Winter-Novellen: Liebe zwischen Eis und Schnee
Von Joana Angelides
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Über dieses E-Book
Hier werden in der Form von Novellen kleine Geschichten über Liebe, Freude und Lebenslust erzählt.
Der Leser besucht verschiedene Länder, vom Gebirge bis zur Adria und lernt die Protagonisten zu lieben
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Buchvorschau
Winter-Novellen - Joana Angelides
Eine Mühle im Wald
Sie hatte sich in einem kleinen Hotel in Dornbach eingemietet. Der Flug war anstrengend, sie hatten schon beim Abflug, aufgrund eines Schneesturmes eine halbe Stunde Verspätung, Es gab Turbulenzen während des Flugs, in der Reihe vor ihr saß ein Ehepaar, das den ganzen Flug über stritt und hinter ihr eine Mutter mit einem sehr lebhaften Zweijährigen, der aus irgendeinem Grund immer wieder ihre Haare anders legen wollte.
Dann mussten sie noch sehr lange auf das Entladen des Gepäcks warten. Das Einzige, das wirklich geklappt hatte, war die Übergabe des Mietwagens, den sie für die Dauer ihres Aufenthaltes in Wien im Voraus gemietet hatte. Sie hatte sich vorgenommen, diese Erbschaftssache in möglichst kurzer Zeit zu erledigen und dann wieder nach Hause zu fliegen.
Sie öffnete die Balkontüre und trat auf den kleinen Balkon hinaus. Es hatte auch in Wien den ganzen Tag über geschneit und es lag daher ein wenig Schnee nun zu ihren Füßen und am Balkongeländer. Dafür aber war der Ausblick auf die Alszeile darunter mit den großen wuchtigen Bäumen, den Bänken dazwischen, märchenhaft. Große träge Flocken fielen lautlos vom Himmel, es war windstill und die Geräusche der Dornbacher Straße drangen nur gedämpft bis hier her. Die Flocken blieben liegen und verwandelten die verkehrsarme Straße und die Gehsteige in weiße Teppiche. Etwas weiter oben war der Gebäude-Komplex eines Krankhauses zu sehen, wo in einigen Zimmern Licht brannte, doch in den meisten war es dunkel. Es war immerhin schon Zehn Uhr nachts.
Es lag ein mehr oder minder geruhsames Wochenende vor ihr. Der Termin bei dem Rechtsanwalt, der sie angeschrieben hatte, war erst am montagnachmittags. Sie nahm sich vor, das gegenständliche Objekt, das sie nun erben wird, vorher in Augenschein zu nehmen. Es war eine alte Mühle, die schon lange nicht mehr in Betrieb war. Als sie und Ferdinand, der Bruder, noch Kinder waren, kamen sie mit den Eltern des Öfteren dorthin und verbrachten die Wochenenden da, mit spielen. Die Eltern verstarben bei einem Autounfall und Ferdinand und sie selbst zog es in die Welt hinaus, er lebt nun in Neuseeland und hat eine Verzichtserklärung geschickt. Also blieb nur mehr sie übrig. Sie war fest entschlossen die alte Mühle sowie das gesamte Grundstück zu verkaufen. Da sie ja nun in Schweden, genauer in Stockholm, lebte und demnächst Sven Lundson, einen sehr wohlhabenden Baumeister heiraten wird, hatte sie kein Interesse an dieser Immobilie.
Außerdem hatte sie eine Festanstellung in einer Kinderklinik als Oberärztin und nicht die Absicht oft nach Österreich zurück zu kommen. Sie konnte sich um das Grundstück gar nicht wirklich kümmern. Also war der Verkauf die ideale Lösung.
Sie blickte ganz verzaubert in die stille, weiße Winterlandschaft zu ihren Füßen, als sie das Telefon aus ihren Gedanken riss.
Es war Sven.
„Na, Liebes, guten Flug gehabt? Wie ist das Hotel?", fragte er fröhlich.
„Naja, der Flug ging so. Das Hotel ist ein kleines, aber entzückendes Gebäude, mit nicht viel Zimmern, am Rande von Wien. Es gibt ein Krankenhaus und drei Friedhöfe in der Nähe, sowie viele Bäume und eine herrliche Stille".
„Das klingt ja makaber, Krankenhaus mit eigenem Friedhof?", lachte Sven.
„Nein, ist nicht so, wie Du denkst", konterte Sabine, ebenfalls lachend.
„Wie lange wirst Du denn in Wien bleiben, Du fehlst mir jetzt schon!", sagte Sven mit leiser Stimme.
„Ich nehme an, so etwa eine Woche. Am Montag habe ich den Termin bei dem Anwalt, dann muss ich mir noch einen Makler suchen, der das Objekt verkauft!"
„Ich hoffe das sehr! Was machst Du denn am Wochenende?", fragte Sven neugierig.
„Ich werde einmal Wien erkunden, ansehen was sich verändert hat und außerdem möchte ich auch zur Mühle fahre und mir das Objekt ansehen. Es gibt da angeblich einen Mieter, einen Maler der derzeit drinnen wohnt, aber von dem Rechtsanwalt bereits gekündigt wurde", sagte Sabine.
„Ok, aber rufe mich immer wieder an, am besten so abends, Du weißt, bin dauernd auf Baustellen oder im Büro!" klick, das Gespräch war beendet.
Wie durch Zauberhand ging plötzlich die Abendbeleuchtung in der Allee, genannte Alszeile, wo das Hotel stand, an. Und es entstand eine mystische winterliche Szene. Durch das Schneetreiben entstanden rund um die Laternen leuchtende Kreise, in denen die Flocken tanzten.
Auch in den Villen rundum gingen teilweise die Lichter an, irgendjemand spielte Klavier.
Sie ging wieder in ihr Zimmer zurück und stellte fest, dass sie hungrig war. Sie griff zum Telefon und es meldete sich die Rezeption.
„Wäre es möglich, dass Sie mir einen kleinen Imbiss heraufschicken?", fragte sie.
„Gnädige Frau, wir sind ein Frühstückshotel, wir haben keine Küche. Aber ich könnte Ihnen eine Pizza in der Pizzeria bestellen?" fragte eine tiefe Männerstimme.
Sabine zögerte einen Moment.
„Ja, ok, bitte machen Sie das für mich. Eine Pizza Margarita!" entschied sie dann.
„Ja, natürlich mache ich, Gnädige Frau und eine kleine Flache Wein?"
Sabine lächelte. Ja, das soll so sein.
Nach einer sehr erholsamen Nacht, auch dank des guten Fläschchen Weins, wachte sie gut gelaunt auf und begab sich in die Lobby des kleinen Hotels und in den Frühstücksraum. Das wirklich reichhaltige Buffet spielte alle Facetten eines Wiener Frühstückes, mit Kaffee, Tee, Orangensaft, Kuchen, verschiedene Brotsorten, Marmeladen und Ei in klassischen Variationen.
Das Mädchen räumte