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Hochzeit mal drei: Liebesroman
Hochzeit mal drei: Liebesroman
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eBook220 Seiten2 Stunden

Hochzeit mal drei: Liebesroman

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Über dieses E-Book

Bereits als junge Mädchen haben die Drillingsschwestern Anne, Julia und Sophie einander geschworen, später einmal entweder eine prächtige Dreifachhochzeit abzuhalten oder überhaupt nicht zu heiraten.

Endlich erhält auch Julia als Letzte unter ihnen einen Heiratsantrag. Die geplante Feierlichkeit rückt in greifbare Nähe.

Doch dann ...!

Covergestaltung: Vivien Stennulat, KreaTiVi-Production

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum13. Dez. 2020
ISBN9783743824102
Hochzeit mal drei: Liebesroman

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    Buchvorschau

    Hochzeit mal drei - Abby-Ann Fuchs

    ZUM BUCH

    Bereits als junge Mädchen haben die Drillingsschwestern Anne, Julia und Sophie einander geschworen, später einmal entweder eine prächtige Dreifachhochzeit abzuhalten oder überhaupt nicht zu heiraten.

    Endlich erhält auch Julia als Letzte unter ihnen einen Heiratsantrag. Die geplante Feierlichkeit rückt in greifbare Nähe.

    Doch dann ...!

    Covergestaltung: Vivien Stennulat, KreaTiVi-Production

    EINS

    Es ist schwülheiß, fast nicht zum Aushalten. Das leichte Sommerkleid, mehr ein Hauch von Nichts, klebt bereits hier und da an meiner Haut. Die frisch gewaschenen Haare sind verschwitzt. Die Stirn glänzt. Jede Bewegung ist zu viel. Selbst das Denken fällt schwer. Vierunddreißig Grad im Schatten. Eine Hitzewelle seit fünf Tagen, kein Wölkchen, kein Lüftchen in Sicht. Ich sehne mich nach einem Urlaub im Gefrierschrank. Leider ist der bis oben hin gefüllt.

    Zu allem Überdruss benimmt sich mein Freund sehr komisch. Er stottert und stammelt. Er sucht nach Worten. Er bricht jeden zweiten Satz ab. Das hat er noch nie getan. Sonst ist Lukas die Ruhe in Person. Das sieht mir nach einem drohenden Hitzschlag aus, obwohl er mit einer zu einer Röhre geformten Zeitung herumfuchtelt und einen beachtlichen Luftstrom erzeugt.

    »Warte! Ich hole dir ein feuchtkaltes Handtuch«, rufe ich. »Leg dich auf die Couch, die Füße nach oben.«

    Trotz Hitze und Mattigkeit eile ich in Richtung Badezimmer.

    Will in Richtung Badezimmer eilen, aber Lukas ist mit zwei Sprüngen hinter mir, hält mich zurück.

    »Wo willst du denn hin? So höre mir doch mal zu!«

    »Hinlegen! Füße hoch!«, befehle ich und schiebe Lukas in Richtung Couch.

    Möchte ihn in Richtung Couch schieben, denn er sinkt vor mir auf die Knie.

    O nein – ein Schwächeanfall! Vielleicht sogar das Herz? Was soll ich tun? Ich greife Lukas unter die Achseln, um ihn aufzurichten und auf die Couch zu wuchten.

    »Es wird gleich alles wieder gut«, tröste ich ihn. »Du kommst wieder auf die Beine. Versprochen.«

    Vielleicht ist er nur dehydriert, was bei der Hitze kein Wunder wäre, und es ist nichts Schlimmes. Erst mal auf die Couch also und dann eine Flasche Mineralwasser geholt. Eine große. Anderthalb Liter. Und wehe, die trinkt er nicht aus. Danach sehen wir weiter.

    Ja, so wird’s gemacht. Es wird alles wieder gut. Ich atme auf. Und seufze kurz darauf frustriert. Mann, ist dieser Mann schwer. Es kommt mir sogar vor, als würde er sich meiner Hilfe widersetzen. Auf die kleinste Unterstützung von ihm, wieder auf die Beine zu kommen, warte ich jedenfalls vergebens.

