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Ich würde gern dein Vater sein: Kinderärztin Dr. Martens Classic 58 – Arztroman
Ich würde gern dein Vater sein: Kinderärztin Dr. Martens Classic 58 – Arztroman
Ich würde gern dein Vater sein: Kinderärztin Dr. Martens Classic 58 – Arztroman
eBook119 Seiten1 Stunde

Ich würde gern dein Vater sein: Kinderärztin Dr. Martens Classic 58 – Arztroman

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Über dieses E-Book

Die Kinderärztin Dr. Martens ist eine großartige Ärztin aus Berufung, sie hat ein Herz für ihre kleinen Patienten, und mit ihrem besonderen psychologischen Feingefühl geht sie auf deren Sorgen und Wünsche ein. Die Kinderklinik, die sie leitet, hat sie zu einem ausgezeichneten Ansehen verholfen.

Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!

Rechtsanwalt und Notar Dr. Schulte ließ die letzte Verfügung des Heidebauern Hinrich Lütges sinken und blickte über den Brillenrand hinweg die beiden Haupterben an, welche ihm nun stumm und auch ein wenig fassungslos gegenübersaßen. »Haben Sie noch Fragen zu der testamentarischen Willenserklärung des Verstorbenen, bevor Sie sich zur Annahme des gemeinsamen Erbes entschließen?« fragte er schließlich, und seine Stimme bekam nach einem kurzen Blick auf die Uhr etwas Drängendes. In einer halben Stunde lag der nächste Termin fest, und er sah die Zeit für das ersehnte Nickerchen am Mittag dahinschmelzen wie Schnee in der Sonne. Verstohlen wischte er mit der Hand ein Gähnen fort, als die junge Frau vor ihm vom Stuhl hochfuhr und ihn wieder hellwach werden ließ. »Das darf ganz einfach nicht wahr sein!« rief sie zornbebend, hochrot und gespannt wie eine Feder, die bereit schien, auf ihn zuzuschnellen, wenn er seine Worte nicht sofort korrigierte. »Da rackere ich mich ab, Tag für Tag, und was kommt dabei heraus? Onkel Hinrich vererbt diesem…« Ihr rotblonder Kopf fuhr herum, und ein vernichtender Blick traf den jungen kultivierten Mann an ihrer Seite, »die Hälfte seines Besitzes, ohne daß dieser auch nur das geringste dafür geleistet hätte.« Der gutaussehende Miterbe lächelte. »Tja, verehrte Cousine, Undank ist nun mal der Welt Lohn, und so mancher kühl kalkulierte Traum wird einem schlicht unter den Händen fortgezogen«, bemerkte er mit einem ironischen Unterton und schnippte gelassen ein unsichtbares Stäubchen vom Ärmel seiner eleganten Flanelljacke. »Aber ich habe dich unterbrochen, verehrte Vicky, wie wolltest du mich doch gleich bezeichnen?« Die amüsierten Augen Philipp Wagenbachs blickten zu seiner aufgebrachten Cousine zweiten Grades auf, welche den Eindruck vermittelte, als habe man eine biegsame Gerte in besonders rauhen Loden gekleidet und ihr außerdem seit Wochen Kamm und Make-up entzogen. »Bitte, meine Herrschaften, nur keine Beleidigungen!« fuhr Dr. Schulte nun dazwischen und hob beschwörend die Hände. Wie er diese Erbschaftsgeschichten haßte!
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum19. Juli 2022
ISBN9783740997151
Ich würde gern dein Vater sein: Kinderärztin Dr. Martens Classic 58 – Arztroman

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    Buchvorschau

    Ich würde gern dein Vater sein - Britta Frey

    Kinderärztin Dr. Martens Classic

    – 58 –

    Ich würde gern dein Vater sein

    Britta Frey

    Rechtsanwalt und Notar Dr. Schulte ließ die letzte Verfügung des Heidebauern Hinrich Lütges sinken und blickte über den Brillenrand hinweg die beiden Haupterben an, welche ihm nun stumm und auch ein wenig fassungslos gegenübersaßen.

    »Haben Sie noch Fragen zu der testamentarischen Willenserklärung des Verstorbenen, bevor Sie sich zur Annahme des gemeinsamen Erbes entschließen?« fragte er schließlich, und seine Stimme bekam nach einem kurzen Blick auf die Uhr etwas Drängendes. In einer halben Stunde lag der nächste Termin fest, und er sah die Zeit für das ersehnte Nickerchen am Mittag dahinschmelzen wie Schnee in der Sonne. Verstohlen wischte er mit der Hand ein Gähnen fort, als die junge Frau vor ihm vom Stuhl hochfuhr und ihn wieder hellwach werden ließ.

