So hast du mich noch nie geküsst
Von Carla Cassidy
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Über dieses E-Book
Ein Unfall hat Elenas Mann Travis jegliche Erinnerung genommen - auch daran, wie unglücklich ihre Ehe war. Als Travis sie beim Wiedersehen in die Arme zieht, macht Elena sich unwillkürlich steif - bis das ganz neue sinnliche Spiel seiner Lippen nie gekanntes Begehren weckt …
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Buchvorschau
So hast du mich noch nie geküsst - Carla Cassidy
IMPRESSUM
So hast du mich noch nie geküsst erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1998 by Carla Cassidy
Originaltitel: „Her Counterfeit Husband"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 169 - 2001 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: M.R. Heinze
Umschlagsmotive: GettyImages_teksomolika
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733755775
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
Elena Richards wich vorsichtig vom Rand des Felsens zurück. Hatte sie Herzklopfen vom Sex oder wegen ihrer Höhenangst?
„Das war toll, Kleine!"
Als ihr Mann von hinten die Arme um sie legte, verkrampfte sie sich. Seit einem Monat war sie Mrs. Travis Richards, und die ganze Zeit versuchte sie verzweifelt, sich einzureden, die Heirat wäre kein Fehler gewesen. Doch insgeheim wusste sie, dass die Heirat mit Travis der größte Fehler ihres Lebens gewesen war.
Sie drehte sich um, betrachtete sein kraftvoll und gut geschnittenes Gesicht und suchte darin den Mann, für den sie ihn gehalten hatte. „Es war nicht ‚toll‘, Travis. Es hat mir Angst gemacht. Du hast mir Angst gemacht."
„Ach, sei kein Hase, meinte er spöttisch und drückte sie fester an sich. „Du weißt doch, dass dies hier mein Lieblingsplatz ist. Was ist daran falsch, wenn ich ihn mit meinem Lieblingsmädchen teilen will?
Sein Charme minderte ihren Zorn und ihre Angst. Als sie seine Wange streichelte, wollte sie nicht mehr daran denken, dass er sie zum Sex gezwungen hatte. „Travis, wir müssen miteinander reden."
Aus seinen blaugrauen Augen traf sie ein ungeduldiger Blick. „Ich bin aber nicht in Stimmung für eines von deinen typischen ernsten Gesprächen. Kannst du nicht einfach den Moment genießen? Und den Ausblick?" Einen Arm legte er ihr um die Schultern und deutete mit der anderen Hand auf das Land um sie herum.
Sie standen auf einem Plateau, an dessen Rand der Felsen fast senkrecht abfiel. Am Grund der Schlucht floss der reißende Arganus River dahin.
Elena war zum ersten Mal hier oben, obwohl Travis oft die vierstündige Fahrt von ihrer Ranch hierher unternahm, um in den Felsen zu klettern. Heute hatte er darauf bestanden, dass sie ihn begleitete. Zwar hatte sie zögernd zugestimmt, doch jetzt wollte sie nur noch nach Hause.
„Können wir gehen? Mir ist kalt." Sie wich noch weiter von der gefährlichen Kante zurück und schloss die Jacke am Hals.
„Geh schon zum Wagen. Ich komme ich einigen Minuten nach. Er schob die Hände in die Taschen der Jeans. „Ich möchte mich noch etwas umsehen.
Elena zögerte. Sie wollte nicht bleiben, fürchtete sich jedoch davor, allein den schmalen Pfad zum Wagen hinunterzugehen. Ein Windstoß ließ sie frösteln. Im Wagen war es wärmer. „Bis gleich", sagte sie und wandte sich ab.
Nach einigen Schritten drehte sie sich noch einmal zu Travis um. Er war unglaublich attraktiv. Einen Monat lang hatte er sie voll Leidenschaft umworben und jede Menge Versprechungen gemacht, bis sie in einer schlichten Zeremonie standesamtlich geheiratet hatten.
Sie hätte sich mehr Zeit lassen und Travis genauer kennen lernen sollen. Doch er war charmant und hartnäckig gewesen, hatte sie mit Romantik überwältigt und durch Leidenschaft ihre Zweifel vertrieben.
Während sie auf dem Pfad nach unten stieg, vermied sie es, die gefährlichen Felsen zu beiden Seiten zu betrachten und in den Abgrund zu blicken.
Erst nach zwanzig Minuten erreichte sie den Wagen und holte erleichtert Atem, weil sie den steilen, steinigen Weg hinter sich hatte.
Sie holte die Schlüssel aus der Tasche, stieg ein und startete den Motor, damit die Heizung möglichst bald wärmte. Unklar war nur, ob sie wegen der Kälte fror oder weil sie erkannt hatte, welch ein Fehler die Heirat mit Travis gewesen war.
