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Nächster Halt Walding
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eBook196 Seiten2 Stunden

Nächster Halt Walding

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Über dieses E-Book

Gerade als Hannah feststellt, dass sie schwanger ist, gerät ihre Welt gänzlich aus den Fugen: Ihr Stiefbruder möchte sie gegen ihren Willen mit einem ihr unbekannten Mann verheiraten. Sie erkennt, dass ihr keine andere Möglichkeit bleibt, als zu fliehen. Per Zufall landet sie in Walding, einem Dorf in den Voralpen. Onkel Toni und seine Freunde erklären sich sofort bereit, der Gestrandeten zu helfen und so zieht Hannah kurzerhand bei Simon auf seinem Bauernhof ein.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum31. Okt. 2020
ISBN9783752920635
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    Buchvorschau

    Nächster Halt Walding - Karen Sommer

    Inhalt

    Karen Sommer

    Nächster Halt Walding

    Eine Kardinalschnitte trocknet Tränen und fördert Glücksgefühle.

    Eigene Feststellung

    - 1 -

    Auch der zweite Blick auf das Stäbchen in ihren Händen änderte rein gar nichts. Zwei blaue Striche. Schwanger. Das konnte doch gar nicht wahr sein. Es war nur eine Nacht gewesen. Nacht? Eher einige Momente Unachtsamkeit. Hannah war so betrunken gewesen. Ein Mal. Jahrelang hatte sie sich gegen ihn gewehrt. Aber ein Fehler und schon wurde man bestraft. Obwohl Strafe vielleicht ein hartes Wort war. Das Baby konnte doch nichts für seinen Vater.

    Verzweifelt saß Hannah auf dem WC-Sitz und ihre Gedanken überschlugen sich. Was sollte sie nur tun? Schwanger! Was würde ihre Mutter dazu sagen? Wahrscheinlich hatte sie ja selber Schuld. Wie sollte es nur weiter gehen?

    In den letzten Monaten, Jahren hatte sie den Kopf in den Sand gesteckt, aber das war nun vorbei. Sie musste, wollte kämpfen. Für sich. Für das Baby. Zuerst hieß es, den Schwangerschaftstest gut verstecken, damit ihn niemand fand. Sie wollte dieses Baby. Sanft streichelte Hannah über ihren noch nicht vorhandenen Bauch. Sie musste ungefähr in der sechsten Woche sein. Obwohl es völlig irrational war, freute sie sich über das Baby. Vermutet hatte sie die Schwangerschaft ja schon. Das WC war morgens aufgrund ihrer Übelkeit ihr neuer bester Freund geworden.

    Felix klopfte energisch. „Komm in mein Büro! Ich muss dir etwas sagen!"

    „Ja, bin sofort da", beeilte sich Hannah noch zu sagen. Ihre Hände zitterten. Ahnte er etwas? Hatte sie jemand mit dem Test beobachtet? Hannah stand auf und überlegte, wo sie ihn verstecken sollte. Sie schob das Stäbchen ganz nach hinten in den Kasten unter dem Spülbecken, eingewickelt in ein altes Putztuch. Sie musste unbedingt später damit verschwinden. Sie bürstete noch einmal durch ihre schulterlangen braunen Haare.

    „Pokerface, Hannah! Du kannst das! Schultern zurück! Du hast auch die letzten Jahre überlebt!" Ihr Spiegelbild blickte unsicher zurück.

    „Hannah, das ist mein Freund Heinz. Du wirst ihn nächsten Monat heiraten."

    Hannah prallte zurück. Sie hatte diesen schmierigen Freund schon einige Male gesehen. Heinz lümmelte etwas übergewichtig im zweiten Sessel im kleinen Büro und taxierte Hannah von oben nach unten. Seine Sonnenbrille hatte er dafür auf die Nasenspitze geschoben und grinste lüstern. Seine strähnigen Haare hingen ungewaschen bis zum Hemdkragen. An seinem Hals baumelte eine dicke Goldkette. Hannah wurde übel.

    „Was? Warum? Wir kennen uns gar nicht!" Hannah blickte Felix verwirrt entgegen.

    „Ihr werdet euch schon kennenlernen, mit der Zeit. Und warum? Das braucht dich nicht zu kümmern." Seit dem Tod ihres Stiefvaters lebte Felix zügellos und ohne jegliche Konsequenz. Ihre Mutter und sie huschten wie Schatten durch das Haus. Felix überwachte und kontrollierte jeden Schritt der beiden. Er funkelte sie nun böse an.

