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Dark Brightness: Liebe ist nicht gleich Liebe
Dark Brightness: Liebe ist nicht gleich Liebe
Dark Brightness: Liebe ist nicht gleich Liebe
eBook397 Seiten5 Stunden

Dark Brightness: Liebe ist nicht gleich Liebe

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Über dieses E-Book

Kann aufkeimende Liebe stärker sein, als all die Gefahren, die ihr entgegenstürmen?

Samantha steht endlich auf eigenen Beinen: Eine neue Wohnung, ein neuer Job ... vielleicht eine neue Liebe?!
Nur eine Unsicherheit hält sich beständig: Ist es nicht zu früh, einen neuen Mann in ihr Leben zu lassen? Insbesondere in Anbetracht der Schatten, die Ryan und sie aus der Vergangenheit verfolgen.

Ryan kann es nicht fassen, dass Samantha durch ihn ins Fadenkreuz eines unbekannten Psychopathen geraten ist. Ganz abgesehen davon, wie schwer seine Tochter es ihnen beiden macht, sich näherzukommen.

Sind es die Gefühle zwischen Samantha und Ryan wert, für eine gemeinsame Zukunft zu kämpfen?

"Sanftmut und Wildheit - Helligkeit und Düsternis - Gut gegen Böse!"

"Dark Brightness - Liebe ist nicht gleich Liebe" ist der zweite Teil einer Romantic Suspense Dilogie und lädt wieder zum Mitfühlen, aber auch Mitfiebern ein.


(Hinweis zur Dilogie Dark Brightness:

Diese Buchreihe besteht aus zwei Bänden
Band 1: Dark Brightness - Neu geboren
Band 2: Dark Brightness - Liebe ist nicht gleich Liebe

Beide Bücher sind unabhängig voneinander lesbar.
Hast du allerdings vor, beide Bände zu lesen, empfehle ich dir, die Reihenfolge einzuhalten, um den Spannungsbogen von
Band 1 richtig auskosten zu können. ;-)
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum8. Apr. 2024
ISBN9783759744272
Dark Brightness: Liebe ist nicht gleich Liebe
Autor

Bridget Lionhill

Bridget Lionhill wohnt mit ihrer fünfköpfigen Familie und einigen Tieren in einer ländlichen Gegend in Bayern. Ein Ort, an dem sie Kraft und Kreativität schöpft. Bereits in ihrer Kindheit verlor sie sich gerne in der Fantasiewelt von Büchern und schrieb schon bald selbst Gedichte und Geschichten. Eine Leidenschaft, die sie bis heute treu begleitet. Doch bis aus kleinen Texten ein erstes richtiges Buch wurde, zogen viele Jahre voller turbulenter Familienzeit ins Land. Die Geschichte von Sam in "Dark Brightness" ließ ihr aber keine Ruhe, bis sie diese endlich zu Papier brachte. Eine ganz neue Reise in die aufregende Welt der Bücher begann ...

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    Buchvorschau

    Dark Brightness - Bridget Lionhill

    Kapitel 1

    Lass endlich meine Gedanken frei

    Ich ziehe die alte, geblümte Strickjacke meiner Mutter ein wenig enger um meinen Körper und versuche, etwas Trost in ihrer Wärme zu finden. Seit etwa einer Viertelstunde sitze ich in meiner geschützten Welt, wie mein Psychiater Dr Walker diesen Raum gerne betitelt. Und tatsächlich fühlt er sich für mich meist so an.

    Hier kann ich sagen, was ich will. Es gibt kein richtig und falsch.

    Hier kann mir keiner etwas anhaben und es gibt keine Schatten, vor denen ich mich fürchten müsste. Selbst die schlimmsten Erinnerungen erscheinen in diesen vier Wänden nicht mehr ganz so erschreckend.

    Aber eben nur fast ...

    Während mein Therapeut sich Notizen macht, lasse ich den Blick durch das Zimmer schweifen und suche, was dieses Mal anders sein könnte als sonst. Dr Walker verändert immer wieder gerne Kleinigkeiten, um es für uns Klienten einladender zu gestalten, den Raum zu durchforsten, so lange wir unseren Gedanken nachhängen. Doch die Grundstruktur bleibt immer gleich, damit wir uns hier trotz allem wie in dem gewohnt sicheren Hafen fühlen.

    Die Einrichtung ist schlicht gehalten, mit dem nötigsten an Möbeln. Die Wände sind in einem angenehmen Blau gestrichen, das mit seiner dezenten weißen Musterung fast wie ein klarer Himmel wirkt. Vereinzelte Landschaftsfotos entführen an wunderschöne Orte, die ich sofort bereisen würde.

