Sie dürfen die Braut jetzt küssen
Von Shelley Cooper
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Alle wollen die süße Anna! Doch nur, weil die Kleine sehr reich ist. Als ihr Vormund muss die hübsche Haven das Kind beschützen. Zunächst auch vor dem attraktiven Brady, der behauptet, Annas Vater zu sein. Um das Sorgerecht für Anna nicht zu verlieren, heiratet Haven ihn. Eine Zweckehe? Kaum! Heimlich lieben sie sich bereits heiß …
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Buchvorschau
Sie dürfen die Braut jetzt küssen - Shelley Cooper
IMPRESSUM
Sie dürfen die Braut jetzt küssen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1998 by Shelley Cooper
Originaltitel: „Major Dad"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 176 - 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Brigitte Marliani-Hörnlein
Umschlagsmotive: GettyImages_MarkoNOVKOV
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733756055
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Drei Dinge waren für Brady Ross so sicher wie das Amen in der Kirche.
Erstens: Wenn es sein musste, konnte er ohne Sex leben.
Zweitens: 99,9 Prozent aller Männer – und Frauen – sorgten sich nur um ihr eigenes Glück, und wehe dem, der ihnen dabei im Wege stand.
Drittens: Er war nicht dafür geschaffen, Vater zu sein.
Das Erste hatte er während der drei Jahre, sieben Monate und sieben Tage gelernt, die er in Südamerika als Geisel verbracht hatte. Erst seit drei Wochen befand er sich wieder in Freiheit.
Komisch, an was ein Mann alles dachte, wenn er in eine Zelle gesperrt war, die gerade einen Meter breit und drei Meter lang war, und er nichts anderes hatte als Zeit. Zeit zum Nachdenken. Brady hatte endlose Stunden an Dinge gedacht, die er am meisten vermisste: die Wärme eines Kaminfeuers an einem kalten Winterabend; den Energiekick einer starken Tasse Kaffee am Morgen; den frischen Erdgeruch nach einem Sommerregen. Der Spaß am Sex letztendlich verblasste neben dem höchsten Gut: Freiheit.
Seine Kindheit hatte ihn zahlreiche Lektionen über die wahre Natur des Menschen gelehrt. Sein Vater machte sich noch vor seiner Geburt aus dem Staub. Seine Mutter verließ ihn, als er gerade drei Jahre alt war. So wurde Brady bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr von einem Pflegeheim ins nächste geschickt. Außer in den fünf Jahren, die er als Adoptivsohn bei einem einzigartigen, fürsorglichen Mann verbrachte, blieb ihm menschliche Freundlichkeit fremd. Und auch die Erfahrungen als Erwachsener änderten nichts an Bradys Überzeugung, dass seine Mitmenschen im Grunde egoistische, gleichgültige und unmoralische Kreaturen waren.
Und was seine Eignung als Vater betraf, konnte er sich nur von seinem Instinkt, nicht von Erfahrung leiten lassen. Vater zu sein beinhaltete viele Dinge, vor allem das Vermögen zu lieben. Eine Fähigkeit, die er vor langer Zeit verloren hatte.
„Gefühlskalt hatte ihn die Frau genannt, mit der er vor seiner Geiselhaft zusammen gewesen war. Andere hatten mehr oder weniger dasselbe gesagt. „Du kannst deine Gefühle nicht zeigen.
„Ich weiß nie, was du denkst."
„Dein Herz schlägt schon seit langem nicht mehr, aber dein Verstand hat es noch nicht gemerkt."
Bevorzugter Zeitvertreib der Geiselnehmer war es gewesen, jene unglückseligen Seelen zu quälen, die nicht in der Lage waren, ihre Gefühle zu verbergen. Brady selbst beherrschte diese Kunst so meisterlich, dass es ihm mittlerweile schwer fiel, auch nur zu lächeln.
Nein, er war nicht zum Vater geschaffen.
Das änderte aber nichts an seiner Vaterschaft – auch wenn er erst vor zwei Wochen davon erfahren hatte. Und so stand er an diesem sonnigen Maimorgen wie angewurzelt vor der „Melinda Dolan Kindertagesstätte". Irgendwo in diesem roten Backsteingebäude befand sich seine Tochter, ein Mädchen, das bald drei Jahre alt sein würde. Nun musste er nur noch hineingehen.
Der Zeitpunkt hätte nicht unglücklicher gewählt sein können. Nicht nur, dass er sich erst einmal an eine Welt gewöhnen musste, die sich während seiner Abwesenheit radikal – und nicht zum Besseren – geändert zu haben schien. Er musste auch ein Lebensziel finden. Zwei Aufgaben, die auch ohne Kind schwierig genug waren.