    Vielleicht sollte ich ihn ganz zu Boden gleiten lassen? Kalt ist der jedenfalls nicht, sodass keine Unterkühlung droht.

    Ich will ihn sanft der Länge nach auf den Teppich drücken. Lukas jedoch schüttelt unwillig meine Hände ab. Er blickt zu mir auf und sagt, stockend, aber laut und deutlich:

    »Willst du – meine – Frau werden, Julia?«

    Hä?

    Lukas’ fragend erhobener Kopf und ein offenes rotes Samtschächtelchen in seiner rechten Hand mit einem silbern schimmernden Ring drin sagen mir endlich, was Sache ist. Aus der zusammengerollten Zeitung zaubert Lukas eine ebenso rote Rose hervor. Eine echte und noch nicht mal angewelkt. Taufrisch.

    »Julia. Möchtest du mich heiraten?«, fragt er noch mal.

    Ich brauche keinen Satz neue Ohren. Er hat es wirklich gesagt. Zum zweiten Mal jetzt. Es stimmt, ich habe mich nicht verhört. Meine Knie zittern, meine Beine werden schwach. Ich sinke ebenfalls zu Boden. In Augenhöhe sitzen wir uns gegenüber. Keine halbe Armlänge ist Platz zwischen uns.

    »Was denn nun?«, drängt Lukas. »Ja oder nein?«

    »Ja«, flüstere ich, überwältigt vor Ergriffenheit. Diesen Augenblick darf ich nie vergessen. Der ist für die Ewigkeit bestimmt.

    »Ja dann ...« Mit glückseligem Lächeln streift Lukas mir den Verlobungsring über den ersten Knöchel meines linken Ringfingers.

    Ich halte den Finger gestreckt und warte ergeben auf den unweigerlich kommenden Schmerz, wenn das Ringlein auf Knöchelchen Numero Zwei trifft. Doch da kommt kein Schmerz, kein Stocken und Schieben. Problemlos rutscht das versilberte Schmuckstück über die kritische, etwas dickere Stelle hinweg. Er passt wie angegossen. Wackelt nicht, drückt nicht.

    Wann hat Lukas mir denn meinen Fingerdurchmesser gemessen?, frage ich mich erstaunt. Im Schlaf, oder was? Reiner Zufall kann es jedenfalls nicht sein.

    So ein Strolch. Immer für eine Überraschung gut, mein Lukas. Ich weiß das. Doch vielleicht hat er lediglich bei Anne oder Sophie Maß genommen. Das wäre eine Möglichkeit. Obwohl nur dreieiige Drillinge und nicht zum Verwechseln ähnlich wie eineiige, sind wir gleich gebaut. Das heißt, wir sind schlank und groß, mit langen dunkelblonden Haaren. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Wir sind nicht eitel.

    Aber mit diesem Heiratsantrag jetzt schon hätte ich im Leben nicht gerechnet. Mitten aus dem Nichts heraus, einfach so. In einem Jahr, auf jeden Fall. Sophie und Anne sind schon lange verlobt und warten nur darauf. Aber gedrängt hat keine der beiden Lukas oder auch nur eine Andeutung gemacht, das kann ich mir nicht vorstellen. Von mir aus auch schon in einem halben Jahr, von heute an gerechnet. Das hätte ich zur Not akzeptiert und wäre nicht überrascht gewesen. Aber jetzt schon, nach kaum sieben Monaten gelegentlichen Zusammenseins, den paar Stunden pro Woche und den wenigen gemeinsamen Wochenenden, die wir zusammen hatten ... Also nee. Auf Ideen kommt dieser Mann.

    Dieser Mann sieht mich derweil abwartend an. Wahrscheinlich hofft er auf irgendeine Reaktion von mir. Sicher hat er erwartet, dass ich ihm vor Rührung um den Hals falle und ihn abknutsche oder wenigstens in Ohnmacht falle oder so.

