Dr. Laurin 123 – Arztroman: Sie dachte unentwegt an Alexander
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Schwester Marie fröstelte, als sie zu ihrer Wohnung ging. Es war die erste wirklich kalte Nacht in diesem Spätherbst. Marie hatte es, wie viele andere auch, nicht wahrhaben wollen nach diesen herrlichen sonnigen Wochen, dass nun schon der Winter seine Vorboten ausschickte.
Es war wieder einmal ein anstrengender Tag in der Prof.-Kayser-Klinik gewesen. Drei Geburten an einem Tag und dazu noch zwei schwierige Patientinnen, die erst gestern operiert worden waren – das brachte schon ziemlichen Trubel in den Tagesablauf.
Nun, in ihrer warmen behaglichen Wohnung konnte sie sich endlich entspannen. Sie machte sich noch einen Glühwein, kuschelte sich auf die Couch und schaltete den Fernsehapparat ein. Das war die beste Ablenkung nach solchen Tagen.
Es lief eine Talkshow, und solche Sendungen sah Marie gern. Eine sehr aparte junge Frau fiel ihr angenehm auf, die gerade mit überzeugenden Argumenten zum Thema ›Treue‹ Stellung nahm.
»Treue beweist sich erst in Notsituationen, meiner Ansicht nach. Solange zwischenmenschliche Beziehungen keinen Belastungen ausgesetzt sind, müssen sie sich nicht bewähren. Erst wenn ein Partner schwerkrank wird oder in große finanzielle Schwierigkeiten gerät, beweist sich der Zusammenhalt, den man letztlich als Treue bezeichnet. Natürlich kann man auch seiner Heimat treu bleiben oder sich selbst, aber beweisen kann man Treue nur in der Beziehung zu anderen Menschen.«
Endlich mal kein Blabla, dachte Marie zufrieden. Als dann der Name der attraktiven Sprecherin genannt wurde, prägte sie ihn sich unwillkürlich ein: Belinda Milanet!
*
Belinda Milanet war todmüde, als die Show endlich vorbei war. Selbst die perfekte Schminke konnte die durchsichtige Blässe ihres zarten Gesichtes nicht
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Praxis Dr. Norden
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Dr. Laurin 123 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 123 –
Sie dachte unentwegt an Alexander
Patricia Vandenberg
Schwester Marie fröstelte, als sie zu ihrer Wohnung ging. Es war die erste wirklich kalte Nacht in diesem Spätherbst. Marie hatte es, wie viele andere auch, nicht wahrhaben wollen nach diesen herrlichen sonnigen Wochen, dass nun schon der Winter seine Vorboten ausschickte.
Es war wieder einmal ein anstrengender Tag in der Prof.-Kayser-Klinik gewesen. Drei Geburten an einem Tag und dazu noch zwei schwierige Patientinnen, die erst gestern operiert worden waren – das brachte schon ziemlichen Trubel in den Tagesablauf.
Nun, in ihrer warmen behaglichen Wohnung konnte sie sich endlich entspannen. Sie machte sich noch einen Glühwein, kuschelte sich auf die Couch und schaltete den Fernsehapparat ein. Das war die beste Ablenkung nach solchen Tagen.
Es lief eine Talkshow, und solche Sendungen sah Marie gern. Eine sehr aparte junge Frau fiel ihr angenehm auf, die gerade mit überzeugenden Argumenten zum Thema ›Treue‹ Stellung nahm.
»Treue beweist sich erst in Notsituationen, meiner Ansicht nach. Solange zwischenmenschliche Beziehungen keinen Belastungen ausgesetzt sind, müssen sie sich nicht bewähren. Erst wenn ein Partner schwerkrank wird oder in große finanzielle Schwierigkeiten gerät, beweist sich der Zusammenhalt, den man letztlich als Treue bezeichnet. Natürlich kann man auch seiner Heimat treu bleiben oder sich selbst, aber beweisen kann man Treue nur in der Beziehung zu anderen Menschen.«
Endlich mal kein Blabla, dachte Marie zufrieden. Als dann der Name der attraktiven Sprecherin genannt wurde, prägte sie ihn sich unwillkürlich ein: Belinda Milanet!
*
Belinda Milanet war todmüde, als die Show endlich vorbei war. Selbst die perfekte Schminke konnte die durchsichtige Blässe ihres zarten Gesichtes nicht mehr überdecken.
»Wollen wir noch ein Glas Wein zusammen trinken, Belinda?«, fragte Falk Dornach, der sich als Moderator schon einen Namen gemacht hatte.
»Nein, ich möchte lieber nach Hause. Rufst du mir bitte ein Taxi?«
»Ich kann dich heimbringen«, bot er sich an.
»Ich wohne weit draußen, wie du weißt. Für dich ist es ein ziemlicher Umweg, Falk.«
»Es macht mir nichts aus. Ich bin gern mit dir zusammen. Leider viel zu selten.«
Belinda hatte nichts gegen ihn. Falk Dornach war nicht aufdringlich, aber sie spürte doch, dass er ihr näherkommen wollte. Sie jedoch wollte auf Distanz bleiben. Aber weil sie sich so erschöpft fühlte, ließ sie es zu, dass er sie heimbrachte.
»Fährst du gar nicht mehr selbst?«, fragte er, als sie im Wagen saßen. Seine Stimme klang leicht besorgt.
»Nicht bei Nacht und wenn ich müde bin«, erwiderte sie und lehnte den Kopf zurück.
