47 Tage
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Über dieses E-Book
»...fesselndes und faszinierendes Teen Abenteuer...« Readers' Favorite
Im März 1945 erteilte Hitler mit dem Volkssturm sein letztes Diktat an die Zivilbevölkerung: alle 15- und 16-jährigen Jungen werden zur Verteidigung des Vaterlands einberufen. »47 Tage« erzählt die wahre Geschichte von Günter und seinem besten Freund Helmut, die es wagten sich zu widersetzen und Hitlers Befehl zu trotzen. Ohne zu wissen wie lange der Krieg noch dauern würde, verbrachten sie sieben grauenhafte und ungewisse Wochen auf der Flucht. Erwischt zu werden bedeutete Exekution wegen Fahnenflucht.
Ein Teil dieser Novelle stammt aus dem preisgekrönten biografischen Roman »Vaterland, wo bist Du?: Roman nach einer wahren Geschichte«.
Annette Oppenlander
Annette Oppenlander is an award-winning writer, literary coach and educator. As a bestselling historical novelist, Oppenlander is known for her authentic characters and stories based on true events, coming alive in well-researched settings. Having lived in Germany the first half of her life and the second half in various parts in the U.S., Oppenlander inspires readers by illuminating story questions as relevant today as they were in the past. Oppenlander’s bestselling true WWII story, Surviving the Fatherland, was a winner in the 2017 National Indie Excellence Awards and a finalist in the 2017 Kindle Book Awards. Her historical time-travel trilogy, Escape from the Past, takes readers to the German Middle Ages and the Wild West. Uniquely, Oppenlander weaves actual historical figures and events into her plots, giving readers a flavor of true history while enjoying a good story. Oppenlander shares her knowledge through writing workshops at colleges, libraries and schools. She also offers vivid presentations and author visits. The mother of fraternal twins and a son, she recently moved with her husband and old mutt, Mocha, to Solingen, Germany.
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Buchvorschau
47 Tage - Annette Oppenlander
ANNETTE OPPENLANDER
© 2019 Annette Oppenlander
Umschlaggestaltung, Illustration: www.fiverr.com/akira007
Lektorat, Korrektorat: Kerstin Brömer
Übersetzung: Annette Oppenlander
Herausgeber: Annette Oppenlander
ISBN E-Book: 978-3-948100-12-4
ISBN Taschenbuch: 978-3-948100-13-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Nach einer wahren Geschichte
Ein Teil dieser Novelle stammt aus dem
mehrfach preisgekrönten biografischen Roman
»Vaterland, wo bist Du?«
U.S.-amerikanische Auszeichnungen der englischen Originalfassung
»Surviving the Fatherland«
2017 National Indie Excellence Award
2019 Gold Global eBook Award
2017 Winner Chill with a Book Readers’ Award
2017 Discovered Diamond Historical Fiction
2017 Finalist Kindle Book Award
2018 Indie B.R.A.G. Award Honoree
2018 Readers’ Favorite Book Award
IWIC Hall of Fame Novel
Weitere Bücher der Autorin
A Different Truth
Escape From the Past: The Duke’s Wrath (Book One)
Escape From the Past: The Kid (Book Two)
Escape From the Past: At Witches’ End (Book Three)
47 Days: How Two Teen Boys Defied the Third Reich (Novelette)
Everything We Lose: A Civil War Novel of Hope, Courage and Redemption
Surviving the Fatherland (Englische Originalausgabe von »Vaterland, wo bist Du?«)
Vaterland, wo bist Du?
Where the Night Never Ends: A Prohibition Era Novel
When They Made Us Leave: A Novel about Hitler’s Mass Evacuation Program for Children
Widmung
Für meinen Vater,
der mir zeigte, dass anders sein gut ist.
»... wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen, [...] dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitler-Jugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre. [...] dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS [...] dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs und sieben Monate geschliffen [...] Und was dann [...] noch an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre (Beifall), und wenn sie [...] zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben!«
—Adolf Hitler
Prolog
WARUM HABE ICH ES GETAN?
Selbst jetzt, mehr als siebzig Jahre danach, kann ich es nicht sagen. Zumindest nicht mit Bestimmtheit.
Oh, ich habe eine Idee...also will ich versuchen es zu erklären.
ICH WAR DER MITTLERE von drei Brüdern, Hans, etwa ein Jahr älter, mein Bruder Siegfried acht Jahre jünger. In unserer Familie bestimmte mein Vater und wir gehorchten, seine Ohrfeigen flinker als das Zustoßen einer Kobra.
Aber wir wussten wo wir hingehörten, jeder von uns ein Teil der Familie, ein verbundenes und teils wildes Miteinander – mit Wanderungen ins bergische Land und selbstgebackenem Semmel, Butter und roter Johannisbeermarmelade am Sonntagmorgen – jeder von uns überzeugt, dass das Leben immer so dahingleiten würde.
