Endlich Schwestern: Sophienlust Bestseller 57 – Familienroman
Von Marietta Brem
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Über dieses E-Book
Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Immer wieder fiel Annette Reibers Blick auf ihre kleine Tochter Kerstin, die selbstvergessen auf dem Boden saß und mit ihrer neuen Ankleidepuppe spielte. Zur Feier des Tages hatte die junge Frau nicht widerstehen können. Sie hatte im Spielwarengeschäft die teure Puppe erstanden. »Nähst du ein Kleid für meine Barbie?« bettelte das fünfjährige Mädchen und drückte sein neues Spielzeug an sich. »Bald, Kerstin, nur nicht gerade heute«, vertröstete die Mutter sie. Dann ging sie wieder zu dem Tisch, auf dem der Brief lag, der sie in eine solche Hochstimmung versetzte. Endlich war die Genehmigung erteilt worden, daß sie ein Kind in Pflege nehmen durften, das sie dann später adoptieren konnten. Schon seit fünf Jahren war es der Wunsch der kleinen Familie, noch ein zweites Kind zu haben. Und da es Annette nach Kerstins Geburt versagt war, noch einmal dieses Risiko auf sich zu nehmen, blieb den Reibers gar nichts anderes übrig, als sich auf die lange Liste der adoptionswilligen Ehepaare setzen zu lassen. Die Aussichten waren zwar gering, aber da sich weder Wolfgang Reiber noch seine Frau Annette auf ein bestimmtes Alter des Kindes festlegten, bestand doch eine ganz gute Chance, daß es eines Tages klappen würde. Und heute endlich war der Brief gekommen, dem alle ihre Sehnsüchte galten. Nach mehrmaligen Besuchen der Fürsorgerin stand einer Adoption nichts mehr im Weg. »Ich will aber jetzt das Kleid für meine Barbie. Bitte, Mutti, mach mir das Kleid. Ich will auch ganz lieb sein und dich nicht dabei stören.« Treuherzig schaute Kerstin ihre Mutter an. Annettes Ähnlichkeit mit ihrer Tochter war unverkennbar, und doch hatte Kerstin nicht die ruhige Überlegenheit, die ihre Mutter etwas älter erscheinen ließ, als sie eigentlich war. Mit ihren einunddreißig Jahren spiegelte sich in den blauen Augen bereits der Ernst des Lebens, der an der jungen Frau nicht ganz spurlos vorübergegangen war.
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Buchvorschau
Endlich Schwestern - Marietta Brem
Sophienlust Bestseller
– 57 –
Endlich Schwestern
Liebe überwindet alle Schwierigkeiten
Marietta Brem
Immer wieder fiel Annette Reibers Blick auf ihre kleine Tochter Kerstin, die selbstvergessen auf dem Boden saß und mit ihrer neuen Ankleidepuppe spielte. Zur Feier des Tages hatte die junge Frau nicht widerstehen können. Sie hatte im Spielwarengeschäft die teure Puppe erstanden.
»Nähst du ein Kleid für meine Barbie?« bettelte das fünfjährige Mädchen und drückte sein neues Spielzeug an sich.
»Bald, Kerstin, nur nicht gerade heute«, vertröstete die Mutter sie. Dann ging sie wieder zu dem Tisch, auf dem der Brief lag, der sie in eine solche Hochstimmung versetzte.
Endlich war die Genehmigung erteilt worden, daß sie ein Kind in Pflege nehmen durften, das sie dann später adoptieren konnten. Schon seit fünf Jahren war es der Wunsch der kleinen Familie, noch ein zweites Kind zu haben.
Und da es Annette nach Kerstins Geburt versagt war, noch einmal dieses Risiko auf sich zu nehmen, blieb den Reibers gar nichts anderes übrig, als sich auf die lange Liste der adoptionswilligen Ehepaare setzen zu lassen.
Die Aussichten waren zwar gering, aber da sich weder Wolfgang Reiber noch seine Frau Annette auf ein bestimmtes Alter des Kindes festlegten, bestand doch eine ganz gute Chance, daß es eines Tages klappen würde.
Und heute endlich war der Brief gekommen, dem alle ihre Sehnsüchte galten. Nach mehrmaligen Besuchen der Fürsorgerin stand einer Adoption nichts mehr im Weg.
»Ich will aber jetzt das Kleid für meine Barbie. Bitte, Mutti, mach mir das Kleid. Ich will auch ganz lieb sein und dich nicht dabei stören.«
Treuherzig schaute Kerstin ihre Mutter an. Annettes Ähnlichkeit mit ihrer Tochter war unverkennbar, und doch hatte Kerstin nicht die ruhige Überlegenheit, die ihre Mutter etwas älter erscheinen ließ, als sie eigentlich war. Mit ihren einunddreißig Jahren spiegelte sich in den blauen Augen bereits der Ernst des Lebens, der an der jungen Frau nicht ganz spurlos vorübergegangen war.
Zuerst hatte sie kurz hintereinander ihre geliebten Eltern verloren. Damals trug sie bereits Kerstin unter dem Herzen. Vielleicht waren die Aufregungen schuld, daß die Geburt so schwer wurde. Jedenfalls riet der Gynäkologe damals von einer weiteren Schwangerschaft dringend ab.