    Umgeben von grünen, teils raumhohen Pflanzen, atme ich mit langen Zügen ein und aus, um der Unruhe etwas Einhalt zu bieten, die sich langsam hochschleicht. Meine Fingernägel fummeln nervös an den Nagelbetten der jeweils anderen Hand.

    Ich weiß, dass mich Dr Walker heute wieder nach den Alpträumen fragen wird, die mich regelmäßig heimsuchen. Und wie jedes Mal, wenn wir diesem Thema näher kommen, spüre ich deutlich, wie sich mein Herzschlag beschleunigt.

    „Okay, Samantha. Wollen Sie mir erzählen, wie es Ihnen mit dem Schlafen ergeht?" Dr Walkers samtige Stimmfarbe holt mich aus meinen Gedankengängen zurück. Seine freundlichen dunkelbraunen Augen betrachten mich intensiv. Ihr Ausdruck fordert Antworten, doch ohne mich zu bedrängen.

    Dieser Mann scheint mit seiner ganzen Mimik und Ausstrahlung wie geschaffen für diesen Job.

    Ich lasse es zu, dass sich die Erinnerungen an letzte Nacht in meinem Kopf ausbreiten, nachdem ich sie den ganzen Tag erfolgreich unter Verschluss gehalten habe. Obwohl meine Erzählungen auf diese Frage meist ähnlich sind, möchte sie Dr Walker jedes Mal detailliert hören.

    „Meine Alpträume sind nicht mehr so lang und intensiv, wie vor unserem letzten Termin. Trotzdem vergeht keine Nacht, in der sie mich nicht irgendwann heimsuchen. Ich spiele gedankenverloren an einem Faden, der sich aus der Strickjacke gelöst hat, und erzähle weiter. „Allein das Wissen, dass sie im Schlaf auf mich warten werden, macht es mir schwer, überhaupt einzuschlafen. Ich wälze mich dann oft ewig im Bett hin und her, bis ich unruhig aufstehe und mir einen Tee mache. Ich sehe mein Spiegelbild von gestern vor mir, als ich vor dem zweiten Anlauf ins Bett zu gehen noch im Bad war. Meine geröteten Augen waren von dunklen Schatten umschlungen und meine sonst so frische Bräune war einem fahlen Beige gewichen. Die wilden dunklen Locken standen ungebändigt in alle Richtungen von meinem Kopf ab und machten das bemitleidenswerte Gesamtbild vollkommen.

    Das Räuspern meines Psychiaters holt mich in die Gegenwart zurück. Mit einem kurzen Nicken fordert er mich auf weiterzusprechen.

    „Auch gestern war so ein Tag, an dem ich gar nicht einschlafen konnte und ich habe zum hundertsten Mal Ricardos Abschiedsbrief gelesen. Einige Stellen sind kaum mehr zu entziffern, weil er vom unzählige Male Lesen schon abgegriffen ist. Einige Stellen sind verwischt, weil mir immer wieder Tränen aufsteigen, wenn ich den Text lese. Immer und immer wieder lese, obwohl ich doch mittlerweile jeden Schwung der Buchstaben auswendig kenne." Meine Stimme wird beim letzten Satz lauter, weil ich mich über mich selbst ärgere, warum ich den Brief nicht wegwerfe und vorwärts schaue.

    Wie oft habe ich schon versucht, mehr Antworten zwischen den Zeilen zu finden? Antworten, warum alles so kommen musste, wie es gekommen ist.

    Und fühle mich nach dem Lesen doch nie schlauer als davor.

    Ich schließe kurz die Augen und sehe Ricardo vor mir. Er sitzt in seinem Auto und blickt durchs heruntergelassene Fenster zu mir und Ryan herüber – ich schwer gezeichnet von den letzten Tagen in seiner Gewalt und Ryan mit seinem schützenden Arm um meine Schultern. Ricardos Blick wirkt kühl und distanziert, aber auch verletzt und traurig zugleich. Die in ihm kämpfenden Dämonen blitzen aus seinen Augen und können doch die Liebe, die er für mich empfindet, nicht komplett überdecken.

    „Es tut mir so leid, Samantha! Alles war anders geplant, als es gelaufen ist. Soweit hätte es nie kommen dürfen. Ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen. Du solltest einfach nur meine Vertraute werden – für immer! – Ich werde dich immer lieben, Süße!"

    Das waren seine letzten Worte – letzte Worte, die sich in mein Herz gebrannt haben und immer wieder pochend durch meinen Kopf hallen.

    Wie ich seine Stimme vermisse!

    Trotz allem, was er mir am Ende angetan hat.