    Ich reiße mich zusammen und hauche ein überwältigtes, aber in seinen Ohren sicherlich banal klingendes »Oh«. Mehr fällt mir im Moment wirklich nicht ein. Ich fühle selber, dass es der Situation unangemessen ist. Ich sollte euphorisch reagieren, vor Freude heulen oder wenigstens schluchzen, aber ich kann nicht. Ich bin wie in Watte gepackt.

    Etwas enttäuscht gibt Lukas sich mit diesem »Oh«/ zufrieden. Er steckt das leere Schächtelchen in die linke Hosentasche und zaubert aus der rechten ein identisches Schächtelchen hervor. Als er es mit immer noch zitternden Fingern öffnet, glitzert darin ein Silberring, der meinem wie ein Zwilling gleicht, sieht man mal davon ab, dass er um etliche Millimeter größer ist, denn mein nunmehriger Verlobter ist ein kräftiger Straßenbauer und besitzt im Gegensatz zu mir fast schon Pranken. Lukas streckt mir Schächtelchen samt linkem Ringfinger entgegen.

    »Du darfst schon mal üben, Julia ... für den Ehering später. Und natürlich sind deiner und meiner dann aus Gold und wenn du immer schön folgst sogar mit kleinen Edelsteinen drauf.«

    Meine Hände zittern ebenso sehr wie seine, aber irgendwie schaffe ich es.

    Ungläubig starre ich auf meinen Verlobungsring.

    »Aber wir kennen uns doch kaum sieben Monate«, entfährt es mir.

    »Was soll das denn heißen, Schatz?«, lacht Lukas mich an. »Willst du jetzt einen Rückzieher machen?«

    »Nein. Aber ...«

    Er küsst mich so überaus behutsam, als bestünde ich aus Seidenpapier.

    »Nichts aber. Ich weiß seit Monaten, dass du die einzige Frau bist, die ich will. Und ich möchte dich nicht nur zwei-, dreimal die Woche besuchen und danach wieder in meine trostlose, einsame Wohnung trotten. Nein, ich möchte mit dir zusammenleben, dich immer bei mir haben. Neben dir einschlafen und neben dir aufwachen. Mit dir frühstücken und mittagessen und ... na ja, eben alles.«

    Hilflos blickt er mich an.

    »Reicht das?«

    Ja, das reicht. Mein Herz schmilzt dahin. Schön hat er das gesagt. Wenn ich ihm nicht eben schon mein Ja geschenkt hätte, spätestens jetzt würde ich es tun.

    »Ich liebe dich«, flüstere ich.

    »Ich weiß.«

    Oh, jetzt spielt er wieder den Coolen. Eigentlich hatte ich ein »Ich liebe dich auch« erwartet. Trotzdem lächle ich in mich hinein. Natürlich wollte er mich damit aus der Fassung bringen. Pure Absicht. Trotz unserer verhältnismäßig kurzen erlebten Zweisamkeit kenne ich ihn inzwischen ganz gut. Wir necken uns ziemlich oft, streiten sogar manchmal, versöhnen uns aber immer rasch wieder. Und genau das macht unsere Beziehung so abwechslungsreich und schön, dass ich mir sicher bin, sie wird ein ganzes Leben lang halten. Eine Scheidung kommt für mich nicht infrage. Wenn ich schon heirate, dann für immer. Meine Schwestern denken genauso.

    »Nach nur sieben Monaten einen Heiratsantrag. Mannomann, du machst ja Sachen«, necke ich ihn meinerseits.

    Er nickt. In seinen Augen blitzt der Schalk. Unsere Lippen treffen sich. Wir küssen uns heiß und inniglich. Dennoch machen wir keine Liebe. Durch Hitze und Schwüle sind unsere Körper viel zu ausgelaugt dafür. Das erinnert mich an Flüssigkeitsmangel und reichliches Trinken.

    »Ich hole uns eine Flasche Sekt«, rufe ich. »Ein Heiratsantrag, das muss gefeiert werden.«

    Ich springe auf und stürme in die Küche, greife in den Kühlschrank. Und richtig, da steht noch eine, übriggeblieben von der letzten Fete. Wenig später bin ich mit ihr in der Hand bei Lukas zurück und halte sie ihm hin.

