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Vorhang auf für die große Liebe!
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eBook251 Seiten3 Stunden

Vorhang auf für die große Liebe!

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Über dieses E-Book

Ganz London betet die schöne Schauspielerin Lucy Lane an – doch seit der Trennung von Nathan Rochefort vor vier Jahren ist ihr Herz zu Eis erstarrt. Nun sucht ausgerechnet dieser schneidige Lieutenant sie plötzlich auf – mit einem gefährlichen Anliegen, das Lucy erneut in einen Sog von Sehnsucht und Verlangen reißt …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum21. Aug. 2021
ISBN9783751512848
Vorhang auf für die große Liebe!
Autor

Helen Dickson

Helen Dickson lebt seit ihrer Geburt in South Yorkshire, England, und ist seit über 30 Jahren glücklich verheiratet. Ihre Krankenschwesterausbildung unterbrach sie, um eine Familie zu gründen. Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes begann Helen Liebesromane zu schreiben und hatte auch sehr schnell ihren ersten Erfolg. Sie bevorzugt zwar persönlich sehr die Zeit des Bürgerkrieges in England doch um ihren Lesern viel Abwechslung zu bieten, wählt sie auch andere geschichtliche Epochen für ihre Roman. Um für ihre historischen Liebesromane zu recherchieren, verbringt die Autorin viele Stunden in der Bibliothek. So lässt sie mit viel Fantasie und historischer Genauigkeit wunderschöne historische Liebesromane entstehen.

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    Buchvorschau

    Vorhang auf für die große Liebe! - Helen Dickson

    IMPRESSUM

    Vorhang auf für die große Liebe! erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © 2015 by Helen Dickson

    Originaltitel: „Lucy Lane And The Lieutenant"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON, Band 42

    Übersetzung: Ute Augstein

    Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A., LiuSol, HbrH, seamartini/GettyImages

    Veröffentlicht im ePub Format in 08/2021

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751512848

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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    1. KAPITEL

    London,1812

    Als sie die Treppe hinabging, war sie froh darüber, dass Polly wieder einmal besonders viel Sorgfalt darauf verwandt hatte, ihre Herrin für den Abend anzukleiden. Das zauberhaft schimmernde Gewand mit der herzförmigen Korsage saß formvollendet wie ein wahr gewordener Traum aus Satin und Spitze, bei dessen Anblick Frauenherzen – und vermutlich auch die der Männer – einfach höher schlagen mussten. Die langen kastanienbraunen Locken hatte ihre junge Zofe kunstfertig hochgesteckt, und lediglich drei einzelne Strähnen ringelten sich kokett über Lucys Nacken. Lächelnd bemerkte sie, dass Jack am Treppenaufgang stand und ihr bewundernd entgegensah.

    Als sie die unterste Stufe erreicht hatte, ergriff er ihre Hand und führte sie an seine Lippen. „Herzlichen Glückwunsch, Lucy", sagte er.

    „Das ist ganz reizend von dir, Jack, erwiderte sie. „Aber wenn ich offen sein soll – ich halte das Ganze für ein wenig verfrüht. Es wäre wohl besser, erst einmal abzuwarten, bis ich die Rolle der Portia tatsächlich gespielt habe. Die Kosten für dieses Fest treiben mich beinahe in den Ruin.

    „Es geht doch aber nicht nur um deine neue Rolle, widersprach Jack. „Heute ist dein Geburtstag, Darling. Obwohl ich immer noch nicht glauben kann, dass du schon vierundzwanzig geworden bist. Das kann einfach nicht stimmen.

    „Du bist schon immer ein erbärmlicher Lügner gewesen", sagte Lucy lachend.

    „Ich kann dir jedenfalls nur versichern, dass du mit jedem Jahr immer schöner wirst, antwortete Jack galant und schob ihre Hand unter seine Armbeuge. „Und nun komm. Man erwartet dich bereits.

    Als sie kurz darauf den geschmackvoll eingerichteten Salon betraten, begrüßten die dort versammelten Gäste sie mit begeistertem Applaus.

