Das Komplott der Väter: Toni der Hüttenwirt 279 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Pfarrer Heiner Zandler saß nach der Frühmesse mit seiner Haushälterin Helene Träutlein in der Küche des Pfarrhauses. »Noch eine Tasse Kaffee, Herr Pfarrer?«, fragte Träutlein. »Gern, nach der Nacht«, seufzte er. »Erst war der Martin lange da, und dann bin ich am Grübeln gewesen. Amelie ist ein armes und bedauernswertes Madl. Und das hat nichts mit Geld zu tun, Träutlein.« Seine Haushälterin nickte. Sie wusste, wie er es meinte. »Was macht denn unser Schützling?«, fragte Zandler. »Ich habe vorhin leise einen Blick ins Gästezimmer geworfen. Da hat sie noch geschlafen. Ich hoffe, sie schläft sich richtig aus.« »Ja, das hoffe ich auch. Wir gewähren ihr erst einmal Unterschlupf. Das ist unsere Christenpflicht.« »Ich habe das Telefon leiser gestellt und die Haustürklingel ausgeschaltet. Wenn jemand zu Ihnen will, dann kann er klopfen.
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Buchvorschau
Das Komplott der Väter - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 279 –
Das Komplott der Väter
Ole und Toni stellen Kuno eine Falle
Friederike von Buchner
Pfarrer Heiner Zandler saß nach der Frühmesse mit seiner Haushälterin Helene Träutlein in der Küche des Pfarrhauses.
»Noch eine Tasse Kaffee, Herr Pfarrer?«, fragte Träutlein.
»Gern, nach der Nacht«, seufzte er. »Erst war der Martin lange da, und dann bin ich am Grübeln gewesen. Amelie ist ein armes und bedauernswertes Madl. Und das hat nichts mit Geld zu tun, Träutlein.«
Seine Haushälterin nickte. Sie wusste, wie er es meinte.
»Was macht denn unser Schützling?«, fragte Zandler.
»Ich habe vorhin leise einen Blick ins Gästezimmer geworfen. Da hat sie noch geschlafen. Ich hoffe, sie schläft sich richtig aus.«
»Ja, das hoffe ich auch. Wir gewähren ihr erst einmal Unterschlupf. Das ist unsere Christenpflicht.«
»Ich habe das Telefon leiser gestellt und die Haustürklingel ausgeschaltet. Wenn jemand zu Ihnen will, dann kann er klopfen. Ich wollte nicht, dass das Madl geweckt wird.«
»Träutlein, das hast du gut gemacht. Nach dem Nervenzusammenbruch ist Ruhe und Abgeschiedenheit das Beste.«
»Und gutes Essen! Gutes Essen hält Leib und Seel’ zusammen.«
»Ja, das ist richtig, Träutlein. Und kein Wort nach draußen!«
»Herr Pfarrer, was denken Sie! Da könnte ich direkt beleidigt sein«, empörte sich Träutlein.
»Du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe.«
»Gut! Jedenfalls müssen wir sehr vorsichtig sein. Ich besonders, das ist mir schon klar.«
»Wie meinst du das?«, fragte er.
»Nun, wenn ich zum Beispiel Kotelett kaufe, dann kann es sein, dass man sich wundert, wenn ich drei Stück nehme, statt, wie üblich, zwei Stück. Und in der Art gibt es noch viele Sachen, verstehen Sie.«
Zandler überlegte kurz.
»Ach, dann musst du eben ein bisserl flunkern. Ich gebe dir die Absolution im Voraus. Du sagst, du wolltest vorkochen und es einfrieren, weil wir demnächst Besuch aus dem Ordinariat bekommen.«
»Mei, Sie können ganz schön trickreich sein, Herr Pfarrer«, schmunzelte die Haushälterin.
»Wenn es sein muss, um eines meiner in Not geratenen Schäfchen zu schützen, dann sind alle Mittel erlaubt.«
Sie schmunzelten beide.
Klopfen drang durch den Flur.
»Es wird jemand an der Tür sein«, sagte Träutlein. Sie wollte aufstehen und öffnen.
»Lass! Solange Amelie hier ist, öffne ich die Tür. Dann kann ich unliebsame Besucher gleich abwimmeln«, sagte Zandler.
Es klopfte wieder.
Pfarrer Zandler tupfte sich mit der Stoffserviette den Mund ab. Dann ging er zur Tür und öffnete.
Draußen stand Traudel Blattner.
»Grüß Gott, Herr Pfarrer!«, sagte sie und seufzte. »Mei, Sie können sich nicht vorstellen, was ich mitgemacht habe. Ich muss Ihnen alles erzählen. Ich habe die Klingel nicht gehört, als ich auf den Kopf gedrückt habe. Störe ich Sie? Dann komme ich später wieder.«
Traudel hatte tiefe Ringe unter den Augen und sah müde aus.
»Grüß Gott und nur herein, herein! Hier stört niemand und zu keiner Zeit.«
Pfarrer Zandler ging mit ihr in die große Pfarrküche.
»Mei, Traudel, wie siehst du denn aus?«, stieß Helene Träutlein hervor.
Die beiden Frauen kannten sich gut. Traudel war sehr engagiert im Frauentreff, der jede Woche unter der Leitung von Helene Träutlein stattfand.
»Ich sehe aus, als hätte ich die Nacht kein Auge zugemacht. Und so war es auch. Bis weit nach Mitternacht bimmelte fast in Minutenabständen das Telefon. Alle haben Amelie gesucht, zuerst ihre Mutter, dann rief später ihr Vater an, dann nacheinander die zukünftigen Schwiegereltern, die Trauzeugen des Paares, Amelies Großeltern und Pauls Großeltern und das immer und immer wieder.«
Pfarrer Zandler bot Traudel einen Stuhl an. Träutlein schenkte ihr einen großen Becher Kaffee ein.
