Morgenröte über Texas
Von Sandra Marton
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Über dieses E-Book
Kühl und beherrscht: Das ist der Finanzmakler Tyler Kincaid die längste Zeit gewesen. Denn seit er auf Espada, der Ranch des einflussreichen Baron-Clans, die schöne Caitlin getroffen hat, steht seine Welt kopf. Doch darf er sie überhaupt lieben?
Sandra Marton
Sandra Marton träumte schon immer davon, Autorin zu werden. Als junges Mädchen schrieb sie Gedichte, während ihres Literaturstudiums verfasste sie erste Kurzgeschichten. „Doch dann kam mir das Leben dazwischen“, erzählt sie. „Ich lernte diesen wundervollen Mann kennen. Wir heirateten, gründeten eine Familie und zogen aufs Land. Irgendwann begann ich, mich mehr und mehr für die Gemeinde zu engagieren. Bis mir eines Tages klar wurde, dass mein großer Traum gerade verloren ging. Also beschloss ich, etwas dagegen zu unternehmen.“ Sandra Marton setzte sich an ihren Schreibtisch und schrieb eine Geschichte, die von Liebe, Leidenschaft und dem Traum vom großen Glück handelte. „Als ich hörte, dass ein Verlag den Roman veröffentlichen wollte, konnte ich es selbst kaum fassen“, erinnert sie sich. Seitdem ist Sandra Marton ihrem Traum treu geblieben. Inzwischen hat sie über 80 Romane geschrieben, deren leidenschaftliche Helden die Leserinnen in aller Welt begeistern. Mit ihrem eigenen Helden lebt die Autorin weiterhin glücklich auf einer Farm in Connecticut.
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Buchvorschau
Morgenröte über Texas - Sandra Marton
IMPRESSUM
Morgenröte über Texas erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© by Sandra Marton
Originaltitel: „The Taming Of Tyler Kincaid "
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA, Band 1390
Umschlagsmotive: konradbak / Depositphotos
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2022
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751514996
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Tyler Kincaid hatte Geburtstag und glaubte, dass ein Geschenk in seinem Bett auf ihn wartete.
In Atlanta herrschte eine drückende Hitze, aber es machte ihm nichts aus. Er hatte immer im Süden gelebt, und ihm gefielen die warmen Tage und schwülen Nächte. Es störte ihn auch nicht, eine schöne Blondine wie Adrianna in seinem Bett vorzufinden. Unter normalen Umständen müsste ein Mann verrückt sein, wenn er etwas dagegen hätte.
Tyler hielt vor den schmiedeeisernen Toren, die sein großes Grundstück sicherten.
Nur waren dies keine normalen Umstände.
Wenn er recht hatte und Adrianna mit Champagner, Kaviar und Blumen auf ihn wartete, dann hatte sie uneingeladen sein Haus betreten. Er hatte seine Geliebte einige Male gebeten, über Nacht zu bleiben, ihr jedoch keinen Zugang zu seinem Leben oder den Codes gewährt, mit denen sich die Tore und die massive Haustür öffnen ließen.
Und er hatte wahrhaftig nicht geplant, seinen Geburtstag zu feiern.
Der achtzehnte Juli war für ihn ein Tag wie jeder andere. Er kreiste das Datum nicht einmal in seinem Terminkalender ein. Allerdings war ihm genau an diesem Morgen klar geworden, dass es an der Zeit war, die Beziehung zu Adrianna zu beenden.
Hinter ihm schlossen sich die Tore. Eine schmale, von Magnolien gesäumte Straße führte zu dem großen weißen Haus, das er sich an dem Tag vor acht Jahren gekauft hatte, als er sein Unternehmen an die Börse gebracht hatte. Am Ende jenes Tages war er mehrfacher Millionär gewesen. „Ein hervorragender Bürger unserer Stadt war er im „Atlanta Journal
genannt worden. Tyler hatte den Artikel in ein Sammelalbum geklebt, direkt neben den zehn Jahre alten aus derselben Zeitung, in dem über ihn geschrieben worden war, er sei „ein Beispiel für Atlantas verlorene Jugend".
Tyler hatte beide Artikel als Erinnerung daran aufgehoben, wie sich das Leben eines Menschen mit einigen Umlaufbahnen des Planeten um die Sonne ändern konnte.
„Sie sind ein echter Zyniker", hatte sein Anwalt einmal seufzend zu ihm gesagt. Tyler fand jedoch nichts daran auszusetzen, wenn man zugab, dass nichts auf der Welt so war, wie es schien.
Besonders nicht die Beziehung zu einer Frau.
Er schaltete den Motor aus und sah das Haus an. Hinter einigen Fenstern brannte Licht. Es ging bei Einbruch der Dunkelheit automatisch an. Die Lampen gehörten zu seiner Sicherheitsanlage, die unüberwindbar war. Das behaupteten jedenfalls die Leute, die sie installiert hatten.
„Unüberwindbar, so ein Quatsch", sagte Tyler.
Für Diebe vielleicht, aber nicht für eine zielstrebige Blondine.
