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Heimweh nach den Eltern: Sophienlust 403 – Familienroman
Heimweh nach den Eltern: Sophienlust 403 – Familienroman
Heimweh nach den Eltern: Sophienlust 403 – Familienroman
eBook126 Seiten1 Stunde

Heimweh nach den Eltern: Sophienlust 403 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

»Jetzt kannst du endlich unseren hochverehrten Chef kennenlernen. Dort hinten kommt er.« Stella Wegener, der die Aufsicht über die Drogerieabteilung des Kaufhauses oblag, deutete unauffällig in Richtung Tür, die sich gerade hinter einem hochgewachsenen, gutaussehenden Mann geschlossen hatte. Kerstin Hennings, ein bildhübsches Mädchen von neunzehn Jahren, senkte rasch den Kopf und bemühte sich, ihre Arbeit besonders ordentlich zu machen. Seit etwas über zwei Wochen arbeitete sie schon in diesem Kaufhaus, räumte Regale ein und wischte mehrmals am Tag den Fußboden auf. Die Arbeit machte ihr keine Freude, aber sie war froh, daß sie überhaupt etwas arbeiten konnte. Zwar hatte Kerstin mit mittlerem Erfolg ihre Banklehre absolviert, aber nach der Abschlußprüfung ist sie leider nicht übernommen worden. So war ihr nach längerem Suchen nichts anderes übriggeblieben, als das Angebot von Merkels Kaufhaus anzunehmen. Seit über einem Vierteljahr lebte sie schon mit ihrer schwerkranken Mutter in einer kleinen Wohnung am Rande von Maibach, damals war ihr Vater an einem unheilbaren Magenleiden gestorben. Noch hatte Kerstin seinen Tod nicht verwunden, dazu kam noch die Sorge um die Mutter, die mit jedem Tag verhärmter aussah. Kerstin duckte sich noch tiefer in das unterste Regal, als sie fühlte, daß Richard Merkel immer näher kam. Ihr dunkles, schulterlanges Haar fiel nach vorne, und sie hätte es am liebsten zurückgestreift, um ihn unbemerkt ansehen zu können. Nur einen Augenblick paßte sie nicht richtig auf und schon geschah es. Eine Glasflasche mit Haarwasser rutschte ihr aus der Hand und fiel mit einem lauten Klirren zu Boden, wo sie in tausend Scherben zersprang. »Machen Sie das öfter so?« fragte Richard Merkel und runzelte mißbilligend seine dunklen, dichten Augenbrauen. Um seine Lippen glitt ein etwas überhebliches Lächeln. »Entschuldigen Sie bitte, ich war unvorsichtig«, gab Kerstin kleinlaut zu und strich nun doch mit der linken Hand die Strähne zurück. Ihr Blick wanderte von den schwarz glänzenden Schuhspitzen hinauf, an der exakten Bügelfalte seiner dunklen Hose entlang, bis zu dem markant geschnittenen Gesicht des Mannes.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum23. Mai 2023
ISBN9783987578137
Heimweh nach den Eltern: Sophienlust 403 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Heimweh nach den Eltern - Marietta Brem

    Sophienlust

    – 403 –

    Heimweh nach den Eltern

    Und wenn es hier noch so schön ist …

    Marietta Brem

    »Jetzt kannst du endlich unseren hochverehrten Chef kennenlernen. Dort hinten kommt er.« Stella Wegener, der die Aufsicht über die Drogerieabteilung des Kaufhauses oblag, deutete unauffällig in Richtung Tür, die sich gerade hinter einem hochgewachsenen, gutaussehenden Mann geschlossen hatte.

    Kerstin Hennings, ein bildhübsches Mädchen von neunzehn Jahren, senkte rasch den Kopf und bemühte sich, ihre Arbeit besonders ordentlich zu machen. Seit etwas über zwei Wochen arbeitete sie schon in diesem Kaufhaus, räumte Regale ein und wischte mehrmals am Tag den Fußboden auf. Die Arbeit machte ihr keine Freude, aber sie war froh, daß sie überhaupt etwas arbeiten konnte.

    Zwar hatte Kerstin mit mittlerem Erfolg ihre Banklehre absolviert, aber nach der Abschlußprüfung ist sie leider nicht übernommen worden. So war ihr nach längerem Suchen nichts anderes übriggeblieben, als das Angebot von Merkels Kaufhaus anzunehmen.

    Seit über einem Vierteljahr lebte sie schon mit ihrer schwerkranken Mutter in einer kleinen Wohnung am Rande von Maibach, damals war ihr Vater an einem unheilbaren Magenleiden gestorben. Noch hatte Kerstin seinen Tod nicht verwunden, dazu kam noch die Sorge um die Mutter, die mit jedem Tag verhärmter aussah.

    Kerstin duckte sich noch tiefer in das unterste Regal, als sie fühlte, daß Richard Merkel immer näher kam. Ihr dunkles, schulterlanges Haar fiel nach vorne, und sie hätte es am liebsten zurückgestreift, um ihn unbemerkt ansehen zu können.