»Wäre es für dich nicht besser, du würdest dir eine Stadtwohnung nehmen?«
»Um Himmels willen, da würde ich eingehen. Außerdem ist mir München zu teuer. Ich kann es gar nicht besser haben. Das Haus gehört mir, ich lebe mietfrei, und niemand kann mir dreinreden.«
»Das ist allerdings ein Argument, aber ich habe das Gefühl, dass du dich zu sehr abschottest.«
»Ich bin gern allein«, erwiderte Belinda schlicht.
Falk wollte das nicht in den Sinn. Er wusste, dass Belinda erst fünfundzwanzig war, und meinte, dass gerade in künstlerischen Berufen Kontakte wichtig waren. Belinda malte und modellierte, und was sie herstellte, fand reißende Abnehmer. Aber ihn reizte vor allem die Frau. Auf den ersten Blick hatte er sich in sie verliebt.
Belindas Haus stand am Rande eines kleinen Ortes in der Nähe des Starnberger Sees. Falk Dornach wäre es unmöglich gewesen, hier zu leben. Er brauchte die Stadt mit ihrem hektischen Treiben und vielfältigen Angeboten.
»Es ist ja fast wie am Ende der Welt hier«, meinte er, als sie am Ziel angelangt waren. »Darf ich noch kurz mit hineinkommen?«
Belinda zögerte, nickte dann aber. »Ich bin zwar wirklich sehr müde, aber ohne einen Drink kann ich dich ja wohl nicht heimschicken.«
»Lieb von dir, dass du daran denkst«, freute er sich.
Es war ein kleines Haus, aber innen hatte es Belinda so umbauen lassen, dass es nicht eng wirkte. Der Wohnraum war sogar groß und überaus geschmackvoll eingerichtet.
»Würdest du ein Feuer im Kamin machen, Falk? Es ist doch schon sehr kalt geworden.«
Er war schon dabei und hatte schnell ein Feuer entfacht.
»Was machst du im Winter, wenn viel Schnee liegt?«, wollte er wissen.
»Ein sehr netter Bauer kommt mit der Schneefräse«, erwiderte sie lächelnd. »Ich bin in jeder Beziehung gut versorgt.«
»Und Angst hast du auch nicht? Ich meine, weil das Haus so einsam liegt.«
Sie sah ihn offen an. »Ich vertrete den Standpunkt, dass man seinem Schicksal nicht davonlaufen kann. Es erreicht uns immer, wo wir auch sind. Nein, ich fürchte mich nicht.«
»Hast du eigentlich keine Familie?«, fragte Falk nach einer kleinen Pause.
»Meine Eltern leben in der Toskana, mein Bruder in Kanada.«
»Und du möchtest nicht in der Toskana leben?«
»Vielleicht später. Jetzt gefällt es mir hier sehr gut.« Sie lächelte. »Nun habe ich aber schon viele Fragen beantwortet.«
Er erwartete jetzt eigentlich, dass sie ihm welche stellen würde, aber sie schwieg und meinte dann, dass sie ihrem Gast noch gar nichts angeboten hätte.
»Ein Grog wäre nicht zu verachten, aber nicht zu stark. Ich muss noch fahren, wenn du mir kein Nachtquartier bietest.«
Belinda blickte auf die Uhr. »Du kannst in der Mansarde schlafen«, erwiderte sie zu seiner Überraschung.
Sie gab ihm immer wieder neue Rätsel auf. Konnte er sich doch Hoffnung machen, dass sie etwas für ihn empfand? Falk war bisher komplizierten Verhältnissen aus dem Weg gegangen und hatte auch noch nie Lust auf eine feste Bindung verspürt, aber für Belinda hätte er seine Freiheit sofort aufgegeben. Sie vereinte alles in sich, was er sich je erträumt hatte: Schönheit, Charakter und Intelligenz.
»Ich gehe jetzt zu Bett«, erklärte Belinda nach einer Weile. »Wenn du mein Angebot annehmen willst, brauchst du nur die Treppe hochzusteigen, die rechte Tür zu öffnen, und links ist der Lichtschalter. Das Bad ist gleich daneben.«
»Vielen Dank, Belinda.« Falk nickte ihr zu. »Ich bleibe gern.«
»Dann wünsche ich dir eine gute Nacht«, sagte sie und verschwand hinter einer Tür.
»Ich dir auch.« Mehr brachte er nicht über die Lippen. Sie war wirklich die seltsamste und unnahbarste Frau, die er bisher kennengelernt hatte.
Ob sie wohl bereits einmal so enttäuscht worden war, dass sie eine Mauer um sich gebaut hatte?
Wenig später betrat er ein hübsches, rustikal eingerichtetes Zimmer, das für einen Gast immer bereit zu sein schien, denn es war tadellos in Ordnung und das Bett frisch bezogen.
Falk fragte sich, ob sie oft Gäste hatte, auch männliche, aber er wies den Gedanken von sich, dass er oder auch ein anderer einen festen Platz in ihrem Leben einnehmen könnte. Belinda war so distanziert, dass man gar nicht wagte, sich eine Chance auszurechnen.
*
Ganz seltsame Gefühle bewegten Falk, als er am Morgen erwachte. Er hatte so tief geschlafen, dass er sich erst zurechtfinden musste. Dann kam die große Verwunderung über ihn, dass Belinda ihm erlaubt hatte, in ihrem Haus zu übernachten.
Er hatte tatsächlich Hemmungen, hinunterzugehen, obwohl bereits der Duft frischgebrühten Kaffees durch das Haus zog, und so ließ er sich extra viel Zeit