    Sofort umringte eine Schar von Bewunderern Lucy, sodass sie von ihrem Begleiter getrennt wurde. Charmant und geistreich, wie man es von einer erfolgreichen und vielversprechenden Schauspielerin erwartete, beantwortete sie die Fragen der Dichter, Romantiker, Tagträumer und Reporter, die sie zu diesem besonderen Anlass in ihr Haus eingeladen hatte.

    Lucy hatte das große Glück, ihrem Broterwerb leidenschaftlich gerne nachzugehen. Die Bühne war für sie weniger Beruf, sondern vielmehr Berufung. Finanziell war es ihr bislang sogar so gut gegangen, dass sie ihre alte Tante Dora hatte unterstützen können. Doch das würde sie sich bedauerlicherweise schon bald nicht mehr erlauben können, denn um ihre finanzielle Situation war es bei Weitem nicht gut gestellt.

    In all den Jahren, die sie schon dabei war, hatte Lucy gelernt, dass im Theater nichts von Dauer war – ganz besonders nicht der Erfolg. Deswegen sorgte sie sich unentwegt darum, möglicherweise von einem Tag auf den anderen alles zu verlieren, wenn ihre Beliebtheit beim Publikum schwand. Stets hatte sie hart dafür gearbeitet, nicht von einem Mann abhängig zu sein und ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können. Doch in der letzten Zeit lastete die Bürde der zu bezahlenden Rechnungen immer schwerer auf ihrer Seele. Tante Dora hatte ihr sogar angeboten, Lucy wieder bei sich wohnen zu lassen. So könnte sie die Miete für ihr Haus sparen und auch die übrigen Kosten mit ihrer Tante teilen. Vermutlich würde Lucy schon in nächster Zukunft von diesem Angebot Gebrauch machen müssen. Da sie jedoch die meiste Zeit ihres Lebens mit ihrer Tante unter einem Dach gelebt hatte, wollte sie ihre Freiheit – auch, wenn sie ihre Tante aus ganzem Herzen liebte – so lange wie möglich genießen und das Unvermeidliche eine Weile hinauszögern.

    Seit ihrem vierzehnten Lebensjahr war die Bühne Lucys zweites Zuhause gewesen. Die Rolle der Portia in Shakespeares berühmten Stück „Der Kaufmann von Venedig" stellte einen glanzvollen Höhepunkt in ihrer Karriere dar. Von so einer Gelegenheit hatte sie immer geträumt – und jetzt fand bereits in vier Wochen die Premiere statt. Die Zeit bis dahin verging wie im Flug mit den Vorbereitungen und Proben.

    Dankbar nahm Lucy ihrem Kavalier das Glas Champagner ab, das er ihr reichte, als sie einen Moment ungestört waren.

    „Vielen Dank, dass du mich gerettet hast, Jack, sagte sie. „Diese Zeitungsmenschen sind wie Bluthunde – man hat das Gefühl, sie niemals loszuwerden.

    „Keine Sorge, beruhigte der geschmackvoll gekleidete Mann sie. „Schon werden sie darüber schreiben, dass du die talentierteste Schauspielerin Londons bist.

    „Ja, sie schreiben so lange begeistert über mich, wie mein Stern am Bühnenhimmel leuchtet, entgegnete Lucy nüchtern. „Ich muss der Wirklichkeit ins Auge sehen, Jack. Eine Schauspielerin ist nur so gut wie das Stück, in dem sie spielt. Sobald die Rollen schlechter werden, spricht niemand mehr über sie. Das passiert ständig.

    Tadelnd sah er sie an. „Sei doch nicht immer so pessimistisch, was deine Zukunft angeht, Lucy. Genieße lieber deinen Erfolg. Ich bin sicher, dass du nichts zu befürchten hast."

