Sommer, Sonne, Leidenschaft: Familie Dr. Norden 760 – Arztroman
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Die Familie bleibt für Daniel Norden der wichtige Hintergrund, aus dem er Kraft schöpft für seinen verantwortungsvollen Beruf und der ihm immer Halt gibt. So ist es ihm möglich, Nöte, Sorgen und Ängste der Patienten zu erkennen und darauf einfühlsam einzugehen.
Familie Dr. Norden ist der Schlüssel dieser erfolgreichsten Arztserie Deutschlands und Europas.
Die Sommerferien standen vor der Tür und somit auch die Versetzungen und Zeugnisse. Das dämpfte auch bei den Nordens die Stimmung etwas, obgleich sich Fee deshalb keine grauen Haare wachsen ließ. Sie mußten an diesem Tag beim Mittagessen auf die Gesellschaft des Hausherrn verzichten, da Daniel zu einer alten Patientin ins Seniorenheim gefahren war. Es war eine ihm liebgewordene sehr alte Dame, die er schon behandelte, seit er eine eigene Praxis hatte. Es handelte sich um die Baronin Giebingerode, die keine Angehörigen mehr hatte, die meisten von ihnen waren im Krieg umgekommen. Er hatte immer großes Mitgefühl mit der alten Dame gehabt, die ihr Schicksal gottergeben trug und niemals klagte. Seine Kinder hatten an diesem Tag andere Sorgen, Felix wohl die größten. »Mami, darf ich dich mal was fragen?« stotterte Felix. Allein daran merkte Fee schon, daß ihn etwas bedrückte. »Frag nur, so haben wir es doch immer gehalten«, erwiderte sie. »Weißt du eigentlich, was Papi für Zeugnisnoten hatte?« Daher wehte also der Wind! Fee mußte ein Lächeln unterdrücken. »Ich glaube, er war ein guter Schüler, wenn auch nicht überragend gut. Wir waren beide eigentlich nicht ehrgeizig.« Felix atmete schon hörbar auf. »Meinst du, daß es Papi stinkt, wenn ich einen Vierer in Mathe heimbringe?« »Stinken wird es ihm nicht, aber er wird fragen, wie ein Pfennigfuchser wie du zu einer Vier in Mathe kommt.«
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Buchvorschau
Sommer, Sonne, Leidenschaft - Patricia Vandenberg
Familie Dr. Norden
– 760 –
Sommer, Sonne, Leidenschaft
Heißer Kopf und kalte Füße
Patricia Vandenberg
Die Sommerferien standen vor der Tür und somit auch die Versetzungen und Zeugnisse. Das dämpfte auch bei den Nordens die Stimmung etwas, obgleich sich Fee deshalb keine grauen Haare wachsen ließ.
Sie mußten an diesem Tag beim Mittagessen auf die Gesellschaft des Hausherrn verzichten, da Daniel zu einer alten Patientin ins Seniorenheim gefahren war.
Es war eine ihm liebgewordene sehr alte Dame, die er schon behandelte, seit er eine eigene Praxis hatte.
Es handelte sich um die Baronin Giebingerode, die keine Angehörigen mehr hatte, die meisten von ihnen waren im Krieg umgekommen.
Er hatte immer großes Mitgefühl mit der alten Dame gehabt, die ihr Schicksal gottergeben trug und niemals klagte.
Seine Kinder hatten an diesem Tag andere Sorgen, Felix wohl die größten.
»Mami, darf ich dich mal was fragen?« stotterte Felix. Allein daran merkte Fee schon, daß ihn etwas bedrückte.
»Frag nur, so haben wir es doch immer gehalten«, erwiderte sie.
»Weißt du eigentlich, was Papi für Zeugnisnoten hatte?«
Daher wehte also der Wind!
Fee mußte ein Lächeln unterdrücken.
»Ich glaube, er war ein guter Schüler, wenn auch nicht überragend gut. Wir waren beide eigentlich nicht ehrgeizig.«
Felix atmete schon hörbar auf. »Meinst du, daß es Papi stinkt, wenn ich einen Vierer in Mathe heimbringe?«
»Stinken wird es ihm nicht, aber er wird fragen, wie ein Pfennigfuchser wie du zu einer Vier in Mathe kommt.«
»Ich weiß es ja noch nicht, aber ich habe die letzte Arbeit verhauen, das wird eine Rolle spielen.«
»Darüber hast du doch schon genug gejammert, das sollte abgehakt sein. Davon geht die Welt nicht unter.«
»Aber wenn dieser irre Komet auf die Erde fällt, kann alles hin sein, dann fragt keiner mehr nach Zeugnisnoten«, sagte sein Bruder Danny mit größter Gelassenheit. »Man soll jeden Tag genießen, als ob es der letzte sein könnte, das habe ich gerade heute irgendwo gelesen.«
»Du mußt nicht unbedingt vor Urlaubsbeginn mit solchen düsteren Prophezeiungen hausieren gehen«, sagte Fee ungehalten.