    Tränen füllen meine Augen, obwohl schon gar keine mehr übrig sein dürften. Und mir kommen Gedanken in den Kopf, die schon so oft dort herumschwirrten, denen ich aber nie erlaubte, meine Lippen zu verlassen. Doch heute möchte ich sie mit Dr Walker teilen: „Ich glaube, es ist nicht nur die Angst vor den Träumen, sondern auch der Zweikampf zwischen meinem Kopf und meinem Herzen, der mich nicht in den Schlaf finden lässt. Mein Herz schmerzt, weil es den liebevollen Teil von Ricardo vermisst. Den Ricardo, der mich über die Tanzfläche schweben ließ, als hätte ich Flügel. Mich auf Händen getragen hat und versuchte, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Die Person, die mir das Gefühl gegeben hat, endlich wieder zu leben. Trotz meiner Tränen, die unentwegt über meine Wangen gleiten, legt sich kurz ein Lächeln auf mein Gesicht. Momentaufnahmen von wundervollen Augenblicken mit Ricardo ziehen vor meinem inneren Auge vorüber. Lassen zu, dass sich mein Herz für ein paar Atemzüge leicht anfühlt. Doch nur eine Sekunde später schwappen trübe Gedanken über die glücklichen Bilder. Ich spüre deutlich, wie sich das Band um meine Brust wieder enger schnürt, das seit meiner Zeit in Ricardos Gewalt nie mehr ganz verschwunden ist. „Doch gleichzeitig wehrt sich mein Kopf gegen diese wahnwitzigen Empfindungen, die Ricardo gar nicht verdient hat. Und obwohl ich weiß, dass mein Kopf im Recht ist, lässt sich die Trauer nicht abstellen. Erneut werde ich wütend über mich selbst und meine energische Stimme spiegelt dies klar wieder. „Ich war am Ende nicht mehr seine Gefährtin, sondern eine Gefangene. Er hätte mich in seinem Wahn beinahe umgebracht. Durch ihn ist Dunkelheit für mich unerträglich geworden und ein Schatten aus Angst begleitet mich stets durch meinen Alltag. Keine Ahnung, ob ich ihm dies jemals verzeihen kann. Ich suche einen direkten Blickkontakt mit Dr Walker und setze fast flüsternd hinterher: „Aber ich bin auch nicht imstande, seine Liebe aus meinem Herzen zu verbannen. Egal was damals vorgefallen ist. Zermürbt lasse ich den Kopf sinken.

    Es ist mir ein Rätsel, wie sich zwei so gegensätzliche Charaktere in Ricardo vereinen konnten.

    Langsam beginnt mein Kopf zu dröhnen – wie so oft in letzter Zeit. Eine innerliche Narbe, die mich laut den Ärzten noch länger an die schwere Kopfverletzung erinnern wird, die mir Ricardo zugefügt hat. Ich greife nach meiner Tasche und hole Schmerztabletten heraus.

    Dr Walker kennt meinen Medikamentenplan genau und hinterfragt dies daher nicht. Er reicht mir ein Glas Wasser, das für mich in jeder Sitzung am Tisch bereitsteht, und sieht mich besorgt an. „Geht es mit ihren Kopfschmerzen oder wollen Sie Schluss machen für heute?"

    Noch während ich die Tablette runterspüle, schüttle ich vorsichtig den Kopf. „Es wird gleich besser werden. Lassen Sie uns weitermachen."

    „Okay, Samantha. Aber Sie sagen es mir ganz offen und ehrlich, wenn es Ihnen zu viel wird. Er schenkt mir ein aufbauendes Lächeln, das ich mit einem Nicken erwidere. „Wie ging es dann weiter, nachdem Sie den Brief gelesen haben? War danach irgendwann an Schlaf zu denken?

    „Wahrscheinlich hätte ich nicht so schnell einschlafen können. Aber Sie hatten mir ja Schlaftabletten für den Notfall verschrieben. Leider treten solche Notfälle zur Zeit öfter auf, als mir lieb ist." Verlegen spiele ich mit meinem Schuh an einer Teppichkante herum, die vor mir eine kleine Welle wirft.

    „Es muss Ihnen nicht peinlich sein, wenn Sie die Tabletten momentan öfters nehmen. Ausreichend Schlaf ist extrem wichtig für die Gesundheit und für die Heilung von psychischen Belastungen. Vielleicht sollten wir doch auf ein anderes Präparat umstellen, das für eine regelmäßige Einnahme geeignet ist."

    Doch wie bei den letzten Malen, wenn dieser Vorschlag von Dr Walker kommt, lehne ich ab: „Ich würde es gern weiter auf diese Weise versuchen und die Medikamente nur nehmen, wenn es die Situation gerade erfordert."