    „Du schmeichelst mir, Jack, Wenn ich so talentiert wäre wie Sarah Siddons, dann wäre ich auch deiner Meinung, meinte Lucy und bezog sich damit auf die bekannte Schauspielerin, die ausschließlich mit tragischen Rollen berühmt geworden war. „Ich hingegen bin nur eine von vielen, die auf der Bühne einfach nur ihren Lebensunterhalt verdienen müssen.

    „Du bräuchtest dir keine Sorgen zu machen, wenn du mich heiraten würdest", erinnerte Jack sie mit sanfter Stimme. Während er nach einem Glas Portwein griff, glitt sein Blick bewundernd über Lucys Dekolleté.

    Sie trank einen Schluck Champagner und lächelte etwas angestrengt. „Bitte, Jack, sieh mich nicht so an. Darum habe ich dich bereits mehrfach gebeten – ich habe dir meine Antwort gegeben. Ich möchte nicht deine Frau werden – ich möchte im Augenblick überhaupt niemanden heiraten. Vielen Dank aber trotzdem für die wundervollen Blumen, die du mir geschickt hast. Ich wünschte nur, du würdest mir nicht unentwegt Geschenke machen."

    „Warum nicht? Betrachte sie als Zeichen meiner Wertschätzung. Ich hoffe, wenigstens dagegen hast du nichts?"

    „Nein, natürlich nicht", erwiderte sie, obwohl sie unangenehm berührt war.

    Völlig überraschend hatte Jack kürzlich um ihre Hand angehalten. Seitdem sie ihn kannte, wusste sie, dass er ihr ein guter Freund war – doch tiefer gehende Gefühle hegte sie für den jüngsten Sohn eines Peers nicht. Er war Aristokrat und sie eine Schauspielerin – und somit weit unter seinem gesellschaftlichen Stand. Männer wie er pflegten Frauen wie sie zur Geliebten zu haben – jedoch nicht, sie zu heiraten. Außerdem wusste sie nicht, ob der gut aussehende Jack von seinem Versprechen zurücktrat, wenn er erst einmal das Bett mit ihr geteilt hatte. Obwohl er sehr vermögend war und Lucy Geld dringend nötig hatte, kam es außerdem für sie nicht infrage, ihn lediglich aus diesem Grund zu heiraten.

    Seitdem sie sich vor einem Jahr im Theater kennengelernt hatten, hatte sie das Gefühl, ihr Leben nicht mehr im Griff zu haben. Wenn sie geahnt hätte, wie anhänglich er in seiner Verehrung für sie werden würde, hätte sie damals seine Blumen und den Gedichtband zurückgewiesen. Doch sie hatte es nicht über das Herz gebracht, ihn zu enttäuschen – zumal er nach seiner Verwundung aus der Armee ausgeschieden und seelisch etwas aus dem Lot geraten war. Seinem ersten Besuch war daraufhin ein weiterer gefolgt, und seither war Jack zu nahezu jeder Gelegenheit in der Öffentlichkeit an ihrer Seite anzutreffen. Er war angesehen und beliebt – und Lucy empfand seine Gesellschaft als äußerst amüsant und kurzweilig. Doch hatte sie stets sorgsam darauf geachtet, ihn nicht in die Nähe ihres Bettes zu lassen.

    Nach dem ersten Kuss hatte sie nämlich herausgefunden, dass nicht mehr als ihre Lippen daran beteiligt gewesen waren. Die körperliche Nähe zu Jack entzündete kein Feuer des Verlangens in ihr. Dieses war bisher nur einem Mann gelungen, dessen Berührung ausgereicht hatte, um die sinnlichsten Fantasien in ihr zu wecken.

