Mami 1778 – Familienroman: Jonas großer Tag
Von Isabell Rohde
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"Darf ich noch eins von den braunen?" fragte Jonas, streckte dabei aber schon zögernd seine Hand in Richtung Schokoladenkeksen aus. "Die sind richtig lecker, Susi!" Wutsch! war der braune Keks schon in seinem Mund verschwunden. "Klar darfst du", erlaubte Susi im Nachhinein. "Heute ist doch dein großer Tag, mein kleiner Schlingel." Susi Lippert war die Sekretärin von Jonas' Vater, dem Werbeagenten Jürgen Salbach, und saß gewöhnlich eine Etage tiefer im Büro. Salbach, dem das ganze Haus gehörte, hatte sich nach der Trennung von seiner Frau die beiden oberen Stockwerke umgebaut. Als alleinerziehender Vater wollte er seinem Söhnchen immer ganz nah sein. Aber damit waren seine Probleme nicht gelöst, denn keine von Jonas' Kindermädchen hielt es mit dem unduldsamen und meist rücksichtslos überheblichen Vater aus. Unter den Kollegen im Büro schmunzelte man darüber, denn auch hier ließ Salbach die weiblichen Angestellten spüren, daß er im Grunde nur Verachtung für Frauen empfand. Die meisten aber blieben. In der Salbach-Agentur gab es interessante Aufgaben und einen guten Verdienst. Salbach hatte Susi, die vor einem dreiviertel Jahr als Sekretärin bei ihm begonnen hatte, mit seinen Unverschämtheiten verschont. Dafür gab es zwei Gründe. Die hübsche Susi war verheiratet und ließ sich nichts gefallen. Und seitdem sie vor einigen Monaten für ein plötzlich verschwundenes Kindermädchen eingesprungen war und sich dabei hervorragend bewährt hatte, verhielt er sich ihr gegenüber anständig. Susi liebte Kinder.
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Mami 1778 – Familienroman - Isabell Rohde
Mami -1778-
Jonas großer Tag
Jona´s kleine Schwindelei
Roman von Isabell Rohde
»Darf ich noch eins von den braunen?« fragte Jonas, streckte dabei aber schon zögernd seine Hand in Richtung Schokoladenkeksen aus. »Die
sind richtig lecker, Susi!«
Wutsch! war der braune Keks schon in seinem Mund verschwunden.
»Klar darfst du«, erlaubte Susi im Nachhinein.
»Heute ist doch dein großer Tag, mein kleiner Schlingel.«
Susi Lippert war die Sekretärin von Jonas’ Vater, dem Werbeagenten Jürgen
Salbach, und saß gewöhnlich eine Etage tiefer im Büro. Salbach, dem das ganze Haus gehörte, hatte sich nach der Trennung von seiner Frau
die beiden oberen Stockwerke umgebaut. Als alleinerziehender Vater wollte er seinem Söhnchen immer ganz nah sein.
Aber damit waren seine
Probleme nicht gelöst, denn keine von Jonas‘ Kindermädchen hielt es mit dem unduldsamen und meist rücksichtslos überheblichen Vater aus.
Unter den Kollegen im Büro schmunzelte man darüber, denn auch hier ließ Salbach die weiblichen Angestellten spüren, daß er im Grunde nur
Verachtung für Frauen empfand. Die meisten aber blieben. In der Salbach-Agentur gab es interessante Aufgaben und einen guten Verdienst.
Salbach hatte Susi, die vor einem dreiviertel Jahr als Sekretärin bei ihm begonnen hatte, mit seinen Unverschämtheiten verschont. Dafür
gab es zwei Gründe. Die hübsche Susi war verheiratet und ließ sich nichts gefallen. Und seitdem sie vor einigen Monaten für ein plötzlich
verschwundenes Kindermädchen eingesprungen war und sich dabei hervorragend bewährt hatte, verhielt er sich ihr gegenüber anständig.
Susi
liebte Kinder. Aber den kleinen Jonas, der häufig im Büro seines Vaters auftauchte, hatte sie gleich ins Herz geschlossen.