Das war jedenfalls so bis der Krieg begann und mein Vater fortging. Von da an, während sich Monate in Jahre verwandelten und unser Leben zum monströsen Überlebenskampf ausartete, vergaß ich meine guten deutschen Manieren, meinen Gehorsam. Ich wurde jemand anders, eine Person die ich manchmal nicht erkannte, ein Wesen, dass wühlte, scharrte und kämpfte wie das niedrigste Tier.
Bis zu jenem verhängnisvollen Frühling im Jahr 1945 hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, was Heimat und zu Hause bedeuteten und was ich dafür tun würde, sie in meinem Herzen zu halten – wie tief Hitlers grauenhaftes Böse in unser Leben eingedrungen war. Wie es meine Lebensanschauung veränderte und mich zwang, unmögliche Entscheidungen zu treffen.
Irgendwann spielt die Erinnerung Streiche. Aber obwohl ich heute mit den einfachsten Aufgaben des täglichen Lebens ringe, erinnere ich mich ganz klar an den Tag an dem alles begann.
Ich erinnere mich an den Moment als uns befohlen wurde für unser Vaterland zu sterben.
Solingen, März 1945
ICH SASS AUF MEINEN Händen, um sie warmzuhalten, als unser Lehrer, Herr Leimer, hereinkam. Vier Monate nach dem schlimmsten Bombengriff in der Geschichte Solingens, als alle Schulen geschlossen worden waren, hatte ich es endlich geschafft, wieder einen Platz als Tagesschüler an der Berufsschule zu ergattern.
Leimer war uralt und aus dem Ruhestand geholt worden, nachdem die eigentlichen Lehrer vom Krieg verschluckt worden waren. Es war März und unser Klassenzimmer, dessen Fenster mit verschiedenen Dachpappen und Linoleum vernagelt waren, war düster und ebenso kalt wie die gefrorene Landschaft draußen.
Wie meine Mitschüler trug ich meinen Mantel und eine Wollmütze, die Mutter aus einem alten Pulli gestrickt hatte. Frustriert wegen der Steifheit meiner Finger, öffnete und schloss ich meine Fäuste. Technisches Zeichnen war mein Lieblingsfach.
Aber anstatt an die Tafel zu gehen und eine Aufwärmskizze vorzuschlagen, räusperte sich Leimer mehrmals. Seine Wangen, die schroff vom Alter und zu vielen kalten Nächten waren — oder, wie manche munkelten, von zu viel Alkohol —, glühten ungewöhnlich rot.
Als das Stühlerücken und Zappeln endlich aufhörte, vergaß ich meine eisigen Hände. Der alte Mann sah aus, als würde er jeden Moment umkippen. Er schwankte sogar etwas. Immer noch sprach er kein Wort. Stattdessen sah er uns aus seinen wässrig blauen Augen an, hielt unsere Blicke, bis das Rutschen und Zappeln von Neuem begann und alle zu flüstern anfingen.
»Jungs«, sagte er endlich, »ich habe euch etwas mitzuteilen ...« Leimers Stimme zerrann, doch er fing sich und fuhr fort: »Ihr seid zur Musterung befohlen. Ich lese vor, was hier steht.« Er mühte sich, mit seinen knochigen und mit blauen Venen überzogenen Händen ein offiziell aussehendes Dokument zu entfalten.
»Alle Männer, Jahrgang 1928 oder 1929, werden zur Musterung gebeten.« Er hielt inne. In der ansonsten absoluten Stille des Raumes klang sein Atem schrill wie eine kaputte Pfeife. »Falls für kriegsverwendungsfähig erklärt, lautet der Marschbefehl wie folgt: bis Montag, den 12. März 1945, nach Marburg durchschlagen und bei der Hitlerjugend melden.« Leimer ließ die Notiz sinken. Als er wieder sprach, klang seine Stimme wie von weit her. »Ihr habt eine Woche. Aber erst müsst ihr euch zur Musterung melden und eure Papiere aktualisieren lassen. Alles andere wird dort erklärt.«
Ich kratzte mich am Kinn und sah mich im Raum um. Das konnte nicht wahr sein. Nicht jetzt. Ich war mir sicher, dass der Krieg bald vorbei sein müsste. Letzten Dezember hatte der Pferdesoldat gesagt, das Ende sei nah. Ich wollte meinen Bleistift gegen Leimers Stirn schleudern.
»Wie kommen wir nach Marburg?«, fragte jemand.
»Wo ist Marburg? Gehen wir alle zusammen?« Aufgeregte Stimmen füllten den Raum.
Leimer hob beide Arme. »Ruhe.«
Das Geplapper ließ widerwillig nach.
»Es gibt keinen offiziellen Transport nach Marburg. Es sind vielleicht zweihundert Kilometer südöstlich. Ihr müsst den Weg dahin selbst finden. Haltet nach Lastern Ausschau oder versucht, einen Zug zu erwischen. Wahrscheinlich müsst ihr laufen.«
»Warum sollen wir jetzt dorthin gehen?« Paul Mans war noch immer so klein wie letzten Sommer, als der Offizier