    Einen Augenblick lang schwelgte sie in der Erinnerung an die Zeit, als sie in den Armen dieses einen besonderen Mannes gelegen hatte. Groß war er gewesen und überaus attraktiv. Sein Lächeln hatte ihren Herzschlag beschleunigt, und ein Blick von ihm war ihr so wohltuend wie der Sonnenschein an einem herrlichen Sommertag vorgekommen. Seine Berührungen waren trotz seiner Kraft so federleicht und zärtlich gewesen, dass allein der Gedanke an sie genügte, Lucy wohlig erschauern zu lassen. Doch das alles war eine Ewigkeit her – und es nützte nichts, der Vergangenheit nachzutrauern. Einmal hatte sie sich betrügen lassen und war fest entschlossen, diese Erfahrung kein zweites Mal zu machen. Daher versuchte sie, nicht an den Mann zu denken, der ihr vor vier Jahren das Herz gebrochen hatte – doch unwillkürlich wanderten ihre Gedanken immer wieder zu ihm. Schließlich schüttelte sie den Kopf und beschloss, sich nicht weiter von diesen sinnlichen und gleichzeitig wehmütigen Erinnerungen die Freude am Augenblick verderben zu lassen.

    In diesem Moment betrat ihre gute Freundin Coral Gibbons den Salon. Begleitet wurde die aufreizend gekleidete und äußerst talentierte Schauspielerin von ihrer neuesten Eroberung, dem jungen und charmanten Bühnenautor Jamie Shepherd. Nachdem Coral ihre Freundin zur Begrüßung umarmt hatte, musterte sie Lucy bewundernd von Kopf bis Fuß. Jack hatte inzwischen einen Bekannten entdeckt, mit dem er sich nun ein Stückchen weiter unterhielt. „Du wirst eine großartige Portia abgeben, erklärte Coral begeistert. „Obwohl ich gestehen muss, dass ich ein bisschen neidisch darauf bin, dass du diese Rolle bekommen hast. Bist du denn schon aufgeregt?

    „Selbstverständlich. Das wärst du an meiner Stelle doch auch, oder etwa nicht?, gab Lucy zurück. „Ich habe mir schon immer gewünscht, diese Rolle einmal spielen zu dürfen. Ich bin Mr. Portas so dankbar dafür, dass er mir den Part der Portia angeboten hat.

    „Er erkennt eben ein Talent, wenn er eins sieht. Deswegen ist er mit seinem Haus ja auch so erfolgreich. Ich bin ganz sicher, dass du großen Erfolg haben wirst. Dein letztes Stück ist auch schon fantastisch gewesen. Du hast dir den Erfolg wirklich verdient."

    Lucy lachte. „Es ist so lieb von dir, Coral. Obwohl ich natürlich weiß, dass du zu Übertreibungen neigst."

    „Unsinn! Du wirst schon sehen. Schon bald werden sich alle Theater in London um dich reißen. Du bist schon immer so fleißig gewesen. Aber vergiss bitte über der ganzen Arbeit nicht, dass du mich am Samstag in die Ranelagh Gardens begleitest. Ich bin sicher, dass es dir dort gefällt – es ist so romantisch bei Mondlicht. Wenn du magst, bring Jack einfach mit. Ihr beide scheint euch in letzter Zeit ja ziemlich nahe zu stehen."

    „Unbestreitbar ist er äußerst aufmerksam, sagte Lucy stirnrunzelnd. „Für meinen Geschmack eher ein wenig zu sehr.

    „Meine Liebe, ich mache mir wirklich Sorgen um dich, entgegnete Coral. „Eine schöne Frau wie du sollte sich mit Dutzenden von Verehrern umgeben und so oft wie möglich ausgehen. Ich kenne ja deine Geschichte von diesem Mann, den du heiraten wolltestund der dir damals das Herz gebrochen hat. Aber ich kann dir versichern, dass nicht alle Männer so sind wie er.

    „Bist du da sicher?"

    „Nun … Coral zögerte. „Ich vermute es zumindest. Und ich muss dir gestehen, dass ich selbst ein Auge auf Jack geworfen hätte, wenn Jamie nicht wäre.

    „Tu dir keinen Zwang an, Coral. Ich habe ihm bereits mitgeteilt, dass ich ihn nicht zu heiraten beabsichtige. Leider ist er ziemlich hartnäckig. Vermutlich will er mich herumbekommen, mit ihm eine Nacht zu verbringen. Aber so naiv bin ich nicht. Ich wette nach wie vor, dass er niemals ernsthaft in Erwägung gezogen hat, mich zu heiraten."