Obwohl die Versuchung groß war, schaffte er es nicht, der Kindertagesstätte den Rücken zu kehren. Dies war die Realität, und er musste sich ihr stellen. Seine Auffassung von Pflicht- und Ehrgefühl erschien den meisten vielleicht lachhaft, für Brady aber bedeutete sie alles. Jahrelang hatte er pflichtbewusst seinem Land gedient, jetzt konnte er sich nicht vor der Verantwortung seinem Kind gegenüber drücken. Egal was geschah, er würde seine Tochter nicht im Stich lassen.
Er straffte die Schultern und ging den ersten Schritt auf die gläserne Haustür zu.
„Ob ich will oder nicht, murmelte er. „Hier bin ich.
Seufzend ließ sich Haven Adams auf ihren Stuhl fallen, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Die Ruhe in ihrem Büro beruhigte ihre Nerven, und sie entspannte sich ein wenig.
„Fünf Minuten, murmelte sie. „Nur fünf Minuten, und dann kann ich wieder …
Ein lautes Klopfen unterbrach ihre Meditation.
Was war denn jetzt schon wieder? Sie hoffte, dass nicht Chad vor der Tür stand, eines der schwierigsten Kinder in ihrer Tagesstätte. Schon zweimal war sie während der vergangenen Stunde in seine Gruppe gerufen worden, und sie war mit ihrer Geduld fast am Ende. Allerdings waren die Probleme mit Chad lächerlich, verglichen mit den anderen, die sie heute Morgen schon lösen musste.
Wieder wurde an die Tür geklopft. Haven holte tief Luft. Sie liebte ihre Arbeit, aber es gab Tage, an denen sie besser im Bett geblieben wäre. Der heutige gehörte dazu.
Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar, setzte ein höfliches Lächeln auf und sagte: „Herein."
Die Tür wurde geöffnet, und ein großer schlanker Mann Anfang dreißig trat herein. Er hatte hellblonde, schulterlange Haare, scharf geschnittene, nordische Gesichtszüge und graue, kalte Augen. Eigentlich hätte sie bei seinem Blick zu einer Eissäule erstarren müssen, doch merkwürdigerweise wurde ihr plötzlich ganz warm.
„Kann ich ihnen helfen?", fragte sie und erhob sich.
„Ich suche Haven Adams." Sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos. Keine Spur von einem Lächeln war zu erkennen.
„Sie steht vor Ihnen", erwiderte Haven.
Als er zu ihr vor den Schreibtisch trat, merkte sie, dass er ein wenig humpelte und trotz seiner breiten Schultern und muskulösen Arme viel zu dünn war, fast dürr. Weiter fiel ihr seine ungewöhnlich blasse Haut auf.
„Ich bin Brady Ross." Er sagte es so, als müsste ihr der Name etwas bedeuten, doch er rief keine Erinnerung wach.
„Bitte nehmen Sie doch Platz." Sie deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
„Ich bin wegen meiner Tochter hier", erklärte er, als sie beide saßen.
Haven war stolz darauf, die Namen aller zweihundert Kinder zu kennen, die ihre Tagesstätte besuchten. Doch ein Mädchen mit Nachnamen Ross war nicht darunter.
„Entschuldigen Sie, aber würden Sie mir bitte den Namen Ihrer Tochter nennen?"
„Dolan. Anna Dolan. Ich glaube, sie befindet sich in Ihrer Obhut", fügte er ruhig hinzu.
Ganz offensichtlich hatte er erwartet, dass seine Erklärung sie aus der Bahn werfen würde. Hätte es wahrscheinlich auch, wenn sie diese Situation nicht schon oft erlebt hätte. Zu oft.
Nicht schon wieder einer, war ihr erster Gedanke. Als Nächstes verspürte sie Enttäuschung. Irgendwie hatte sie etwas Besseres von ihm erwartet.
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. Von allen Krisen des heutigen Morgens würde diese am einfachsten zu meistern sein.
„Sie kommen spät", stellte Haven fest.
Überrascht sah er sie an. „Wie bitte?"
„Die anderen waren schon vor Wochen hier."
Er zog eine Augenbraue hoch. „Die anderen?"
Oh, er war sehr gut, aus ganz anderem Holz geschnitzt als die restlichen Männer. Er zeigte seine Habgier nicht so deutlich, wie die anderen es getan hatten.
„Richtig, erwiderte sie. „Die anderen Väter. Sie standen hier Schlange, nachdem der Artikel in der ‚Post Gazette‘ erschienen war.
Es war ein Bericht über die drei Familien gewesen, die das Stahlgeschäft in Pittsburgh aufgebaut hatten. Besondere Bedeutung war dabei der Familie Dolan zugemessen worden.