Von ihrem kleinen grünen Kabrio war nichts zu sehen. Das hatte er nicht anders erwartet. Seine Freundinnen waren immer sowohl schön als auch intelligent. Adrianna hatte ihr Auto sicher irgendwo versteckt. Schließlich wollte sie ihn ja überraschen.
Tyler presste die Lippen zusammen und lehnte sich in dem Lederschalensitz des Porsches zurück. Die Sache war die, dass er keine Überraschungen mochte. Nicht, wenn sie mit seinem Geburtstag zu tun hatten und darauf hindeuteten, dass sich eine Frau falsche Hoffnungen machte.
Er hatte sich klar ausgedrückt, als sie ihre Affäre begonnen hatten. Menschen würden sich ändern, ihre Ziele und Bedürfnisse würden sich ändern, hatte er zu ihr gesagt. „Ich verstehe schon, hatte ihn Adrianna lächelnd unterbrochen. „Darling, ich versichere dir, ich bin nicht im Geringsten an einer Beziehung für immer und ewig interessiert.
Sie war es nicht. Das war eins der Dinge, die er an ihr schätzte. Dem Aussehen und Hintergrund nach eine Südstaatenschönheit, war sie eine moderne Frau, wenn es darum ging, sich durchzusetzen und ein unabhängiges Leben zu führen.
Er hatte ihr auch klar gemacht, dass er Wert auf seine Privatsphäre legte. Er wolle nichts von ihren Kosmetiksachen in seinem Badezimmer haben, und er werde sein Rasierzeug nicht in ihrem zurücklassen. Ein Austausch von Hausschlüsseln oder Sicherheitscodes komme nicht infrage. Adrianna hatte gelacht, als er das gesagt hatte. „Darling, du bist genau der Mann, der mich erregt. Ein gut aussehender Halunke und wundervoller Liebhaber. Warum sollte eine Frau so dumm sein und dich zähmen wollen?"
Treue, solange die Affäre dauerte. Das war alles, wozu sie sich verpflichtet hatten. Und noch immer fühlte sich Tyler nur daran gebunden. Aber offensichtlich hatte es sich Adrianna irgendwann während ihrer Beziehung anders überlegt.
Tyler stieg aus und blickte hoch zu den Fenstern seines Schlafzimmers. Ob Adrianna ihn durch die Seidengardinen beobachtete? Er stellte sich vor, wie sie dort oben stand. Nackt oder in dem schwarzen Satinnachthemd, das er ihr geschenkt hatte. Er musste zugeben, dass ihn der Gedanke erregte.
Ein zögerndes Lächeln umspielte Tylers Mund. Okay, also übertrieb sie die Sache ein bisschen. Vielleicht tat er das Gleiche. Sie hatte ihm dabei zugesehen, wie er die Codes eingab, und sie sich eingeprägt. Und wahrscheinlich hatte sie seine Brieftasche durchsucht, während er geschlafen hatte. Sie hatte seinen Führerschein überprüft und erfahren, wann er Geburtstag hatte.
War das so schlimm?
Nein. Nicht wirklich. Damit kann ich fertig werden, sagte er sich, als er die Verandatreppe hochging. Jetzt, da er sich eingestand, übertrieben reagiert zu haben, ließ seine Anspannung nach. Er würde die Tür öffnen, in der Marmorhalle das Jackett ausziehen, den Aktenkoffer auf den Tisch legen und nach oben in sein Schlafzimmer gehen, wo Adrianna mit Rosen, Champagner und Kaviar auf ihn wartete. „Überraschung, Darling", würde sie sagen, und er würde so tun, als hätte nicht jemand vom Partyservice das Geheimnis ausgeplaudert.
Tatsächlich war es die neue übereifrige Assistentin des Besitzers gewesen, die ihn angerufen hatte.
„Mr. Kincaid, hier ist Susan von ‘Le Bon Appetit’. Ich rufe wegen Ihrer Bestellung an, die wir Ihnen heute Abend ins Haus liefern sollen."
„Wie bitte?", hatte Tyler stirnrunzelnd gefragt, ohne den Blick von den Dow-Jones-Werten auf dem Bildschirm seines Computers zu nehmen.
„Ich habe unsere Bücher überprüft und gesehen, dass Sie immer ‚Krug‘ bestellen. Ich wollte mich nur vergewissern, dass Sie diesmal wirklich ‚Dom Pérignon‘ möchten."
„Nein. Ich meine, das ist ein Irrtum. Ich habe nichts …"
„Aha. Tja, Sir, das dachte ich mir. Der Angestellte muss die Bestellung falsch notiert haben."
„Nein, er hat es nicht …"
„Es ist nett von Ihnen, anzudeuten, dass sich Miss Kirby geirrt hat, aber …"
„Adrianna Kirby hat Champagner bestellt, der zu mir nach Hause gebracht werden soll?"
„Und Beluga, Sir. Rosen. Eine Torte. Oh, ich habe doch hoffentlich nicht eine Überraschung verraten?"
Tyler hatte die Augen geschlossen. „Nein, Sie haben mir sehr geholfen."
Plötzlich hatten sich all die kleinen Zeichen zusammengefügt, die er in den vergangenen Wochen ignoriert hatte.