    „Wir werden aber auch nicht jünger, meine Liebe. Ich rate dir, nimm ihn dir, solange du kannst. Ob als Ehefrau oder seine Geliebte – er könnte dir von großem Nutzen sein. Er ist reich und kommt aus sehr gutem Haus – und er ist die Antwort auf all deine Geldsorgen. Männer wie ihn gibt es nur äußerst selten."

    „Mag schon sein, sagte Lucy lachend. „Ich hingegen bin mir einer Sache völlig sicher – Jamie ist hoffnungslos vernarrt in dich. Sie sah zu dem jungen Autor, der sich laut und begeistert mit Mr. Portas unterhielt.

    Nachdenklich betrachtete Coral ihren Verehrer. „Er hat leider schon ein wenig zu viel getrunken, bemerkte sie. „Er hält sich für den zweiten Shakespeare und hat gerade ein neues Stück geschrieben, das er an den Mann bringen möchte. Ich fürchte nur, Mr. Portas mag keine modernen Werke.

    „Ja, weil sie teuer, riskant und zeitraubend sind. Wir beide wissen, welche Macht das Publikum hat. Wenn ihm ein Stück nicht gefällt, kann es bereits nach der Premiere zum Untergang verurteilt sein. Da muss man sich schon gut überlegen, ob man in so ein unsicheres Unterfangen so viel Geld investieren möchte. Denk nur daran, was die Kostüme, die Musik und das Bühnenbild kosten. Das könnte das Ende seiner Karriere als Theaterdirektor bedeuten."

    Coral seufzte. „Ich fürchte, du hast recht. Mr. Portas hat eine Schwäche für die guten alten englischen Dramen. Tragische Duelle, philosophierende Helden und reichlich Blutvergießen – das ist es, was das Publikum sehen will. Ich glaube kaum, dass er Jamies Stück auch nur durchliest. Ich gehe besser hin und rette Jamie aus der Lage. Nebenbei muss ich Mr. Portas um einen kleinen Gefallen bitten. Ich hätte gerne nämlich gerne wenigstens eine Statistenrolle im Kaufmann von Venedig."

    Kurz vor Mitternacht begannen die ersten Gäste, sich gut gelaunt zu verabschieden. Lucy war gerade im Begriff, Jack eine gute Nacht zu wünschen, als ihre Polly völlig aufgewühlt an sie herantrat.

    „Was ist denn geschehen, Polly?", fragte Lucy überrascht.

    „Ein Gentleman wünscht, Sie zu sprechen, entgegnete das junge Mädchen hastig. „Er wartet im Salon auf Sie.

    „Wieso gesellt er nicht einfach zu uns?", erkundigte Lucy sich amüsiert.

    „Er behauptet, es geht um eine private Angelegenheit, Miss Lane. Er scheint sehr dringend mit Ihnen sprechen zu wollen, möchte aber unbedingt warten, bis Ihre Gäste gegangen sind."

    Neugierig sah Lucy zum Salon hinüber und fragte sich, um wen es sich bei dem geheimnisvollen Besucher handeln mochte. Augenblicklich kehrte Jack, der im Begriff war, ihr Haus zu verlassen, wieder um und stellte sich an ihre Seite.

    „Ich denke, ich bleibe besser hier", sagte er.

    Gerade als Lucy etwas darauf entgegnen wollte, wurde die Tür zum Salon aufgestoßen und ein Mann trat heraus. Er war so groß, dass er beinahe mit dem Kopf gegen den oberen Türrahmen gestoßen wäre, hätte er ihn nicht leicht geneigt. Er trug eine schwarze militärisch geschnittene Jacke mit Messingknöpfen, ein weißes Leinenhemd sowie ein Halstuch. Die dunklen Reithosen und Stiefel betonten seinen schlanken, muskulösen Körperbau, und das ungewöhnlich lange schwarze Haar hatte er zu einem Zopf sorgsam im Nacken zusammengebunden. Seine Augen wirkten so kühl wie arktisches Eis und verliehen seinem aristokratisch geschnittenen Gesicht einen strengen Ausdruck. Seine Lippen waren so männlich und sinnlich, wie Lucy sie in Erinnerung hatte. Eine kaum sichtbare Narbe auf der gebräunten Wange schien lediglich dazu zu dienen, die Makellosigkeit seiner Gesichtszüge hervorzuheben. Alles in allem strahlte der Mann eine nahezu unverschämte Selbstsicherheit aus.