»Du träumst schon wieder, Mutti. Oder überlegst du vielleicht, was für ein Kleid du für mein Püppchen nähen sollst?«
»Entschuldige, Kerstin. Ich war tatsächlich mit meinen Gedanken etwas weiter weg. Aber das soll nicht mehr vorkommen, zumindest heute nicht mehr.« Die junge Frau lachte herzlich und strich über den blonden Schopf ihres Kindes.
»So, und jetzt gehen wir in die Küche und bereiten das Abendbrot vor. Es wird schon höchste Zeit.«
Wie immer bestand Kerstin darauf, daß sie es vor dem Fernseher essen durfte. Da sie sich den ganzen Tag schon auf die Sesamstraße freute, konnte Annette den Wunsch ihrer Tochter nicht abschlagen.
Ganz unruhig schaute Annette währenddessen immer wieder auf die Uhr. Wo denn nur Wolfgang so lange blieb? Ausgerechnet heute konnte er nicht pünktlich sein, wo sie doch so etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen hatte.
Schon die ganze Woche versuchte er, sich wenigstens einen Abend freizuhalten, damit er ein bißchen am Familienleben teilnehmen konnte, aber immer wieder war ihm etwas dazwischengekommen.
Es war eben nicht so einfach für einen Rechtsanwalt, der gerade erst seine Praxis eröffnet hatte, und zudem auch noch fremd hier in Maibach war.
Die Reibers lebten erst seit etwa vier Jahren hier, seit Wolfgang Reiber dank einer kleinen Erbschaft eine eigene Praxis hatte eröffnen können. Sie waren eine glückliche Familie, der nur noch ein zweites Kind fehlte.
Und dieser große Wunsch würde jetzt auch bald in Erfüllung gehen.
Ganz in Gedanken versunken strich die junge Frau Butterbrote, dann garnierte sie mit viel Liebe und Geschick die Wurstplatte. Wolfgang sollte alles sauber und appetitlich vorfinden, wenn er heimkam.
»Die Sesamstraße ist aus. Könnten wir nicht noch eine Kassette abspielen? Du hast mir doch Tom und Jerry aufgenommen.« Kerstin legte ihr Köpfchen schief und schaute die Mutter treuherzig an.
Annette schüttelte den Kopf. »Nein, Herzchen, es ist schon halb sieben, allerhöchste Zeit für dich, ins Bettchen zu gehen.
Kerstin zog einen Schmollmund, aber die Mutter ließ sich nicht erweichen und marschierte mit Kerstin an der Hand nach oben.
Im ersten Stock lagen das Elternschlafzimmer, die beiden Kinderzimmer und ein geräumiges, hellblau gekacheltes Bad. Kerstins kleines Reich war mit viel Liebe und Geschmack eingerichtet.
»Singst du mir noch ein Lied vor, Mutti?« bettelte Kerstin. »Dann will ich auch ganz artig meine Zähne putzen.«
»Von mir aus, du kleiner Strolch, dann singe ich dir eben das Lied. Doch dafür wirst du nachher auch gleich einschlafen. Versprochen?«
»Versprochen, Mutti.« Kerstin nickte ernsthaft. Dann lief sie zu dem Waschbecken, putzte sich die Zähne und wusch sich ein bißchen. Allzuviel machte sie nicht, und als ihre Mutter dann zum Fenster hinausschaute, da schlüpfte die Kleine rasch in den Schlafanzug.
»So, fertig. Du kannst schon anfangen mit Singen, Mutti.«
Annette sang mit ihrer klaren Stimme das Lied vom guten Mond, der so stille geht, und noch ehe sie fertig gesungen hatte, war Kerstin bereits eingeschlafen.
Keine Minute zu früh, wie Annette schmunzelnd feststellte, denn sie hörte unten in der Diele Geräusche, die auf die Anwesenheit ihres Mannes schließen ließen. Endlich war Wolfgang da, und sie konnten über das Kind sprechen, das sie nun bald als neues Familienmitglied haben würden.
Sie warf noch einen zärtlichen Blick auf ihr selig schlafendes Kind. Wie ein Engel sah Kerstin aus. Ihre Wangen schimmerten rosa, und die langen dunklen Wimpern lagen ruhig auf der zarten Gesichtshaut.
Vorsichtig öffnete Annette die Tür und lief dann eilig die Treppen hinunter.
»Wolfgang! Endlich bist du da.« Ihre Stimme klang erleichtert. Sie nahm ihm den Mantel ab und hängte ihn an die Garderobe. Dann faßte sie den gutaussehenden Mann bei der Hand und zog ihn mit sich.
»Jetzt setzt du dich erst einmal gemütlich ins Eßzimmer. Ich werde dir dein Abendessen servieren, und dabei müssen wir etwas besprechen. Den ganzen Abend warte ich schon voller Ungeduld auf dich.«
»Was ist denn mit dir los, Annette? So aufgedreht kenne ich dich ja gar nicht. Du… du bist heute irgendwie anders, aber ich kann nicht behaupten, daß du mir so nicht gefällst.«
»Danke, mein Schatz.« Kokett drehte sich die junge Frau im Kreis und versuchte, auch den Mann mitzuziehen. Aber er wehrte sich nun doch.
»Ich bin jetzt wirklich rechtschaffen müde, Herzchen. Aber dafür kann ich dir versprechen, daß ich Samstag und Sonntag frei habe.«
»Nein, so ein Wunder. Der Herr Rechtsanwalt hat sich das Wochenende freihalten können. Da bin ich aber froh«, spöttelte Annette