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Alte Geschichten aus Lingen Band II
Alte Geschichten aus Lingen Band II
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eBook144 Seiten1 Stunde

Alte Geschichten aus Lingen Band II

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Über dieses E-Book

Diese zweite Veröffentlichung von "Alte Geschichten aus Lingen Band II" ist Ergänzung und Fortsetzung des ersten Bandes.
In vorliegender Schrift erzählt der Autor neben Geschichten aus unserer Stadt, auch von Reisen mit der Bahn und dem Flugzeug.
Berke unterhält mit Witz und Phantasie.
Was ist Wahrheit, was ist Dichtung?
Dies festzustellen bleibt dem Leser überlassen.
Aus Gründen des Datenschutzes wurden einige Namen verändert.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum19. Juli 2016
ISBN9783741235320
Alte Geschichten aus Lingen Band II
Autor

Joachim Berke

Geboren am 18.11.1930 in Bad Landeck/NS. Aufgewachsen von 1932 bis 1941 in Glatz/Schlesien, danach wieder in Bad Landeck wohnhaft. Besuchte das altsprachliche Gymnasium in Glatz. Zu Ostern im Jahr 1946 nach Ostfriesland vertrieben. Drogistenlehre ab 1949 in Lingen (Ems). Danach innerhalb eines Familienunternehmen Aufbau eines Fotogroßlabors und Reorganisation mehrere fotografischer Betriebe. Fast 45 Jahre Tätigkeit als Prokurist in den Fachbereichen Fertigung, Organisation, Logistik und Umwelt. Seit 1993 im Ruhestand. Berke ist verheiratet mit Frau Gisela, geborene van Kampen. Zwei Kinder Sohn Stephanus und Tochter Claudia. Der Autor fotografierte in zahlreichen Ländern auf mehreren Kontinenten und veröffentlichte Erzählungen, Romane, Fachliteratur, Bildbände und Bildberichte. Werke: Beachten Sie bitte meine Internetadresse: www.berke-online.de Lesungen: Terminvereinbarung über Telefon 0591-63 601

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    Buchvorschau

    Alte Geschichten aus Lingen Band II - Joachim Berke

    Schluck

    Aufregung über mein Buch

    Als erster war mein alter Schulkumpel Helmut an der Reihe. Was ich denn mit solch einem Buch wolle? Heimreise in die schlesische Grafschaft Glatz! Die schreiben jetzt alle solche Bücher. Alles Revanchisten, ist doch klar, und du, damit war ich gemeint, bist auch ein solcher! Eindeutig, schläfst bei den Revanchisten im Heemtehäusla und was noch viel schlimmer ist, du schreibst für den Grafschafter Boten! Ihr Wessis bekommt den Hals nicht voll und was zahlt dir denn der Bote? Die Geschichte von Heinzendorf, der Lichterabend bei der Kapelle, der Heinze hat sogar den Zement vom Westen mitgebracht, obwohl es in der Grafschaft genug gibt!

    Ich hatte von dem Herrn die Nase voll! So habe ich ihm einen E-Mail-Brief geschickt, darin vermerkt, dass ich es kindisch finde, derart miteinander umzugehen. Er hatte mir einige „Bilderscheiben", wie er diese Produkte nannte, zugesandt, wohl in der Hoffnung, dass ich diese Erzeugnisse vermarkten würde. Alles sandte ich ihm zurück. Er war ein ehemaliger DDR-Bürger, gelernter Tischler, dann Briefträger mit sehr viel Zeit und dem Hobby Fotografie. Ich fühlte mich wirklich beleidigt und habe ihm mitgeteilt: „... wir sollten unsere briefliche Verbindung trennen, da nur Verletzungen entstehen "

    Er hat mein Schreiben verstanden und sich nicht wieder gemeldet.

    Irgendwie bin ich neugierig und wollte wissen, was denn Revanchist bedeutet. Laut Duden ist das jemand, der eine Revanchepolitik vertritt, ein russisch-kommunistischer Begriff. Wenn das schon der Duden schreibt, dachte ich bei mir, und ordnete meinen lieben Helmut gedanklich neu ein.