    Ungläubig starrte Lucy den Neuankömmling an. Ihr stockte der Atem, und plötzlich schien der Lauf der Welt innezuhalten. Obwohl sie ihn seit vier Jahren nicht mehr gesehen hatte, wusste Lucy sofort, wer der geheimnisvolle Besucher war.

    Nathan Rochefort – der Mann, den sie beinahe vor vier Jahren geheiratet hätte. Der Mann, den sie geliebt hatte und dem sie sich mit Herz und Seele hingegeben hatte. Der Mann, den sie jetzt von allen Männern auf der Welt am meisten hasste.

    Fassungslos fragte sie sich, was um Himmels willen ihn in ihr Haus geführt haben mochte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie hatte das Gefühl, dass ihre Knie unter ihr nachgaben. Doch rasch gewann sie die Fassung zurück, wild entschlossen, sich keine Schwäche anmerken zu lassen. Einen Moment lang hatte es ihr entgegen ihrer Gewohnheit zwar die Sprache verschlagen, doch sie verspürte keine Angst, als sie Nathan ansah. Tief atmete sie ein, bevor sie ihm herausfordernd in die Augen blickte.

    Seine männliche Ausstrahlung übte immer noch eine nahezu berauschende Wirkung auf sie aus. Er schien sogar noch besser auszusehen als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte. Gegen ihren Willen erschauerte sie wohlig, als er sie mit seinen hellblauen Augen von Kopf bis Fuß musterte. Sie hatte ganz vergessen, wie klar und strahlend dieses Blau gewesen war.

    Entschlossen erwiderte sie seinen eindringlichen Blick und nahm alle Kraft zusammen, zu der sie in diesem Moment fähig war. Eine Flut schmerzhafter Erinnerungen überwältigte sie, als sie daran dachte, wie er mit kräftigen Händen unendlich zärtlich ihre Brüste gestreichelt, mit den sinnlichen Lippen unter flammenden Küssen ihren Körper mit unbändigem Verlangen erfüllt hatte. Wie sie sich ihm leidenschaftlich entgegengewölbt hatte, begierig darauf, sich mit ihm zu vereinen … Bis sie kurz vor der Hochzeit herausgefunden, hatte, dass ihn eine Affäre mit ihrer besten Freundin verband. Unmittelbar nach dieser Erkenntnis hatte Lucy das Verlöbnis gelöst und war aus Nathans Leben geflohen.

    Und jetzt stand er hier, scheinbar unbeirrt von all dem, was zwischen ihnen geschehen war, und hatte offenbar vor, so zu tun, als wäre nichts gewesen.

    Rasch verdrängte sie die verstörenden Gedanken und reckte energisch das Kinn.

    „Es wäre schön, wenn du mir ein paar Minuten deiner Zeit schenken würdest", sagte er ruhig anstelle einer Begrüßung.

    „Was fällt dir ein, unangekündigt mein Haus zu betreten?", fragte Lucy kühl.

    „Mit solcherlei gesellschaftlichen Nichtigkeiten gebe ich mich schon längst nicht mehr ab. Die Angelegenheit, wegen der ich dich sprechen muss, ist von äußerster Dringlichkeit. Flüchtig sah er zu Jack, der seine offenkundige Überraschung nicht zu verbergen vermochte. „Bitte entschuldigen Sie uns. Ich muss etwas überaus Wichtiges mit Miss Lane besprechen, fuhr er fort und ging zur

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