    „Heinz hast du ja nun gesehen. Damit ist es beschlossen. Heute Abend geht ihr beiden mal miteinander aus und dann passt das. Den Hochzeitstermin gebe ich dir noch bekannt. Du kannst gehen."

    Hannah torkelte aus dem Büro, lehnte sich schwer gegen die Wand und ließ sich daran hinunter gleiten. Sie stand so unter Schock, dass sie erst spät erkannte, dass sie die Tür hinter sich nicht ganz geschlossen hatte.

    „Also sind wir uns nun einig. Du bekommst meine Schwester und dann haben wir die leidige Geldangelegenheit aus der Welt geschafft."

    „Felix, ich weiß nicht. Es ist doch mehr oder weniger Menschenhandel, was du hier betreibst. Und was wird deine Mutter dazu sagen?"

    „Stiefmutter. Die musst du selbstverständlich dazu nehmen. Die bleibt nicht in diesem Haus. Du kannst sie ja in einem Pensionistenwohnheim oder so ähnlich abladen. Und Hannah. Das wird schon. Sie braucht Beschäftigung. Und die wirst du ihr ja bieten." Felix lachte schmutzig.

    Hannah konnte nicht glauben, was sie gehört hatte. Das war nun der Höhepunkt. Er „verkaufte" sie. Wahrscheinlich übernahm dieser Heinz wieder einige Spielschulden von Felix. Die Installationsfirma ihres Stiefvaters war mittlerweile hoch verschuldet. Und das Haus auch. Felix hatte alles geerbt. Ihre Mutter hatte zwar ein Wohnrecht, aber sie war nur geduldet und ihrem Stiefbruder ausgeliefert. Nach ihrer Ausbildung zur Konditorin ging die kleine Bäckerei in Konkurs und ihr Stiefvater drängte sie nicht, eine neue Stelle zu suchen. Dann wurde ihre Mutter kränklich und so beschloss Hannah, sie zu unterstützen und blieb fortan Zuhause.

    „Ihren Treuhandfond teilen wir uns. Sie weiß nichts von dem Geld und das belassen wir auch so."

    Hannah rappelte sich mühsam hoch. Treuhandfond? Sie besaß Geld? Eigentlich hatte sie kein Geld. Felix stattete sie monatlich mit einem Taschengeld aus, das gerade so für ihre persönlichen Bedürfnisse reichte.

    Langsam ging sie zu ihrem Zimmer. Auf ihrem Bett versuchte sie die Gedanken zu ordnen. Sie sollte heiraten. Jemanden, den sie gar nicht kannte. Damit Felix weniger Schulden hatte.

    Sie hatte Geld. Irgendwo. Auf einem Treuhandkonto. Wie kam es zu dem Geld? Wie kam sie zu dem Geld? Das wäre eine Möglichkeit für einen Neustart.

    Mit dem Baby. Weit weg von Felix.

    Sie wollte ihre Mutter befragen. Die müsste eigentlich irgendwas wissen.

    Ihre Mutter bügelte im Wintergarten die Hemden von Felix.

    „Mutter, das ist nicht deine Arbeit. Dafür hat Felix eine Putzhilfe."

    „Aber sie bügelt sie nicht so ordentlich und Felix wird dann immer wütend." Auch ihre Mutter fürchtete sich vor dem Zorn von Felix.

    „Mutter, es ist was passiert. Felix möchte, dass ich seinen Freund heirate. Bald."

    Die Hand ihrer Mutter stand still. Furcht und Schrecken blitzten in ihren Augen auf. Aber sie versteckte diese Gefühle sofort wieder.

    „Ach, Kind. Wirklich? Kennst du den Freund auch schon?"

    „Ich kenne ihn gar nicht! Und ich werde ihn auch nicht heiraten!"

    „Pst. Sonst hört dich Felix. Warum möchte er dich verheiraten?"

    „Ich habe diesen Menschen nur kurz gesehen und er war mir sofort unsympathisch!"

    „Ja, aber was willst du dagegen unternehmen. Du weißt, dass wir auf Felix mehr oder weniger angewiesen sind. Und du hast ja sonst nichts und auch keinen anderen Freund. Möchtest du dem Ganzen nicht eine Chance geben?"

    Hannah zwang sich ihre verkrampften Fingern zu lockern und atmete mehrmals tief ein und aus.