    Inzwischen hatte ich das Ei gelegt, mein Buch war endlich erschienen. Es begann sich gut zu verkaufen und erste Leserstimmen überzeugten sogar mich von meiner Schreiberei. Ein nicht seiner Heimat beraubter Diplom Ingenieur schrieb: „Selten habe ich ein Buch in den Händen gehalten, das so realistisch, erfrischend und wahrheitsgetreu geschrieben wurde, man kann einfach nicht aufhören zu lesen. Es ist gleichermaßen für die junge Generation und die, welche die Zeit miterlebt haben. Man kann dem Autor nur danken für so eine schriftstellerische Leistung. Mit viel Humor und Ernsthaftigkeit sind die Erlebnisse auf den Punkt gebracht. Ein Buch, das viele interessieren wird."

    Es dauerte nicht lange, da schlug die nächste Bombe ein, eine Verwandte beschwerte sich, dass ich ihren Vater beleidigt hätte, er war Parteigenosse, na, ja, ich in meiner Ehrlichkeit hatte geschrieben „zwei, drei Onkel waren in der Partei". Bei immerhin 16 Geschwistern meiner Mutter war das nicht so viel. Auch waren noch weitere, andere Druckschriften bei ihrem Brief.

    Sie hat sich viel Mühe gegeben, mir auf vier eng beschriebenen Seiten die Leviten zu lesen, mir erklärt, dass ich der „Feindpropaganda" erlegen wäre und schließlich alles ganz anders gewesen wäre. Das versuchte sie an Hand von Zitaten von Churchill, deutschen Stimmen und auch natürlich von total falsch dargestellten Medienberichten zu belegen. Didaktisch geschult, politisch nazifixiert und auch nicht ohne Häme!

    Nun, ich habe die Belehrung geschluckt. In der Familie waren wir uns einig, diesen Schrieb zu ignorieren.

    Nach einiger Zeit wurde ich gebeten, im hiesigen Seniorenstift zu lesen. Schließlich wären im Haus viele Vertriebene. Ich freute mich auf diesen Termin, denn es war bei den alten Herrschaften immer sehr lustig, wie ich aus Erfahrung wusste. Am 10. Februar bummelte ich mit meinem Auto hin, traf eine Viertelstunde vor Beginn ein und war erstaunt, dass der Vortragsraum voll war. Dann mal zu, dachte ich, und begann mit meiner Lesung. Die Zuhörer waren sehr aufmerksam und ich meinte, es würde vor Spannung im Raum knistern. So nahm ich aus meiner Leserei etwas Tempo heraus, machte eine Kunstpause und siehe da, schon meldete sich ein jüngerer Herr aus den vorderen Reihen:

    „Ich muß Ihnen etwas erzählen. Vor kurzem habe ich mit einer polnischen Dame gesprochen, einer Frau Doktor. Sie behauptete Breslau war immer polnisch, die Deutschen sind 39 in die Stadt einmarschiert und 45 haben die Polen die schlesische Hauptstadt zurückgewonnen. Das habe sie in der Schule in den 70er Jahren gelernt und nie eine andere Geschichte gehört!"

    In diesem Moment erhob sich ein wesentlich älterer Herr aus der Reihe hinter dem Berichterstatter, fuchtelte drohend mit seinem Krückstock gegen den Redner und schrie:

    „Sie da, hören sie sofort auf! Das ist alles Scheiße, was sie da sagen! Ganz einfach, wir haben den Krieg verloren!"

    Dann drehte er sich um, schwang noch einmal seine Krücke und stieß hervor:

    „Hitler ist Schuld, der hat angefangen!"

    Ehrlich gesagt, ich war schon etwas verdattert, konnte nur sagen:

    „Meine Herren, meine Herren, ganz ruhig bleiben!"

    Im Raum wurde es mulmig, ich dachte an Saalschlacht, denn der jüngere Berichterstatter hatte einen ganz knallroten Kopf bekommen, war aufgesprungen und wollte hinter dem Krückenmenschen her. Es ging noch einmal gut, ich las meinen Schluss und beendete den Vortrag mit:

    „Ich denke, auf eine Diskussion können wir verzichten, die hatten wir schon!"

    Einige Damen kicherten und in den folgenden Tagen hörte ich von der tollen Lesung im Seniorenstift. Die Heimleitung rief bei mir an und bestellte einige Exemplare meiner Schreiberei.

    Im Badezimmer

    Rrriiirr, rrrrrr, dieser blöde Wecker, patsch, ein auf’n Kopp, halt die Schnauze, kannst mich mal, dreh mich um, schnarche weiter, Mann bin ich müde, wie spät mag es sein? Kann nichts sehen.

    „Wie spät iss’n das?"

    Rrrach, schnarch, rrrach.

    „He Gisela, wie spät iss’n das?"