    Mein Psychiater scheint nicht begeistert über meinen Widerspruch, nimmt ihn aber ohne weitere Diskussion an. „Na gut. Wie Sie meinen. Aber ich werde den Gedanken weiterhin im Hinterkopf behalten und gegebenenfalls nochmal darauf zurückkommen. Schon macht er sich Notizen dazu und fragt gleichzeitig weiter: „Konnten Sie dann mit den Schlaftabletten wenigstens durchschlafen?

    „Die Medikamente legen immer einen leichten Schleier über meine Wahrnehmungen und ein Gefühl von Unbekümmertheit. Beides genieße ich und drifte auch meist schnell in einen tiefen Schlaf ab. Schon beginnt mein Herz wieder schneller zu schlagen. Doch mir ist klar, dass ich die Träume nicht ignorieren kann und will. Daher erzähle ich weiter: „Ich habe gestern davon geträumt, wie ich an meinem geliebten Ozean entlangspazierte. Die Sonne streifte dabei wärmend meine Haut und ich streckte ihr genüsslich das Gesicht entgegen. Die Brandung rauschte in meinen Ohren und ein salziger Geschmack legte sich auf meine Lippen. Es fühlte sich alles so real an und Wohlbefinden breitete sich in mir aus. Ich genoss entspannt die frische Meeresbrise. Als sich meine Gesichtszüge schmerzlich verziehen, weiß Dr Walker mit Sicherheit, wie der Traum weitergegangen ist. Denn auch wenn der Beginn oft variiert, bleibt das Ende immer ähnlich. „Dann drängte sich doch wieder ein intensiverer Alptraum in den Vordergrund und ein altbekannter Film spielte sich in meinem Kopf ab."

    „Wollen Sie mir den Ablauf nochmal erzählen, Samantha?"

    „Ich weiß nicht, ich ..." Eine gewohnte Enge zieht sich über meine Brust, die sich immer einstellt, wenn wir an diesen Punkt kommen.

    „Sie können einfach mal anfangen zu erzählen und wenn es Ihnen zu viel wird, brechen Sie ab." Schon wieder setzt mein Psychiater dieses Lächeln auf, dass mich wie verhext zum Weitersprechen animiert.

    Das muss man ihm lassen: Er versteht eindeutig seinen Job!

    Ich räuspere mich nochmal kurz und erzähle weiter: „Plötzlich zogen wieder dunkle Wolken auf und verdrängten mehr und mehr das strahlende Blau. Das Glitzern der gerade noch auf der Wasseroberfläche tanzenden Sonnenstrahlen erstarb und wurde von bedrohlichen Grautönen verschlungen. Schnell war der ganze Himmel bedeckt, bis auf ein kleines Loch in der Wolkendecke, das einen einzelnen Sonnenstrahl quer über den Himmel schickte. Ich schließe die Augen und sehe ein Abbild des Gemäldes, das mir Ricardo zum Geburtstag geschenkt hat, vor mir. Sehe den düsteren Ozean mit wenigen schimmernden Sonnenstrahlen, die mit Silbersprenkeln hervorgehoben wurden. Als ob meine Träume eine lebhafte Kopie davon wären. Ich tauche in die Szene ab, als würde ich sie gerade erleben und die Gegenwart um mich verblasst: „Dort, wo die Strahlen den Meeresspiegel berühren, sehe ich etwas im Wasser treiben. Erst klein und undeutlich – doch je weiter es auf mich zutreibt, desto klarer wird der Umriss. Mir ist immer sofort klar, was es ist. Denn diese Szene spielt sich jedes Mal gleich ab.

    Es ist immer das gleiche Bild – immer der gleiche Ablauf.

    Ich schlucke schwer. Meine Atmung ist mittlerweile hektisch. Trotzdem lasse ich meine Lider geschlossen und versuche, gefasst weiterzusprechen. „Die Wellen tragen Ricardos leblosen Körper in meine Richtung. Da ist keine Regung, kein Atemzug. Bis kurz vor dem Strand. Im kniehohen Wasser kehrt Leben in seine Gliedmaßen ein. Er stützt sich auf und erhebt sich langsam. Mit einem strahlenden Lächeln schreitet er in seiner gewohnt südländischen Schönheit auf mich zu. Eine Hand ist in meine Richtung gestreckt, während der Wind sanft seine Stimme zu mir trägt. ›Süße, komm zu mir ins Wasser – es ist wunderschön hier! Lass uns schwimmen gehen – du und ich für immer vereint!‹ Ich hebe kurz meine Hand, als könnte ich tatsächlich nach ihm greifen. Doch ich weiß, was mich als Nächstes erwartet. „Plötzlich beginnt seine makellose Haut abzublättern wie alter Lack. Stück für Stück wandelt sich sein markantes Gesicht in eine bläulich verfärbte Fratze. Das dunkle Braun seiner Iris verblasst und lässt ein eisiges Weiß zurück, das mich fixiert. Mein ganzer Körper erstarrt. Ich kann mich nicht bewegen, nicht schreien. Von Wasser aufgedunsene Finger greifen nach mir und ihre Berührung gleicht der Kälte des Todes, die mir jeglichen Sauerstoff entzieht … Panisch schrecke ich von der Couch hoch. Ein Schweißfilm überzieht mein Gesicht. Meine Atmung geht stoßweise und obwohl ich mir bewusst bin, dass das alles nur die Erinnerung an einen Traum ist, sehe ich mich ängstlich um. Ein unkontrollierbares Beben erfüllt meinen Körper.

