Ein Korb für Theodor: Der kleine Fürst 360 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Du machst einen Fehler, Kind«, sagte Isabella von Hardenberg zu ihrer Tochter Emanuelle. »Du und Theodor, ihr wärt …« Emanuelle unterbrach sie ungeduldig. »Ich weiß, Mama, du hast es mir mindestens schon tausend Mal gesagt: Wir wären ein reizendes Paar.« »Jawohl!«, bekräftigte Isabella nachdrücklich. Sie war eine füllige Blondine mit einem hübschen runden Gesicht und porzellanblauen Augen. Wer sie nicht kannte, hätte in ihr und Emanuelle niemals Mutter und Tochter vermutet, denn Emanuelle hatte die braunen Locken ihres Vaters geerbt, seine braunen Augen und seine schlanke Figur. Alles an ihr wirkte schmal und zierlich, sie bewegte sich geschmeidig und selbst in der sportlichen Kleidung, die sie bevorzugte, wirkte sie elegant. Wenn man sie darauf ansprach, zuckte sie nur mit den Schultern: Ihr lag nichts an Eleganz, es war ihr selbst rätselhaft, wie diese Wirkung zustande kam. »Jawohl!«, wiederholte Isabella. »Und ich begreife nicht, warum du ihn nicht wenigstens kennenlernen willst. Hast du so wenig Vertrauen in das Urteilsvermögen deiner Eltern?« »Ach, Mama!« Emanuelle war das Thema lästig. »Damit hat das überhaupt nichts zu tun. Ich bin einfach nicht interessiert an Theo zu Wolckenhagen, also lass mich doch endlich mit ihm in Ruhe. Was hättest du denn gesagt, wenn deine Eltern versucht hätten, dich mit jemandem zu verkuppeln?«
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Ein Korb für Theodor - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 360 –
Ein Korb für Theodor
Viola Maybach
»Du machst einen Fehler, Kind«, sagte Isabella von Hardenberg zu ihrer Tochter Emanuelle. »Du und Theodor, ihr wärt …«
Emanuelle unterbrach sie ungeduldig. »Ich weiß, Mama, du hast es mir mindestens schon tausend Mal gesagt: Wir wären ein reizendes Paar.«
»Jawohl!«, bekräftigte Isabella nachdrücklich. Sie war eine füllige Blondine mit einem hübschen runden Gesicht und porzellanblauen Augen. Wer sie nicht kannte, hätte in ihr und Emanuelle niemals Mutter und Tochter vermutet, denn Emanuelle hatte die braunen Locken ihres Vaters geerbt, seine braunen Augen und seine schlanke Figur. Alles an ihr wirkte schmal und zierlich, sie bewegte sich geschmeidig und selbst in der sportlichen Kleidung, die sie bevorzugte, wirkte sie elegant. Wenn man sie darauf ansprach, zuckte sie nur mit den Schultern: Ihr lag nichts an Eleganz, es war ihr selbst rätselhaft, wie diese Wirkung zustande kam.
»Jawohl!«, wiederholte Isabella. »Und ich begreife nicht, warum du ihn nicht wenigstens kennenlernen willst. Hast du so wenig Vertrauen in das Urteilsvermögen deiner Eltern?«
»Ach, Mama!« Emanuelle war das Thema lästig. »Damit hat das überhaupt nichts zu tun. Ich bin einfach nicht interessiert an Theo zu Wolckenhagen, also lass mich doch endlich mit ihm in Ruhe. Was hättest du denn gesagt, wenn deine Eltern versucht hätten, dich mit jemandem zu verkuppeln?«
Isabellas schön geschwungene Augenbrauen rutschten in die Höhe? »Verkuppeln?«, fragte sie gedehnt. »Was ist das denn für ein Ausdruck? Niemand will dich verkuppeln, und das weißt du auch ganz genau. Wir haben nur jemanden kennengelernt, den wir sympathisch finden, das ist alles.«
»Das ist nicht die ganze Wahrheit, Mama! Ihr findet ihn nicht nur sympathisch, ihr möchtet auch, dass ich ihn sympathisch finde – und ihr hättet durchaus nichts dagegen, wenn mehr daraus würde. Du könntest wenigstens ehrlich zu mir sein.«
»Also schön, du hast Recht – na, und? Alle Eltern wünschen sich für ihre Kinder passende Partner. Was ist so schlimm daran?«
»Nichts, aber ich suche überhaupt keinen Partner – und wenn ich es täte, dann hätte ich gern, dass ihr die Auswahl mir überlasst. Ist das denn wirklich so schwer zu begreifen?«
»Ja, ist es. Wir überlassen dir die Auswahl ja. Du sollst ihn nur kennenlernen, mehr haben wir dir doch gar nicht vorgeschlagen! Wenn er dir nicht gefällt: gut. Wenn doch: noch besser. Das ist alles.«
»Mich würde interessieren, ob seine Eltern ihn auch so bearbeiten wie ihr mich. Ich fand sie ja eigentlich sehr nett und kann mir nicht vorstellen, dass sie …«
Isabella unterbrach ihre Tochter. »Da irrst du dich aber gewaltig, mein Kind. Sie haben ihm, genau wie wir, gesagt, was sie sich wünschen, und er ist sehr daran interessiert, dich kennenzulernen, das darf ich dir versichern.«
»Und woher weißt du das?«
»Von seiner Mutter«, erklärte Isabella. »Aber wir müssen dieses Gespräch nicht fortsetzen, da du ja offenbar nicht einmal bereit bist, uns auch nur einen Schritt entgegenzukommen.«
»Jetzt bist du böse auf mich!«, stellte Emanuelle fest. »Das tut mir leid, Mama, aber wenn ich ehrlich sein soll: es ist eure eigene Schuld. Lasst mich mein Leben leben und mischt euch nicht ständig ein, dann passiert so etwas nicht. Ich bin alt genug, selbst zu entscheiden, wen ich treffen möchte und wen nicht.«
Isabella lächelte schon wieder. »Ja, natürlich, wir sollten wohl endlich aufhören, uns Sorgen um dich zu machen.«
»Allerdings!« Emanuelle nickte nachdrücklich.
