Eine Familie ist das höchste Glück: Sophienlust Bestseller 58 – Familienroman
Von Anne Alexander
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Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Obwohl der große Saal im Grandhotel von Maibach voll besetzt war, vernahm man kaum einen Laut des Publikums, nur ab und zu erklang ein leises Hüsteln, das aber sofort wieder unterdrückt wurde. Wie verzaubert lauschten die meisten der Menschen in dem weiten Raum dem Vortrag der Sängerin, die ganz oben auf dem Podium stand. In der Tat, Maria Cervas, die sich auf einer Tournee durch Deutschland befand, war eine gottbegnadete Künstlerin. Sie hatte eine schmelzende Stimme, die mal weich, mal leidenschaftlich aufklang. »Ich bin froh, daß wir trotz des kalten Wetters hierhergekommen sind«, sagte Denise von Schoenecker leise zu ihrem Mann Alexander. Ihre Plätze lagen in einer der vordersten Reihen. Neben Alexander von Schoenecker saß Sascha, sein einundzwanzigjähriger Sohn aus erster Ehe, der zum Wochenende aus Heidelberg gekommen war, wo er studierte. Neben Denise saß die dreizehnjährige Angelina Domin und neben ihr Dominik von Wellentin-Schoenecker, Denises Sohn aus ihrer ersten Ehe. Obwohl nur drei Jahre älter als Angelina, war er der eigentliche Besitzer des Kinderheims Sophienlust. Alexander von Schoenecker warf seiner Frau einen zärtlichen Blick zu. Er liebte sie noch genauso wie am ersten Tag. Er nahm ihre Hand, drückte sie zärtlich und ließ sie dann nicht mehr los. Auch Angelina hatte Dominiks Hand gefaßt. Der Gesang der Künstlerin und die begleitende Musik hatte sie ins Träumen gebracht. Sie sah sich wieder nach dem Zirkusbrand, bei dem ihre Eltern umgekommen waren, verschreckt herumirren, bis Dominik sie fand und zum Kinderheim Sophienlust brachte. Maria Cervas sang gerade das Lied »Erinnerungen« aus dem Musical »Cats«. Ergriffen von der hervorragenden Wiedergabe des Liedes lauschte das Publikum. Es war so still im Saal, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
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Buchvorschau
Eine Familie ist das höchste Glück - Anne Alexander
Sophienlust Bestseller
– 58 –
Eine Familie ist das höchste Glück
Seid ihr euch bitte wieder gut?
Anne Alexander
Obwohl der große Saal im Grandhotel von Maibach voll besetzt war, vernahm man kaum einen Laut des Publikums, nur ab und zu erklang ein leises Hüsteln, das aber sofort wieder unterdrückt wurde. Wie verzaubert lauschten die meisten der Menschen in dem weiten Raum dem Vortrag der Sängerin, die ganz oben auf dem Podium stand.
In der Tat, Maria Cervas, die sich auf einer Tournee durch Deutschland befand, war eine gottbegnadete Künstlerin. Sie hatte eine schmelzende Stimme, die mal weich, mal leidenschaftlich aufklang.
»Ich bin froh, daß wir trotz des kalten Wetters hierhergekommen sind«, sagte Denise von Schoenecker leise zu ihrem Mann Alexander.
Ihre Plätze lagen in einer der vordersten Reihen. Neben Alexander von Schoenecker saß Sascha, sein einundzwanzigjähriger Sohn aus erster Ehe, der zum Wochenende aus Heidelberg gekommen war, wo er studierte. Neben Denise saß die dreizehnjährige Angelina Domin und neben ihr Dominik von Wellentin-Schoenecker, Denises Sohn aus ihrer ersten Ehe. Obwohl nur drei Jahre älter als Angelina, war er der eigentliche Besitzer des Kinderheims Sophienlust.
Alexander von Schoenecker warf seiner Frau einen zärtlichen Blick zu. Er liebte sie noch genauso wie am ersten Tag. Er nahm ihre Hand, drückte sie zärtlich und ließ sie dann nicht mehr los.
Auch Angelina hatte Dominiks Hand gefaßt. Der Gesang der Künstlerin und die begleitende Musik hatte sie ins Träumen gebracht. Sie sah sich wieder nach dem Zirkusbrand, bei dem ihre Eltern umgekommen waren, verschreckt herumirren, bis Dominik sie fand und zum Kinderheim Sophienlust brachte.
Maria Cervas sang gerade das Lied »Erinnerungen« aus dem Musical »Cats«. Ergriffen von der hervorragenden Wiedergabe des Liedes lauschte das Publikum. Es war so still im Saal, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Doch plötzlich wurde die Stille von der Stimme einer Frau unterbrochen, die sich zwar bemühte, leise zu sein, aber sich doch störend bemerkbar machte. Ein Mann antwortete.
»Ruhe!« zischten einige Zuhörer.
