Zwischenwelten: Irreal
Von Joana Angelides
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Über dieses E-Book
Es gibt so Ereignisse, die uns unwirklich erscheinen, die wir aber nicht beeinflussen können. Es geschehen im Halbbewusstsein um uns Dinge, entsprungen aus Ängsten und auch geheimen Hoffnungen, die sich einfach zu realisieren scheinen und wir danach nicht mehr wissen, ob sie Traum oder Wirklichkeit waren.
Manches Mal sehnen wir uns auch danach zurück.
Manche verlieren sich für immer darin und sie schweben dann in der Zwischenwelt irgendwo im Universum des Seins.
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Buchvorschau
Zwischenwelten - Joana Angelides
ZWISCHENWELTEN
ZWISCHENWELTEN
Höhlen, Spalten und Tiefen
Sesam öffne Dich
Es sind die immer wiederkehrenden Träume, die uns erstaunen.
Man könnte meinen, es sind Wunschträume, Dinge die wir unbedingt haben oder erleben wollen. Die Vermutung liegt nahe, dass es auch so ist!
Mein Traum vom Spalt in Wänden, in Felsen oder sich auftuende Fluten im Meer, die mich locken und rufen, ist so ein immer wiederkehrender Traum.
Wenn ich im Halbschlaf so durch Wände hindurch schlüpfe so finde ich mich meist in großen Räumen, lichtdurchflutet, mit Blick auf eine wunderschöne, liebliche Landschaft, wieder. Leise Flüsternde Bäche und im Wind sich bewegende Birkenwäldchen fügen sich ein.
Ich erwarte immer jemand, mein suchender Blick streift herum und bleibt dann immer an dir hängen. Du stehst meist an einen der Birkenstämme gelehnt da und blickst mir ruhig und lächelnd entgegen, ein Ritter in Wams und Beinkleidern. Du erscheinst mir immer wieder in anderer Gestalt, einmal mit goldenem Haar, ein andermal mit einer feurigen roten Mähne, oder tiefschwarzem, lockigem Haar.
Wenn ich mich dir dann nähere, beginnen sich unserer beiden Kleider zu lösen und zu Boden fallen und letztendlich stehen wir dann nackt voreinander.
Ich denke, es ist die Sehnsucht nach Berührung, Flucht aus der Einsamkeit dieser Nächte, die mich diesen Traum immer wieder träumen lässt.
Ich spüre jeden Grashalm, jeden Erdkrümel auf meinem Rücken und den Duft der frischen Wiesen rundherum. Wir sprechen in keinem dieser Träume auch nur ein Wort. Deine Lippen bewegen sich nur auf meiner Haut und deine Zunge umrundet langsam und stetig meine intimsten Punkte. Wir scheinen alleine in dieser Welt der Fantasie zu sein und es fällt uns nicht einmal auf.
Die helle Haut meiner Schenkel, das lose Haar vermischt sich mit dem hellen Grün der Gräser die leicht wippen, wenn die vollen Blütenknollen im Wind sich bewegen.
Ich spüre den leisen Windhauch zwischen meinen geöffneten Beinen, deine suchenden Fingerkuppen und deine heiße Handfläche meinen Garten der Lust durchpflügen und mein Seufzen und leises Stöhnen vermischt sich mit dem Gesumme der Bienen.
Dann spüre ich langsam das aufsteigende Gefühl der Lust, plötzlich mit sanfter Gewalt nimmt es Besitz von meinem Körper und auch die Wolken am Himmel verdecken ein wenig das klirrende Sonnenlicht. Eben dieser Körper, der noch vor Sekunden weich und sanft dalag und die Berührungen genoss, wird erfasst von dunklem Dröhnen, dem Verlangen nach Mehr und Kräftigerem. Das Blut beginnt zu rauschen, das Gefühl eines drohenden Gewitters liegt in der Luft und plötzlich bahnen sich Gefühle wie glühende Lava den Weg nach außen und mit vermeintlichem Blitz und Donner ergießen sich diese sintflutartigen Gefühle, geformt in immer wieder kehrende Orgasmen aus der ungeahnten Tiefe der in mir schlummernden Leidenschaft.
