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Ausweg aus der Dunkelheit: Sophienlust 419 – Familienroman
Ausweg aus der Dunkelheit: Sophienlust 419 – Familienroman
Ausweg aus der Dunkelheit: Sophienlust 419 – Familienroman
eBook120 Seiten1 Stunde

Ausweg aus der Dunkelheit: Sophienlust 419 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Der große Beethoven-Saal der Stuttgarter Liederhalle war bis auf den letzten Platz besetzt. Zum erstenmal gab der weltbekannte René Monte in Stuttgart einen Konzert­abend. Am Flügel saß ein schlanker jüngerer Mann. Eine Strähne seines dunkelblonden Haares fiel ihm in die hohe Stirn. Seine Augen wurden von einer dunklen Brille verdeckt. Trotz seiner Blindheit spielte er die Sonate Es-Dur op. 27 Nr. 1 von Ludwig van Beethoven mit grandiosem Können und Einfühlungsvermögen. Hingerissen lauschten die Menschen im Saal dem Spiel des Künstlers. Denise von Schoenecker saß mit ihrem Mann Alexander in der ersten Reihe. Überwältigt griff sie nach seiner Hand. Die Finger ineinander verschlungen, saßen sie fast bewegungslos da, bis die letzten Töne verklangen. Kurze Zeit war es so still im Saal, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können, dann brach orkanartig der Beifall los. Der Pianist war aufgestanden und verbeugte sich. Eine junge Frau kam auf die Bühne und führte ihn durch eine Seitentür vom Podium. »Es war einfach wundervoll«, sagte Denise. Sie sah auf ihrem Mann, der noch immer auf das Podium starrte, obwohl dort nur noch der Konzertflügel zu sehen war. »Hallo, Liebster!« sagte sie und stieß ihn an.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum27. Aug. 2023
ISBN9783989361379
Ausweg aus der Dunkelheit: Sophienlust 419 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Ausweg aus der Dunkelheit - Anne Alexander

    Sophienlust

    – 419 –

    Ausweg aus der Dunkelheit

    Anne Alexander

    Der große Beethoven-Saal der Stuttgarter Liederhalle war bis auf den letzten Platz besetzt. Zum erstenmal gab der weltbekannte René Monte in Stuttgart einen Konzert­abend.

    Am Flügel saß ein schlanker jüngerer Mann. Eine Strähne seines dunkelblonden Haares fiel ihm in die hohe Stirn. Seine Augen wurden von einer dunklen Brille verdeckt. Trotz seiner Blindheit spielte er die Sonate Es-Dur op. 27 Nr. 1 von Ludwig van Beethoven mit grandiosem Können und Einfühlungsvermögen. Hingerissen lauschten die Menschen im Saal dem Spiel des Künstlers.

    Denise von Schoenecker saß mit ihrem Mann Alexander in der ersten Reihe. Überwältigt griff sie nach seiner Hand. Die Finger ineinander verschlungen, saßen sie fast bewegungslos da, bis die letzten Töne verklangen.

    Kurze Zeit war es so still im Saal, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können, dann brach orkanartig der Beifall los. Der Pianist war aufgestanden und verbeugte sich. Eine junge Frau kam auf die Bühne und führte ihn durch eine Seitentür vom Podium.

    »Es war einfach wundervoll«, sagte Denise. Sie sah auf ihrem Mann, der noch immer auf das Podium starrte, obwohl dort nur noch der Konzertflügel zu sehen war. »Hallo, Liebster!« sagte sie und stieß ihn an. »Du kannst wohl noch nicht abschalten, aber es ist große Pause.« Sie stand auf.

    Die meisten der Zuhörer strebten schon den Ausgängen zu, um sich zu erfrischen oder die Füße zu vertreten. Noch immer etwas abwesend hatte sich auch Alexander erhoben und seinen Arm um Denises Taille gelegt. Geschoben von anderen strebten auch sie aus dem Saal. Doch dann führte Alexander seine Frau nicht zur Bar, sondern nur aus dem Gedränge heraus. »Was ist?« fragte Denise leicht beunruhigt. »Du hast doch etwas?«

    »Er nennt sich René Monte«, sagte er, »aber er erinnert mich stark an den Sohn Edwin Mosers. Kannst du dich noch auf ihn besinnen?«