    „Nein, Mama. Du hast ein Wohnrecht. Ich bin gerade noch so geduldet. Und so kann es nicht weitergehen. Felix hat da etwas von Geld für mich erwähnt. Weißt du etwas darüber?"

    Ihre Mutter zuckte merklich zusammen. „Geld? Nein. Also, du weißt, dass wir nichts besitzen und froh sein müssen, hier bleiben zu können."

    Nach der Hochzeit ihrer Mutter mit ihrem Stiefvater hatte dieser die gesamten Finanzen übernommen. Ihre Mutter hatte ihm völlig vertraut und sich in die Rolle des Hausmütterchens gefügt. Aber Hannah wollte und konnte nicht mehr so weiterleben. Sie wollte leben. Atmen. Frei sein. Sie wusste, dass auch ihre Mutter wirklich nichts darüber wusste.

    Felix war der Sohn ihres Stiefvaters. Aber er wurde auch von ihrer Mutter anfangs wie ein Halbgott hochgehoben. Sie fügte sich jedem seiner Wünsche unterwürfig. Für ihre Mutter war das Wort des Hausherren oberstes Gesetz. Sie hinterfragte keine Anordnung und ergab sich ihrem Schicksal. Aber war das auch die Zukunft für Hannah? In ihrem Innersten wusste sie, dass Gott für sie ein anderes Schicksal bestimmt haben musste. Dies konnte nicht ihr Schicksal sein.

    Der Halbgott steckte seinen Kopf in den Wintergarten. „Da bist du. Um sieben holt dich Heinz ab. Du machst dich ordentlich zurecht. Nicht immer in diesem Schlapperlook. Sexy und willig! Ich möchte von Heinz keine Klagen über dich hören." Er schüttelte drohend seinen Zeigenfinger.

    „Felix, lass uns noch einmal darüber reden."

    Felix holte tief Luft und seine Augen begannen zu funkeln. Sie kannte diesen Blick zur Genüge. „Worüber reden? Du hast nichts, du kannst nichts, du bist nichts. Ich weiß, was für dich gut ist. Fertig. Wir haben nichts mehr zu besprechen. Du tust, was ich dir sage."

    Hannah nickte blass und eingeschüchtert. Ihre Mutter zitterte am ganzen Körper. „Hannah, also, dein Bruder meint es doch nur gut mit dir."

    „Genau, Hannah, hör auf deine Mutter. Felix äffte ihre Mutter nach. „Um sieben bist du fertig.

    - 2 –

    Der Februar zeigte sich grau in grau. Kein Schnee in Sicht. In Wien sah man noch weniger Schnee als im restlichen Österreich. Die Villa ihres Stiefvaters befand sich am Stadtrand und verfügte über einen üppigen Garten. Einmal im Monat erledigte ein Gärtner die groben Arbeiten. Die beiden Frauen versorgten die Blumenbeete und Rabatte. Hannah nutzte jede freie und unbeobachtete Minute, um Streifzüge durch die Umgebung zu machen. Sie liebte es, spazieren zu gehen. Seltene Momente, um sich frei und lebendig zu fühlen.

    Seufzend zog sie ein schwarzes, hochgeschlossenes Etuikleid aus dem Kasten, das ihre Figur betonte, jedoch kaum Einblicke gewährte. Bewusst entschied sie sich dafür, um diesem Heinz nicht zu viel Hoffnung zu machen. Ihr dunkler Wintermantel verhüllte sie gänzlich und ließ keine Zweifel, dass Hannah nicht das geringste Interesse zeigte. Heinz kam fast pünktlich an.

    „Na, du Hübsche. Wollen wir gleich zu mir heim oder willst du was essen?"

    Hunger verspürte sie keinen, aber zu ihm wollte sie auf keinen Fall. „Ich hätte doch Lust, irgendwo einen Happen zu essen." Diese Lügen galten sicher nicht als Lügen, da es absolute Notlügen waren. Und essen wollte sie definitiv nichts. Sie musste einfach die Zeit totschlagen, damit Felix nicht sofort bemerkte, dass sie an einer anderen Lösung arbeitete.

    In einem dunklen italienischen Restaurant saßen die beiden an einem etwas zu kleinen Tisch. Hannah hatte sich absichtlich nicht auf die Bank gesetzt, sondern den Stuhl gewählt. Heinz bestellte für sie beide. Pizza Diabolo. Sie mochte weder scharf noch Salami. Sie bevorzugte vegetarisch. Als Hannah Einwände aufwarf, schaute er sie nur böse an und fuhr mit der Bestellung fort. Er legte ständig seine fleischige Hand auf ihre und versuchte sie zu betatschen, wo auch immer es ging. Der Chef bemühte sich um Heinz. Scheinbar war er in diesem Lokal ein oft gesehener Gast.