„Hier hast du einen Schlüssel zu meiner Wohnung, hatte Adrianna gesagt und ihm das Ding in die Hand gedrückt. „Mach nicht so ein Gesicht, Darling. Du musst mir nicht deinen geben. Es ist nur für den Fall, dass ich gerade in der Badewanne bin oder so etwas, wenn du vorbeikommst.
Dann hatte sie angefangen, bei ihm im Büro aufzukreuzen, ohne vorher anzurufen. Sie hatte ihre Ohrringe in seinem Badezimmer „vergessen. Und seit Neuestem seufzte sie jedes Mal enttäuscht, wenn er ihr Bett verließ und sich anzog. „Du könntest doch wirklich hier übernachten, Darling
, säuselte sie immer, obwohl sie wusste, dass er es niemals tun würde.
„Verdammt", flüsterte Tyler.
Ihn als Idiot zu bezeichnen wäre zu nett. Und jetzt wartete Adrianna in seinem Schlafzimmer auf ihn, mit Blumen, Champagner und einer Handvoll Träume, die er nicht mit ihr teilen wollte. Okay, er würde das Richtige tun und Überraschung, sogar Freude heucheln. Und in einer Woche würde er der Sache sanft ein Ende machen.
Tyler tippte den Code ein. Die Tür ging auf. Licht flammte auf, und hundert Leute schrien: „Überraschung!"
„Darling! Adrianna schwebte wie eine Wolke aus roter Seide, goldblondem Haar und Parfüm auf ihn zu. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
Sie lächelte ihn an. „Überrascht?"
„Ja. Sehr."
Sie hakte ihn unter. „Seht euch mal sein Gesicht an, sagte sie zu den Umstehenden. „Schatz, ich weiß genau, was du gerade denkst.
Alle bis auf Tyler lachten. „Ich bezweifle es", erwiderte er.
„Du fragst dich, wie ich das geschafft habe. Die Einladungen. Das Essen, den Champagner, die Blumen, die Band. Genau in diesem Moment klang Musik von der Galerie herunter. Adrianna legte ihm die Arme um den Nacken und begann, sich zur Musik zu bewegen. Gequält lächelnd tanzte Tyler mit ihr. „Am schwierigsten war es, heimlich deine Brieftasche zu nehmen und nachzusehen, wann der große Tag ist, nachdem du verraten hattest, dass du bald fünfunddreißig würdest.
„Habe ich das?" Tyler überlegte, wann und warum er den Mund nicht hatte halten können.
„Bei dem Abendessen für den Bürgermeister im vergangenen Monat. Irgendjemand an unserem Tisch hat sich darüber beklagt, vierzig zu werden, und du hast gelacht und gesagt, was für ein Jammer es sei, so ein verknöcherter Kerl zu sein, und dass du erst in …"
Tylers gute Vorsätze lösten sich in nichts auf. „Ich wünschte, du hättest das nicht getan, Adrianna."
„Du ärgerst dich doch nur darüber, dass ich dir heimlich über die Schulter geblickt habe, während du die Codes eingetippt hast."
„Und darüber, dass du meine Brieftasche durchsucht und diese Party organisiert hast."
„Magst du keine Überraschungen, Darling?"
„Nein, tue ich nicht", erwiderte Tyler kühl.
„Tja, dann darfst du mir das nächste Mal dabei helfen, deine Party zu planen. Adrianna lächelte geziert. „Den Geburtstag könnten wir sogar zu einem besonderen Ereignis machen. Schließlich werden wir bis dahin schon über ein Jahr zusammen sein.
Tyler antwortete nicht. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis der Abend endete … Eine Ewigkeit. So kam es Tyler jedenfalls vor.
Endlich gingen die letzten Gäste. Der letzte Lieferwagen des Partyservice fuhr ab. Im Haus war es still. Die großen, kostspielig eingerichteten Räume waren leer.
„Ich bringe dich nach Hause", sagte Tyler unfreundlich. Er hatte sein Bestes getan. Jetzt war es an der Zeit, sich mit der Realität zu befassen.
Entweder Adrianna erkannte das nicht, oder sie tat so, als würde sie es nicht erkennen.
„Ich hole meine Sachen." Sie verschwand nach oben und tauchte nicht wieder auf.
Tyler wartete in der Eingangshalle und befahl sich, ruhig zu bleiben und diese Affäre zumindest zu beenden, ohne eine Szene zu machen. Nach zehn Minuten ging er finster blickend nach oben. Er hörte Wasser im Badezimmer laufen. Adrianna duschte.
Fluchend stellte er sich ans Fenster und sah hinaus in die Dunkelheit. Mit jeder Minute löste sich die während der vergangenen Stunden aufrechterhaltene Fassade mehr auf. Er hatte gelächelt, geplaudert, den Männern die Hand geschüttelt und die Frauen auf die Wange geküsst, wenn sie ihm zum Geburtstag gratuliert hatten. Wie freigebig wären sie wohl alle mit ihren guten Wünschen gewesen, wenn sie die Wahrheit wüssten? Wenn der Junge, der er früher einmal gewesen war, ins Haus gekommen wäre und sie alle herausfordernd angesehen