»Auch noch!« meinte der weibliche Störenfried jetzt lauter. »Ich lasse mir doch das Sprechen nicht verbieten! Ich kann nun einmal so ein Gesäusel nicht ausstehen! Aber nein, Jürgen«, wandte sie sich an ihren Begleiter, »du mußtest mich ja unbedingt hierherschleppen, obwohl ich in die Disko gehen wollte.«
»Ruhe!« riefen nun mehrere Besucher. Die Sängerin vorn auf dem Podium hatte erschrocken ihren Gesang unterbrochen und starrte konsterniert zu den Zuschauern hinunter.
Denise von Schoenecker und ihre Begleiter hatten sich umgedreht und blickten zu der Frau und dem Mann hin, die zwei Reihen hinter ihnen saßen. Die Frau hätte man schön nennen können mit ihren schwarzen langen Locken, den dunklen Augen und der schlanken Figur, wenn sie nicht so stark geschminkt und zu auffallend gekleidet gewesen wäre. Aber sie schien gern aufzufallen, denn sie genoß offensichtlich das Aufsehen, das sie erregte. Ihrem Begleiter dagegen schien es mehr als peinlich zu sein, und er sprach gedämpft auf sie ein, als wollte er sie beruhigen, aber sie lachte nur laut auf.
An der Bankreihe war ein Saaldiener erschienen. Er rief zu den Leuten hinüber: »Meine Dame, mein Herr, wenn Sie nicht sofort Ruhe geben, muß ich Sie bitten, den Saal zu verlassen!«
»Nichts lieber als das!« erwiderte die junge Frau schnippisch und stand auf. »Da hast du’s, Jürgen, wir sind hier unerwünscht! Ich hab’s dir ja gleich gesagt, daß wir in einem solchen Trauerverein nichts zu suchen haben. Nun komm endlich!«
Ihr Begleiter hatte sich auch erhoben. Man sah, es fiel ihm schwer, sich zu beherrschen. »Das war Absicht!« stieß er hervor. »Du wolltest, daß man auf uns aufmerksam wird und…« Die weiteren Worte verstand Denise nicht mehr, weil er sich inzwischen durch die Bankreihe hindurchgeschoben hatte. Sie hörte nur noch, wie die Frau schrill auflachte und sagte: »Ich habe schließlich lange genug gewartet«, dann hatte sie ihren Begleiter eingeholt.
Durch den Saal hallten dem Pärchen noch einige entrüstete Rufe nach, dann schloß sich hinter den beiden die Tür. Der Manager der Sängerin erschien auf der Bühne und entschuldigte sich für den Vorfall, obwohl es nicht seine Schuld gewesen war. Dann setzte Maria Cervas ihren Vortrag fort, als wenn nichts geschehen wäre. Als sie das letzte Lied ihres Repertoires gesungen hatte, bedankte sich das Publikum mit rauschendem Beifall.
»Ich habe schon lange nicht mehr ein Konzert so genossen, wie dieses«, gestand Denise, als sie mit ihren Begleitern auf die Straße trat.
»Nur schade, daß die junge Frau, die Herrn Melber begleitet hat, so stören mußte«, meinte Alexander und eilte voran zum Parkplatz, dicht gefolgt von Sascha.
Es war Anfang März und noch empfindlich kalt. Denise schlug fröstelnd den Kragen ihres Mantels hoch und folgte ihrem Mann mit Angelina und Dominik. Kurz darauf befanden sie sich auf der Heimfahrt.
Im Wagen war es angenehm warm, nachdem die Heizung eingeschaltet worden war. Die Nacht war klar und mondhell, so daß Alexander im gewohnten Tagestempo fahren konnte.
»Du kennst das Pärchen, das so unangenehm aufgefallen ist?« fragte Denise nach einer Weile. Vor ihnen waren schon die Lichter des Marktfleckens Bachenau aufgetaucht.
»Kennen ist zuviel gesagt«, erwiderte Alexander. »Ich hatte nur einige Male geschäftlich mit Herrn Melber zu tun. Er ist Geschäftsführer der Bachenauer Landmaschinenfabrik. Bei einer dieser Gelegenheiten habe ich auch seine Frau kennengelernt, eine sehr attraktive Frau mit hellblonden Haaren und blauen Augen, die sehr dezent gekleidet war.«
»Ach so!« bemerkte Denise. »Also war diese Person auf keinen Fall seine Frau.«
»Genau!« erwiderte Alexander.
»Das ist mir unbegreiflich«, meinte Denise. »Nach deiner Beschreibung muß seine Frau doch viel reizender sein, als diese…« Ihr fehlten die richtigen Worte, und so fuhr sie fort: »Sie wirkte einfach vulgär!«
»Wo die Liebe hinfällt«, erwiderte Alexander lachend.