Durch diese Gefühlsausbrüche und Heben und Senken meines Beckens, der in den Laken suchenden Hände, werde ich regelmäßig munter und schreie meine Lust und Enttäuschung in den Raum und Polster meiner Liegestatt.
Aber ich weiß, in einem der nächsten Nächte wirst du wieder dort, am Rande des kleinen Birkenwäldchens stehen und auf mich warten.
Poseidon, Mon Amour,
Ich habe dir schon von meinen Träumen erzählt, die mich durch Wände und Felsen gehen, in sich plötzlich auftuende Meerestiefe versinken lassen.
Seit meinen Kindheitstagen vermutete ich schon immer Poseidon, den Gott der Meere und Tiefen in der Dunkelheit der See.
Nun bin ich erwachsen und wenn ich am Strand liegend, vor mich hinträume und mich das von weit draußen zu hörende Kreischen der Möwen nur wenig im Halbschlaf stört, höre ich manchmal sein Rufen.
Es kommt aus der Tiefe, ist lockend und doch herrisch zugleich.
Er ruft mir zu, die Bettstatt ist bereit, die Kutsche aus der Tiefe steigt auf und wird mich holen. Dann sehe ich im dunklen Wasser seinen Fünf Zack leuchten, seine mächtige Gestalt verschwommen sich bewegen. Und ich bin bereit.
Immer, wenn ich mich dann in die Fluten werfe, mit meinen Armen das Wasser teile, höre ich Klänge aus einer anderen Welt, gurgelnd, hell und rauschend. Die Strudel ziehen mich hinab und ich besteige diese wunderbare, grüne Kutsche mit den weißen Pferden der Wogen und versinke in dem sich öffnenden Schlund.
Poseidon selbst reicht mir seine mächtigen Hände, trägt mich in sein Unterwasserschloss und wir sinken auf das mit Schlingpflanzen und Algen gepolsterte Bett.
Neugierige riesengroße Fische, Oktopusse und schemenhafte Gestalten umkreisen uns, grüne Schleier und Seeanemonen zittern um uns herum und ich versinke in den mächtigen Armen Poseidons. Die unterirdische Strömung des Meeres lässt mich unter kühlen Prisen erschauern und wärmeren Strömungen vergehen. Er nimmt mich einfach, seine Kraft strömt in mich und es beginnt eine unendliche Reise in die dunkle, geheimnisvolle Tiefe der Leidenschaft. Seine kräftigen Hände streichen sanft und doch fordernd über meinen Leib, erzeugen Druck und Zittern.
Die Entladung unserer Höhepunkte erzeugen an der Oberfläche plötzliche starke Wellen, lässt die Möwen erschrocken auffliegen und sich weiter draußen, an Ufernähe niederlassen. Der Wind hält den Atem an und die Farbe des Wassers färbt sich dunkelgrün.
Oh, welch süße Worte kann Poseidon flüstern. Sie plätschern an meinen Ohren wie leise Sinfonien dahin und lassen in meinem Blut Blasen aufsteigen und diese im Kopf zerplatzen.
Er lässt sich Zeit, erweckt immer wieder dieses ungeheure Verlangen in mir, genießt es, wenn ich wild um mich schlage, das Wasser in Bewegung kommt und die Fische sich erschrocken in Nischen und Höhlen zurückziehen. Er bindet Schlingpflanzen wie Taue um meine Arme, ringt Muscheln und Seegras in mein Haar und beginnt mich immer wieder zu erforschen, meine Schreie der Lust und Auflösung verlieren sich in den Weiten des Meeres. Danach trägt er mich zärtlich auf seinen Armen an die Oberfläche und legt mich sanft in die Wogen.