    »Das darf ganz einfach nicht wahr sein!« rief sie zornbebend, hochrot und gespannt wie eine Feder, die bereit schien, auf ihn zuzuschnellen, wenn er seine Worte nicht sofort korrigierte. »Da rackere ich mich ab, Tag für Tag, und was kommt dabei heraus? Onkel Hinrich vererbt diesem…« Ihr rotblonder Kopf fuhr herum, und ein vernichtender Blick traf den jungen kultivierten Mann an ihrer Seite, »die Hälfte seines Besitzes, ohne daß dieser auch nur das geringste dafür geleistet hätte.«

    Der gutaussehende Miterbe lächelte. »Tja, verehrte Cousine, Undank ist nun mal der Welt Lohn, und so mancher kühl kalkulierte Traum wird einem schlicht unter den Händen fortgezogen«, bemerkte er mit einem ironischen Unterton und schnippte gelassen ein unsichtbares Stäubchen vom Ärmel seiner eleganten Flanelljacke. »Aber ich habe dich unterbrochen, verehrte Vicky, wie wolltest du mich doch gleich bezeichnen?« Die amüsierten Augen Philipp Wagenbachs blickten zu seiner aufgebrachten Cousine zweiten Grades auf, welche den Eindruck vermittelte, als habe man eine biegsame Gerte in besonders rauhen Loden gekleidet und ihr außerdem seit Wochen Kamm und Make-up entzogen.

    »Bitte, meine Herrschaften, nur keine Beleidigungen!« fuhr Dr. Schulte nun dazwischen und hob beschwörend die Hände. Wie er diese Erbschaftsgeschichten haßte! Nie war jemand zufrieden, es war zum Verrücktwerden. Nervös strich er sich das spärliche Haar zurück, als er ungeduldig sagte: »Frau Seidel, so nehmen Sie doch wieder Platz.«

    »Fräulein Seidel!«

    Der Anwalt räusperte sich. »Nun, ich dachte, da Sie ein Kind haben, wäre die Anrede Frau passender«, murmelte er und senkte den Kopf irritiert über das Testament.

    »Ich habe nicht ein Kind, sondern drei!« Viktoria Seidel warf in einer heftigen Pose den grünen Loden über den Stuhl, und ein Hauch von Stall und bodenständiger Natürlichkeit umwehte sie.

    Philipp Wagenbach lachte.

    »Bleib bei der Wahrheit, Vicky, es sind die Kinder deiner Schwester«, sagte er berichtigend und blickte wie zufällig auf ihre Hände mit den schmutzigen Fingernägeln. »Ist das Wasser wieder mal knapp?« fragte er dann eher beiläufig und zog ironisch die dunklen Brauen in die hohe Stirn.

    Viktoria Seidel fuhr zu ihm herum, und der Blick ihrer blauen Augen traf ihn wütend. »Es wird knapp, wenn du künftig auf dem Hof auftauchst«, sagte sie heftig und ließ einen abfälligen Blick über seine gepflegte Erscheinung gleiten. Bei diesem eitlen Pfau mußte jeder Brunnen im Handumdrehen versiegen.

    »Aber – meine Herrschaften!« rief der Anwalt erneut. »So kommen wir doch nicht weiter. Wenn Sie sich nicht zur gemeinsamen Bewirtschaftung der Liegenschaften ihres Onkels entschließen können, ich sagte es schon, so fällt der Besitz an den Staat – so lautet nun einmal die Verfügung des Verstorbenen.«

    Philipp Wagenbach ließ von der Betrachtung seiner Cousine ab und wurde wieder ganz der aufmerksame Geschäftsmann, der um den Wert der Dinge wußte und nicht leichtfertig mit ihnen umging.

    »Und das Anwesen ist wirklich frei von Hypotheken und anderen Verbindlichkeiten?« vergewisserte er sich noch einmal erstaunt, da er diese Tatsache bei dem verwahrlosten Zustand, den zumindest die Gebäude boten, nur schwer glauben konnte. Er hatte als Kaufmann immer den Eindruck gehabt, daß der Besitz des alten Onkels restlos verschuldet sei.

    Dr. Schulte nickte. »Ja – es gibt sogar noch Barmittel, wie ich verlesen habe. Die Summe ist zwar nicht besonders hoch, würde aber zum Beispiel für dringende Reparaturen durchaus reichen.«

    »Gibt es Auflagen, welche den Abriß des alten Gehöftes untersagen?« forschte Philipp Wagenbach nun als nüchterner Rechner, da er keine Lust hatte, künftig sein sauer verdientes Geld in den Erhalt baufälliger ländlicher Gebäude zu stecken. Er wußte nur zu gut, daß sich dann die ganze Erbschaft als mühsam zu tragende Last herausstellen konnte, zumal die Veräußerung von Grund und Boden laut Testament für die nächsten zwanzig Jahre ausdrücklich untersagt wurde. Der alte schlaue Fuchs von Onkel hatte es aufs beste verstanden, auch nach seinem Tode den Besitz fest in der Hand zu behalten.

