Eine Schicksalsnacht im Schloss: Der kleine Fürst 297 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Welches Geheimnis hütet Amelie? um. hatte. hatte er vernachlässigt. zu machen. gemütlicher so. warm war. Temperaturen gehabt. Nachtfrost gegeben! wunderte das nicht. umsteuerte. er auf, daran zu glauben. war. bevor Sebastian kam. dass ihm etwas fehlte. brauchte er nur selten. hatten sich längst abgewandt. als solchen an. Welches Geheimnis hütet Amelie? immer gleichgültig gewesen.
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Buchvorschau
Eine Schicksalsnacht im Schloss - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 297 –
Eine Schicksalsnacht im Schloss
Welches Geheimnis hütet Amelie?
Viola Maybach
Ferdinand sah sich zufrieden
um. Erst jetzt wurde ihm bewusst,
wie wenig er sich in den letzten
Wochen um seine Wohnung gekümmert
hatte. Da war viel liegen
geblieben, und auch das Saubermachen
hatte er vernachlässigt.
Der Besuch, den er an diesem
Samstagabend erwartete, war daher
ein willkommener Anlass gewesen,
Schluss mit dieser Schlamperei
zu machen. Es war auch viel
gemütlicher so.
Er hatte den kleinen Holzofen
richtig eingeheizt, so dass es schön
warm war. Niemand war ja darauf
gefasst gewesen, dass es noch einmal
so kalt werden würde,
schließlich hatten sie schon vor
Wochen ein paar Tage lang frühlingshafte
Temperaturen gehabt.
Und jetzt das: In einigen Teilen
Deutschlands hatte es wieder
Nachtfrost gegeben! Das Wetter
spielte immer mehr verrückt, ihn
wunderte das nicht. Die Menschheit
würde es schaffen, diesen
schönen Planeten zu zerstören,
wenn sie nicht bald entschieden
umsteuerte. Aber allmählich hörte
er auf, daran zu glauben.
Er begann, den Tisch zu decken,
damit alles für seinen Gast vorbereitet
war. Eigentlich war es noch
viel zu früh, aber er wollte sich
noch eine Weile in seinen bequemen
alten Sessel setzen und lesen,
bevor Sebastian kam. Lesen war
seine Leidenschaft, er konnte Tage
mit einem Buch verbringen, ohne
dass ihm etwas fehlte. Er war gern
allein, die Gesellschaft von Menschen
brauchte er nur selten. Es
gab ja auch nur noch wenige, mit
denen er den Kontakt aufrechterhielt,
die meisten alten Freunde
hatten sich längst abgewandt. Er
war über die Jahre zum Sonderling
geworden – oder man sah ihn
als solchen an. Aber ihm war die
Eine Schicksalsnacht
Welches Geheimnis hütet Amelie?
Roman von Viola Maybach
Meinung anderer über ihn schon
immer gleichgültig gewesen. Auf
Sebastian jedenfalls freute er sich,
sie hatten immer viel Gesprächsstoff,
und von diesen Besuchen
konnte er wochenlang zehren.
Er betrachtete sinnend die hölzerne
Tischplatte, die er selbst bearbeitet
hatte. Dann fiel ihm ein,
dass er sich sogar eine Tischdekoration
ausgedacht hatte. Allein
dieses Wort! Er lachte leise auf, als
er die gepressten bunten Blätter
und getrockneten Eicheln aus
dem Korb holte, in dem er sie aufbewahrt
hatte. Sorgfältig verteilte
er sie in der Tischmitte, stellte
dann Teller und Gläser auf den
Tisch, legte Besteck dazu. Was
noch fehlte, war die dicke Kerze.
Er stellte auch sie dazu und betrachtete
sein Werk. Er fand es
schön.
Er hatte noch eine Flasche Rotwein,
die stellte er ebenfalls auf
den Tisch. Sebastian brachte sicherlich
noch Wein mit, das tat er
immer. Das Essen war soweit vorbereitet,
da gab es nichts mehr zu
tun. Ein Blick auf die Uhr sagte
ihm, dass ihm noch mindestens
zwei Stunden blieben, bis sein Besucher
bei ihm eintreffen würde.
Von draußen erklang ein kurzes
Bellen. Er ging zur Tür und öffnete
sie. »Da bist du ja wieder«, sagte
er und tätschelte seiner jungen
Schäferhündin Luna liebevoll den
Kopf. »Aber mach mir hier jetzt
keine Unordnung, verstanden?
Sebastian kommt nachher, das
habe ich dir ja schon gesagt.
Luna stupste ihn mit der
Schnauze an, ging zu ihrem Platz
in der Nähe des Ofens und machte
es sich dort gemütlich.