    Hört dieser Wahnsinn denn niemals auf?

    Dr Walker steht auf und überbrückt den Abstand zwischen uns. Dabei redet er gefühlvoll auf mich ein. Verfällt in eine fast singende Verkettung von beruhigenden Worten, die ich kaum wahrnehme. Er dreht mich sanft in seine Richtung, damit ich gar nicht anders kann, als ihn anzusehen.

    „Tief einatmen und langsam ausatmen, Samantha. Alles ist gut. Sie sind in ihrer geschützten Welt. Niemand kann Ihnen hier etwas anhaben." Seine ruhige Ausstrahlung greift auf mich über und lässt erste kontrollierte Atemzüge zu. Nach und nach schwindet die Panik und macht bleierner Müdigkeit Platz.

    Gemeinsam mit mir lässt sich Dr Walker auf die Couch sinken. „Sie haben das toll gemacht, Samantha. Sie müssen sich Ihren Träumen bewusst stellen, um Sie verarbeiten zu können. Ich sehe es Ihnen an, wie schwer das für Sie ist. Aber es ist Teil Ihres Heilungsprozesses. Er nimmt meine Hand und drückt sie aufmunternd. „Sie müssen nach und nach mit dem Tod von Ricardo abschließen, damit Sie dieser Kampf der Gefühle nicht Nacht für Nacht wachhalten wird. Doch Sie sind eine starke Frau und ich bin zuversichtlich, dass Sie den Schlüssel dazu bald finden werden. Sagen Sie Ricrado, dass er in Ihrer Zukunft keinen Platz hat und lassen Sie ihn los.

    ~~~~~

    Nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen habe, verabschiede ich mich von Dr Walker und trete hinaus in einen sonnigen Nachmittag. Immer noch etwas wackelig auf den Beinen, nehme ich mir einen Moment Zeit, um in mich zu gehen, bevor ich nach Hause fahre. In einer kleinen Parkanlage gegenüber des Ärztehauses laden vereinzelte Bänke zum Verweilen ein. Ich setze mich auf eine, die von einem bunten Blumenbeet eingefasst ist, und lasse mich bestärkt von den Worten meines Therapeuten auf einen inneren Dialog mit Ricardo ein:

    Ich werde nicht zu dir kommen, Ricardo!

    Der Tod war deine Wahl, nicht meine!

    Auch der Moment, als du mich niedergeschlagen und dann in deinem Zuhause wie eine Gefangene eingesperrt hast, obwohl wir doch nur Stunden vorher so glücklich miteinander waren – all das waren deine Entscheidungen und ich sollte mich nicht mehr damit quälen müssen. Wenn du mich wirklich geliebt hast, dann tu noch eine Sache für mich: Lass endlich meine Gedanken frei, damit ich weitergehen kann und in ein normales Leben zurückfinde. Damit ich wieder eine Chance habe, Liebe und Vertrauen zu jemandem aufzubauen.

    Du musst mich endgültig gehen lassen, damit ich vorwärtsschreiten kann!

    Ja, ich habe dich geliebt, auf irgendeine Weise.

    Doch Liebe ist nicht gleich Liebe!

    Kapitel 2

    Ring of Fire

    Unruhig räume ich die Obstschale auf meinem Küchentresen zum was-weiß-ich-wievielten Mal von einem Ende zum anderen. Richte sie nach den Linien der Tischdecke aus, um sie dann kurz darauf doch wieder mittig zu platzieren und danach aufs Neue umzustellen. Mein Blick wandert dabei stetig durch den offenen Wohnbereich und bleibt im Minutentakt an der großen Wanduhr neben dem Eingang hängen. Ihr Ticken macht mich wahnsinnig, obwohl ich es sonst kaum wahrnehme.