Er war nicht der Mann, für den sie ihn gehalten hatte. Es war ihm nicht nur egal gewesen, dass sie vor den Bergen Angst hatte, sondern er hatte auch darauf bestanden, dass sie sich dort oben liebten. Es musste sich etwas ändern, und zwar bald!
Minuten später war es im Wagen angenehm warm. Ob es Travis gefiel oder nicht, sie mussten über den weiteren Verlauf ihrer Ehe reden. Elena war nicht glücklich und glaubte, dass er es auch nicht war.
Ab und zu warf sie einen Blick zum Pfad und wartete auf Travis.
Er kam jedoch nicht mehr zurück.
1. KAPITEL
Während Elena Richards langsam aus tiefem Schlaf erwachte, drehte sie sich um und suchte unbewusst die Wärme ihres Mannes.
Das kalte Bett neben ihr holte die Erinnerung zurück. Travis war nicht hier. Vor fünf Monaten war er spurlos von dem Felsen verschwunden.
Das alte Hemd, in dem sie schlief, roch noch schwach nach seinem Eau de Toilette. Der Duft hatte schon stark nachgelassen und musste bald ganz verschwinden.
Zu ihrer Überraschung blieb die Morgenübelkeit aus, als sie sich aufsetzte. In den ersten Monaten hatte sie stark darunter gelitten, doch im vierten Monat der Schwangerschaft wurde es, wie vom Arzt vorhergesagt, besser.
Als sie aufstand, strich sie über ihren Leib. Das Kind. Ein Geschenk, das sie an das letzte Beisammensein mit Travis erinnerte … vor vier Monaten und drei Wochen.
An jenem Vormittag hatte sie Travis oben auf dem Felsen erklären wollen, dass ihre Ehe einfach nicht funktionierte. Allerdings war sie nicht dazu gekommen.
Jetzt galt er als vermisst. Nicht zu wissen, was mit ihm geschehen war, quälte sie seit seinem Verschwinden. Lebte er? War er tot? Auch wenn sie sich ihrer Gefühle ihm gegenüber nicht sicher war, so war er doch der Vater ihres Kindes.
Elena verdrängte die Gedanken, duschte, zog sich rasch an und wollte im Garten Unkraut jäten, bevor es zu heiß wurde.
In der Küche begrüßte sie der kleine schwarze Pudel, der auf dem Teppich vor der Spüle geschlafen hatte, mit fröhlichem Bellen. „Guten Morgen, Spooky. Elena bückte sich und streichelte den Hund. „Willst du in den Garten?
Der Pudel tanzte vor Freude. Die dunklen Augen leuchteten.
Lächelnd öffnete Elena die Hintertür. Der Pudel jagte mit der ganzen Energie seiner zwei Jahre hinaus und hinter einem Vogel her, der blitzartig floh.
Elena machte Kaffee, füllte eine Tasse und trat ins Freie. Es roch nach Erde und Tau. Ein neuer Tag hatte begonnen, für Elena ein neuer Tag voll Einsamkeit und unbeantworteten Fragen. Sie stellte die Kaffeetasse weg und holte Werkzeug aus dem kleinen Schuppen. Harte Arbeit tagsüber sorgte dafür, dass sie nachts von quälenden Träumen verschont blieb.
Das Erdreich zwischen den Reihen verschiedener Gemüse war hart. Elena ging methodisch vor, entfernte das Unkraut und lockerte den Boden. Spooky umkreiste sie lange, bis er sich in den Schatten unter der Veranda legte und sein Frauchen ständig beobachtete.
Elena legte nur gelegentlich eine Pause ein und stützte sich dann auf den Stiel der Gartenkralle, um dem Rücken Erholung zu gönnen.
In einer solchen Pause fühlte sie plötzlich, dass jemand sie beobachtete.
Als sich das Prickeln im Nacken verstärkte, sah sie sich um. Dabei war das verrückt. Der Garten war von einem drei Meter hohen Zaun umgeben. Niemand konnte einen Blick auf sie erhaschen.
Kopfschüttelnd machte sie sich wieder an die Arbeit. Nach Travis’ Verschwinden hatte sie einen großen Gemüsegarten angelegt, weil Arbeit ihr am besten half. Jetzt wuchsen die Pflanzen bereits wie das Kind unter ihrem Herzen heran.
Die Gartentür öffnete sich knarrend. Elena drehte sich hastig herum und sah einen hoch gewachsenen, dunkelhaarigen Mann näher kommen. Die hinter ihm stehende Sonne blendete sie. Zusätzlich verdeckte ein dunkler Hut das Gesicht.