Plötzlich wird das Wasser aufgepeitscht, riesige Wellen zerstören die Wasseroberfläche.
Das tägliche Schiff vom Festland und zerstört meinen Traum, vertreibt Poseidon aus ihm.
Ich hasse dieses Schiff immer in solchen Momenten. Aber ich weiß, Poseidon ruft mich wieder und ich werde ihm wieder folgen.
Denn ich bin ihm völlig hilflos ausgeliefert.
Die Höhle im Felsen,
Nicht nur Meeresfluten und Wände können sich in meiner Fantasie öffnen, nein auch Felsenwände bergen für mich Geheimnisse. Wer weiß, was sich im Inneren verbirgt, wie tief es nach unten geht, vielleicht bis in die glühende Hölle des Erdkerns?
Moral hin oder her, hehre Gedanken an lilienweisse Unschuld, oder doch dunkle Untiefen des menschlichen Triebes?
Ich zwänge mich in meinem Traum durch den halb verdeckten Spalt und blicke in Tiefen, die unvorstellbar sind. Brodelnde Lava und Gasblasen beherrschen diese Höhle tief unter mir. Oder ist sie in mir, brodelt die Lava tief drinnen in den Untiefen meines Ichs?
Wie könnte es sein, wenn dunkle Mächte sich unser bemächtigen, wenn durch Wecken der sinnlichen Triebe in uns, lodernde Flammen der Lust genährt werden, wir auf glühenden Kohlen zu liegen kommen und die Fratze des reinen Begehrens und die Gier nach Befriedigung Oberhand gewinnen?
Lauter Fragen die wir nur ungern beantworten, die gegenwärtig werden, wenn sich der Körper unter der Qual der dunklen Lust windet und wir keinen Ausweg daraus finden.
Dann begeben wir uns, teils angstvoll und teils gierig in die Arme des Teufels in uns und spreizen uns so weit es geht, empfangen das glühende Schwert und lassen es in uns stoßen, bis wir schreien vor Lust. Immer wieder.
Wir reiten Zerberus, den Höllenhund, rasen durch züngelnde Flammen und sehen erschrocken das geifernde Gesicht unseres Unterbewusstseins, sehen in einem Spiegel die eigene verzerrte Fratze des Begehrens und wollen immer mehr.
In solchen Momenten verkaufen wir unsere Seele und unseren Körper an den Fürsten der Unterwelt, lassen den Körper brennen und bis zur Weißglut verglühen. Wenn unser Körper nur den ersehnten Zustand erreicht, wir geschüttelt werden von Orgasmen, die uns mit glühenden Zangen festhalten, ist das Ziel erreicht. Wir spüren den glühend heißen Wind auf unserem Gesicht, gierige Hände krallen sich in unserem Fleisch fest, reißen Stücke heraus und lassen uns letztlich fallen. Fallen in den brodelnden Rachen unserer eigenen Lust.
Wir geben erschöpft auf, liegen am Ende wieder auf diesen glühenden Kohlen, von Krämpfen geschüttelt und verglühen schließlich mit ihnen.
Keuchend und frierend erwachen wir, zusammen gekrümmt versucht der aufgewühlte Körper sich wiederaufzurichten.
Es war der Ritt durch die Apokalypse, den Körper befriedigend, die Seele vernichtend und letztlich nicht wirklich befriedend.
Karneval in Venedig
Sie steht am Fenster und schaut auf das winterliche Wien. Der Morgenmantel umhüllt ihre schlanke Gestalt, betont die Konturen sanft und doch deutlich.
Es ist noch früh am Morgen, die Morgendämmerung beginnt sich aufzulösen und der Himmel hat eine zart rosarote Färbung angenommen, die nach oben hin verblasst.
Ihre kleine Mansarde liegt ganz oben in dem Miethaus und erlaubt einen weiten