»Ist ja auch bloß so ein Gerede. Ich wollte damit nur sagen, daß Felix sich nicht wegen Zeugnisnoten aufregen muß.«
»Du hast gut lachen«, meinte Felix, »du kannst ja alles im Schlaf.«
»So ein Quatsch! Ich werde bestimmt auch ein paar Dreier bekommen, aber was nützen alle trüben Gedanken, die Zeugnisse sind bereits geschrieben.«
Danny liebte es neuerdings, sich sehr betont zu artikulieren, seit er in einer Schulaufführung eine Hauptrolle gehabt hatte. Fee verkniff sich ein Lachen und sah Anneka an.
»Und was sagt unsere Kleine?«
»Die Kleine kommt ohne Probeunterricht aufs Gymnasium«, erklärte sie triumphierend.
»Und das sagst du erst jetzt?«
»Es ist doch besser, wenn gute Nachrichten auf die schlechten folgen, dann freut man sich doppelt.«
So war Anneka schon von kleinauf, sie hatte ihre eigene Philosophie, konnte schweigend beobachten und gab dann plötzlich Kommentare, die alle verblüfften.
»Du wirst bestimmt mal die Schlaueste von uns sein«, sagte Danny anerkennend. »Frauen sind sowieso im Vormarsch.«
Jetzt konnte Fee das Lachen nicht mehr zurückhalten. »Ihr habt heute wieder Sprüche drauf«, brachte sie prustend über die Lippen, und darüber mußten die Zwillinge lachen, die noch intensiv mit ihrem Eis beschäftigt waren.
»Mami redet ulkig«, freuten sie sich. »Ich wollte doch noch was sagen«, meldete sich Felix wieder zu Wort.
Fee verschluckte sich fast, als er sagte:
»Der alte Humbert ist tot.«
Sie starrte ihn an. »Das ist doch nicht wahr. Ich habe gestern noch mit ihm gesprochen. Er sah nicht krank aus.«
»So schnell kann’s gehen«, sagte Danny ernst. »Das sagt Papi auch immer. Der Humbert muß doch schon uralt gewesen sein.«
»Etwa achtzig, aber er war immer noch rüstig und…«, sie hielt inne. »Was wird jetzt mit seiner Frau, ich muß mich gleich darum kümmern.«
»Siehst du, Felix, jetzt rennt Mami gleich wieder los, hättest auch noch ein bißchen warten können mit dieser Nachricht«, sagte Anneka.
»Ich habe nicht gedacht, daß sie sich gleich aufregt«, sagte Felix kleinlaut.
»Mami regt sich nicht auf, sie denkt an die arme Frau Humbert, die ist doch alt und krank«, meinte Danny.
»Das ist schrecklich traurig, wenn sie jetzt allein ist«, sagte Anneka leise. Sie hatte ein weiches Herzchen, und ihr kamen gleich die Tränen.
*
Einsam war auch die Baronin Giebingerode, aber sie war nicht arm. Sie bekam in dem vornehmen Seniorenheim all die Hilfe, die sie brauchte. In persönlichen Angelegenheiten hatte sie nur Vertrauen zu Dr. Norden. Er war in alles eingeweiht, was sie und ihre Vermögensverhältnisse betraf, aber etwas aus ihrer Vergangenheit erfuhr er erst an diesem Tag. Das brachte ihn in einige Bedrängnis.
»Sie wissen, daß mein Anwalt Dr. Grosse gestorben ist. Seinen Nachfolger kenne ich noch nicht so recht«, erklärte sie ihm ohne Umschweife. »Deshalb möchte ich Ihnen etwas anvertrauen, was ich gern noch zu Lebzeiten in Ordnung bringen will. Ich hoffe, daß Sie sozusagen mein Nachlaßverwalter sein werden, falls ich bald sterben sollte.«
»Momentan kann ich Ihnen noch gute Gesundheit bescheinigen, liebe Baronin«, sagte Dr. Norden nachsichtig.
»Ich höre es gern, aber in meinem Alter muß man auf das Ende vorbereitet sein. Ich möchte meinen letzten Atemzug in Frieden mit mir selbst tun. Es geht mir um eine sehr diffizile Angelegenheit. Sie wissen, daß mein einziger Sohn vor fünfundzwanzig Jahren tödlich verunglückt ist. Er war nicht verheiratet, aber viel später habe ich erfahren, daß er ein Verhältnis mit einer Französin hatte. Um es genau zu sagen, das habe ich erst im vorigen Jahr erfahren. Viktors Freund Jean Pierre Cossart ist verstorben, und sein Haushalt wurde aufgelöst. Da wurde auch ein Koffer von Viktor gefunden, den er dort zur Aufbewahrung gegeben hatte, das schrieb mir Jean Pierres Frau Eliette. Warum sie mir den Koffer nicht bereits nach Viktors Tod schickten, konnte sie nicht sagen. Jedenfalls fand ich in dem Koffer Briefe von einer Madeleine Rodier an Viktor. Daraus geht hervor, daß sie ein Kind erwartete und darüber sehr