Auch Denise mußte lachen. »Ich hatte den Eindruck, daß sie nach Höherem strebt«, bemerkte sie, »denn als er ihr vorwarf, daß sie den Skandal mit Absicht provoziert hätte, erwiderte sie, sie hätte ja auch schon lange genug warten müssen! Höchstwahrscheinlich wollte sie, daß seine Frau von dem Skandal erfährt und sich dann scheiden läßt. Aber was gehen uns diese fremden Leute an!«
Angelina, die mit Sascha und Dominik auf dem Rücksitz saß, hatte nicht an die Störenfriede, sondern an die Sängerin gedacht. Schade, daß ich nicht so singen kann, dachte sie. Zu gern wäre sie auch Sängerin geworden. Und das Kleid, das die Cervas angehabt hatte! Aus ihren Gedanken heraus sagte sie: »Ich glaube, Nick, du hast noch nicht einmal mein neues Kleid bemerkt. Wir haben alle zum Frühjahr neue Kleider bekommen.«
»Nicht bemerkt? Das ist gut!« erwiderte Dominik lachend. »Ich war doch selbst bei den Einkäufen meiner Mutter dabei, und ich kann dir versichern, daß ich sogar selbst dein Kleid ausgesucht habe, Pünktchen!«
Angelina, die ihrer vielen Sommersprossen wegen meist Pünktchen genannt wrude, errötete. »Ist das wirklich wahr?« fragte sie. »Dann muß ich mich ja auch bei dir bedanken.«
Jetzt wurde Dominik verlegen. »Ach, Unsinn!« wehrte er ab.
»Mein Bruder macht sich«, sagte Sascha mit gutmütigem Spott. »Du willst wohl jetzt in die Modebranche gehen, Nick?«
»Vielleicht, wer weiß!« gab Nick zurück.
Alexander bremste den Wagen ab. »Aussteigen, mein Fräulein«, kommandierte er, »wir sind angekommen!«
Gleich darauf stand Pünktchen vor dem Sophienluster Kinderheim, das selbst im fahlen Mondlicht sehr imposant aussah. Sie blickte dem Wagen nach, der nach Gut Schoeneich weiterfuhr, wo die Familie von Schoenecker wohnte. Dann eilte sie die Freitreppe hoch zum Portal.
*
Gabriele hatte in dieser Nacht wieder einmal nicht schlafen können. Angespannt lauschte sie auf jedes Geräusch, das von der Straße kam, bis sie den Wagen hörte, der vor dem Haus hielt. Deutlich hörte sie, wie das Garagentor hochgezogen wurde, dann wieder den Motor des Wagens, das Herunterlassen des Garagentors. Schritte erklangen unten im Flur, dann auf der Treppe. Leise wurde die Schlafzimmertür geöffnet. Sofort schloß Gabriele die Augen und tat, als wenn sie fest schlafen würde, um ja nicht wieder seine verlogenen Entschuldigungen anhören zu müssen.
Sie öffnete die Augen auch nicht, als Jürgen seine Nachttischlampe einschaltete. Bald darauf lag er neben ihr im Bett und zeigte durch Schnarchen an, daß er sofort fest eingeschlafen war.
Als hätte er ein reines Gewissen, dachte die junge Frau. Aber er muß eine Geliebte haben, denn wo verbringt er sonst seine Nächte bis zu den Morgenstunden? Sie stöhnte leise auf. Wieder verspürte sie Schmerzen in der Gallengegend. Erst allmählich ließen sie nach. Ich müßte endlich einen Arzt aufsuchen, dachte sie noch, bevor auch sie schließlich einschlief.
*
Erschrocken fuhr Gabriele hoch. Sie wußte nicht, was sie geweckt hatte. Sie sah auf die Uhr, die Zeiger standen auf fünf Minuten vor acht. Sie hätte schon vor einer Stunde aufstehen sollen. Sie lauschte zum nebenan liegenden Kinderzimmer, dessen Tür angelehnt war. Von dort kam vergnügtes Gebrabbel. Ein liebevolles Lächeln erhellte das Gesicht der jungen Frau; ihr kleines Töchterchen schien sich gut selbst zu unterhalten.
Gabriele schlüpfte aus dem Bett und zog sich ihren Morgenmantel über. Das Nebenbett war leer, und sie wunderte sich wieder einmal darüber, wie ihr Mann es fertigbrachte, nach seinen nächtlichen Eskapaden noch pünktlich an seinem Arbeitsplatz zu erscheinen. Sie ging ins Kinderzimmer hinüber.
»Mami! Mami!« jubelte die zweijährige Doris, als sie ihre Mutter erblickte. Sie stand in ihrem Gitterbettchen und hielt Gabriele einen kleinen Teddybären entgegen. »Da guck! Papi so lieb!«
Ja, zu dir, dachte die junge Frau bitter. Anscheinend war Jürgen nach dem Aufstehen zu seiner Tochter gegangen und hatte