Spooky lief bellend vorsichtig näher, schnüffelte kurz und kehrte unter die Veranda zurück.
Eine Wolke schob sich vor die Sonne. Sobald das grelle Licht gedämpft wurde, konnte man die Züge des Mannes klarer erkennen. Elena ließ die Gartenkralle fallen.
„Travis", flüsterte sie geschockt und ging einige Schritte auf ihn zu, blieb jedoch stehen. Hatte sie den Verstand verloren? Bildete sie sich nur etwas ein?
„Elena?"
Beim vertrauten Klang seiner Stimme warf sie sich auf ihn, schlang ihm die Arme um den Nacken und drückte das Gesicht an seine Brust. Einen Moment blieb er stocksteif stehen, ehe er die Arme um sie legte.
Unzählige Fragen und Gefühle stürmten auf sie ein. Ihre Tränen versickerten in seinem Hemd. In diesem Moment spielte es keine Rolle, dass er doch nicht der Mann war, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Er lebte! Der Vater ihres Kindes lebte!
Allmählich fielen ihr Veränderungen auf. Er war magerer geworden, und er roch auch anders. Der frische Duft seines bevorzugten Eau de Colognes war durch einen geheimnisvollen und sehr ansprechenden erdigen Geruch ersetzt worden.
Der erste Schock wurde von Erleichterung, Freude, Verwirrung und Zorn abgelöst. Fünf Monate lang hatte sie nicht gewusst, ob er lebte oder tot war. Sie ballte die Hände zu Fäusten und schlug ihm gegen die Brust. „Wo warst du? Ich hatte solche Angst! Was ist passiert?"
Er wich zurück. Sekundenlang sahen sie einander nur an. Elena konnte noch immer nicht glauben, dass er wieder hier war.
Sein Haar war kürzer, das Gesicht schmaler, doch völlig vertraut. Blaugraue Augen, dichte dunkle Wimpern, gerade Nase, volle Lippen und ein Grübchen im kantigen Kinn.
Sie betrachtete sein Gesicht, sah ihm in die Augen und fand darin einen verwirrten Ausdruck. „Gehen wir ins Haus, Travis. Dann reden wir."
Er nickte, und während sie vorausging, schob sich wieder eine Wolke vor die Sonne und warf einen dunklen Schatten auf die Erde. Elena fröstelte. Ihr Mann war wieder hier, jener Mann, den sie eigentlich gar nicht mehr wollte. Aber jetzt fand alles wenigstens ein Ende. Es gab von nun an keine Nächte mehr, in denen sie sich fragte, was geschehen war.
Spooky folgte ihnen wedelnd. „Kaffee?", fragte Elena, als sie das Haus betrat. Wie unsinnig, dachte sie. Mein Mann kommt zurück, nachdem er unerklärlich lange verschwunden war, und ich biete ihm Kaffee an.
Ebenso unsinnig war es, dass er nickte und sich an den Tisch setzte, als wäre er nur einen Tag fort gewesen.
Spooky legte sich zu Elenas Verwunderung unter seinen Stuhl. Spooky hatte nie etwas von Travis wissen wollen. Anfangs hatte der Hund ihn sogar angeknurrt. Nach der Hochzeit war er auf Distanz geblieben und hatte Travis stets misstrauisch beobachtet. Plötzlich legte er sich zu diesem Mann, als wäre er sein Herrchen. Vielleicht hatte Spooky Travis auch vermisst.
Elena füllte eine Tasse und setzte sich Travis gegenüber. Sie war noch immer verwirrt und auch zornig.
Eine Weile schwiegen sie. Elena legte die Hände um ihre Tasse, um sie zu wärmen. Das alles kam ihr wie ein Traum vor. „Travis? Sie drückte seine Hand, doch er zog sie zurück und strich sich durch das Haar. „Um Himmels willen, rede mit mir!
Er warf ihr einen verstörten Blick zu. „Du bist schwanger."
Sie legte die Hand auf ihren Leib. Wenn er jetzt fragte, ob das Kind von ihm war … Sie gab ihm gar keine Gelegenheit. „Von unserem letzten Beisammensein oben auf dem Berg. Erinnerst du dich nicht?"
Erneut strich er sich durch das dichte Haar. „Nein."
„Aber du musst! Es war genau einen Monat nach unserer Heirat, und wir waren zu dem Berg gefahren und hinaufgestiegen, und wir … wir haben uns geliebt." Sie versuchte, die damit verbundenen unangenehmen Erinnerungen von sich zu schieben. „An dem Tag bist du verschwunden. Ich