    Nur einen Augenblick paßte sie nicht richtig auf und schon geschah es. Eine Glasflasche mit Haarwasser rutschte ihr aus der Hand und fiel mit einem lauten Klirren zu Boden, wo sie in tausend Scherben zersprang.

    »Machen Sie das öfter so?« fragte Richard Merkel und runzelte mißbilligend seine dunklen, dichten Augenbrauen. Um seine Lippen glitt ein etwas überhebliches Lächeln.

    »Entschuldigen Sie bitte, ich war unvorsichtig«, gab Kerstin kleinlaut zu und strich nun doch mit der linken Hand die Strähne zurück. Ihr Blick wanderte von den schwarz glänzenden Schuhspitzen hinauf, an der exakten Bügelfalte seiner dunklen Hose entlang, bis zu dem markant geschnittenen Gesicht des Mannes. So gutaussehend hatte sich Kerstin ihren Chef nicht vorgestellt. Eigentlich hatte sie überhaupt keine Vorstellung von ihm gehabt bis zu dem Tag, als Stella ihr mit verschämtem Augenaufschlag gestanden hatte, daß Dr. Richard Merkel der Schwarm aller weiblichen Angestellten des Kaufhauses war.

    Das ließ Kerstin gleich die Oppositionsstellung einnehmen, die aber in den letzten Minuten nur so dahingeschmolzen war. So hatte sie sich Richard Merkel wirklich nicht vorgestellt.

    Ärgerlich registrierte das junge Mädchen, daß ihr Herz einige unkontrollierte Schläge machte. Den heftigen Puls spürte Kerstin bis in die Schläfen.

    Forschende Blicke aus grauen Augen musterten das Mädchen, das noch immer am Boden kniete.

    »Bitte, räumen Sie die Scherben weg, in etwa einer halben Stunde erwarte ich Sie in meinem Büro.« Er nickte ihr noch kurz zu und setzte dann seinen Rundgang fort.

    Stella Wegener stand wie zur Salzsäule erstarrt an das Regal gelehnt und holte tief Luft.

    »Au wei, das bedeutet bestimmt nichts Gutes.«

    »Meinst du, daß er mich hinauswirft?« fragte Kerstin ängstlich und richtete sich jetzt langsam auf.

    »Ganz so schlimm wird es hoffentlich nicht kommen. Aber es ist gut möglich, daß du den Schaden bezahlen mußt. Er soll sehr streng sein, habe ich gehört.«

    Kerstin zuckte die Schultern. »Das werde ich noch verkraften können. Hauptsache, er setzt mich nicht gleich auf die Straße.«

    Eine knappe halbe Stunde später machte sich Kerstin mit gemischten Gefühlen auf den Weg zum ›Allerheiligsten‹, wie die Chefetage bei den Angestellten genannt wurde. Nervös fuhr sie mit gespreizten Fingern noch einmal durch ihr dunkles Haar und holte dann tief Luft. Den Kopf konnte er ihr ja nicht abreißen.

    »Herr Doktor Merkel erwartet Sie schon, Fräulein Hennings«, tadelte die Sekretärin im Vorzimmer und zog überheblich eine ihrer stark geschminkten Augenbrauen hoch. »Sie können gleich hineingehen.«

    »Danke.« Kerstin zögerte einen Augenblick, aber als sie dann das kühle Metall der Türklinke in ihrer Hand spürte, bekam sie auf einmal Mut. Was hatte sie denn schon getan? Schließlich konnte es jedem passieren, daß ihm etwas aus der Hand rutschte.

    Richard Merkel saß an seinem pompösen Schreibtisch, dem man den Wert schon von weitem ansah. Anscheinend las er gerade ein wichtiges Schriftstück, denn er hielt den Kopf gesenkt.

    »Setzen Sie sich schon mal, Fräulein Hennings. Dort drüben, bitte«, murmelte er, ohne aufzusehen.

    Zaghaft setzte sich Kerstin auf den äußersten Rand des lederbezogenen Stuhls, der normalerweise für Besucher bestimmt war. So unauffällig wie möglich schaute sie sich in dem vornehm eingerichteten Büro um.

    Das Mädchen merkte nicht, daß der Mann es immer wieder kurz betrachtete, denn Kerstin war so mit dem Studium der vielen Bücher beschäftigt, die in einem hohen Regal standen. Wie gerne hätte sie in einigen von ihnen geblättert, denn es waren etliche Titel dabei, die sie brennend interessiert hätten.

    »So, und nun zu Ihnen, Fräulein Hennings.« Aufatmend legte Herr Merkel das eng beschriebene Blatt in die Mappe zurück. Er runzelte die Stirn, denn er wußte, wenn er es sich genau überlegte, nicht einmal, was er überhaupt von Kerstin wollte. Die zerbrochene Flasche hatte er längst vergessen. Das einzige, an was er noch dachte, waren die wunderschönen blauen Augen des Mädchens, das ihn vom ersten Augenblick an fasziniert hatte. Eigentlich war das auch der Grund gewesen, warum Kerstin jetzt in seinem Büro saß.