Zufrieden ließ sich Ferdinand in
seinen Sessel sinken und griff
nach seinem Buch. Obwohl er so
viel Hausarbeit hatte erledigen
müssen, war es für ihn ein wunderbarer
Tag.
*
»Zum Abendessen sind wir
längst wieder da, Mama!«, sagte
Anna von Kant. »Die Preisverleihung
fängt um vier an, länger als
zwei oder zweieinhalb Stunden
dauert sie auf keinen Fall!«
Die Vierzehnjährige war ein
hübsches Mädchen, sie sah aus
wie eine jüngere Ausgabe ihrer
Mutter, der Baronin Sofia von
Kant. Beide hatten blonde Locken
und porzellanblaue Augen, beide
haderten gelegentlich damit, dass
ihre Gesichter nicht ‚schmal und
edel’ geschnitten waren, wie Anna
es einmal ausgedrückt hatte, sondern
eine eher runde Form hatten.
Wenn man Anna richtig ärgern
wollte, musste man sie nur ‚pausbäckig’
nennen.
Der sechzehnjährige Christian
4
von Sternberg kam seiner Cousine
zu Hilfe. »Ich denke auch, wir
sind rechtzeitig zurück, Tante Sofia
«, sagte er. »Aber wir können ja
die Küche trotzdem vorwarnen,
dass wir vielleicht nicht ganz
pünktlich mit dem Abendessen
beginnen können.«
Das Abendessen war im Sternberger
Schloss eine wichtige Angelegenheit,
war es doch in der
Regel die einzige Gelegenheit im
Verlauf eines Tages, zu der sich
alle Familienmitglieder trafen und
Zeit und Muße hatten, miteinander
zu reden. Während der Woche
standen die Teenager zu spät auf,
um in Ruhe zu frühstücken, sie kamen
fast immer in letzter Minute
in der Schule an, wo sie bis nachmittags
blieben.
Erst beim Abendessen traf sich
die ganze Familie, und dann wurde
über alles geredet, Wichtiges und
Unwichtiges. Es ging fast immer
sehr lebhaft, oft auch lustig zu –
aber es kamen auch Probleme zur
Sprache oder ernsthafte Entscheidungen
wurden gefällt.
Zur Familie gehörten außer Baronin
Sofia und ihrem Mann, Baron
Friedrich, ihre beiden Kinder
Anna und deren älterer Bruder,
der siebzehnjährige Konrad, sowie
beider Cousin, Prinz Christian
von Sternberg. Christians Eltern,
Fürstin Elisabeth und Fürst
Leopold von Sternberg, waren bei
einem Hubschrauberabsturz ums
Leben gekommen. Seitdem war er
Teil der Familie von Kant. Sofia
und Christians Mutter waren
Schwestern gewesen.
Christian war nach dem Tod seiner
Eltern sofort vom Ostflügel,
wo die Fürstenfamilie residiert
hatte, zu den Kants in den Westflügel
gezogen. Ihm war bewusst,
welch großes Glück er gehabt hatte,
dass ihm zu den Eltern nicht
auch noch seine Heimat, nämlich
das Sternberger Schloss, genommen
worden war. Hier war er geboren
worden und aufgewachsen,
gemeinsam mit Anna und Konrad,
die also ohnehin schon wie
Schwester und Bruder für ihn gewesen
waren. Nach dem Tod seiner
Eltern war die Verbindung zu
ihnen und natürlich auch zu ihren
Eltern noch enger geworden. Sofia
und Friedrich betrachteten ihn
längst als ihr drittes Kind.
Wegen dieser glücklichen Fügung
war aus dem jungen Prinzen,
der einmal der nächste Fürst von
Sternberg sein würde, trotz des
schlimmen Schicksalsschlages, der
ihn getroffen hatte, kein am Leben
verzweifelnder Junge geworden.
Außerdem hatte er seinen eigenen
Weg gefunden, die Trauer um seine
Eltern zu verarbeiten: Er besuchte
ihr Grab jeden Tag, ‚sprach’
in Gedanken mit ihnen und hielt
auf diese Weise die Erinnerung an
5
sie wach. So bewältigte er den Verlust
besser als seine Tante Sofia,
die sich vor allem mit dem Tod ihrer
geliebten Schwester noch immer
nur schwer abfinden konnte.
Was ihm ebenfalls half: Er hatte
sich in Stephanie von Hohenbrunn
verliebt, die in Annas Klasse
ging und deren beste Freundin
geworden war. Mit ihr konnte er
über seine Ängste und Zweifel reden
und wusste, was er ihr anvertraute,
bei ihr gut aufgehoben.
Baronin Sofia wandte sich an
Eberhard Hagedorn, den alten
Butler, der schon so lange im
Schloss tätig war, dass sich niemand
vorzustellen vermochte,
wie es eines Tages ohne ihn sein
würde. »Bitte, sagen