    »Aufmachen, Herr Gatte in spe. Ich hole zwei Gläser.«

    Lukas macht sich über den Verschluss her. Ich öffne eine Schranktür, hebe die Arme und stocke.

    »Nein«, rufe ich ihm zu. »Lass sie zu. Du musst gleich fahren. Alkohol bei der Hitze, und wenn es auch nur ein-zwei Gläschen sind, das geht nicht gut aus.«

    »Wieso muss ich noch fahren, Schatz?«, lacht er mich an. »Ich wüsste nicht wohin.« Trotzdem lässt er die Finger folgsam vom Verschluss.

    »Du bist doch mit dem Auto da?«

    »Aber natürlich«, lacht er wiederum. »Ich trotte zwar hin und wieder ganz gerne mal ein Stück durch die Gegend, aber fünf Kilometer bei der Hitze nicht. Das Auto steht draußen bereit. Aber weshalb soll ich fahren? Und warum?«

    »Weshalb, fragst du? Himmel, du hast mir eben einen Heiratsantrag gemacht! Das müssen Sophie und Anne erfahren, und zwar sofort. Vielleicht ziehen wir nun schon Anfang nächsten Jahres unsere geplante Drillingshochzeit durch. Begreifst du das?«

    Lukas nickt zwar, blickt dabei aber auffordernd zu meinem Smartphone auf dem Beistelltisch links neben uns.

    Ich hole tief Luft und seufze laut.

    »Gut. Also weiter im Text. Ich möchte die überraschten Mienen meiner Schwestern in echt sehen. Ein kleines Abbild ihrer Köpfe auf dem Minibildschirm des Smartphons ist mir zu wenig. Das reicht nicht aus. Außerdem möchte ich von ihnen umfasst und vor Freude im Kreis im Zimmer herumgewirbelt werden. Begreifst du das auch?«

    »Äh ...« Gespielt nachdenklich schaut er mich an. Dann sagt er: »Ja, selbstverständlich tue ich das«, schüttelt jedoch unübersehbar den Kopf dabei.

    »Witzbold!«

    Ich schnappe mir die Sektflasche und bringe sie zurück in den Kühlschrank.

    »Bei andrer Gelegenheit mal«, murmle ich ihr zu. »Ich vergesse dich nicht. Versprochen.« Schließlich steht ja meine Verlobungsfeier mit Lukas noch aus, aus der heute leider nichts wird.

    Dann gehe ich ins Bad, mache mich frisch und ziehe mich um. Das neue Kleid ist ebenso dünn, luftig und kurz wie das alte. Ein paar Sandalen noch, Handtasche, fertig.

    Lukas sieht mich wohlwollend an. Vor allem meine langen, nackten Beine haben es ihm angetan.

    »Abfahrbereit, Julia?«

    »Abfahrbereit.«

    »Dann hinein in Sonnenglut und schmelzenden Asphalt«, ruft er und geht voraus. »Stellen wir uns Feinstaub, Hitze und Smog. Wohin zuerst? Zu Sophie, ja? Das ist der kürzere Weg.«

    »Ja. Ist gut so«, sage ich abwesend, denn ich bin in Gedanken schon bei der geplanten Überraschung. Wie bringe ich Anne und Sophie die frohe Botschaft so bei, dass sie die Mäuler am weitesten vor Staunen aufsperren? Egal, mir wird unterwegs schon was Passendes einfallen. Es ist ein ziemliches Stück Wegs, auch mit dem Auto, da bleibt genug Bedenkzeit.

    Im Treppenhaus wird es mit jeder Etage tiefer angenehmer und kühler. Am liebsten möchte ich hier bleiben und Lukas bitten, unsere Matratzen und Bettlaken herunter ins Treppenhaus zu holen oder noch besser in den Keller. Draußen jedoch – puh! Da schlägt uns Backofenglut entgegen. Nichts wie ins Auto und den Fahrtwind genossen. Da gilt es, keine Sekunde zu verlieren. Ich eile zum Parkplatz vor unserem Haus.