    Hannah rutschte immer weiter weg, was dieses Ekelpaket als Aufforderung sah, näher zu rücken. Sie zwang sich zu einem verkrampften Lächeln und zählte die Minuten, bis sie wieder nach Hause konnte.

    „Und, Schnurli, wir werden es nett haben, wenn wir verheiratet sind. Brauchst dich um nichts zu kümmern. Ich mach das dann für dich."

    Schnurli! Ein passender Name für die Katze aber nicht für einen Menschen, dem man Zuneigung zeigen möchte.

    „Ich heiße Hannah."

    „Weiß ich doch, Schnurli." Er tätschelte beruhigend ihre Hand.

    Die Unterhaltung bestritt Heinz ganz alleine, um sich selbst zu loben. An Hannah zeigte er kein Interesse.

    Auf der Heimfahrt versuchte er, sie zu überreden, auf einen Absacker zu ihm zu kommen.

    Hannah lächelte ihn freundlich entgegen: „Ich bin gerade unpässlich, da ginge jetzt sowieso nichts."

    Säuerlich blickte Heinz nach vorne und brachte sie auf direktem Weg zu ihrem Haus, ließ sie aussteigen und raste davon.

    Die Hoffnung, nicht auf Felix zu treffen, erwies sich als trügerisch. Leise schloss sie die Tür hinter sich. Felix riss seine Bürotür auf. „Schon zurück? Hast du es ihm nicht besorgt?"

    Hannah blickte nervös auf ihre Füße.

    „Was bist du doch für ein Trampel! Er ist meine Garantie, dass deine Mutter in diesem Haus bleiben kann! Und du bist in keiner Weise dankbar oder hilfsbereit! Ich schmeiße deine Mutter auf die Straße, wenn du mit Heinz nicht ins Bett hüpfst!" Und er wackelte schon wieder mit dem Zeigefinger vor ihrem Gesicht.

    „Meine Mutter hat ein lebenslanges Wohnrecht."

    Seine Hand hatte sich nicht kommen sehen. Die Wucht der Ohrfeige riss ihren Kopf nach hinten.

    „Bist du irre! Das ist mein Haus. Ich bestimme, wer hier wohnt und was hier passiert. Der Alte hat mir nichts mehr zu sagen. Der liegt unter der Erde."

    Die Faust landete direkt unterhalb der Rippen. Er traktierte sie mit mehreren Schlägen. Hannah sank auf die Knie und rollte sich am Boden zusammen. Ihr einziger Gedanke galt dem Baby. Felix trat noch einige Mal mit dem Fuß nach ihr und verschwand dann aus dem Haus. Sie hörte seinen SUV bei der Abfahrt aufheulen.

    Sie wusste nicht, wie lange sie dort am Boden gelegen hatte. Eine sanfte Hand streichelte über ihren Rücken.

    „Hannah?"

    „Mama, wir müssen weg. Wir können hier nicht mehr bleiben." Heiser brachte Hannah einige Worte hervor.

    „Aber wo sollen wir denn hin? Wir haben niemanden und nichts. Und wenn er uns findet, dann wird es nicht gerade leichter."

    Hannah setzte sich mühsam aus. Ihr ganzer Körper schmerzte. Sie nahm ihre Mutter an den Schultern.

    „Mama, er will mich mit seinem Freund verheiraten! Gegen meinen Willen! Er unterdrückt dich und mich! Er hält uns als seine Haussklaven! Mama, das ist nicht mehr normal! Er verspielt Haus und Hof."

    „Hannah, du musst ihn verstehen. Er hatte eine schwere Kindheit, als seine Mutter verstarb. Und ich dann mit dir hier einzogen bin."

    „Eine schwere Kindheit? Er war auf Rosen gebettet. War meine Kindheit denn nicht gleich schwer?" Hannahs Vater verstarb plötzlich, als sie neun gewesen war.

    „Das ist anders. Eine Mutter ist eine Mutter und kann nicht ersetzt werden. Ich verstehe dich. Aber ich weiß nicht, wie ich uns helfen könnte."

    Fassungslos starrte Hannah

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