    Mein Date sollte seit etwa eineinhalb Stunden da sein. Kein Anruf, keine Nachricht, nichts! Ich bin sauer und enttäuscht zugleich. Durch die Aufregung pocht es schmerzhaft in meinem Kopf, was ich aber nicht wie gewohnt betäuben möchte – MICH nicht wie gewohnt betäuben möchte.

    Diesen Abend will ich mit voller Wahrnehmung erleben.

    Selbst wenn sich mein Date nicht mehr blicken lässt, möchte ich den Frust und die Enttäuschung darüber klar erkennen. Sollte er mich versetzen, werde ich mich dieser Tatsache bewusst stellen und sie nicht hinter einem Schleier aus Schmerzmittel verbergen.

    Dr Walker wäre sicher stolz auf diese Einstellung.

    Vielleicht habe ich in die Verbundenheit, die ich von Anfang an zwischen Ryan und mir gespürt habe, zu viel hineininterpretiert, und er war sich nun doch nicht mehr sicher, ob wir heute die nächste Stufe erklimmen sollen. Statt unserer unbefangenen Nachmittage zu dritt wollten wir uns heute zum ersten Mal ohne seine Tochter Izzy treffen.

    Ich war mir selber lange unschlüssig, ob es nicht zu früh ist, sich auf etwas Engeres mit Ryan einzulassen – nur wenige Wochen nach dem dramatischen Ende mit Ricardo und einem knappen halben Jahr nach der Trennung von John. Doch mein Psychiater bestärkte mich darin, einfach auf mein Herz zu hören und meinen Gefühlen zu folgen.

    Und die sind mehr als eindeutig dafür, Ryan Platz in meinem Leben zu geben.

    Doch nun fange ich an, diese Entscheidung zu bereuen. Es scheint mir gerade nicht so, als wäre Ryan bereit, sich um das, was zwischen uns entsteht, zu bemühen.

    Es kann ja nicht so schwer sein, zu einem ersten Date pünktlich zu sein.

    Ein Cocktail aus Wut und Frust brodelt erneut in mir hoch.

    Brrrring!

    Gerade als ich meine Schuhe ausgezogen habe und das lange unterdrückte südländische Temperament meiner Mutter sie quer durch das Zimmer schleudern möchte, lässt mich das Klingeln an der Tür kurz zusammenzucken. Ich halte inne und überlege, ob ich Ryan draußen stehenlassen oder ihm doch eine zweite Chance gewähren soll. Ein Bild seines warmen Lächelns und seiner mitreißenden ozeanblauen Augen schleicht sich in mein Bewusstsein und mein Herz schlägt auf der Stelle schneller. Noch bevor der Kopf eine Entscheidung treffen kann, bin ich schon an der Gegensprechanlage. „Sperrstunde!"

    Er soll eine zweite Chance bekommen, doch die wird er sich unter meinem Sarkasmus erst verdienen müssen!

    „Hi, Sam. Sorry für die Verspätung. Aber ich hatte einen wichtigen Grund, dass ich …"

    „Sicher hattest du den!" Gerade extra gebe ich ihm noch keine Gelegenheit, sich mit Entschuldigungen einzuschleimen. Es schadet nicht, sein schlechtes Gewissen etwas anzukurbeln.

    „Mach bitte auf und ich werde dir alles …"

    „Ist dein Auto nicht angesprungen? Hat dir der Nachbarshund ein Bein abgebissen? Oder fiel der Mond vor dir auf den Highway?" Meine Verärgerung ist durch die Bissigkeit meiner Worte kaum zu überhören. Trotzdem sehne ich mich nach der unendlichen Geborgenheit, die Ryans bloße Stimmfarbe in mir hochkriechen lässt.

    Er soll ruhig noch etwas zappeln!

    „Izzy hatte einen Asthmaanfall und ich hatte nicht die passenden Medikamente zu Hause … "

    Mit einem Schlag erlischt meine Angriffslust und wird von Sorge über das kleine Mädchen überdeckt.

    Das ist tatsächlich ein triftiger Grund!

    „Warte, ich hol dich mit dem Aufzug ab." Ich betätige den Türöffner und eile zum Lift, um Ryan den Aufstieg in den vierten Stock zu ersparen. Wäre ich noch im Angriffsmodus, hätte ich ihm die achtzig Stufen bis zu mir herauf auf keinen Fall erspart und ihn von der Tür aus sogar wohlwollend dabei beobachtet, wie er sich um die letzte Ecke rackert. Aber nun treibt mich die Vorstellung der kränkelnden Izzy voran und jeder Groll ist vergessen.