    »Edwin Moser? Natürlich, das war doch der Architekt, der vor sieben Jahren mit seiner Frau bei einem Schiffsunglück ums Leben kam, während sein Sohn bei uns die Ferien verbrachte. Wie hieß er doch gleich...«

    »Reinhard. Obwohl er seitdem nichts mehr von sich hören ließ, habe ich mich noch oft an ihn und sein gu­tes Klavierspiel erinnert. Er studierte Musik.«

    »Reinhard Moser«, sagte Denise nachdenklich, »ich weiß nicht recht... Das Alter könnte zwar stimmen. Soweit ich mich erinnere, war er damals dreiundzwanzig. Aber warum sollte er jetzt blind sein?«

    »Wenn das Schicksal es will, kann es einen sehr schnell ins Unglück stürzen«, erwiderte Alexander ernst. »Es ist auch die Brille, die mich so unsicher macht. Eine Brille kann einen Menschen sehr stark verändern. Und doch glaube ich, daß René Monte in Wirklichkeit Reinhard Moser heißt. Es ist sicher auch kein Zufall, daß beide Namen dieselben Anfangsbuchstaben haben.«

    »Ich glaube jetzt beinahe auch, daß du recht hast«, sagte Denise. »Ich schlage vor, wir gehen sofort in die Höhle des Löwen, in diesem Fall in seine Garderobe.«

    Alexander lachte. »Liebling, du bist immer dieselbe, gleich mit Bravour voran! Aber diesmal geht’s nicht, in...« Er sah auf seine Armbanduhr. »In fünf Minuten ist die Pause zu Ende. Die Leute strömen schon in den Saal zurück. Wir können ihn erst nach der Vorstellung aufsuchen.«

    Arm in Arm schlossen sie sich den anderen an. So mancher Blick folgte ihnen. Sie waren auch ein wirklich attraktives Paar. Denise trug ein schwarzes Chiffonkleid, an dessen Ausschnitt eine silberne Rose befestigt war. Ihr schwarzes Haar schimmerte im Licht der Lampen.

    Nach dem letzten Teil des Konzertes verließen Denise und Alexander von Schoenecker bereits den Saal, noch ehe der Beifall verklungen war. Draußen bat Alexander einen Angestellten, dem Künstler René Monte seine Visitenkarte zu überreichen, auf die er ein paar Zeilen geschrieben hatte. Zusammen mit der Visitenkarte gab er dem Mann ein gutes Trinkgeld. »Ich bin in der Bar zu erreichen«, sagte er. Während der Angestellte davoneilte, ging Alexander mit seiner Frau zur Bar und bestellte zwei Cocktails.

    »Ich bin gespannt, ob er sich noch an uns erinnert«, meinte Denise. »Wenn er es überhaupt ist.«

    »Das wird sich bald herausstellen«, entgegnete Alexander.

    Es dauerte nur kurze Zeit, da entdeckte Alexander den Boten, wie er sich an der Bar suchend umblickte. Er winkte, und der Mann kam auf ihn zu. »Der Maestro bittet Sie, ihn in seiner Garderobe aufzusuchen«, sagte er mit einer leichten Verbeugung. »Wenn Sie mir folgen würden...«

    »Also habe ich recht behalten«, meinte Alexander zu seiner Frau, als sie in einen Gang einbogen, der zu den Räumen hinter der Bühne führte.

    »Hier ist die Garderobe des Maestros.« Der Angestellte wies auf eine dunkle Tür.

    Alexander bedankte sich. Auf sein Klopfen hörte man von drinnen ein Knurren. »Ruhe, Harras!« befahl eine weibliche Stimme. Die Tür wurde geöffnet. Vor ihnen stand eine junge Frau. »Von Schoenecker?« fragte sie, und, ohne auf Antwort zu warten, fuhr sie lebhaft fort: »Mein Bruder erwartet Sie bereits. Kommen Sie bitte herein!«

    Von einer Couch erhob sich ein hagerer Mann. Er griff nach dem Halsband eine großen Labradors, der wieder knurrte. »Ruhig, Harras!« sagte René Monte mit weicher, klangvoller Stimme. »Es sind sehr gute Freunde, die uns besuchen.« Seine Augen blickten in die Richtung seiner Besucher, so daß diese im ersten Moment dachten, er würde sie doch sehen können. Aber als sie mit ausgestreckte Händen auf ihn zugingen, bemerkte er es nicht.