»Ich find‘ es
war überhaupt kein großer Tag«, widersprach der, stützte den linken Ellbogen auf den Tisch und streckte die rechte Hand schon wieder nach
dem nächsten Keks aus. »Die Schule ist groß und die Lehrerin bestimmt ganz streng. Die tut erst nur so nett. Papi sagt, daß tun alle Frauen
immer zuerst. Tja, und meine Mami hat kein Geschenk, nur eine Karte geschickt. Nicht mal Papi ist mitgegangen. Nur du.«
»Er hatte keine
Zeit, darum bin ich ja heute bei dir, Jonas.« Susi zog den Reißverschluß der Tasche zu. »Und wenn du Lust hast, können wir noch in den Park
und irgendwo ein Eis essen.«
Oder war Jonas der Appetit auf Süßes bereits vergangen? Seine Schultüte war schon von seinem Vater bis
obenhin mit allerlei ungesundem Schleckerzeug gefüllt worden, als habe Salbach sein ganzes schlechtes Gewissen hineingestopft.
Wie
erwartet, verzog der Sechsjährige nur das Gesicht. »Park mit Spielplatz ist in Ordnung. Aber Eis? Nee, lieber ’ne Pizza in dem Schuppen an
der Ecke. Weißt du, da warst du doch neulich mit mir. Und da war auch Marisa! Heut hab ich sie wieder gesehen.« Sein so kecker Jungenblick
verlor sich in schwärmerischer Bewunderung.
Das kannte Susi schon.
Diese Marisa war bestimmt eine neue Flamme seines Vaters. Hoffte
Jonas etwa schon wieder, die würde als neue Mami mit in die Wohnung ziehen? Natürlich wünschte er sich einen liebevollen Menschen, auf den
sein kleines Herz endlich wieder fest bauen konnte.
»Marisa?« wiederholte sie und sah Jonas sofort neugierig in die blauen Augen. »Sie
heißt Marisa, die neue Freundin von deinem Papi? Und? Ist sie nett? Benimmt er sich auch gut zu ihr? Oder macht er sie wieder bei jeder
Gelegenheit fertig wie diese… diese…«
»Gerda«, half Jonas ihr mit dem Namen aus. »Aber die war schrecklich schlimm, sagt Papi. Seine neue
ist nicht schlimm, nur faul, verwöhnt und verrückt. Sie heißt aber Isabell.«
»Ich denke Marisa?« Bei dem ständigen Wechsel in Jürgen
Salbachs Privatleben verlor sogar die aufgeweckte Susi mal den Überblick.
Jonas lachte nur, so daß sie sich mal wieder wunderte, woher
dieser kleine Knirps, dem das Schicksal und sein Vater so übel mitspielten, eigentlich den unerschöpflichen Frohsinn hernahm. Dabei liebte
Jonas seinen Papi grenzenlos, wie Kinder es eben tun, die sich nur auf einen einzigen Menschen verlassen können.
»Marisa heißt doch das
Mädchen mit den schwarzen Haaren«, belehrte er sie. »Die ist heute mit mir zur Schule gekommen. Und die war neulich auch Pizza essen, als
du mit mir da warst. Sie hat einen Papi und sogar eine Mami. Stell dir vor, alle beide. Hast du das heute in der Schule denn nicht
gesehen?«
»Nein, tut mir leid.«
Einerseits war sie erleichtert, weil sie nun wußte, was in ihm vorging, andererseits bereute sie es, bei
der Einschulung nicht aufmerksam genug gewesen zu sein. Jonas war immer so bescheiden und dankbar für jede Geste der Freundlichkeit. Wie
hätte er sich gefreut, wenn sie sich ebenso an die kleine Marisa erinnerte wie er!
»Und du meinst, die kleine Marisa ißt heute wieder
Pizza?«
Er nickte eifrig. »Klar. Die hat doch richtige Eltern, die machen so was mit ihr. Wenn wir sie da treffen, geh ich zu ihr.
Bestimmt wird sie dann meine Freundin in der Schule.«
Susi sah zur Uhr. Es war kurz nach fünf. Unten, im Vorzimmer der Werbeagentur, ging
ihr Arbeitstag dem Ende zu. Jonas’ Vater konnte wirklich nicht von ihr erwarten, daß sie sich jetzt noch an den Schreibtisch setzte.
»Ich
werd’ deinen Papi anrufen und fragen, ob er einverstanden ist.« Sie nahm das Telefon auf und tippte die Nummer ihres Chefs ein, um sich
dann gleich mit »Lippert« zu melden und ihren Vorschlag mitzuteilen.