    „Entschuldigung! Kaum bin ich im Erdgeschoss angekommen und habe die Tür des Seiteneingangs geöffnet, blicke ich in zwei schwarze Knopfaugen einer großen Plüschmaus, die sich im Takt der Worte hin und her bewegt, als würde sie zu mir sprechen. „Ohne wichtigen Grund würde ich so eine wunderhübsche Frau wie Sie niemals warten lassen! Es tut mir fuuuurchtbar leid und ich hoffe, diesen miserablen Start in unser erstes Date wiedergutmachen zu können. Ryan spricht mit einer kindlichen Piepsstimme und schafft es, die letzten trüben Wolken beiseite zu zaubern. Er lugt verschmitzt hinter einem der überdimensionierten Mäuseohren hervor, und sofort muss ich über das ganze Gesicht grinsen.

    Seinem Blick ausweichend, konzentriere ich mich wieder auf die schnuckelige Maus und tue so, als wäre sie mein einzig möglicher Gesprächspartner. „Da werden Sie sich schon einiges einfallen lassen müssen, Mr Mouse. Doch nun kommen Sie erst einmal mit mir nach oben." Ich schnappe eine der kleinen Pfoten und ziehe Maus und Mann herein und dann Richtung Aufzug.

    Nachdem ich den Knopf für meine Etage gedrückt habe, reicht Ryan mir das Stofftier und legt seine Schauspielrolle ab. „Es tut mir wirklich sehr leid, Sam! Doch ich musste Joey noch losschicken, um ein Medikament zu besorgen und als er wieder da war, habe ich es nicht fertiggebracht einfach abzuhauen, bevor ich nicht sicher war, dass es wirkt und es Izzy besser geht. Sorry!" Er beugt sich zu mir vor und gibt mir zur Wiedergutmachung einen zögerlichen Kuss auf die Wange. Sofort umfängt mich sein angenehm holziger Duft.

    „Okay, deine Ausrede ist überzeugender als eine Mondbruchlandung auf dem Highway!" Der Aufzug signalisiert, dass wir angekommen sind, und mit einem Zwinkern deute ich Ryan an, mir zu folgen.

    Ryan sieht mein Zuhause zum ersten Mal und ist sofort begeistert von der Architektur, obwohl er eingestehen muss, eigentlich auf Holzblockhütten, statt Betonklötze zu stehen. Aber diese Wohnung hat einen besonderen Charme. Auch ich hätte bei meiner ersten Besichtigung nie gedacht, wie mich dieser kühle, industrielle Flair begeistert.

    „Unsere Reservierung dürfte mittlerweile vergeben worden sein. Sorry, Sam." Ryan wirkt zerknirscht.

    „Hör endlich auf, dich zu entschuldigen. Du hattest einen wichtigen Grund. Wenn du dich für etwas entschuldigen solltest, dann dafür, dass du mir nicht Bescheid gegeben hast und mich im Ungewissen hast sitzen lassen. Du hättest anrufen oder mir wenigstens eine Nachricht schreiben können!"

    Verlegen fährt sich Ryan durch sein strubbeliges blondes Haar und versucht, sich weiter zu erklären: „Auch das tut mir leid. Ich habe die Zeit total übersehen. Während Joey das Medikament besorgt hat, habe ich mich mit Izzy in eine Decke eingekuschelt ins Freie gesetzt, weil sie bei diesen Anfällen draußen am besten atmen kann. Dann kam Joey endlich und ich habe ihr noch eine Geschichte vorgelesen, damit sie zur Ruhe kommt. Als mir dann plötzlich auffiel, wie spät es schon ist, hab ich Joey nur noch kurz letzte Anweisungen gegeben und bin sofort ins Auto gesprungen. Aber ich hätte dich von unterwegs anrufen sollen. Es tut mir wirklich leid."

    Mit einem Handschwenk erkenne ich seine unzähligen Entschuldigungen an und platziere meinen neuen Stofftier-Mitbewohner auf einem Hocker an der Küchentheke. „Dann ist wohl alles irgendwie blöd gelaufen heute. Lassen wir es gut sein." Mir ist bewusst, wie viel Izzy Ryan bedeutet. Bei unseren gemeinsamen Unternehmungen, die wir in den letzten Wochen immer öfters machten, hat mir die liebevolle Art, wie Ryan seine Tochter umsorgt, jedes Mal mein Herz aufgehen lassen. Nach dem Tod seiner Frau Rose war dieses kleine Wesen alles, was ihm geblieben ist. Und abgesehen davon ist Izzy einfach bezaubernd. Ich hatte mich sofort in ihre freche Ausstrahlung verliebt, als mich Ryan im Krankenhaus zum ersten Mal mit ihr besuchen kam.

    Ich kann es ihm nicht verübeln, Izzy über alles andere zu stellen!

