen Bungalow am Rand der Stadt anhielt. Er stieg nicht gleich aus, sondern griff nach Jairys Hand und drückte sie ermutigend.

    Sie zwang sich zu lächeln.

    »Die Kinder sind jetzt wohl von der Schule zurück«, flüsterte sie. »Oh, Rick, was soll ich ihnen nur sagen?«

    »Es reicht schon aus, daß du hier bist. Ich begleite dich.«

    Auf ihr Klopfen wurde die Tür sofort geöffnet Mit gerötetem Gesicht, so, als hätte sie gerade den Herd verlassen, stand Blanche Wesley vor ihnen.

    »Jairy«, rief sie. »Komm rein, bitte! Es ist gut, daß du gekommen bist. Wenn es nur nicht einen so traurigen Anlaß hätte.« Beide Frauen umarmten sich herzlich. »Tausend Dank,

    Blanche, daß du die Kinder aufgenommen hast«, sagte Jairy. »Es beruhigt mich sehr, daß Brooke und Cam bei dir waren.«

    Die Kinder hätten keinen besseren Platz finden können, dachte Jairy, als sie der Frau in die Küche folgte.

    Der letzte Schimmer der Nachmittagssonne warf einen zarten Lichtstrahl auf einen Tisch, an dem ein Mädchen saß und las. In der Hand hielt sie ein Glas Milch, und ihr Gesicht wurde von glatt herabfallendem blondem Haar verdeckt. Als Jairy und Rick eintraten, schaute sie auf.

    Als ihr Blick auf Jairy ruhen blieb, verzog sich der Gesichtsausdruck des Mädchens. Für einen Moment blitzte in ihren Augen so etwas wie Bosheit auf. Doch dann schob sich wie auf Knopfdruck eine Maske spöttischer Höflichkeit darüber.

    »So«, bemerkte sie schnippisch und schaute von Jairy zu Rick. »Sie ist tatsächlich nach Hause gekommen.«

    Die Worte fielen wie Hiebe. Jairy zuckte zusammen.

    »Brooke, bitte«, begann sie und unterbrach sich selbst, weil sie nicht weiterwußte. Und ihr wurde auf einmal klar, daß sie

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