    Dr. Schulte bewegte verneinend den Kopf. »Diese Auflagen gibt es nicht. Lediglich der weitläufige Landbesitz, der zum größten Teil verpachtet ist, darf nicht angerührt werden.«

    »Dann reißen wir doch den ganzen Klumpatsch ab«, sagte Philipp Wagenbach, da er zu rechnen verstand, und blickte seine Cousine Zustimmung heischend von der Seite an.

    »Abreißen?« Viktoria Seidel glaubte, sich verhört zu haben, und ihr Kopf mit der sprühenden rotblonden Mähne fuhr zu ihm herum. »Sag einmal, spinnst du?« fragte sie nahezu entgeistert in sein gelassenes Gesicht hinein.

    »Frau Seidel, ich muß doch sehr bitten!« Rechtsanwalt Schulte klopfte mit dem Stift ärgerlich auf die Tischplatte. »Ich denke, solche Entscheidungen lassen sich auch weniger emotional lösen.«

    »Das Leben in der Natur macht nun einmal natürlich«, bemerkte Philipp Wagenbach anzüglich und zündete sich gelassen eine Zigarette an.

    Viktoria Seidel preßte die Lippen zusammen. Wie sie diesen blasierten Lackaffen haßte! Wenn er wenigstens seine kultivierte Art nicht so überheblich ausgespielt hätte. Schon als Kind hatte sie ihn nicht ausstehen können und es in späteren Jahren verstanden, ihm bei Familientreffen möglichst ans dem Wege zu gehen. Ärgerlich war nur, daß er als Geschäftsmann erfolgreich war und schon von daher der Verdacht nahe lag, daß der schlaue Onkel ihn ihr deshalb als gleichberechtigten Erben an die Seite gestellt hatte. Eines war klar erkennbar: Philipp sollte der rechnerische Kopf dieses Erbes sein – und sie die praktische Hand.

    »Ich werde einmal alles in deine Hände geben«, hatte der alte Heidebauer mehr als einmal verlauten lassen und auch nichts dagegen gehabt, als sie vor einem Jahr die drei Kinder ihrer Schwester auf den Hof geholt hatte. Marie-Louise, die Mutter der Kinder, reiste in der Welt umher und hatte es bis heute nicht verstanden, den Kindern ein Zuhause zu geben.

    Viktoria seufzte unbewußt, und Dr. Schulte räusperte sich.

    »Brauchen Sie Bedenkzeit, ob Sie sich zur gemeinsamen Annahme des Erbes entschließen?« fragte er und blickte das ungleiche Paar vor seinem Schreibtisch mit jenem drängenden Ausdruck an, der verriet, daß er für heute zum Ende kommen mußte.

    Viktoria Seidel und Philipp Wagenbach sahen einander widerstrebend an. Die Augen der jungen Frau zeigten unverhohlen ihre abgrundtiefe Ablehnung gegenüber diesem Mann, der seinerseits so gelassen wirkte, als wären für ihn die aufziehenden Schwierigkeiten kein Grund, das Erbe abzulehnen.

    »Ich denke, Herr Dr. Schulte«, sagte er da auch schon mit ruhiger Stimme, »meine Cousine und ich werden uns arrangieren. Ich fahre jetzt mit hinaus auf den Hof – und dort werden wir während einer Bestandsaufnahme zu einem hoffentlich vernünftigen Entschluß kommen.«

    Viktoria Seidel biß die Zähne aufeinander. Wie dieser kühle Rechner es bereits jetzt verstand, die Sache in die Hand zu nehmen! Aber – er sollte sich wundern, das beschloß sie. Sie war eine Kämpferin – und sie besaß eine Menge Temperament, was ihm in seiner vornehmen Art ganz sicher nicht gefallen würde. Die Enttäuschung über das schwierige Vermächtnis, in das der Onkel sie eingebunden hatte, würde angesichts der aufziehenden Wolken die Einstimmung zu den Gefechten sein, welche sie auszutragen gewillt war.

    *

    Martina Seidel, kurz Tina gerufen, hockte neben ihren Zwillingsbrüdern Chris und Robby auf dem wackeligen Zaun, der die Gänsewiese vom Schweineauslauf trennte. Sie wartete auf die Rückkehr Tante Viktorias, welche am Morgen zur Testamentseröffnung in die Stadt gefahren war.

    »Und wenn Tante Vicky den Hof nun nicht erbt?« fragte Chris, der mit vollem Namen Christian hieß und der kritische Schwarzseher unter ihnen war, und beugte den Kopf vor, um an seinem Bruder vorbei einen Blick auf seine Schwester Tina zu werfen. Martina war mit ihren acht Jahren die älteste von ihnen, außerdem sehr gescheit und ungeheuer praktisch in allen Lebensfragen.

    Heute aber wartete er vergebens auf die

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