In diesem Augenblick kam ihr Vater Ferdinand zur Tür herein. Er sah die Gesichter seiner Frau und seiner Tochter und schüttelte mit wissendem Lächeln den Kopf. »Ihr habt doch nicht etwa schon wieder über Theo zu Wolckenhagen gestritten?«, fragte er.
»Gestritten nicht direkt«, antwortete seine Frau. »Aber deine Tochter hat leider genau so einen Dickschädel wie du. Sie will ihn nicht einmal treffen.«
»Dann eben nicht!«, erwiderte Ferdinand unbekümmert und wechselte einen kurzen Blick mit seiner Frau.
Emanuelle atmete erleichtert auf. Wenigstens ihr Vater war offenbar zur Vernunft gekommen und hatte nicht länger die Absicht, ihr einen Mann schmackhaft zu machen, der sie nicht im Mindesten interessierte.
»Ich habe Karten für das Galopprennen am Sonntag«, fuhr Ferdinand beiläufig fort. »Leider müssen deine Mutter und ich eine Wohltätigkeitsveranstaltung besuchen – wollt ihr hingehen, Bettina und du?«
Bettina von Angerbach war Emanuelles beste Freundin. Die beiden jungen Frauen waren Pilotinnen bei einer privaten Fluggesellschaft, die Geschäftsleute zu ihren Terminen brachte, aber auch Rundflüge für Touristen organisierte. Sie flogen nur Kleinflugzeuge mit sechs bis acht Fluggästen.
Emanuelle strahlte über das ganze Gesicht. »Klar, Papa. Das ist ja eine tolle Überraschung! Ich war schon ewig bei keinem Galopprennen mehr.«
»Ich dachte mir schon, das würde dir Spaß machen«, schmunzelte Ferdinand. »Und wenn ich ehrlich sein soll: Es tut mir in der Seele weh, dass ich dir die Karten überlassen muss.« Bei dieser faustdicken Lüge wandte er sich ab, um seiner Tochter nicht in die Augen sehen müssen.
Emanuelle bemerkte davon nichts, sie umarmte ihn stürmisch. »Danke, Papa!« Danach verließ sie bester Laune den Raum.
»Sie wird böse auf uns sein, Ferdi«, murmelte Isabella.
Er ging zu ihr und zog sie in die Arme. »Ich weiß, aber irgendwann wird sie uns verzeihen. Es scheint ja keine andere Möglichkeit zu geben, nicht wahr?«
»Nein, offenbar nicht.«
Er gab ihr einen liebevollen Kuss, bevor auch er wieder hinausging.
Isabella blieb allein zurück. Sie ging zum Fenster und betrachtete nachdenklich die graue Winterlandschaft, die sich vor ihr ausbreitete. Machten sie es richtig, ihr Mann und sie? Oder begingen sie gerade einen folgenschweren Fehler? Sie hätte viel dafür gegeben, die Antwort auf diese Fragen zu kennen.
*
»Wie kann man nur so verstockt sein?«, rief Johannes zu Wolckenhagen. »Wir schlagen dir doch nur vor, sie kennenzulernen, Theo, mehr nicht.«
»Das stimmt nicht!«, widersprach sein Sohn Theodor mit angestrengtem Gesichtsausdruck. »Ihr wollt uns am liebsten verkuppeln.«
»Aber keineswegs! Wie kommst du nur auf die Idee? Wir haben vielleicht mal die Ansicht geäußert, dass ihr beide …«
Theodor hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, ich weiß«, sagte er. »Wir wären ein reizendes Paar, Emanuelle von Hardenberg und ich. Das mag alles sein, ich möchte aber trotzdem selbst entscheiden, wen ich kennenlerne und wen nicht.«
»Das sollst du doch auch …«
»Mit dieser einen Ausnahme, nicht wahr? Wie oft habt ihr mir jetzt schon in den Ohren gelegen wegen dieser Geschichte? Ich sage es hiermit zum allerletzten Mal: Ich bin nicht auf der Suche nach einer Frau. Und sollte ich es sein, werde ich sie mir garantiert selbst aussuchen. Ich nehme übrigens an, dass sie das ähnlich sieht. Außerdem kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ihre Eltern sie auch so bearbeiten wie ihr mich. Die beiden kamen mir sehr sympathisch vor, sie würden nie im Le-
ben …«