Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Kurzgeschichten: Mitten aus dem Leben
Kurzgeschichten: Mitten aus dem Leben
Kurzgeschichten: Mitten aus dem Leben
eBook119 Seiten1 Stunde

Kurzgeschichten: Mitten aus dem Leben

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein Kalaidoskop von Kurzgeschichten. Unwirkliche, träumerische, nachdenkliche, heitere und besinnliche  Kurzgeschichten!  Empfehlenswert für kurze Mußestunden, Bahnfarten etc.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum22. Nov. 2020
ISBN9783748765424
Kurzgeschichten: Mitten aus dem Leben

Mehr von Joana Angelides lesen

Ähnlich wie Kurzgeschichten

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Kurzgeschichten

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Kurzgeschichten - Joana Angelides

    Blumen aus Glas.

    Er wird heute, wie vor langer Zeit in seiner Kindheit, wieder einmal durch die Wand des Gewächshauses ins Reich der Glasblumen gehen. Das war beschlossene Sache.

    Er erinnerte sich, dass er das als kleiner Bub öfter getan hat. Doch mit der Zeit und dem Älterwerden wurde diese Erinnerung ins Reich der Fantasie geschoben und dann irgendwann fiel es dem Vergessen anheim. Besonders als Großvater eines Tages verschwand; er war der einzige, mit dem er dieses Geheimnis teilte.

    Es hieß er sei wieder zur See gegangen und Großmutter schwieg beharrlich.

    Irgendwann erreichte ihn die Nachricht, dass das Haus verlassen war und er als Erbe für die Erhaltung zuständig sei. Es gab außer einem Testament von Großmutter keine weiteren Unterlagen. Auch nicht über ihren Tod, der den Gerüchten nach, kein natürlicher war. Sie soll der Fluss eines Tages mit sich gerissen haben.

    Dann stand das Haus viele Jahre einfach nur so da.

    Er war gerade pensioniert worden und bezog das Haus, wollte den Rest seines Lebensabends hier verbringen.

    Er besuchte das Grab, das Großmutter schon zu ihren Lebzeiten gekauft und mit einem Grabstein ausgestattet hatte. Sie ließ ihren und den Namen von Großvater eingravieren und legte dann immer ein paar Blumen aufs Grab. Sie waren für Großvater gedacht, von dem sie nicht wusste, ob er nun lebte oder in der Fremde verstorben war.

    Dieses Grab war sein einziger Bezugspunkt zu den Großeltern, den er noch hatte.

    Doch gestern, als er so an seinem Rollstuhl gefesselt, alleine im Gewächshaus war, seine Orchideen umsorgte, sie besprühte und hin und wieder ein Blatt entfernte, fiel ihm diese alte Geschichte wieder ein.

    Er liebte seine Orchideen, sie waren für ihn wie Kinder, die er hegte und pflegte. Fast seine ganze Zeit verbrachte er im Gewächshaus. Immer wenn eine Orchidee verwelkte, war es wie der Tod ohne Wiederkehr eines Kindes.

    Was würde er dafür geben, wenn er diese Wunderwerke der Natur für immer konservieren könnte. Au0erdem dachte er mit großer Sorge an die Zukunft. Was wird mit seinen Orchideen geschehen, wenn er von dieser Welt abberufen wird?

    Da fiel ihm eben wieder das lange vergessene Reich der Glasblumen ein.

    Aus Glas würden sie dort für ewig blühen und nie vergehen. Der Wunsch, sie für die Ewigkeit zu erhalten, wurde daher immer stärker.

    Er wusste noch, dass es nur dann funktionierte, wenn der Himmel mit Wolkenschleiern übersät war und sie der Wind vor sich hertrieb.

    Dann fiel das Sonnenlicht nur gedämpft durch das pyramidenähnlich gebaute Glashaus.

    Und das trügerische Licht zauberte damals Gestalten und Schatten auf die Glaswände und aus den Ecken kamen seltsam verdrehte und verschnörkelte Triebe hervor, die wie lange gierige Finger nach ihm griffen.

    Sie machten ihm Angst und er flüchtete sich dann immer zu seinem Großvater, der draußen im Garten den Rasen pflegte und das Unkraut jätete.

    Wollen Dich die Glasblumen wieder holen?, fragte er dann und strich ihm über den Kopf.

    Ja, sie strecken ihre Triebe durch die Wände und versuchen, mich zu umschlingen!, rief er dann immer ängstlich.

    Du solltest keine Angst haben, kleinen Kindern und alten Leuten sind sie immer freundlich gesinnt. Komm wir gehen gemeinsam zu ihnen.

    Er nahm ihn dann immer bei der Hand und führte ihn in das Glashaus zurück bis zu der rückwärtigen Wand, die an den Felsen stieß.

