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Lebensbilder: Aus dem Leben
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eBook84 Seiten58 Minuten

Lebensbilder: Aus dem Leben

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Über dieses E-Book

Geschichten, die das Leben schrieb.

Ein Autor sieht einen kurzen Flash, sieht eine kleine Szene und beginnt sich auszumalen… was wäre wenn?

Er liest von einem Selbstmord und überlegt sich die Geschichte dahinter. Das Umräumen eines Dachbodens holt Erinnerung aus der Tiefe hervor. Eine letzte Reise lässt Abschied nehmen von einer zarten Liebe. Ein gefällter Baum erfüllt uns mit Zorn. Es ist das Leben, das die schönsten Geschichten schreibt.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum15. Juli 2015
ISBN9783730990322
Lebensbilder: Aus dem Leben

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    Buchvorschau

    Lebensbilder - Joana Angelides

    Aus der Tiefe des Sees

    Das Bild, gemalt von Bernie, ist überdimensional und den Raum beherrschend. Es stellt die Oberfläche eines Sees, gesehen aus einem Flugzeug, dar. Wenn sie, wie jeden Nachmittag von ihrem Schreibtisch aus auf die gegenüberliegende Wand auf das Bild starrt, dann beginnt sich nach einer Weile das Wasser des Sees leicht zu kräuseln und leichte Wellen schlagen am Ufer an.

    Das Bild zeigt den See an manchen Stellen, besonders im Zentrum dunkelblau, zu den Rändern hin ein wenig heller und eine imaginäre Sonne zaubert Sonnenkringel auf einige Wirbelkämme.

    Ganz tief am Grunde dieses Sees liegt Bernie.

    Sie weiß es, sie sah zu, wie er langsam und ohne sich zu wehren darin versank. Sie konnte nichts dagegen tun, sie saß wie gelähmt am Ufer. Dieses Versinken in den Fluten war der Schlussakkord eines langen, sich durch viele Wochen hinziehenden Kampfes einer verzweifelten Seele.

    .

    Alles begann damit, dass genau vor einem Jahr Margo verunglückte und starb. Sie war sein Leben, seine Muse und jene Kraft, die sein Leben in geordneten Bahnen leitete und sich um alle kleinen und großen Dinge ihres gemeinsamen Lebens kümmerte. Plötzlich war sie nicht mehr da und all diese Dinge stürmten nun auf ihn ein.

    Wie sollte er sich um Bezahlung offener Rechnungen kümmern, dafür Sorgen, dass der Kühlschrank gefüllt war und die Blumen im Garten betreut werden, wo er bisher nicht einmal gemerkt hatte dass dies alles erledigt werden musste, um das Sein auf dieser Welt reibungslos ablaufen zu lassen?

    Er hatte sich bisher nur um seine Malerei gekümmert, sich in seine Bilder versenkt, Er begann immer drei oder vier Bilder gleichzeitig zu malen, aß oft tagelang nichts, tobte manches Mal in seinem Atelier herum um dann wieder stundenlang völlig apathisch vor einem der Bilder zu sitzen und es anzustarren.

    Margo war die einzige, die dann das Atelier betreten durfte, sich manchmal auch zu seinen Füßen setzte und mit ihm litt.

    Unweit des Hauses lag der See. In den Abendstunden schlenderte er oft dahin, saß dann am Ufer und ließ seine nackten Zehen von den gekräuselten Wellen umspielen. Er gab ihm Kraft und Inspiration und glättete seine zerfurchte Seele. Es gab immer wieder Bilder, in denen der See eine zentrale Rolle spielte.

    An manchen Tagen, kehrte er oft erst in der Dunkelheit zum Haus zurück. Margo saß dann immer im Halbdunkel im Wohnraum und wartete auf ihn. Schweigend nahmen sie das Abendessen gemeinsam ein. Und immer nahm er sie dann in die Arme. Oft lagen sie dann nur regungslos nebeneinander, ließen ihre Hände auf der Haut des anderen auf und ab gleiten, oder liebten sich leidenschaftlich bis sie erschöpft einschliefen.

    Sie schämte sich nun fast, in diese intimen Details der Beiden eingedrungen zu sein, doch es war ein unwiderstehlicher Drang, das vor ihr liegende Tagebuch Margo´s zu lesen.

    Sie, Margo und Bernie hatten eine unbeschwerte, gemeinsame Kindheit. Sie waren unzertrennlich und eine eingeschworene Gemeinschaft. Sie liebte Bernie von Anbeginn und litt schrecklich darunter, dass er plötzlich nur Augen für Margo hatte. Wenn sie alle Drei so im Gras lagen und den Wolken nachsahen, stützte er sich auf seine Hand, blickte aber immer nur auf Margo nieder; manches Mal neckte er Margo auch mit einem Grashalm. Dann fühlte sie sich immer wie das fünfte Rad am Wagen, völlig überflüssig. Die beiden flüsterten und lachten gemeinsam und sie war dann immer ausgeschlossen und wollte fliehen, doch sie blieb letztlich.

    Als sie eines Tage sein Atelier betrat um ihn etwas zu fragen, prallte sie erschrocken zurück. Überlebensgroß war das Bild Margos auf der Staffel zu sehen. Er hatte sie nackt gemalt, das Bild strahlte ihre völlige Hingabe aus. Da erkannte sie zum ersten Mal sein unglaubliches Talent und auch, dass die beiden sich liebten.

    Im ersten Moment war sie sehr zornig, sie fühlte sich ausgeschlossen, betrogen und hintergangen. Doch dann siegte die Vernunft und sie gestand sich ein, dass sie das ja in den vergangenen Jahren bereits gewusst, nur verdrängt hatte!

    Als sie das Haus verließ, ohne dass sie Bernie angetroffen hatte, spürte sie eine ungeheure Erleichterung. Nun war es offenkundig und nicht mehr wegzuleugnen.

    Kurze Zeit später zog Margo zu Bernie und sie galten offizielle als Liebespaar.

    Er absolvierte die Akademie und begann in der Folge, sich einen Namen zu machen. Ihre Freundschaft bestand weiterhin und sie unternahmen vieles gemeinsam, lachten und philosophierten Nächte lang über Gott und die Welt.

    Sie liebte ihn weiterhin ohne Wenn und Aber, nahm es hin, dass ihre Liebe nicht erwidert wurde.

    Sie und Margo vertrauten sich so ihre kleinen Geheimnisse an, über ihrer beiden Gefühle über Bernie sprachen sie jedoch niemals. Es war ein Tabuthema zwischen ihnen.

    Zwischenzeitlich zog sich zurück, denn sie wollte nicht den Eindruck erwecken, dass sie sich zwischen die Beiden drängen wollte. Obwohl sie es gerne getan hätte. Denn irgendwie gehörte Bernie auch zu ihrem Leben!

    Als sie im Zentrum der Stadt eine Kunstgalerie eröffnete, übernahm sie auch immer wieder Bilder von Bernie. Sie verkauften sich gut. Auf diese Art hatte sie nun einen neuen Zugang zu Bernie gefunden und konnte es so einrichten, dass sie stundenlang gemeinsam über seine

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