Novellen: Aus dem Leben
Von Joana Angelides
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Über dieses E-Book
Novellen, die das Leben schrieb!
Eine Frau kehrt in die Heimat zurück und findet ihr Glück, Ein verhärtetes Herz wird weich, Eine Stadt wird in die Vergangenheit katapultiert und ein Mann findet sich in einer Welt aus Glas wieder, wo es kein Entrinnen gibt! Eine Frau findet Entspannung in einem Teehaus in Japan
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Buchvorschau
Novellen - Joana Angelides
NOVELLEN
ANGEKOMMEN
Als der Flieger zur Landung ansetzte und dann ein wenig holprig über die Piste rollte, klopfte ihr Herz doch etwas dumpf und ihre Hand zitterte, als sie den Gurt löste. Es war, als würde sie totales Neuland betreten und doch war es ihre Heimatstadt Wien, in die sie nach vielen Jahren Auslandsaufenthalten zurückkehrte.
Durch das kleine Fenster sah sie Schneeflocken wie wild tanzen, als würden sie sie begrüßen.
Sie stand auf und nahm ihr Handgepäck herunter und wartete geduldig, bis sich die Leute in der Maschine langsam in Bewegung Richtung Ausgang machten.
Was wird sie erwarten? Sie kam nach Wien um eine neue Stellung anzutreten, um das, was sie hinter sich zurückließ, zu vergessen. Sie soll für einen bekannten Autor als Lektorin arbeiten, seine Manuskripte überarbeiten und auch ein wenig Sekretärin spielen. Ihre Vorgängerin hat angeblich aus privaten Gründen gekündigt und ist wieder in die Staaten zurückgekehrt. In der Agentur in New York versicherte man ihr, dass es eine leicht zu bewältigende Aufgabe war. Der Mann sei zwar ein wenig schrullig und nicht sehr kontaktfreudig, doch gerade das war es, was sie bewog, die Stelle anzunehmen. Sie wollte keinen privaten Kontakt, wollte sich vorerst einmal in ihrem neuen Lebensabschnitt zurechtfinden und vor allem Alex vergessen. Die Scheidung war aufreibend genug und es war gut, dass nun zwischen ihnen beiden der Atlantik lag.
Der Shuttle-Bus wartete schon und brachte sie in die Halle des Airports zum Fließband der Gepäcksausgabe. Sie wartete geduldig bis ihre beiden Koffer auf das Band kamen und fuhr dann durch die Grenzkontrolle.
Sie blickte sich suchend um. Es hieß, man würde sie abholen. Plötzlich stand ein älterer Mann neben ihr und sah sie fragend an.
„Mrs. Lynn Pride?", fragte er.
„Ja, ich bin Lynn Pride! Sie können mit mir Deutsch sprechen, ich bin Wienerin, komme nur aus Amerika!", lächelte sie.
„Willkommen in Wien, ich bin der Chauffeur von Mr. Brauner und soll Sie abholen und in die Villa bringen. Mein Name ist Francis. Kommen Sie, ich nehmen das Gepäck", sagte er mit dem Anflug eines Lächelns.
Sie nickte nur und ging nun hinter dem Mann her. Als sie die Halle verließen, war sie über die kalte Luft doch sehr überrascht. Die Schneeflocken tanzten um sie herum. Sie zog ihre Pelzjacke etwas enger an sich.
„Bitte warten Sie hier, ich bin sofort mit dem Wagen da!", sagte Francis. Tatsächlich dauerte es keine fünf Minuten, bis er mit einem Volvo vorfuhr, ausstieg und die beiden Koffer und das Handgepäck im Kofferraum verstaute.
Es war inzwischen dunkel geworden, die Lichter gingen an und ließen den Schnee glitzern, als würden kleine Diamanten darin liegen. Sie fuhren auf der Autobahn nach Wien, dann über die verschneite Ringstraße, bogen bei der Oper ab und führen dann am Wienfluss entlang Richtung Hadersdorf.
Die Villa entpuppte sich als größer als sie dachte, befand sich am Rande des Schlossparks Mauerbach. Der Wagen stoppte beim Haupteingang, die Türe ging auf und eine etwas rundliche, lächelnde Frau mit einer weißen Schürze kam die Treppe herab.
„Willkommen, Frau Pride!", sagte sie und umarmte sie einfach herzlich.
„Danke!", stammelte Lynn verblüfft. Eigentlich hatte sie erwartete, dass sie ihr neuer Chef begrüßen würde.
„Was stehst Du da herum, Francis, trage das Gepäck der gnädigen Frau hinauf!", rief sie dann zu Francis gewandt.
„Ich bin die Therese, ich bin die Haushälterin hier und habe das Zimmer gleich neben Ihnen! Jetzt kommen Sie einmal herein, ich habe einen heißen Tee gemacht!"
„Wohnt der Chauffeur auch hier im Haus?"
„Nein, er wohnt hinten über der Garage, er ist unser Mädchen für alles. Er ist Gärtner, Chauffeur und Hausmeister. Er schaut auf Haus und Garten und macht auch kleinere Reparaturen".