    Mit seinen sehnigen, von der Gartenarbeit gezeichneten Händen, berührte er dann den Felsen und er öffnete sich einen Spalt, der gerade so groß war, dass sie beide durchgehen konnten. Dann schloss sich der Spalt wieder.

    Drinnen standen sie vor einem großen Feld mit Sonnenblumen, die größer als er selber waren. Die Blumenköpfe waren goldgelb glänzend und durchscheinend, sie waren alle aus Glas.

    Ein leichter Wind ließ sie hin und her schwanken, dadurch lag ein sonderbares Klirren in der Luft, das durch die Berührung der einzelnen Blüten und Blätter entstand. Es war eine fröhliche, sich geheimnisvoll verbreitende Melodie.

    Oh, Großvater, das ist ja wunderschön!, rief er und bestaunte die leicht schwankenden Stängel und gelben Blütenköpfe.

    Ja, aber bedenke, es sind keine echten Blumen, sie sind nur aus Glas. Sie riechen nicht und sie können auch nicht wachsen. Siehst du dort den See, mit den Seerosen? Auch alles aus Glas. Man kann in den See nicht eintauchen, die Seerosen schwimmen auch nicht auf der Oberfläche, sie bleiben immer an ihrem Platz. Dafür verwelken sie aber auch nicht, sie bleiben immer so wie sie jetzt sind.

    Der Großvater strich ihm damals mit der Hand abermals über den Kopf. Es ist aber eine unwirkliche Welt, keine Welt für Menschen aus Fleisch und Blut.

    Ich finde das aber trotzdem wunderbar! Ich muss immer weinen, wenn eine Blume verwelkt! Gibt es auch Orchideen hier? Er liebte schon damals die Vielfalt der Orchideen.

    Ja, da rückwärts, links neben dem See. Sie haben alle Formen und Farben, die du dir vorstellen kannst und die jemals in unserem Glashaus gezüchtet wurden. Sie stehen in Glastöpfen, sogar die Tautropfen der Blütenblätter sind aus Glas. Und jene Orchideen, die normalerweise auf den Bäumen in den Urwäldern wachsen sind ebenfalls vertreten, sie schwanken leicht im Wind und man kann ihre Musik weit hören, wenn sie sich berühren. Es ist eine Zauberwelt und schade, dass sie nur wenige Menschen betreten können. Nur unschuldige Kinder und alte Leute können sie sehen. Aber auch nur für kurze Zeit, bis die Sonne untergeht. Dann müssen wir wieder zurück sein, sonst werden wir auch zu Glas und müssen für ewig hier bleiben.

    Er erinnerte sich, wie erschrocken er über diese Worte war und rannte sofort wieder zu der Stelle, wo die Öffnung vorher war. Großvater berührte diese Stelle wieder mit seiner Hand und sie traten zurück ins wirkliche Leben.

    Großmutter schüttelte jedes Mal den Kopf, wenn er ihr davon erzählte.

    Du solltest den Geschichten von Großvater keinen Glauben schenken, das weißt du doch! Er hat eine blühende Fantasie!

    Das sagte sie jedes Mal. Er scheute dann davor zurück, ihr zu erzählen, dass sie beide, Großvater und er, in dieser Welt waren, dass sie wirklich existierte.

    Das war vor langer Zeit.

    Mit einem entschlossenen Ruck drehte er seinen Rollstuhl in die Richtung, wo sich spezielle Züchtungen befanden.

    Er wählte vier Orchideenstämme aus, die in den letzten Jahren mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.

    Nachdem er einen prüfenden Blick auf den etwas verhangenen Himmel geworfen hatte, lenkte er den Rollstuhl zielstrebig in den hinteren Teil des Raumes.

    Zögernd hob er seine Hand und berührte leicht zögernd, die Felswand.

    Wie durch Zauberhand, als ob die Zeit stillgestanden hätte, öffnete sich wieder ein Spalt und er konnte einfach hindurch fahren.

    Wieder umfing ihn diese wundersame Welt der Glasblumen. In all den vielen Jahren schien sich hier nichts verändert zu haben.

    Dieses seltsame Klirren und melodische Klingen lag in der Luft wie ehedem. Die Blumen und Pflanzen rundum waren bunt und fast durchsichtig. Man konnte meinen, in einem wunderbaren Garten zu stehen. Das einzige was fehlte und fast gespenstig anmutete, war das nicht vorhandene Gesumme der Bienen, das Vogelgezwitscher oder das Rauschen eines Baches.

    Die Äste eines Baumes schienen sich zu ihm herunter zu beugen, doch er wich aus und suchte mit den Blicken die Orchideen, von denen Großvater damals

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1