    Mein superkluger Gatte in spe hat seinen Wagen in der glühenden Sonne geparkt, fernab von den schattenspendenden Bäumen am Rand. Noch bevor er losfährt und ein kühlender Luftzug durch das geöffnete Seitenfenster mich streift, bricht mir der Schweiß aus allen Poren. Nach wenigen Sekunden schon klebe ich am schwarzen Lederbezug des Rücksitzes fest. Sobald wir bei Sophie sind, muss ich schleunigst in ihr Bad, mich frisch machen. Ein Ersatzkleid hätte ich besser auch mitgenommen. Das hier kann man bestimmt jetzt schon auswringen. Hochsommer sind ja so was von peinlich. Ich seufze vor innerer Qual.

    »Was ist nun schon wieder?«, fragt Lukas.

    »Nichts«, maule ich. »Fahr einfach weiter.«

    Etwa eine Stunde Fahrzeit, dann müssten wir da sein. Sofern wir unterwegs nicht an doch irgendwo geschmolzenem Asphalt festkleben.

    Egal. Es wird schon nichts passieren. Die Straßen sind frei. Es gibt keinen Stau. Der Asphalt vor uns ist zwar etwas klebrig, aber hält noch einigermaßen der Sonnenglut stand. Lediglich das Hitzeflimmern stört.

    Lukas hat mir in aller Form einen Heiratsantrag gemacht, wenn auch in einer umständlichen, stockenden und stotternden Art. Ich bin die glücklichste Frau heute auf diesem Planeten, und ich denke, das bleibt für immer so.

    ZWEI

    Die Landschaft saust an uns vorüber. Der Ausblick voraus sowie nach links und rechts ist phänomenal und der Fahrtwind herrlich frisch. Hoffentlich hole ich mir keine Erkältung durch die Zugluft. Ein steifer Nacken ist nicht schön. Eine Bindehautentzündung auch nicht. Aber das ist mir im Moment egal. Die Erinnerung an Lukas’ Antrag überstrahlt jede Sorge, jedes Bedenken. Und außerdem – was sollen denn all die heißen Bräute sagen, die in ihren eigenen oder den Cabrios ihrer Verehrer überall im Lande mit offenem Verdeck dahinsausen? Also hab dich nicht so, Julia, weise ich mich an. Diesen Tag kann nichts toppen. Du bist verlobt.

    Ich lehne mich an Lukas, soweit es der Gurt hergibt, und genieße die Fahrt.

    Eine Stunde kann mitunter ganz schön lang werden. Jedenfalls wenn man wie ich gerade nichts weiter zu tun hat. Nur auf die Landschaft starren, wird allmählich öde, und die Minuten schleichen dahin.

    Einmal mehr schaue ich ungeduldig auf die Uhr. In einer halben Stunde müssten wir bei Sophie sein. Gerade mal die halbe Zeit geschafft! Dann durchzuckt mich ein jäher Schreck. Hatte Sophie Anfang dieser Woche nicht Frühschicht. Und danach die obligatorischen drei freien Tage? Wann genau waren die? Ich rechne nach.

    »Halt an!«, schreie ich bestürzt.

    »Das geht mitten im Verkehr schlecht, verehrte werdende Braut«, brummt Lukas.

    Er tritt nach wie vor aufs Gas und fährt geradeaus, mustert mich aber mit einem argwöhnischen Seitenblick.

    »Warum übrigens?«

    »Weil Sophie heute Spätschicht hat«, rufe ich. »Du weißt doch: rollende Woche. Vier Frühschichten – drei Tage frei – vier Spätschichten – drei Tage frei – vier Nachtschichten – drei Tage frei – und dann wieder alles von vorn. Deshalb. Wir müssen erst zu Anne. Oder willst du fast sieben Stunden auf der Treppe vor Sophies Wohnung auf sie warten? Vor halb elf heute Abend ist sie nicht daheim.«

    »Na toll«, brummt Lukas. »Komische Idee von deinem Schwesterherz, sonntags zu arbeiten und dann noch bis in die Nacht hinein. Na ja, wer’s braucht. Also die ganze Strecke wieder retour. Schade um die Zeit und ums Benzin.«

    Er mustert mich noch einmal und spitzt anschließend

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