    „Was iss? Was iss’n jetzt schon wieder? Hab so schön geträumt!"

    Wie spät es ist!

    Mann, kannste mich nicht schlafen lassen? Mitten in der Nacht! „Halbfünf! Gib endlich Ruhe! "

    „Ich steh auf, wenn ich nur nicht so müde wäre, aber der Flieger geht schon um acht von Hamburg, also, ich muß raus."

    Hoch. Wälz mich aus dem Bett, so von rechts über den Rücken nach links, Beine über die Seitenkante, hochgezogen, ächz, werde auch immer älter. Ab ins Badezimmer, Licht knallt in meine Augen, seh kaum was, Brille ist irgendwo. Klooooo, Mann das tut gut, weiter, Waschbecken, Zahnputzglas aus dem Schränkchen, brrrittt, knall, wummms, klirr, Schiete, das ist hinüber. Die Scherben liegen im Waschbecken, kein Gefühl in der rechten Hand, schläft wohl noch. Wiederholung, Glas zwei, es klappt, Bürste zwischen die Zähne, Meridol im Maul, schmeckt mir nicht, gurgle Odol hinterher, wird etwas besser.

    Rasieren, ach ja, jetzt geht’s los, muß die Brille holen, irgendwo im Schlafzimmer.

    „Gisela, Mensch komm hoch, der Flieger wartet nicht!"

    Taste, taste auf dem Nachttischchen umher, endlich Brille, ah, das hilft, seh wieder!

    „Ich komm schon, mach auch ein Ei!"

    Na bitte, wenn’s um die Fliegerei geht, ist meine Liebste immer dabei! Wieder zurück in’s Bad. Langsam werd ich munter. Rasieren! Schaumdose raus, schütteln, abstellen, halbheißes Wasser an Hals, Kinn, Wangen, Nase und Ohr. Schaum in die Fresse. Bin nicht gut heute Morgen, sah vorhin schon so alt im Spiegel aus! Pass nicht auf, volle Ladung vom weißen Zeug in den Mund, schmeckt nach Seife, na endlich, alles voller Weiß, jetzt wag ich es. Neue Klinge in den Apparat! Auf geht’s, rechts oben, ab nach unten, andere Seite, läuft gut, mit dem neuen Schneider!

    „Willst du ein Ei oder zwei?" tönt es in mein Badezimmer. Autsch, das war’s, geschnitten, blute sofort wie eine alte Sau!

    „Mensch, musste mich so erschrecken! Bin gerade beim Rasieren, hab mich geschnitten, blute wie ein Schwein, werd’ nicht mitfliegen können. „Stell dich nicht so an, nimm den Stift und still das Blut! Also eins oder zwei?

    „Natürlich nur eins, wie immer! Aua, das brennt wie Feuer! Mann tut das weh! "

    Langsam hört es auf zu bluten. Schmier mir neuen Schaum in’s Gesicht, zieh um die Wunde vorsichtig herum, bin fertig, jetzt noch Rasierwasser, nur ein paar Tropfen in die Hand, dann auf die blanke Haut, es brennt wie in der Hölle, ich hüpfe von einem Bein auf das andere, es tut gut und duftet so schön und ich bin nun richtig da, wieder so richtig hell und klar und freu mich auf den neuen Tag und auf Amerika!

    Der Trockenschrank

    Sie waren drei Mädchen, zwei Jungen und ich, mit meinen 28 Lenzen, ich sollte das junge Volk ausbilden. Sie wollten Fotolaboranten werden.

    Die älteste der weiblichen Gruppe war Inge. Nett, lieb, hübsch und ich muss gestehen, wie beide waren ganz schön verliebt. Sie war meine Assistentin, ging mir zur Hand, wie Fräulein Wisniewsky immer wieder bemerkte und ich konnte sie wirklich für alle Tätigkeiten einsetzen.

    Erika, unser Pferdeschwanzmädel, war 16 Jahre alt. Ihr Vater, ein Witwer, hatte seine Einzige mir zur Ausbildung anvertraut. Sie war im letzten Lehrjahr, im Zweiten, denn für den Anlernberuf waren nur zwei Ausbildungsjahre vorgeschrieben. Sie war zart gebaut, hatte einen etwas dunkleren Teint, ihre Augenbrauen und ihre Haare waren dunkelbraun, schon fast schwarz. Sie hatte viel Temperament, war fast immer lustig und hellwach. Ihr Vater war Schlesier, Heimat-Vertriebener. Ebenso die Familie unseres Chefs. Sie

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