Der Journalist hatte gründlich recherchiert und geschrieben, dass Anna Alleinerbin eines großen Vermögens wäre. Außerdem hatte er Haven als Vormund genannt, die Kindertagesstätte erwähnt und enthüllt, dass der Vater des Kindes unbekannt war.
Und genau das bereitete ihr jetzt Probleme. Die Freundschaft mit Annas Mutter hatte sie gelehrt, dass es Menschen gab, die mit allen Mitteln versuchten, an das Geld anderer heranzukommen. Nach dem Artikel hatte sich Haven auf das Schlimmste gefasst gemacht.
Und hatte recht behalten. Die erste Woche nach Erscheinen des Artikels war der Strom falscher Väter nicht abgerissen. In der zweiten Woche floss er spärlicher, in der dritten versiegte er ganz.
So ärgerlich und entmutigend das Erscheinen all dieser Betrüger gewesen war, so war es doch erstaunlich einfach gewesen, sie zu entlarven. Ein paar gezielte Fragen und die Bitte, einen DNA-Test vornehmen zu lassen, hatten genügt, sie zu verjagen.
Gerade, als sie dachte, die Sache wäre ausgestanden, erschien dieser Mann auf der Bildfläche.
Brady Ross lehnte sich zurück. Offensichtlich hatte er es nicht eilig, ihr Büro zu verlassen. Auch schien es ihn nicht zu entmutigen, dass sie ihn so schnell durchschaut hatte. Im Gegenteil, er wirkte eher amüsiert.
„Sie müssen mich aufklären, sagte er. „Ich fürchte, ich habe den Artikel nicht gelesen.
Sie glaubte ihm nicht. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Schließlich war er nicht zu übersehen. Und er war recht informativ. Von Annas Vermögen war die Rede, und dass ihr Vater unbekannt sei."
„Verstehe. Und Sie glauben, dass ich deshalb hier bin."
„Ist es nicht so?", fragte sie herausfordernd.
„Ich bin kein Kind, Miss Adams. Sie müssen nicht in diesem schulmeisterlichen Ton mit mir reden."
Nein, ein Kind war er ganz sicher nicht. Er war überaus männlich. Aufregend männlich. Es ärgerte sie, dass sie sich so zu ihm hingezogen fühlte.
„Wollen Sie etwa behaupten, Sie seien nicht wegen des Geldes hier?"
„Ich bin gekommen, weil Anna Dolan meine Tochter ist. Punkt."
„Haben Sie einen Beweis für Ihre Behauptung?"
Er griff in seine Hemdtasche und zog ein Stück Papier heraus. Nachdem er es aufgefaltet hatte, legte er es auf ihren Schreibtisch.
Es war die Fotokopie eines Briefes. Haven schnappte nach Luft, als sie die vertraute Handschrift erkannte.
Mit zittrigen Händen nahm sie das Blatt Papier und setzte ihre Lesebrille auf. Dann überflog sie die Worte, die Annas Mutter geschrieben hatte:
„Lieber Brady,
ich bin nicht sicher, ob Du Dich an mich erinnerst, aber vielleicht hat der dreizehnte August eine gewisse Bedeutung für Dich. Ich bin die Frau, die Du in jener Nacht kennen gelernt hast. Ich schreibe Dir, um Dir mitzuteilen, dass Du Vater wirst. Nicht weil ich Unterstützung von Dir erwarte, sondern weil ich meine, dass Du ein Recht darauf hast, es zu wissen. Falls Du Anteil am Leben deines Kindes haben möchtest, melde Dich bei mir. Falls nicht, verstehe ich es.
Deine Melinda Dolan."
Haven zitterte am ganzen Körper, als sie zu Ende gelesen hatte, und ihr Herz schlug so laut, dass Brady es sicherlich hören konnte. Ihr erster Gedanke war, ihn hinauszuwerfen, aber damit war das Problem noch lange nicht vom Tisch.
Sie sah sich in dem Raum um, in dem sie so viele angenehme Stunden verbracht hatte, seit sie die „Melinda Dolan Kindertagesstätte" vor zwei Jahren eröffnet hatte. An einer Wand hingen ihre gerahmten Diplome und Zertifikate und einige Zeichnungen der Kinder. An der anderen stand ein Regal mit Büchern über Kindererziehung. Auf ihrem Schreibtisch stapelten sich Papiere. Nichts hatte sich geändert.
Und doch hatte sie das Gefühl, als stände ihre Welt plötzlich auf dem Kopf.
„Glauben Sie mir jetzt, dass ich Annas Vater bin?", hörte sie Brady fragen.
Haven legte ihre Brille und den Brief auf den Schreibtisch. „Zuerst möchte ich das Original sehen", sagte sie.
Er nickte. „In Gegenwart eines Anwalts."
Natürlich, damit sie den Brief nicht zerreißen konnte.
Diese Situation war unglaublich. Sie hatte