    »Wie lange arbeiten Sie schon bei uns?« Seine Stimme klang freundlich und aufmunternd, und Kerstin atmete auf.

    »Seit gut zwei Wochen«, gab sie Auskunft und konnte nicht verhindern, daß ihr flammende Röte ins Gesicht schoß.

    »Und wie gefällt es Ihnen?« Richard stand auf und kam nun ebenfalls auf die Sitzgruppe zu. »Machen wir also eine kleine Pause«, fuhr er fort, ohne Kerstins Antwort auf seine Frage abzuwarten.

    »Es gefällt mir gut«, sagte das Mädchen zögernd und senkte den Blick.

    Richard Merkel grinste. »Also begeistert klingt das überhaupt nicht. Wo haben Sie denn vorher gearbeitet?«

    »Bei der Sparkasse. Aber nachdem ich meine Lehre abgeschlossen hatte, wurde ich leider nicht übernommen.«

    Richard nickte. Er kannte die Geschichte schon aus der Personalakte. »Eigentlich schade. Dann haben Sie Ihre ganze Ausbildung umsonst gemacht.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Leben Sie ganz allein hier in Maibach?«

    »Nein, nicht ganz. Meine Mutter ist bei mir. Wir teilen uns die Wohnung.« Zwar war Kerstin verwundert über den Verlauf ihrer Unterhaltung, aber sie zeigte es nicht.

    »Schönes Haar haben Sie.« Der Mann musterte das Mädchen ungeniert. Noch immer konnte sich Kerstin nicht vorstellen, auf was er eigentlich hinauswollte.

    Plötzlich läutete das Telefon. Richard sprang auf.

    »Wir müssen unsere interessante Unterhaltung leider beenden, denn der Anruf ist dringend. Hätten Sie Lust, heute abend mit mir essen zu gehen? Ich erwarte Sie nach Dienstschluß an der Bushaltestelle.«

    Damit war Kerstin entlassen. Benommen ging sie an der Sekretärin vorbei, die ihr verwundert nachschaute.

    Die Stunden bis zum Feierabend krochen dahin, und fast jede Viertelstunde schaute Kerstin auf ihre Armbanduhr. Endlich war es soweit. Das Mädchen warf noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel, der im Waschraum hing. Sie bürstete ihr Haar so lange, bis es in glänzenden Locken auf ihre Schultern fiel, dann zog sie sogar noch ihre Lippen mit einem unauffälligen Lippenstift nach, obwohl sie das gar nicht nötig hatte.

    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Kerstin gezögert, die Einladung ihres Chefs anzunehmen, aber dann hatte sie sich gesagt, daß das alles wohl keine allzu große Bedeutung haben würde. Bestimmt war das in diesem Betrieb so üblich, daß neue Angestellte anfangs einmal mit dem Chef essen gingen.

    Wohlweislich aber hatte sie es vermieden, Stella Wegener von der Einladung zu erzählen, warum, das wußte Kerstin selbst nicht.

    Immer wieder sah sie Richard Merkel vor sich, der ihr wie die Erfüllung ihrer Mädchenträume vorkam. Er war hochgewachsen, schlank, dunkelhaarig und gutaussehend, er war charmant und wirkte so überlegen, daß sie sich in seiner Gegenwart schrecklich jung und ungebildet vorkam. Was sollte sie nur mit ihm reden, wenn sie den ganzen Abend mit ihm zusammen war?

    Mit aufgeregt klopfendem Herzen machte sich Kerstin auf den Weg zum Ausgang. Ihre Kolleginnen waren fast alle schon gegangen, nur Stella kramte noch in ihrer Handtasche herum und schien etwas zu suchen.

    »Wartest du einen Augenblick auf mich, Kerstin? Wir können ja wieder ein Stück zusammen gehen, wie immer«, schlug die Ältere vor und ­beobachtete das Mädchen unauffällig.

    »Es tut mir leid, Stella, aber heute geht das nicht. Ich muß… für meine Mutter noch etwas besorgen.« Kerstin wußte, daß ihre Ausrede ziemlich unglaubwürdig klang, und es tat ihr auch leid, daß sie ausgerechnet Stella anlog, aber ihr Geheimnis wollte sie auch nicht preisgeben. Sie sah es an dem Gesicht der Kollegin, daß sie ihr nicht glaubte. Warum sie die Wahrheit verschwieg, wußte Kerstin selbst nicht. Irgendeine innere Stimme hielt sie davon ab.

    »Dann eben nicht.« Stella zuckte die Schultern und lief grußlos an Kerstin vorbei. Sie ahnte, was da im Gange war, und sie hätte das Mädchen

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