    Ich würde es wahrscheinlich auch nicht übers Herz bringen, mein Kind in fremden Händen zurückzulassen, solange es ihm nicht gut geht." Etwas Wehmut macht sich in mir breit. Wie immer, wenn ich von möglichen Kindern rede, die ich mir in den zwanzig Jahren Ehe mit John so sehr gewünscht hätte – die aber in den Augen meines Ex-Mannes nicht in unser High-Society-Leben gepasst haben. Schnell schiebe ich diese trüben Gedanken beiseite, um mir den Abend nicht auch noch von John verderben zu lassen.

    Mein innerer Orkan aus Ärger und Frust ist schon längst zu einem leichten Windhauch abgeflaut. Die unbeholfene Aufregung über unser erstes Date gewinnt langsam wieder die Oberhand und ich kann plötzlich nachvollziehen, woher der Vergleich mit den Schmetterlingen im Bauch kommt. Ich spüre ihre Flügel deutlich von innen gegen meine Bauchdecke schlagen.

    „Nachdem unsere Reservierung verstrichen ist, brauchen wir einen neuen Plan. Ich sehe fragend zu Ryan. „Sollen wir woanders hingehen oder ein kleines Abendpicknick machen? Da wäre noch einiges in meinem Kühlschrank, was dafür brauchbar ist. Was meinst du?

    Letzteres ist meine erste Wahl, und die entsprechende Betonung hat Ryan wohl gekonnt überzeugt. Unter Vorbehalt stimmt er der Idee zu. „Normalerweise bin ich es gewöhnt, in einem Park im Schatten von Bäumen zu picknicken, und das werden wir heute definitiv nicht mehr hinbekommen… Sein Blick wandert durch meine Panoramafensterfront zum dunklen Nachthimmel und dem Lichtermeer, das sich um uns herum in den Straßen von Los Angeles ausbreitet. „… doch ich bin immer offen für Neues!

    Nach einer kurzen Wohnungsführung machen sich Ryan und ich in der Küche über mein Sammelsurium an Essbarem her und stellen eine breite Auswahl an Köstlichkeiten für unser Picknick zusammen. Das gemeinsame Vorbereiten in der Küche bereitet uns Spaß und meine anfängliche Aufregung fängt an sich zu legen. Wir reden und lachen mit unglaublicher Leichtigkeit. Ich bin froh über unsere Freundschaft, die sich in kürzester Zeit entwickelt hat.

    Ob die Gefühle auch bei Ryan für mehr als Freundschaft reichen, muss die Zeit zeigen.

    Meine Katze Luna hat es sich auf einem der Barhocker neben der Stoffmaus gemütlich gemacht und putzt ausgiebig ihr Fell. Sie ist etwas vom Wenigen, das mir aus der gemeinsamen Zeit mit Ricardo geblieben ist. Es scheint, als ob sie sich nicht sicher ist, was sie von unserem Gast halten soll. Normalerweise begrüßt sie Gäste neugierig, doch um Ryan macht sie einen weiten Bogen und hält ein wachsames Auge auf ihn.

    Auch sie wird seinem Charme früher oder später erliegen.

    Da ich leider nichts besitze, was sich als Picknickkorb eignet, wandert das fertige Essen in eine Stapelbox und ich packe noch eine Flasche Rotwein und Gläser dazu. In meiner Kindheit liebte ich es, mit der Familie picknicken zu gehen. Doch für John war das immer zu unschicklich.

    Zumindest nachdem er seine jugendlich frische Seite tief in seinem Innersten vergrub und den Johnny, in den ich mich in meiner Jugend Hals über Kopf verliebt hatte, kaum mehr zum Vorschein kommen ließ.

    Umso mehr erfreue ich mich an Ryans unkomplizierter Art.

    Nachdem ich eine Decke aus dem Gästezimmer hervorgekramt habe, drücke ich Ryan die Box mit Essen in die Hände und führe ihn aus der Küche Richtung Wendeltreppe. Er blickt mich dabei fragend an und kann sich noch nicht vorstellen, wo wir unser Picknick abhalten könnten.

    Als ich ihn dann anweise, die Treppe zur Galerie hochzusteigen, ist er doppelt verdutzt. „Was ist eigentlich unser Plan, Sam? Ich dachte, wir würden es uns vielleicht im Wohnbereich auf dem Boden gemütlich machen. Oder gehen wir Richtung Schlafzimmer?"

    „So schnell bekommst du mich nicht ins Bett, Mister!" Schelmisch zwinkere ich ihm zu und schiebe ihn von hinten an, damit er die Stufen hinaufsteigt.

    Auf der Galerie angekommen, dreht er sich zu mir um und seine geröteten Wangen deuten an, wie verlegen ihn meine Andeutung gemacht hat. „So war das gar nicht gemeint, Sam! Ich würde doch

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