»Das war sicher die Strafe für meine Lüge«, sagte Traudel seufzend.
»Lüge?«, fragte Pfarrer Zandler.
Traudel Blattner errötete bis zu den Haarspitzen und senkte den Blick. »Ja, ich habe meinem Mann alles erzählt, als er von der Arbeit kam. Er meinte, das Beste sei, so zu tun, als wäre Amelie nicht bei mir gewesen, sonst würde das nur zu unnötigen Fragen führen.«
Traudel trank einen Schluck Kaffee.
»Der ist stark, Helene. Das tut gut«, sagte Traudel. »Danke!« Sie erzählte weiter: »Es war nach einundzwanzig Uhr, als Amelies Mutter das erste Mal anrief. Amelie und ich würden doch nach der Anprobe sicher noch zusammensitzen und über die Hochzeit reden. Und da habe ich gelogen und gesagt, dass das Madl nicht bei mir gewesen sei. Wahrscheinlich hätte sie das Datum verwechselt. Ich bat sie, Amelie auszurichten, dass sie mich für einen neuen Termin anrufen soll.« Traudel seufzte erneut. »Ich hätte besser bei der Wahrheit bleiben sollen.«
»Der Herrgott verzeiht dir, Traudel. Das war eine geschickte Ausrede. Du hast dem Madl damit geholfen. Ich bin mir sicher, Amelies Mutter hätte dich ausgefragt und unter Druck gesetzt, bis du ihnen gesagt hättest, was passiert ist. Das hätte niemandem geholfen und Amelie schon mal gar nicht. Aber erzähle ruhig weiter, Traudel.«
Traudel schüttelte den Kopf
»Aber sie hat mir nicht geglaubt. Amelie müsse bei mir gewesen sein. Sie habe ganz bestimmt gesagt, dass sie zur Anprobe fahre. Dann war sie auch gleich weg. Ihre Mutter macht sich Vorwürfe, dass sie Amelie hatte allein gehen lassen.«
Traudel sah Pfarrer Zandler ernst an.
»Wissen sie, als sie das sagte, ist mir etwas aufgefallen. Amelie war nie allein zu mir gekommen. Immer war ihre Mutter dabei, oft auch ihre Großmutter. Zweimal waren Pauls Mutter und Großmutter dabei. Die beiden Familien waren schon immer eng befreundet. Ihre Höfe liegen nebeneinander. Amelie sagt zu ihrer zukünftigen Schwiegermutter Tante und die Großmutter ist Oma Kirchner. Das macht sie so schon seit ihrer Kindheit. Ich habe mir die ganze Nacht Erinnerungen durch den Kopf gehen lassen. Und wenn ich ehrlich bin, fand ich es im Nachhinein merkwürdig. Erst jetzt fiel es mir auf, als ich mich an die Anproben erinnerte. Amelie hatte immer wenig gesagt. Sie saß da wie eine Puppe. Sie lächelte, während jede der Frauen in den höchsten Tönen von der bevorstehenden Hochzeit sprach. Ich hatte mir nichts dabei gedacht. Doch jetzt beurteile ich es ganz anders.«
Pfarrer Zandler trank einen Schluck Kaffee.
»Ich verstehe es auch erst jetzt richtig. Ich deute es so, dass Amelie schon länger unglücklich war. Als sie dann allein bei dir zur Anprobe ihres Hochzeitskleides gekommen war, brach die Fassade zusammen. Armes, armes Madl!«, sagte Zandler leise. »Aber noch ist nicht aller Tage Abend.«
In Gedanken schwor er sich, der Sache auf den Grund zu gehen. Er würde den beiden nicht den Segen geben, solange er nicht das Gefühl hätte, dass sie beide aus vollem Herzen den Bund der Ehe eingehen wollten. Das Sakrament der Ehe war heilig. Es war Unrecht und eine Sünde, ein Madl an einen Burschen zu binden, wenn ihr Herz nicht für ihn schlug.
Pfarrer Zandler griff über den Tisch und tätschelte kurz Traudels Hand. »Es ist schon gut. Du musst kein schlechtes Gewissen haben. Ich rate dir, dich in den nächsten Tagen ein bisserl zurückzuhalten. Ich nehme an, dass Amelies und Pauls Familie ganz Waldkogel in Aufregung versetzen werden. Aber auch das geht vorbei. Wollten dein Mann und du nicht ein paar Tage verreisen oder habe ich mich verhört? Hast du mir nicht gesagt, dass du dir wünscht, dein Mann würde nach seiner Berentung nicht mehr so viel arbeiten?«
»Oh ja, das habe ich gesagt, Herr Pfarrer. Aber er fährt, von fünf Tagen in der Woche, mindestens drei, oft sogar vier Tage, in seine alte Firma. Er kann nicht ohne Arbeit sein. Wenn er daheim ist, sieht er ganz unglücklich aus. Er sagt zu mir, ›Traudel, du hast deine Schneiderarbeit. Und ich kann auch nicht runterschalten.‹ Irgendwie kann ich es verstehen.«
»Soll ich mit ihm sprechen?«, fragte Pfarrer Zandler.
»Naa, das ist nicht nötig. Ich rede mit den Kindern. Sie werden darauf bestehen, dass wir kommen. Das wird er nicht ablehnen.«
»Gut so! Dann