„Ohja, danke für den Tee, sagen Sie doch Lynn zu mir! Wo ist denn Mr. Brauner? Ich dachte er wird mich auch sehen wollen!"
„Nein, er hat sich schon zurückgezogen, er schreibt gerne nachts! Er wird Sie Morgen begrüßen. Er will Sie morgen Früh um Neun Uhr in seinem Büro sehen! Soll ich Ihnen ausrichten", sagte Therese und blickte sie dabei nicht an. Man merkte, dass ihr das sehr unangenehm war.
Nachdem sie den Tee getrunken hatten, fuhr Therese mit ihr im Lift in den zweiten Stock. Der Lift sah irgendwie altertümlich aus und ruckelte auch so. Das ganze Haus war sicher aus dem vorigen Jahrhundert und so sah auch die Einrichtung aus. Die Gänge waren holzgetäfelt.
Das Zimmer war groß und geräumig, ebenso das Bett. Es roch alles nach Lavendel und frischer Wäsche. War sicher Therese zu verdanken.
„Das Bad ist hier nebenan das müssen wir uns beide teilen!, sagte Therese bedauernd, „und mein Zimmer ist da gleich gegenüber. Wenn Sie ausgepackt und sich frisch gemacht haben, kommen Sie bitte wieder hinunter in die Küche, Wir essen um sieben Uhr!
, sagte Therese und verließ den Raum.
Sie setzte sich aufs Bett und atmete kurz durch. Dann griff sie zum Mobiltelefon und rief ihre Freundin in der New Yorker Agentur an. Sie musste im Büro sein, es war in New York nun ungefähr ein Uhr mittags.
„Lynn, Darling! Bist Du gut angekommen?" tönte es auch schon.
„Hello Betsy! Ja danke alles verlief reibungslos! Bin schon in der Villa dieses mysteriösen Mr. Brauner. Das Haus, die Villa, ist irgendwie ein wenig unheimlich und altertümlich!"
„Oh! Und wie findest Du Brauner? Ist er nett zu Dir?"
„Gar nicht! Er hat mich nicht einmal begrüßt! Ich darf erst morgen Früh bei ihm im Büro erscheinen, hat sich schon zurückgezogen! Ich glaube nun zu verstehen, warum meine Vorgängerin gekündigt hat."
„Wow! Ich habe Dir ja gesagt, dass er ein wenig schrullig ist. Aber er ist ein Bestsellerautor und unser bestes Pferd im Stall! Bitte habe Geduld mit ihm! Bist Du nun am Abend ganz alleine?"
„Nein, eine Haushälterin und ein Chauffeur sind vorhanden, die waren wenigstens nett und ich werde jetzt hinuntergehen und etwas mit ihnen Essen!"
„Ok, rufe mich morgen über Skype an, ich will alles wissen!", klick, sie war weg.
Der erste Tag.
Am nächsten Morgen, pünktlich um 9.ooh stand sie mit ein wenig Herzklopfen vor der Türe im ersten Stock, angeblich dem Büro von Mr. Brauner und klopfte an.
„Herein!", seine Stimme war rau und tief. Sie drückte die Klinke nach unten und betrat das Büro. Hinter einem wuchtigen Schreibtisch saß ein großer, hager wirkender Mann mit einem Gesichtsbart und Augengläsern. Er war dunkelhaarig, mit weißen Strähnen an den Seiten. Er machte eine einladende Handbewegung und zeigte auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand.
„Sie sind also Mrs. Pride von der New-Yorker Agentur?", fragte er schulmeisterlich. Und blickte sie über den Augengläserrand scharf an. Er hatte einen dunklen, traurig wirkenden Blick
„Ja!, sie nickte gehorsam. Kein
Hallo, kein „Willkommen
!
„Ich hoffe, wir werden gut zusammenarbeiten. Ich erwarte, dass Sie sich täglich pünktlich um neun Uhr an Ihrem Schreibtisch im Vorraum zu diesem Büro einfinden. Ich schreibe gerne nachts, daher werde ich Ihnen meine Manuskripte immer morgens hinlegen und Sie sollten sie, lektiert und korrigiert in den Computer eingeben. Der Text ist in Englisch, ich hoffe, Sie sind da perfekt? Ich erwarte, dass Sie den Text täglich eingeben, wenn Sie fertig sind, können Sie über Ihre Zeit verfügen, wie Sie wollen! Sonn- und Feiertage haben Sie natürlich frei, Wochenende sowieso! Anmeldeformalitäten besprechen Sie mit dem Steuerberater, er kommt übermorgen!"
Sie nickte, wie ein gehorsames Kind.
„Also, ja. Ich habe die Sekretärinnen-Akademie in Stanford absolviert, habe ein Diplom als Fremdsprachenkorrespondentin in Englisch und Französisch und Deutsch, ich denke, ich bin dem gewachsen!", antwortete sie spitz, fast