Was sie von Jürgen Salbach zu hören bekam, ließ ihr Gesicht
versteinern. Es hagelte Vorwürfe, weil er gerade in einer Sitzung saß. Die ganze Tirade schloß mit dem Befehl, sofort hinunter ins Büro zu
kommen. Jonas, dem ihr Gesichtsausdruck schon die Freude am Parkspaziergang und der Pizza verdorben hatte, wandte sich mit einem Seufzer ab
und packte seine riesige Schultüte und schüttelte den gesamten Inhalt neben dem Keksteller aus.
»Spiel ich eben allein Kaufladen und
sortier die süßen Sachen«, ergab er sich seufzend in sein Los. »Aber wenn Papi heute abend mit Isabell ausgeht, kommst du doch wieder zu
mir hoch und paßt auf, daß ich richtig schlaf’?«
»Weiß ich noch nicht«, wich sie aus.
Susi Lippert war keine Schönheit im klassischen
Sinn. Aber von ihrem weichen Gesicht mit den grünen Augen ging etwas sehr Sanftes und Mütterliches aus. Wenn sie lachte und sich dabei
durch ihr kurzes hellbraunes Haar fuhr, blitzten diese Augen vor Lebensfreude.
»Ich denk, dein Mann ist noch in Augsburg, dann braucht er
dich heute doch nicht zu Hause. Du hast gesagt, du bist jetzt oft allein.«
»Ja, und das wird auch noch eine Zeit so bleiben.«
Kurz nach
ihrer Heirat vor zwei Jahren hatte Peter Lippert mit seiner kleinen Firma Schiffbruch erlitten und sich mit einem Berg von Schulden
zurechtfinden müssen. Da er sich entschieden hatte, eine neue Berufsbahn einzuschlagen, war Susi schnell bereit gewesen, wieder eine
Stellung anzunehmen. Nun, da Peter sich mühsam auf einen neuen Berufszweig vorbereitete, lagen noch zwei Monate häufiger Trennungen vor
ihnen.
»Und warum geht es denn nicht? War Papi gemein zu dir?«
Für Jonas war es normal, wenn sein Vater sich mit Frauen anlegte. Seitdem
seine Mami vor einiger Zeit einfach nach London gezogen war und dort in einer Bank arbeitete, hörte er sowieso nur Abfälliges über Frauen.
Die waren entweder faul oder machtgierig, eingebildet oder verlogen. Nach einigen Verabredungen mit einer neuen Flamme, nannte sein Papi
die entweder dumme Gans, verrücktes Weib oder unzuverlässige Schlampe. Und wenn Jonas nicht sechs, sondern sechzehn gewesen wäre, hätte er
sich gefragt, war-
um der Papi sich überhaupt noch
um weibliche Gesellschaft bemüh-
te.
»Nein, ich bin ja seine Sekretärin«, erwiderte Susi
müde, aber nicht ohne Stolz. »Bei mir nimmt er sich zusammen.« Wenn sie an das gerade beendete Gespräch dachte, log sie natürlich. Aber
warum sollte sie dem kleinen einsamen Jungen eingestehen, daß sein Vater überall als unbelehrbarer Despot und Frauenhasser galt?
»Hauptsache, wir kommen gut miteinander aus, Jonas.« Sie stand auf und hauchte ihm einen Kuß aufs Haar. »Und eins versprech ich dir: Dein
großer Tag wird nicht vergessen. Wir feiern ihn noch bei Eis und Pizza und was dir noch so einfällt!«
»Die Wasserrutsche im Zoo!« fiel ihm
sofort ein, bevor er sich ans Sortieren seiner Süßigkeiten machte. Sie wollte gerade die Wohnungstür hinter sich zuziehen, da rief er ihr
etwas nach.
»Und ein Foto von meiner Mami!«
»Was?« fragte sie, weil sie ihn nicht verstanden hatte.
»Ein Foto von meiner Mami will ich!«
wiederholte er. »Oder du sollst immer bei mir sein.«
»Das geht doch nicht, Jonas. Ich hab’ einen Mann. Und ich seh Peter schon selten
genug.«
Aber sie nahm sich vor, Salbach schon bald und einfühlsam nach einem Foto seiner geschiedenen Frau Inga zu fragen. Was auch
geschehen war,