    So ergriff Denise resolut seine rechte Hand und drückte sie herzhaft. »Ich freue mich sehr, Sie wiederzusehen«, sagte sie. »Ich wollte es erst gar nicht glauben, als Alexander meinte, Sie müßten mit Reinhard Moser identisch sein.«

    »Der Reinhard Moser von damals existiert auch nicht mehr«, sagte der Pianist, und sein sensibler Mund verzog sich bitter. »Dieser Reinhard war voller Lebenslust, und seine Augen sahen alles Schöne in dieser Welt. Aber lassen wir das! Es überrascht mich, daß Sie mich nach all den Jahren wiedererkannt haben. Als mir Bianca Ihre Karte vorlas, habe ich mich sofort an Sie erinnert – und an die herrlichen Ferien, die ich auf Ihrem Gut Schoeneich verbrachte... Ich bin sehr unhöflich«, unterbrach er sich, »ich habe Ihnen noch nicht einmal Platz angeboten. Bitte, setzen Sie sich doch!«

    Während sich die von Schoen­eckers auf die Couch setzten, nahm er selbst auf dem Hocker Platz, der vor dem Frisierspiegel stand. Harras legte sich zu seinen Füßen, ließ aber kein Auge von den Besuchern.

    »Meine Schwester Bianca hatten Sie ja damals nicht kennengelernt«, sagte Reinhard. »Sie lebte bei unserer gelähmten Großmutter. Sonst wäre sie höchstwahrscheinlich mit meinen Eltern gefahren und auch mit...« Er unterbrach sich abrupt und wandte den Kopf seiner um drei Jahre jüngeren Schwester zu, die einige Gegenstände in einen kleinen Koffer packte. »Bianca scheint in der Welt nur dazu bestimmt zu sein, immer wieder Hilfsbedürftigen beizustehen.« Seine Stimme klang wieder überaus bitter. »Ich komme mir oft als krasser Egoist vor, weil ich sie so in Anspruch nehme.«

    »Du bist ein großer Dummkopf!« Bianca schloß energisch den Koffer. Sie ging zu ihrem Bruder und legte liebevoll ihren Arm um seinen Hals. Sie trug ihre braunen Haare kurzgeschnitten. Mit ihren blauen lustigen Augen erinnerte sie Alexander an Reinhard, wie er vor sieben Jahren gewesen war.

    Lachend wandte sie sich an Denise und Alexander. »Mein Bruder übertreibt wie gewöhnlich. Es macht mir großen Spaß, ihn als Managerin zu betreuen. Das habe ich ihm schon hundertmal gesagt. Trotzdem beklagt er sich immer wieder.« Sie strich ihm zärtlich über das Haar.

    »Du bist nicht nur meine Managerin, sondern ersetzt auch meine Augen«, meinte Reinhard, »wenn Harras nicht bei mir sein kann. Aber warum sitzen wir hier noch in der Garderobe? Wenn ich auch die Umgebung nicht sehen kann, so bezweifle ich doch, daß es hier gemütlich ist. Frau von Schoenecker, ich war damals Ihr Gast. Darf ich mich jetzt revanchieren und Sie einladen? Wir wohnen im Hotel ›Graf Zeppelin‹, das Restaurant dort ist ausgezeichnet.«

    Alexander lachte. »Ich wollte Sie gerade bitten, unser Gast zu sein, aber wir nehmen auch gern Ihren Vorschlag an.«

    Reinhard stand auf. »Dann wollen wir keine Zeit mehr verlieren.«

    Sie verließen die Liederhalle durch einen Seitenausgang, um den Fans auszuweichen, die vor dem Haupttor warteten.

    Draußen wehte ein kalter Wind, obwohl es schon Anfang März war. Unwillkürlich zogen sie ihre Mantelkragen hoch, als sie zum Parkplatz gingen.

    *

    »Gute Nacht, mein Liebling«, sagte Gabriele Wagner am selben Abend und deckte ihren Jungen liebevoll zu, nachdem sie mit ihm gebetet hatte.

    Der Siebenjährige richtete sich auf. »Bitte, Mutti, sing noch ein Lied«, bat er. »Das von den wilden Reitern!«

    »Du willst doch bloß wieder die Schlafenszeit hinauszögern«, meinte Gabriele und strich sich die langen blonden Haare zurück. »Aber heute geht’s nicht.

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